Spielbesprechung von Györög Kurt
Bakerstreet
17.03.2003

von Marcel-André Casasola Merkle
Ravensburger
für 2 Spieler
von 10 - 99 Jahren

Kriminalfall zu lösen!
London, 1898, Nebelschwaden liegen über der Stadt, Schatten huschen durch die Nacht. Was ist geschehen?
Zwei clevere Detektive versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen. Wer löst den Kriminalfall zuerst? Wer legt eine lückenlose Beweiskette vor? Wer ist der schafsinnigere Schnüffler?“


Das fintenreiche Kartenspiel für zwei schlaue Schnüffler.

Spielmaterial:
2x 30 Detektivkarten (je 5x die Werte 0 - 5), 40 Beweiskarten (je 2x die Buchstaben A - T) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als Erster 7 Beweiskarten in aufsteigender Reihenfolge zu finden.

Spielablauf:
Die 40 Beweiskarten werden gut gemischt und kreis- bzw. sternförmig als 5 Stapel in der Tischmitte aufgelegt.
Die Spieler nehmen sich ihre Detektivkarten, mischen diese ebenfalls gut durch und legen diese als verdeckten Nachziehstapel vor sich auf den Tisch. Die obersten 3 Karten werden auf die Hand genommen.

Auf den Karten sind die Werte von 0 bis 5 aufgedruckt - auf einigen zusätzlich noch eines der 3 folgenden Symbole:
Hand (Stopp):Eine Auswertung des Stapels endet mit dieser Karte ...
x2 (Verdoppeln): Bei der Auswertung wird die Punkteanzahl des Spielers verdoppelt, unabhängig davon wie viele „x2“-Karten in der Auswertung vorkommen.
Pfeil (nächster Stapel): Gibt es bei der Auswertung eines Stapels einen „Pfeil“, so bewirkt dieser, das auch der - im Uhrzeigersinn nächste Stapel - zusätzlich ausgewertet wird.

Wer an der Reihe ist, hat folgende Möglichkeiten:

Entweder ...
* 1 Handkarte an einen der Beweiskartenstapel anlegen,
* 1 Karte vom eigenen Nachziehstapel nehmen und
* ein Gebot abgeben: mit diesem Gebot MUSS der Spieler einschätzen, wie hoch die Gesamtsumme aller 6 Karten (die 3 eigenen und die 3 des Mitspielers) mindestens ist. Jedes folgende Gebot muss höher als das zuletzt abgegebene sein.

Oder ...
man zweifelt das letzte Gebot des Mitspielers an: in diesem Fall dürfen keine Aktionen mehr durchgeführt werden, sondern es werden alle 6 Karten offengelegt und die Werte zusammengerechnet:

* Ist die Gesamtsumme NIEDRIGER als das abgegebene Gebot, so hat der "Zweifler" gewonnen.
* Ist die Gesamtsumme GLEICH oder HÖHER dem Gebot, so hat der Spieler, der das Gebot abgegeben hat, gewonnen.

Der "Sieger" darf sich einen Stapel mit Beweiskarten aussuchen, bei welchem er die davor liegenden Detektivkarten „auswerten“ möchte. Dazu werden - von oben nach unten - die Detektivkarten nach Spielerfarbe sortiert und abgelegt, bis entweder der Stapel aufgebraucht ist oder eine „Hand“- bzw. „Stopp“-Karte zum Vorschein kommt.

Jetzt werden die Werte der einzelnen Spieler aufsummiert und eventuell verdoppelt („x2“-Karte) - der Spieler mit der höheren Summe hat gewonnen, und darf sich aus dem gewählten Beweiskartenstapel eine Karte aussuchen und verdeckt vor sich ablegen.
Gab es unter den Detektivkarten auch eine „Pfeil“-Karte, so kommt gleich anschließend auch der nächste Stapel zur Auswertung.
Sollte es zu einem Gleichstand kommen - oder sollten vor einem Beweiskartenstapel keine Detektivkarten liegen - so gewinnt jener Spieler, der auch das „Anzweifeln“ des Gebotes gewonnen hat.

Danach kommen die Detektivkarten auf einen Ablagestapel, die Spieler ziehen wieder die 3 obersten Karten nach, und der „Verlierer“ beginnt die nächste Runde. (Sollten alle Karten aufgebraucht sein, werden die Ablagestapel gemischt und als neue Nachziehstapel wiederverwendet.)

Spielende:
Es gewinnt der Spieler, der es als Erster schafft, 7 aufeinderfolgende „Buchstaben“ zu sammeln.

Fazit:
Bakerstreet ist ein nettes Ablege-, aber vor allem Merkspiel für zwei Spieler.
Es ist ein Spiel von Ravensburger, das eine neue Reihe von Spielen - unter dem Motto „fun for 2“ - startet.

Die Karten sind in einer kleinen, kompakten Schachtel untergebracht, und mit - zum Thema passenden Grafiken - versehen. Das Thema selbst passt zwar sehr gut zur „Geschichte“ und zum „Spielablauf“, aber es gibt sicher noch viele andere Themen, die man mit diesem „Spielmechanismus“ ausstatten hätte können.
Aber die „Bakerstreet“ als Titel und „Sherlock Holmes“, sowie „Dr. Watson“ als „Spielfiguren“ üben schon einen gewissen Reiz aus, der den Griff zur Schachtel leichter fallen lässt und das Interesse schürt. Zumindest glaube ich diese beiden Detektive erkannt zu haben ;-)) ...

Ein gutes Gedächtnis und Taktik, aber auch eine größere Portion Glück sind bei Bakerstreet unumgänglich, wenn man als Sieger hervorgehen möchte. Vor allem beim Bieten bzw. Zweifeln kann einem das Kartenglück einen gewaltigen „Strick durch die Rechnung“ machen. Und ab und zu einer guter „Bluff“ - hat auch nicht geschadet ...

Wem diese Elemente in einem Spiel gefallen, der wird mit Bakerstreet sicher auch viel Spaß und Freude haben. Andere werden aber gerade das als Kritik heranziehen. Hier ist es sicher wichtig, sich selbst - durch ein Probespiel - ein Bild zu machen.

Die Spielanleitung ist übersichtlich gestaltet und gut gegliedert, sowie mit ausreichend Beispielen versehen. Außerdem gibt es einen „grauer Rand“ - links und rechts an den Seiten - mit einer Kurzanleitung, der das Auffinden von Punkte zum Nachlesen sehr erleichtert. Dies wird normalerweise nicht notwendig sein, denn bei uns blieben, auch nach einmaligem Durchlesen keine Fragen offen.

Bakerstreet ist ein lockeres, nettes Spiel für Zwischendurch, bei dem sich zwar Glück und Taktik ziemlich die Waage halten, das aber auf seine Art trotzdem interessant und spannend ist. Es ist für mich ein Ablege- und Merkspiel, das ich in dieser Weise nicht gekannt habe - und das mir, vielleicht gerade deshalb sehr gut gefällt.

Dies und die angenehme Spieldauer von ca. 30 Minuten machen Bakerstreet auch zu einem Spiel, das sehr gut in die neue Reihe „fun for 2“ passt ...

Vielen Dank an RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Bakerstreet" bei spielenet.de