Spielbesprechung von Györög Kurt
Wildlife
21.08.2002

von Wolfgang Kramer
CLEMENTONI
für 2 - 6 Spieler
ab 10 Jahren

"Das Rad der Geschichte wird um etwa 2,5 Millionen Jahre zurückgedreht. Die ersten Menschen kämpfen mit Mammuts, Krokodilen, Adlern und Schlangen um das Überleben und um die Vorherrschaft auf der Erde. Welches Lebewesen wird sich am besten behaupten, die größte Herde bilden und die erfolgreichste Lebensstrategie entwickeln? Ist es der Mensch oder ein anderes Lebewesen, das sich in der Wildnis die besten Voraussetzungen für die Zukunft schafft?"

... auf in den Kampf - der Stärkste wird überleben - und das Spiel gewinnen !!!

Spielmaterial:
In der Schachtel befinden sich 1 Spielplan, 6 Erfolgssteine, 6 Lebewesentafeln, 180 Lebewesen (30 von jeder Sorte), 72 Anpassungskärtchen, 15 Fähigkeitskarten, 1 Wertungsstein, 11 Gebietssteine, 4 Kurzspielregeln, 48 Nahrungschips, 110 Wildlifekarten und eine umfangreiche Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende die meisten Erfolgspunkte zu besitzen.

Spielablauf:
Der Spielplan wird aus- und das Spielmaterial bereitgelegt. Jedem Spieler wird verdeckt eine Lebewesentafel zugeteilt. Diese zeigt ihm welches Lebewesen er in diesem Spiel verkörpert, und welche Fähigkeiten er am Anfang besitzt. Außerdem erhält er seine Lebewesenkärtchen, Nahrungschips und 10 Wildlifekarten, sowie eine Kurzspielregel.
Startspieler ist der Spieler mit dem ältesten Lebewesen.

Zuerst wird nun die "Ausgangssituation" hergestellt:
Die Mitspieler legen hier abwechselnd eine bestimmte Anzahl ihrer Lebewesen in Gebiete auf dem Spielplan, wobei zu beachten ist, das man für das jeweilige Gebiet die Befähigung "Wandern", "Expandieren" bzw. "Attackieren" haben muss. Außerdem dürfen in kleine Gebiete maximal 2, in große Gebiete maximal 4 Lebewesen gelegt werden.

Danach beginnt das eigentliche Spiel:
Dabei zeigt die Lebewesentafel an, welche Aktionen der Spieler mit seinem Lebewesen in den 6 verschiedenen Gebieten durchführen darf, bzw. für welches Gebiet er keine Befähigung hat:

Wandern: darf man in Gebieten mit der Befähigung "Wandern", "Expandieren" oder "Attackieren".
Dabei darf man ein eigenes Lebewesen um 1 Feld bewegen - waagrecht oder senkrecht. Benachbarte eigene Lebewesen dürfen dabei übersprungen werden.

Expandieren: darf man in Gebieten mit der Befähigung "Expandieren" oder "Attackieren".
Hier wird von außen ein eigenes Lebewesen auf ein Feld in diesem Gebiet gelegt.

Attackieren: darf man nur in Gebieten mit der Befähigung "Attackieren".
Sind in einem Gebiet alle Felder besetzt, darf ein fremdes Lebewesen durch ein eigenes Lebewesen ersetzt werden. Das fremde Lebewesen ist ganz aus dem Spiel.

Wer am Zug ist, spielt 3 Karten aus und hat folgende Aktionen in beliebiger Reihenfolge zur Verfügung:

1. Aktionen aufgrund der Wildlifekarten
2. Wandern
3. Aktionen aufgrund der Fähigkeitskarten
4. Nahrungspunkte tauschen
5. Wildlifekarten nachziehen


