Spielbesprechung von Györög Kurt
Agathas letzter Wille
26.05.2003

von Michael Gray
MB-Spiele
für 2 bis 4 Spieler
ab 8 Jahren

Was bisher geschah ...
Tante Agatha, stinkreiche Erbin eines Katzenfutter-Imperiums, hat kürzlich das Zeitliche gesegnet. Nun haben sich die „untröstlichen“ Hinterbliebenen in ihrem Anwesen versammelt und warten gierig auf die Eröffnung des Testaments. Doch das enthält einen Haken: Nur wer es schafft, bis Schlag Mitternacht den im Haus aufgebauten Mordfallen zu entgehen, kann ihre Millionen erben.“


Das Spiel der mordlustigen Erbschleicher ...

Spielmaterial:
1 Spielplan, 3 Rückwände, 5 Mordfallen (Treppe, Kamin, Eberkopf, Tresor und Ritterrüstung), 16 „Erben“ mit Kunststoffsockel, 16 Erben- und 32 Spiel-Karten, Tante Agathas Testament, 20 Geldsäcke, 1 Sparschwein (aus Metall), 2 Würfel, 4 Plastikchips für die Rückwände, 1 Aufkleberblatt und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Die meisten Geldsäcke zu ergattern, indem man die anderen Erben um die Ecke bringt und vor Mitternacht aus dem Anwesen zu fliehen.

Spielablauf:
Der 3D-Spielplan wird laut Anleitung aufgebaut (und beim 1. Spiel auch mit den Aufklebern versehen), die Fallen vorbereitet und die Erben-Figuren am Spielplan um den „Tisch“ versammelt.
Die Erbenkarten werden gut gemischt und je nach Spieleranzahl verdeckt verteilt. Danach weiß jeder Spieler, welche Erben ihm „gehören“. Ein etwaiger Rest kommt in die Schachtel zurück. Von den Spielkarten wird die Karte „Die Uhr schlägt Mitternacht“ aussortiert. Der Rest wird gut gemischt und verdeckt neben dem Spielplan abgelegt. Die aussortierte Karte „Die Uhr schlägt Mitternacht“ steckt man unter den Spielkartenstapel.
Agathas Testament wird bereitgelegt, und die Erbschaft an die Erben verteilt.

Wer an der Reihe ist, führt folgende Schritte aus:

1. Würfeln und die Erben bewegen:
  • jeder Spieler darf alle Erben bewegen, egal ob diese ihm gehören oder nicht.
  • zeigen die beiden Würfel verschiedene Augenzahlen, so muss mit jedem Würfel ein anderer Erbe gezogen werden.
  • hat man ein Pasch geworfen, so darf man - wenn man will - die gesamte Würfelzahl mit einem Erben ziehen.
  • die Erben dürfen nur waagerecht oder senkrecht von Feld zu Feld bewegt werden.
  • andere Erben, oder sonstige Hindernisse dürfen nicht übersprungen, sondern müssen umgangen werden.
  • die gewürfelt Augenzahl muss vollständig ausgeführt werden - es darf aber mehrmals in einem Zug über die gleichen Felder bewegt werden.
  • in jedem Raum gibt es einen - durch einen Pfeil gekennzeichneten Geheimgang - durch den die Erben hindurch zu jedem anderen beliebigen Geheimgang bewegt werden dürfen.
  • wird ein Erbe durch die Haustür aus dem Anwesen bewegt, so dürfen überschüssige Würfelpunkte auch verfallen. Der „Besitzer“ des Erben erhält sofort die Erbschaft dieser Figur ausbezahlt, die er vor sich offen ablegt.

2. Spielkarten ziehen:
  • für jeden Erben, den man auf ein Fallenfeld (=Feld mit Fußabdrücken) gezogen hat, darf man eine Spielkarte ziehen.

3. Karten ausspielen:
Fallenkarten:
  • von diesen Karten darf man so viele Karten ausspielen, wie man möchte bzw. auf der Hand hat:
  • mit einer Joker-Falle darf jede beliebige Falle ausgelöst werden, mit den anderen Fallenkarten, eine der beiden auf der Karte angegebenen Fallen.
  • Erben, die um die Ecke gebracht wurden, werden vom Spielplan genommen. Die Erbschaft geht an den, in der Erbreihenfolge nächsten Erben auf Agathas Testament. Dessen Erbschaft wird um das Geld des Verstorbenen „aufgestockt“.

