Spielbesprechung von Györög Kurt
Die Schatzinsel
11.06.2002

von Peter Lewe
SpielSpass
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

"Land in Sicht! Im Morgengrauen ist es soweit: der Ausguck meldet eine Insel. "Das muß sie sein!" ruft der Kapitän und sofort geht das Landungsboot zu Wasser. Am Horizont zeigen sich bereits weitere Schiffe. Welcher Seebär hat den besten Plan?"

... also nichts wie ran an die Insel und schauen wir mal, wer die meisten Schätze findet - vor allem aber die wertvollsten !!!

Spielmaterial:
Das Spiel besteht aus 1 Spielbrett, 4 Piratenschiffen als Sichtsperren, 4 Landungsboote, 9 Schatzkisten, 8 Wachen, 10 Koordinationssteinen, 25 Schatzkartenteilen und 1 Spielanleitung.
Das Spielbrett zeigt eine leere Inselfläche, um die das Meer sichtbar ist. Dieses Meer ist in Felder eingeteilt und dient als Punkteleiste für das Spiel. Außerdem gibt es auf zwei Seiten der Inselfläche Löcher für die Koordinatensteine.

Spielziel:
Durch das geschickte Einsetzen von Schatzkartenteilen, durch das Heben und Bewachen von Schätzen versucht man möglichst viele Punkte zu erarbeiten.

Spielablauf:
Nachdem das Spielbrett in die Mitte des Tisches gelegt wurde, erhalten alle Spieler eine Sichtsperre in Form eines Piratenschiffes. Weiters werden nach Anzahl der Spieler Schatzkisten und Wächter verteilt.
Die Schatzkartenteile werden gemischt, und jeder Spieler erhält noch eine bestimmte Anzahl von Schatzkartenteilen und ein Landungsboot. Alle Teile werden hinter der Sichtsperre vor den Mitspielern geheim gehalten.
Das Landungsboot kommt auf das Startfeld der Punkteleiste.

Ein verdeckter Schatzkartenteil wird nun noch auf ein beliebiges Feld der leeren Schatzinsel offen am Spielplan ausgelegt.
Auf jedem Schatzkartenteil sind Koordinaten angegeben - und entsprechend dieser werden nun die Koordinatenscheine in die vorgesehenen Löcher am Spielplan gelegt.
Die restlichen Schatzkartenteile werden offen neben den Spielplan gelegt, sowie eine bestimmte Anzahl von "freien" Wächtern.

Der bärtigste Spieler beginnt. (Was zur Folge hat, das meine Freundin noch nie beginne durfte ;-))

Es kann jetzt nach der
John Silver's oder Jim Hawkin's Regel
gespielt werden.

Die John Silver's Regel besagt, das jeder Spieler - wenn er dran ist - EINE der folgenden Möglichkeiten ausführen MUSS:
  • einen offenen Schatzkatenteil nehmen ODER
  • eine "freie" Wache nehmen ODER
  • Schatzkartenteile ausspielen ODER
  • Schätze heben ODER
  • Wachen bei Schätzen aufstellen.

Punkte gibt es nun beim Legen der Schatzkartenteile und Schatzkisten, sowie beim Setzen von Wächtern.

Schatzkartenteile müssen auf das, durch die aufgedruckten Koordinaten angegebene Schatzinselfeld gelegt werden. Das erste Teil darf auf jedes beliebige Feld gelegt werden. Will man mehrere Teile anlegen, muss jedes folgende Schatzkartenteil, an das vorher gelegte Teil senkrecht oder waagrecht angelegt werden.
Ist dies nicht möglich, dürfen keine weiteren Schatzkartenteile mehr angelegt werden.

Punkte gibt es für Teile, die an keine anderen Teile angrenzen (senkrecht oder waagrecht) so viele, wie sich direkt angrenzend (senkrecht und waagrecht) Leerfelder gibt.
Liegt das Schatzkartenteil aber an einem anderen Teil (senkrecht oder waagrecht) an, so gibt es so viele Punkte, wie direkt Schatzkartenteile (senkrecht und waagrecht) anliegen - das soeben gelegte Teil wird ebenfalls mitgezählt.

Schatzkisten dürfen auf Schatzkartenteile gelegt werden, auf denen ein rotes Kreuz aufgedruckt ist. Auf jedes Feld jedoch nur eine Schatzkiste.
Jede Schatzkiste erzielt so viele Punkte, wie sich zum Zeitpunkt des Setzens Schatzkisten auf dem Spielplan befinden. Also für die 1. Kiste einen Punkte, für die 2. Kiste zwei Punkte, usw.