1. Aktionen aufgrund der Wildlifekarten
Mit jeder Karte kann eine Aktion ausgeführt werden, wobei eine der 3 Aktionen (Karte) an die Mitspieler verkauft werden muss:
  • zeigt die Karte ein Gelände, so darf eine Aktion gemäß den Befähigungen laut Lebewesentafel durchgeführt werden.
  • zeigt die Karte ein Rad, so hat man das Recht ein Anpassungskärtchen zu kaufen. Dadurch kann man entweder für ein Gebiet, indem man keine Befähigung hat, die Befähigung "Wandern" kaufen, oder eine bestehende Befähigung weiterentwickeln: Wandern wird zu Expandieren, Expandieren zu Attackieren.
  • zeigt die Karte einen Pfeil, so darf man eine Fähigkeitskarte erwerben. Dadurch kann man spezielle Fähigkeiten erhalten, wie z.B. die Möglichkeit eine zusätzliche Karte auszuspielen, oder einmal pro Runde auf der Erfolgsskala weiterzurücken, usw.
  • zeigt die Karte einen Blitz, so entspricht dies einer Jokerkarte, die man für jede Aktion einsetzen kann.
  • steht auf der Karte ein Text, so wird dieser sofort ausgeführt.

Beim Verkauf der "dritten Karte", wird diese Karte den Mitspielern angeboten. Geboten wird mit den Nahrungschips, wobei das Mindestgebot bei 3 Chips liegt. Wird die Karte nicht ersteigert, entfällt die Aktion und die Karte wird einfach abgelegt.
Wird die Karte jedoch von einem Mitspieler ersteigert, so darf dieser die "ersteigerte Aktion" sofort ausführen - oder auch verfallen lassen.

2. Wandern
Der Spieler darf, zusätzlich mit einem seiner Lebewesen wandern.

3. Aktionen aufgrund der Fähigkeitskarten
Es dürfen die erworbenen "Fähigkeiten" eingesetzt werden.

4. Nahrungspunkte tauschen
Bei der Versteigerung einer Wildlifekarte wird mit Nahrungschips geboten. Sollte ein Mitspieler zuwenig Chips besitzen, um zahlen zu können, so kann er für je 3 fehlende Nahrungschips auf der Erfolgsskala einen Schritt nach hinten ziehen. Dies gilt nur für das Bezahlen eines Gebotes bei der Versteigerung !!!
Ebenso kann man sich aber auch Erfolgspunkte kaufen - für je 3 Nahrungschips kann man einen Punkt auf der Erfolgsskala nach vorne rücken.

5. Wildlifekarten nachziehen
Jetzt werden die Handkarten wieder auf 10 Karten ergänzt, und der nächste Spieler ist an der Reihe.

Zu Wertungen, und somit zur Vergabe von Punkten kommt es in folgenden Fällen:

1. Kleine Wertung (alle Felder eines Gebietes sind belegt):
Der Spieler, der das letzte Feld belegt erhält 3 - 5 Erfolgspunkte, und rückt seinen Erfolgsstein dementsprechend auf der Erfolgsskala nach vorne. Die Anzahl wird vom Gebietsstein, der von der Gebietsskala genommen wird, angegeben.

2. Große Wertung:
Immer wenn ein Gebietsstein von einem "lila" Feld der Gebietsskala genommen wird, kommt es nach der kleinen auch zu einer großen Wertung. Punkte gibt es:
  • für die Mehrheit in den einzelnen Gebieten,
  • für die größten Tierherden,
  • für die meisten Anpassungskärtchen,
  • für die meisten Fähigkeitskarten,
  • sowie für die meisten Nahrungschips.

Spielende:
Das Spiel endet, wenn entweder der letzte (11.) Gebietsstein bzw. wenn das letzte Lebewesen eines Spielers gesetzt wurde.

Es findet noch eine abschließende "große Wertung" statt, und der Spieler, dessen Erfolgsstein auf der Erfolgsskala am weitesten vorne steht hat gewonnen.

Fazit:
Wildlife ist ein umfangreiches, vielseitiges und taktisches Spiel, mit dem man lange seinen Spaß haben kann, wenn man gerne tüftelt, und auch viel Zeit für ein gutes Spiel mitbringt.