Sonderkarten:
  • von diesen Karten darf in einem Zug nur maximal eine Karte ausgespielt werden.
  • mit ihnen können beliebige Erben zusätzlich bewegt oder in beliebige Räume versetzt - oder sogar die zugehörigen Erbenkarten von Mitspielern gezogen werden.

Spielende:
Das Spiel endet sofort, wenn ...
  • die Karte „Die Uhr schlägt Mitternacht“ gezogen wird oder
  • der letzte Erbe umgebracht wurde oder
  • der letzte Erbe das Anwesen verlassen hat.

Der Spieler mit der größten Erbschaft hat gewonnen.

Fazit:
Agathas letzter Wille ist ein lustiges, interessantes und optisch gut aufbereitetes 3D-Spiel für die ganze Familie. Vor allem Kinder werden ihren Spaß damit haben. Aber auch Erwachsenen können an diesem Spiel Gefallen finden - denn es ist ein gelungenes Ärger- und Bluff-Spiel. Neben dem hohen Glücksanteil, der eben durch die Würfel und Karten gegeben ist, ist aber auch der eine oder andere taktische Zug bzw. Ablauf durchaus möglich.

Dabei ist aber unbedingt zu beachten, das man maximal zu Dritt spielt. Nur bei 2 - 3 Spieler war bei uns ein flüssiger und runder Ablauf möglich, in voller Besetzung fängt sich das Spieler aber in die Länge zu ziehen an - und dann ist auch der Spaß vorbei ...

Hauptanziehungspunkt bei diesem Spiel ist natürlich der Spielplan und die 3dimensionalen Fallen. Hier werden vor allem Kinderaugen groß und wollen die einzelnen Fallen unbedingt ausprobieren. Diese funktionieren in dieser Neuauflage des Spiele sehr gut - das soll in der vorherigen Auflage nicht so gewesen sein.
Aufgrund dieser Ausstattung ist auch der Wiederspielreiz (vor allem bei Kindern) sehr groß. Bei Erwachsenen verfällt der Reiz die Fallen wirklich auszuführen nur zu schnell, und wird dann auch recht bald weggelassen. Es ist dann nur Schade, das in einem doch ganz netten und interessanten Fun- und Ärgerspiel die Ausstattung, auf die das Spiel aufbaut eigentlich nur mehr im Wege herumsteht.
Auch die Figurenansammlung am Anfang - bei der „Testamentseröffnung“ - ist etwas unübersichtlich und führt dazu, das schwer zu „überschauen“ ist, welche Figur wo steht.

Aber ansonsten sind das restliche Spielmaterial, die Erbenfiguren und die Karten liebevoll illustriert, gut zum Spiel passend und mit einer netten und lustigen Beschreibung versehen, für die man sich unbedingt die Zeit zum Durchlesen nehmen sollte.

Die Spielanleitung ist recht umfangreich ausgefallen, und erklärt - auch den Aufbau des Spielplanes - sehr genau. Fragen blieben grundsätzlich keine übrig. Unklar war bzw. ist bei uns nur der Passus, in dem beschrieben wird, wie der Spielkartenstapel gebildet wird:
„[...] Nun steckst du die „Die Uhr schlägt Mitternacht-Karte“ unter den Spielkartenstapel. [...]“
Für mich bedeutet der Satz, das diese Karte immer die letzte Karte ganz unten im Stapel ist. Damit kann man genau voraussagen, wann das Spiel endet.
Hier meine ich aber, das es sinnvoller und vor allem aber interessanter und spannender ist, wenn man die „Mitternachts-Karte“ unter die letzten Karten im Stapel mischt - und damit dann ein variables, nicht ganz vorhersehbares Ende gegeben ist.
So haben wir es jedenfalls immer gespielt, und so ist es auch möglich - für sich und jede Partie - selbst etwas über die Spieldauer zu entscheiden.

Alles in allem ist Agathas letzter Wille ein nettes, interessantes Glück- und Bluffspiel, indem auch (ein wenig) Taktik ins Spiel gebracht werden kann - das aber auf alle Fälle wunderbar als Fun- und Ärgerspiel für zwischendurch geeignet ist. Und genau für diesen Zweck - bei 2 oder 3 Spielern - holen wir es nach wie vor gerne wieder mal auf den Tisch ...

Vielen Dank an HASBRO/MB-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Agathas letzter Wille" bei spielenet.de