Spielbesprechung von Györög Kurt
Tabula Rasa
05.11.2002

von Reiner Knizia
SpielSpass
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

"Nutzen Sie die Stärken Ihrer Ritter! Spielen Sie reihum eine Karte, und erobern Sie damit wertvolle Ländereien. Wo Sie Ihre Herrschaft nicht durchsetzen können, sollten Sie zumindest ein paar Schätze erbeuten. Am Ende gehört dem mächtigsten Spieler der Sieg."

... stellen wir uns der Herausforderung !!!

Spielmaterial:
50 Ritterkarten (in 5 unterschiedlichen Farben, mit den Zahlen 1 bis 5), 21 Spielkärtchen (10 Ländereien, 10 Schätze, 1 Burg), 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Die Mehrheit bei den einzelnen Ländereien erlangen, und damit die meisten Punkte.

Spielablauf:
Die Ritterkarten werden gemischt. 2 Karten werden ungesehen verdeckt beiseite gelegt - danach erhält jeder Spieler 8 Karten. Der Rest kommt als Nachziehstapel in die Mitte des Tisches.
Die 5 Ländereien mit den braunen Wappen (Wert 1 bis 5) kommen aufsteigend nebeneinander auf eine Seite des Nachziehstapels, die 5 farbigen Ländereien (Wert 5) auf die andere Seite.
Unter jede Länderei kommt ein Schatzkärtchen - die Burg wird bereitgelegt.

Wer an der Reihe ist geht wie folgt vor:
1. Er legt eine Karte aus der Hand an eine der 10 Ländereien an. Dabei ist zu beachten, das der "Ritter" immer zu einer passenden Zahl oder passenden Farbe angelegt werden muss. Liegen dort schon Karten, werden diese überlappend angelegt, sodass immer sichtbar ist, wie viele Karten mit welchem Wert schon anliegen.
2. Wenn noch Karten vorhanden sind, wird eine Karte vom Nachziehstapel gezogen.

Spielende:
Das Spiel ist aus, wenn der Nachziehstapel aufgebraucht und alle Handkarten gelegt sind.

Nun wird - beginnend bei der "1" der braunen Ländereikarten - gewertet:
1. Der Spieler mit den meisten "Ritterpunkten" gewinnt die Ländereikarte - und somit die aufgedruckten Punkte.
2. Der Spieler mit den zweitmeisten "Ritterpunkten" erhält die darrunterliegende Schatzkarte.
3. Gibt es genau zwei Punktestärkste, so erhalten beide eine Schatzkarte. Auf jeder Ländereikarte ist auf der Rückseite für diesen Fall ebenfalls ein Schatz aufgedruckt. Gibt mehr als zwei Punktestärkste, so gibt es keine Punkte.
4. Wer als erster 2 braune Ländereikarten sein eigen nett, bekommt die Burg als Bonus - uns somit 5 Punkte.

Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen.

Fazit:
Tabula Rasa ist ein Kartenlege- und Mehrheitenspiel, das mit wenigen und einfachen Spielregeln auskommt. Das hat einerseits den Vorteil, das man sofort mit dem Spiel loslegen kann, anderseits eignet sich Tabula Rasa damit auch für die ganze Familie. Auch jüngere Spieler können sich hier schon am "Machtkampf" beteiligen.

Die Spielregel ist schlicht und einfach gehalten, lässt aber keine Fragen offen.

Die Spielkärtchen und -karten sind nett illustriert und passen gut zum Thema. Einzig die Spielschachtel ist etwas "unglücklich" ausgefallen. Einerseits ist sie zu groß: das Spielmaterial hätte auch in einer halb so großen Schachtel Platz gefunden, andererseits ist die Schachtel mit dem "Einsatz" zu klein: alle Teile können in der vorgesehenen Einbuchtung des Einsatzes nicht untergebracht werden. (Somit hätte man auf den "Einsatz" überhaupt verzichten können.)

Das Spiel selbst ist interessant, wenn auch glücksbetont. Es gibt die Möglichkeit zu bluffen und zu taktieren, abzuwarten oder schnell "die Fronten" zu klären, aber wenn einem das Kartenglück ganz und gar verlassen hat, dann geht aber - unter Umständen - auch gar nichts.
Mit einer Spielzeit von schnellen 15 bis 20 Minuten, kann dieses Manko mit einer - hoffentlich danach glücklicher laufenden Revanche - wieder ausgeglichen werden.

Das Spiel ist zwar für 2 bis 4 Spieler ausgelegt - und spielbar, bei uns kam es aber fast ausschließlich als schnelles Zweierspiel für zwischendurch auf den Tisch.
Beim Spiel mit 3 oder 4 Spielern sollte man außerdem darauf achten, das man einen Tisch zur Verfügung hat, der auch groß genug ist.

Zum Schluss möchte ich noch auf den Namen "Tabula Rasa" zurückkommen. Ich war natürlich neugierig, wie ein "Ritterspiel" zu so einem Namen kommt. In den weiten Welten des Internet wurde ich fündig:

Tabula rasa
1. Philosophie [lateinisch, "unbeschriebene Wachstafel"]
Vorstellung vom Zustand der Seele, die bei der Geburt unberührt ist und in die später wie in eine Wachstafel die Eindrücke und Erkenntnisse der Außenwelt "eingetragen" werden.

2. Tabula rasa machen, reinen Tisch schaffen.
Um Wachstafeln von neuem beschreiben zu können, wurden die alten Notizen durch Glätten ausgelöscht.
tabula rasa (lat. geglättete Tafel) steht daher im übertragenen Sinne für die gründliche Beseitigung von Altem zugunsten des Neuen.

Und wenn man die 2. Erklärung hernimmt, dann passt der Titel auch zum Spiel ...

Vielen Dank an SPIELSPASS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Tabula Rasa" bei spielenet.de