Buch-Besprechung von Györög Kurt
Die Rätsel der Pyramide
Der Palast der Rätsel
26.11.2002

von Wolfgang Kramer
Heinrich Hugendubel Verlag
Wer löst die Geheimnisse des unterirdischen Labyrinths !!!

Wie alles begann
Ich arbeite in einem großen, bedeutenden Zeitschriftenverlag und las gerade interessiert einen Bericht in einer Tageszeitung.

Expedition verschollen

Professor Carabosso leitet die Ausgrabungen in der Nähe von el Amarna und entdeckt von Menschen geschaffene antike, unterirdische Räume und Gänge, die sich zu einem einzigartigen, mysteriösen Höhlenlabyrinth entfalten. Er traf alle Vorbereitungen, die nötig waren, um das Höhlensystem wissenschaftlich zu erforschen und nach seinem Sinn und Zweck zu suchen. Am 29.10.1996 stieg er zusammen mit 4 Expeditionsteilnehmern in die unterirdischen Räume und kehrte nicht mehr zurück. Der letzte Teilnehmer des Expeditionsteams holte Hilfe aus Kairo. Mit einem weiteren erfahrenen ägyptischen Archäologen und drei Polizisten wollte er den Vermißten zu Hilfe eilen. Eine Woche nach dem Einstieg von Professor Carabosso stieg der dritte Trupp hinab. Niemand hat mehr etwas von ihnen gehört. Alle 12 Personen, die in den unterirdischen Bau hinabgestiegen sind, gelten bis heute als verschollen. Die gesamte Expedition ist unter mysteriösen Umständen verschwunden, und kein Experte kann dafür eine plausible Erklärung abgeben. Kairo, 7.11.1996


Gerade in diesem Augenblick kam mein Chef auf mich zu.

"Sie lesen genau das Richtige. Ist das nicht eine Bombenstory? Wo ist die Expedition geblieben? Leben die Menschen noch? Was ist da unten passiert? Was ist dieses unterirdische Labyrinth überhaupt? Ist es eine unterirdische Stadt oder ein unterirdischer Palast oder das Grab eines Pharaonen? Müssen alle sterben, die die unterirdische Anlage betreten? Gibt es so etwas, wie den Fluch der Pharaonen? Welches Geheimnis und welche Rätsel gibt es da unten? Ich sag es noch mal - eine Bombenstory. Wir haben deshalb ganz schnell geschaltet. Natürlich nicht ganz uneigennützig. Wir wollen jemand dabeihaben, und wir wollen die Exklusivrechte. Und ich sage Ihnen, alles hat geklappt!"

Mein Chef klatschte in die Hände und rieb sie genüsslich aneinander. Er grinste erfolgsverwöhnt über das ganze Gesicht und schaute mich fragend an. Ich dachte: "Jetzt will er, daß ich ihm zu seinem Erfolg gratuliere", sagte aber nichts. Deshalb fuhr er lachend fort: "Und Sie sind das Glückskind!"
"Was für ein Glückskind?" fragte ich zurück. Mein Chef war in seinem Element, es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er sprach ohne Punkt und Komma: "Mensch, Sie sind doch sonst nicht so begriffsstutzig! Sie reisen mit. Sie sind dabei. Sie nehmen an der Suchexpedition teil. Sie erleben das Abenteuer, und Sie berichten darüber. Für jede unserer Ausgaben erwarte ich einen spannenden, geheimnisvollen Artikel, bei dem man das Abenteuer fünf Kilometer gegen den Wind riecht. Die Haare müssen dem Leser zu Berge stehen, und er muß schon nach der nächsten Ausgabe gieren. Und wenn ich gieren sage, dann meine ich das so! Mensch, so freuen Sie sich doch. Das ist Ihre große Chance, die Wende in Ihrem Journalistenleben. Heraus aus der anonymen Masse, hinein in das Leben, das die Geschichten schreibt, die Millionen lesen wollen. Auf so eine Chance warten Tausende Ihrer Kollegen und Kolleginnen."

Noch ganz von der unerwarteten Reise überrascht, antwortete ich nur mit einem schlichten "Danke" und drückte meinem Chef fest die Hand. Dieser klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und brummte: "Na, nun kommen Sie wieder zu sich. Sie nehmen sich heute frei und bereiten sich auf das Abenteuer vor. Morgen fliegen Sie nach Kairo. Dort treffen Sie im Hotel Splendid die übrigen Teilnehmer der Hilfsexpedition. Übermorgen geht es dann ins Landesinnere, und in zwei Tagen möchte ich schon den ersten Stimmungsbericht haben. Übrigens, hier ist die Teilnehmerliste der Suchexpedition, und hier sind auch Ihre Tickets und Reiseunterlagen."

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Wie es funktioniert:
Es gibt eine Vielzahl an Räumen. Diese sind alle durchnummeriert, wobei es nicht sein muss, das alle Zahlen auch fortlaufend sind oder vorkommen müssen.
Man startet im „Anfangsraum“ mit einem Rätsel und erhält als Lösung eine Zahl oder ein Wort - das wiederum in eine Zahl umgewandelt werden muss - und weis somit in welchem Raum (Kapitel) man weiterlesen muss. Sollte man eine Lösung finden, die eine Zahl ergibt, die es gar nicht gibt, so ist das das sicherste Zeichen das man falsch liegt. Sollte man jedoch Räume mehrmals „betreten“, so muss das nichts bedeuten, denn es gibt auch Räume mit mehreren Aus- bzw. Eingängen. Kritisch wird es dann wiederum wenn man andauernd im Kreis läuft ...