Die erste Hürde, die man dazu überwinden muss ist die Spielanleitung:
Diese besteht aus einem "Heft" mit 15 Seiten Spielerklärung. Zur Abschwächung muss aber auch gleich sagen, das viele ausführliche Beispiele und Bilder enthalten sind, und somit alle Fragen damit abgeklärt werden. Hier ein Lob an die "Regelschreiber".
Wenn man die Spielanleitung dann durch hat, merkt man recht schnell, das das Spiel an und für sich nicht allzu schwer ist, und sich nach einigen Runden leicht spielen lässt. Dabei helfen dann auch die beiliegenden Kurzanleitungen. Langwierig bzw. aufwendig ist nur die "große Wertung".

Der Grund dafür liegt aber wieder in einem "positiven" Punkt des Spieles: Es gibt einfach sehr viele Möglichkeiten zu Punkten zu kommen. Dadurch können natürlich auch sehr viele Strategien gespielt und ausprobiert werden, welche damit auch den Wiederspielreiz des Spieles und den Spielspass stark erhöhen. Dies führt natürlich dann auch wieder dazu, das man sehr aufpassen muss, um nicht die Übersicht zu verlieren, wer gerade wo am "punkten" ist.
Aufgrund dieser Vielfalt ist dann aber auch mal möglich, während des Spieles die Taktik zu ändern, wenn man sieht, das man in einem Bereich das "nachsehen" hat und dort nicht zu Punkten kommt.

Die zweite Hürde besteht dann in der Spieldauer:
Die angegebene Zeit von 60 Minuten wird man wahrscheinlich nur im Spiel zu zweit einhalten können. Ansonsten muss man schon mit etwas mehr als 2 Stunden Spielzeit rechnen, die dafür aber meist interessant und kurzweilig sind. Das diese Zeit nicht zu lange bzw. langweilig wird, dafür sorgt die "Versteigerung" der dritten Karte. Jeder ist somit immer ins Spiel eingebunden, und kann mit einer ersteigerten Karte auch zwischendurch an die Reihe kommen und Aktionen ausführen.
Hier sei auch erwähnt, das das Spiel zu zweit durch Sonderregeln etwas abgeändert wird, und zwar lustig und interessant ist, aber das Spiel in der Besetzung mit 3 und 4 Spielern doch interessanter und besser ist. Mit mehr Spieler wird es dann langwierig.

Das Spielmaterial selbst ist gut gestaltet und reichlich vorhanden. Die Grafiken sind gut gelungen, und auch manches Wissenswertes wird an die Spieler weitervermittelt. Probleme gibt es nur, wenn beide "grünen" Farben im Spiel sind. Selbst bei ausreichend guter Beleuchtung ist das "helle" vom "dunklen" Grün sehr schwer zu unterscheiden.
Die Lebewesentafeln sind zwar zweckmäßig, aber doch etwas klein ausgefallen. Und so ist es schwer zu erkennen, welche Befähigungen die Mitspieler schon erreicht bzw. entwickelt haben. Da dies aber spielentscheidend ist, hilft hier nachfragen. Dies erhöht zwar wiederum die Interaktion im Spiel, ist aber sicher so nicht gewollt bzw. gewünscht.
Die Spielkarten selbst sind etwas dünn und glatt ausgefallen und sehen auf den ersten Blick aus, als ob sie sich recht schnell abnützen und verbrauchen würden. Dem ist aber nicht so, wie wir nach nun doch einigen Spielrunden feststellen konnten. Bis jetzt - wider erwarten - keine Abnützungserscheinungen.
Auch der Spielplan ist gut und übersichtlich gelungen. Er besitzt neben einer Punkteleiste auch noch eine Gebiets- und Wertungsskala. Letztere ist dann sehr hilfreich bei der Durchführung einer "großen" Wertung.

Wildlife ist ein Spiel, das in seiner Art und Dauer sicher nicht für jedermann, sowie Gelegenheitsspieler geeignet ist. Tüftler, Taktiker und Strategen werden aber sicher sehr viel Freude an diesem komplexen, aber gut umgesetzten Spiel haben.

Vielen Dank an CLEMENTONI für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Wildlife" bei spielenet.de