Wächter dürfen nur zu bereits auf dem Spielbrett befindlichen Schatzkisten gesetzt werden.
Sie bringen so viele Punkte, wie sich zum Zeitpunkt des Setzens Schatzkisten und Wächter auf dem Spielplan befinden.

Je nach Anzahl der "erbeuteten" Punkte wird das Landungsboot auf der Punkteleiste noch vorne bewegt.

Spielende:
Wenn ein Spieler an die Reihe kommt und hinter seinem Sichtschirm keine Schatzkartenteile, Schatzkisten und Wächter mehr hat - und auch keine Schatzkartenteile und Wächter neben dem Spielplan liegen - ist das Spiel sofort zu ende.
Der Spieler, dessen Landungsboot am weitesten vorne ist hat gewonnen.

Bei der Jim Hawkin's Regel wird gleich wie bei der John Silver's Regel gespielt, nur
  • werden immer so viele "freie" Wächter neben dem Spielplan aufgestellt, wie Spieler teilnehmen - und
  • jeder Spieler darf, wenn er dran ist, ALLE angegebenen Möglichkeiten in beliebiger Reihenfolge ausführen.

Fazit:
Die Schatzinsel ist ein nettes Spiel. Die Spieleranzahl ist von 2 bis 4 Spielern angegeben, wobei sich bei uns im Spiel zu zweit - weder nach der John Silver's Regel, noch nach der Jim Hawkin's Regel rechter Spielspaß einstellen wollte. Das Spiel war immer "einfach aus" und wir waren immer ziemlich ratlos ob wir jetzt gespielt haben - oder gespielt wurden.
Wir haben es dann auch in beiden Varianten mit verdeckten Schatzkartenteilen neben dem Spielbrett probiert, was das Spiel zwar etwas "aufgebessert" bzw. "interessanter gemacht" hat - aber "lustig" bzw. "recht interessant" war und wurde es trotzdem nicht.

Ab 3 Spielern fing das Spiel dann aber doch Spaß zu machen an - und wurde sogar richtig interessant.
Der Grund dafür war unter anderem dann auch, das nicht mehr alle Schatzkisten gelegt werden konnten und man nicht immer im voraus wusste wer noch wie viel Schatzkisten und Wächter besitzt. Beim Spiel zu zweit wusste man ja sogar auch immer welche Schatzkartenteile mit welchen Koordinaten beim Mitspieler hinter der Sichtsperre liegen.

Das Spielmaterial selbst ist zwar durchgehend aus Holz gemacht, aber doch recht einfach gehalten. Die Wächter werden durch einfache schwarze "Pöppel" dargestellt. Dies hat zwar in keinerlei Hinsicht Auswirkung auf Spielablauf bzw. Spielspaß - man ist heute aber doch "Anderes" gewohnt - oder besser gesagt durch "Anderes" verwöhnt.
So bekommt das ganze Spiel den "Touch" eines Kinderspieles, dem man eigentlich nicht allzu viel zutraut. Dazu trägt dann auch noch die Illustration bei, die zwar sicher "liebevoll gemacht" ist, aber eher "kindlich" ausgefallen ist - und im ersten Augenblick eben auf ein "Kinderspiel" tippen lässt.

Und da war schon mal beim Spielmaterial sind: Die Koordinatensteine vermitteln zwar den Anschein, das es sich um einen variablen Spielbrettaufbau handelt. Es ist jedoch absolut egal, wo das erste "Startplättchen" hingelegt wird - der Aufbau der "Schatzinsel" ist im Endeffekt ja doch immer gleich - wenn auch um ein paar Reihen oder Spalten verschoben. Das sich dadurch etwas "Anderes" ergeben soll, ist uns auch nach - nun doch schon einigen Runden - nie aufgefallen.

Die Spielregel ist einfach aufgebaut und leicht verständlich. Trotz der Kürze hat man noch Platz für viele Beispiele gefunden. Die zwei Varianten sind meiner Meinung nach jedoch überflüssig - wenn man nämlich "Die Schatzinsel" als ein interessantes Spiel mit Spaß und Spannung spielen möchte, gibt es dafür nur die Jim Hawkin's Regel mit mindestens 3 Spielern.

Dann jedoch kann "Die Schatzinsel" sicher mit einigen anderen Taktikspielen messen ...

Vielen Dank an SPIELSPASS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars