04.08.2003 von Michael Schacht und Leo Colovini Clementoni für 2 - 4 Spieler ab 12 Jahren |
„Vor 2.500 Jahren besiedelten griechische Händler und Abenteurer den südlichen Teil Italiens. Magna Grecia wurde diese Region genannt, in der die Wirtschaft und die Kultur eine nie zuvor gesehene Blüte erfuhr. Vor der Ankunft der Griechen war das Land lediglich von wenigen kleinen Volksstämmen bewohnt. Fruchtbarer Boden, schiffbare Flüsse, große Wälder, Bronze- und Silberminen boten enorme Ausbreitungsmöglichkeiten. Es entstanden größere Städte wie Tarantum, Syrakusai, Katane, Locri und Naxos, aber auch zahlreiche Dörfer, von denen heute keine Spur mehr übrig ist. Ein dichtes Straßennetz förderte den Handel und in den Städten entstanden reiche Märkte. Mehr und mehr kamen Rivalitäten zwischen den Städten auf. Vor allem um die Herrschaft über die Orakel, die eine wichtige Quelle für Ruhm und Reichtum darstellten, wurde heftig gestritten.“ Magna Grecia - Die Wiege der Zivilisation ... Spielmaterial: 4 Spielersteine (in 4 Farben), 80 Straßenteile (in 4 Farben), 80 Stadtteile (in 4 Farben) und 80 Märkte (in 4 Farben), 9 Orakel, 12 Aktionskarten, 1 Spielplan und 1 Spielanleitung. Spielziel: Am Ende des Spieles die meisten Punkte erreicht zu haben. Spielablauf: Der Spielplan wird in der Tischmitte ausgebreitet. Jeder Spieler wählt eine Farbe und erhält seinen Spielstein, die entsprechenden Märkte, Straßen- und Stadtteile, die er vor sich auf den Tisch legt. Sie bilden den Nachschub. Getrennt davon legt jeder Spieler 4 Straßen und 4 Stadtteile - seinen Vorrat. Je nach Spieleranzahl werden Orakel auf dem Spielplan verteilt. Die 12 Aktionskarten werden nach einem streng vorgegebenen Schema gemischt und sortiert und bilden so einen offenen Stapel. Die Spielsteine kommen - je nach Spieleranzahl - auf den Wert 10, 12 oder 15 der Zählleiste - und zeigen somit das Startkapital an Punkten der Spieler an. Das Spiel ist in 12 Runden aufgeteilt. In jeder Runde gibt eine andere Aktionskarte die 3 Grundaktionen und die Spielerreihenfolge vor. Die Spielerreihenfolge entspricht der Reihenfolge der 4 Farben auf der Aktionskarte von oben nach unten - unbenutzte Farben werden übersprungen. Eine Runde läuft wie folgt ab: 1. Der Startspieler nimmt die oberste Aktionskarte und legt diese offen vor sich aus. 2. Er macht bis zu 2 der 3 Grundaktionen: Die 3 Grundaktionen sind auf den Aktionskarten angegeben - für den Straßen- und Städtebau bzw. für die Städteerweiterung dürfen nur Teile aus dem Vorrat verwendet werden: a) Straßen bauen: der Spieler darf maximal so viele Straßenteile anlegen, wie auf der Karte angezeigt werden. Für den „Straßenbau“ gilt folgende Regel: Straßenteile dürfen nur angelegt werden ...
Um ein Orakel zu beherrschen, muss ein Spieler eine Straße bauen, die eine eigene Stadt mit dem Orakel verbindet. Wenn mehrere Städte mit einem Orakel verbunden sind, so zählt das Orakel für jene Stadt, an die die meisten Orte durch Straßen direkt angeschlossen sind. Als Zeichen, welcher Stadt ein Orakel angehört, wird die Spitze des Orakels so gedreht, das sie zur dementsprechenden Straße zeigt. Jedes „beherrschte“ Orakel bringt am Spielende 4 Punkte. b) Städte gründen und erweitern: der Spieler darf maximal so viele Stadtteile legen, wie auf der Karte angezeigt werden. Auf dem Spielbrett gibt es viele Dörfer (Felder mit Häusern). Die am Spielbrettrand gelegenen haben einen grünen Rand - von diesen Dörfern aus darf die Besiedelung von Magna Grecia starten. Um nun eine Stadt zu gründen, muss ein Stadtteil wie folgt gelegt werden:
Jeder Stadtteil (egal ob bei Gründung oder Erweiterung) kostet 1 Punkt. Gründet ein Spieler eine Stadt, so darf er kostenlos einen seiner Märkte in dieser Stadt bauen. c) Vorrat auffüllen: der Spieler darf sich aus seinem Nachschub maximal so viele Straßen- und/oder Stadtteile nehmen und in seinen Vorrat legen, wie auf der Karte angezeigt werden. „Vorrat auffüllen“ ist immer die letzte Aktion eines Spielers, wobei „Straßen bauen“ und „Städte gründen und erweitern“ beliebig miteinander kombiniert werden dürfen. Führt ein Spieler anstatt zwei nur eine Aktion aus, so darf er den Wert der Aktion zum nächst höheren Wert anheben. 