Die Rätsel der Pyramide
So unverhofft und harmlos wie dieser Journalist wird man in diesem Rätselbuch in die Geschichte "hineingezogen" und nicht mehr losgelassen. Und das im wahrsten Sinn des Wortes ...

Schlaflose Nächte, stundenlanges Grübeln und Probieren sind die Folge. Denn die Geschichte und die Rätsel in diesem Buch lassen nicht vorher los, bis man den Ausgang gefunden und die "verschollenen Expeditionsteilnehmer" gefunden und gerettet hat. Dabei begibt man sich in ein fesselndes, spannenden Abenteuer, das besser nicht gemacht sein könnte. Die Spannung baut sich von Raum zu Raum auf, und zieht den Leser in seinen Bann. Anfangs noch einfach zu lösen kommt man mit jedem Raum schwerer vorwärts ...

Auch ist es in diesem Buch nicht ausgeschlossen, das man sich verläuft, und das man in einer Sackgasse endet. Dann heißt es nochmals alles genau überprüfen und testen, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen ...

Alles in allem ein "Spitzen-Rätsel-Buch", das man an Tüftler und Krimiliebhaber eigentlich uneingeschränkt weiterempfehlen könnte, wenn da nicht ein gravierender Nachteil wäre:

Das Buch ist leider ausverkauft, und wird wahrscheinlich auch nicht mehr aufgelegt.


Als kleinen Trost gibt es noch ein anderes Rätselbuch von Wolfgang Kramer, das einstweilen auch noch erhältlich ist:

Der Palast der Rätsel
Die Rätsel der Pyramide
26.11.2002

von Wolfgang Kramer
Heinrich Hugendubel Verlag
Ein Buch zum Nachdenken, Rätseln und Staunen !!!

Wie alles begann
Auf einer Reise gelangen Sie in einen rätselhaften Palast und verirren sich darin. Vergeblich suchen Sie den Weg zurück. In Ihrer Panik geraten Sie immer tiefer in den Palast. Plötzlich stehen Sie in einem Raum einem König gegenüber.

Dieser spricht Sie an: "Ich heiße Euch willkommen in meinem Land und in meinem Palast. Ich habe Euch schon eine geraume Zeit beobachtet und bitte Euch inständig, Euch wieder zu beruhigen. Ihr seid in keiner Gefahr."

Die Stimme des Königs klingt gütig und besänftigend. Dennoch sind Sie vorsichtig und fragen: "Oh, Majestät, entschuldigen Sie vielmals mein Eindringen. Ich habe mich total verirrt und finde nicht mehr aus dem Palast. Hätten Sie die Güte, mir den Weg ins Freie zu zeigen?"

Der König lächelt und antwortet: "Dieser Palast ist ein ganz besonderer Palast, es ist der Palast der Rätsel. Wer in ihn eindringt, muß selbst versuchen, den Weg und den Raum zu finden, der wieder in die Freiheit führt. Wir alle, die wir in diesem Palast leben, dürfen Euch diesen Raum nicht nennen. Ihr müßt Euch selbst bemühen, diesen Raum zu finden. Ich will Euch aber gerne einige Hinweise mit auf den Weg geben."

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Wie es funktioniert:
Es gibt eine Vielzahl an Räumen. Diese sind alle durchnummeriert, wobei es nicht sein muss, das alle Zahlen auch fortlaufend sind oder vorkommen müssen.
Man startet im „Anfangsraum“ mit einem Rätsel und erhält als Lösung eine Zahl oder ein Wort - das wiederum in eine Zahl umgewandelt werden muss - und weis somit in welchem Raum (Kapitel) man weiterlesen muss. Sollte man eine Lösung finden, die eine Zahl ergibt, die es gar nicht gibt, so ist das das sicherste Zeichen das man falsch liegt. Sollte man jedoch Räume mehrmals „betreten“, so muss das nichts bedeuten, denn es gibt auch Räume mit mehreren Aus- bzw. Eingängen. Kritisch wird es dann wiederum wenn man andauernd im Kreis läuft ...

Der Palast der Rätsel
Im Gegensatz zu den Rätseln der Pyramide gibt es hier keine spannende Kriminalgeschichte als Hintergrund und leitenden, roter Faden. Hier gibt es vielmehr eine Aneinanderreihung von vielen Geschichten die zum Nachdenken anregen, die aber nicht minder interessant sind. Ganz in Gegenteil - es ist immer wieder fantastisch auf welche Art und Weise man an gewisse Dinge herangehen und mit "welchen Augen" man diese betrachten kann.

Auch in diesem Palast wird man von den Rätseln und der Geschichte gefangengenommen - und man will mit dem Rätseln nicht aufhören, bis man den "Ausweg", die Lösung bzw. das Ende gefunden hat.

Für beide Bücher gilt weiters auch, das das Rätseln nicht auf eine Person beschränkt ist. Wenn man sich zu zweit (oder mehr) an die "Arbeit" macht, kann man mit beiden Büchern mehrere spannende Abende miteinander verbringen.

Beide Bücher könnten uneingeschränkt weiterempfohlen werden - es ist aber leider nur mehr der "Palast" zu haben - NOCH !!!

Auf diesem Wege nochmals vielen, vielen Dank an Wolfgang Kramer für die vielen spannenden, interessanten - aber auch nachdenklichen Stunden, die er mir (uns) mit seinen beiden Büchern geschenkt hat. Vielleicht gibt es ja noch einmal eine Fortsetzung ...