3. Er baut oder verkauft einen Markt, wenn er will: Am Ende seines Zuges kann ein Spieler entweder einen Markt in einer fremden Stadt oder in einem Dorf bauen - oder einen verkaufen. Der Bau ein Marktes kostet pro Stadtteil, aus dem die Stadt besteht 1 Punkt - plus 1 Punkt für jeden dort vorhandenen Markt. In einem Dorf kostet der Markt 1 Punkt - plus 1 Punkt für jeden dort vorhandenen Markt. Aktive Märkte: Ein Markt kann einem Spieler nur dann Punkte bringen - und von diesem verkauft werden, wenn er auch „aktiv“ ist: Dies ist dann der Fall, wenn der Markt ... * in einer eigenen Stadt steht oder * in einer fremden Stadt oder einem Dorf steht, das direkt mit einer eigenen Stadt durch - eine x-beliebige Straße - verbunden ist. Ein nicht aktiver Markt ist 0 Punkte wert - ein „aktiver“ Markt so viele Punkte, wie es direkt angebundene Orte gibt. „Bezahlte“ Punkte müssen auf der Zählleiste abgezogen werden - Punkte für den Verkauf eines Marktes werden dem Spieler auf der Zählleiste „gutgebucht“. Verkaufte Märkte werden am Spielplan einfach seitlich „umgelegt“. Ein Spieler kann nur Punkte zum Bauen verwenden, die ihm auch zur Verfügung stehen - Kredite werden keine vergeben. Verkaufte Märkte - werden beim Kauf eines Marktes in einer Stadt nicht dazugerechnet. 4. Danach bekommt die Aktionskarte der nächste Spieler, der wiederum seine Aktionen ausführen kann. 5. Wenn jeder Spieler einmal dran war, kommt die Karte aus dem Spiel und eine neue Runde beginnt. Spielende: Das Spiel endet nach der 12. Runde, wenn alle Aktionskarten gespielt wurden. Jetzt werden alle aktiven (und unverkauften) Märkte, sowie die Orakel gewertet und die Punkte den Spielern auf der Zählleiste gutgeschrieben. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten Stadt- und Straßenteilen im Vorrat. Fazit: Magna Grecia ist ein tolles Taktik- und Lege- bzw. Entwicklungsspiel, in dem es auch ein wenig um Mehrheiten geht. Es ist ein sehr vielseitiges Spiele, das aber vor allem Tüftler, Rechner und Denker ansprechen dürfte. Es ist auf keinem Fall ein schnelles Spiel - sondern ein Spiel für das man sogar in vielerlei Hinsicht Geduld aufbringen muss. Da gibt es zuerst einmal ein umfangreiche Spielanleitung zu überwinden, die leider nicht allzu gut aufgebaut ist. Um diese ganz zu verstehen, muss man sich diese schon mehrmals sehr genau zu Gemüte führen und durch-“arbeiten“. Dazu gehören dann auch die, zwar reichlich vorhandenen Beispiele und Bilder, die teilweise sehr unübersichtlich sind, das sie mehr irritieren als helfen. In diesem Zusammenhang sei auch die „schlechte“ Farbwahl von gelb auf gelb genannt, die das ihre zur Verwirrung beiträgt, da man - vor allem in den Beispielen - Teile übersieht. Am Spielplan selbst ist die Farbwahl zwar auch nicht so gut ausgefallen und umgesetzt - aber bei öfterem Spielen gewöhnt man sich daran und kann auch damit „leben“. Weiters braucht man auch viel Geduld im Spiel. Da es sich bei Magna Grecia um ein Spiel handelt, indem man sehr viel „rechnen“ und „tüfteln“ muss, können die Wartezeiten schon etwas länger ausfallen. Vor allem, wenn in voller Besetzung gespielt wird - und die Aktionskarten die Spielerreihenfolge so „steuern“, das man zuerst ganz am Anfang und dann zuletzt an der Reihe ist. Dann kann es durchaus auch zu einer „Kaffeepause“ reichen ... Auf der anderen Seite ist aber Magna Grecia ein sehr interessantes Spiel mit vielen taktischen Möglichkeiten, die man erst im Verlauf einiger Partien kennen und lieben lernen muss. Mit jeder Runde wird dann der Ablauf auch etwas schneller und runder, da man mehr Erfahrung mit ins Spiel bringt und man das Spielgeschehen leichter überschaut. Es gilt immer ein gutes Mittelmass zwischen bauen und handeln, aber auch dem Nachziehen von Teilen (in den eigenen Vorrat) zu finden, und die Möglichkeiten der einzelnen Aktionskarten gut ausnützen zu können. Auch gilt es hier immer den besten Zeitpunkt (= die günstigste Aktionskarte) abzuwarten und auszunutzen. Auf grund dieser Gegebenheiten ist es uns bei Magna Grecia bisher noch nicht gelungen innerhalb der angegeben Zeit von ca. 75 Minuten (1½ Stunden) zu bleiben. Schon gar nicht wenn man mit mehr als 2 Spielern spielt. Aber auch das Spiel zu Zweit hat bei uns meist knappe 90 Minuten (1½ Stunden) oder länger gedauert. Das mag gerne daran liegen, das meine Mitspieler und ich sehr gerne tüfteln und alle Möglichkeiten ausloten wollen. Aus diesem Grund ist Magna Grecia bei auch immer wieder gerne am Tisch - aber meist in der Besetzung mit 2 Spielern - eventuell auch noch zu Dritt. In voller Besetzung zieht sich das Ganze einfach zu sehr in die Länge - und daran leidet dann auch der Spielspaß. Aus diesem Grund hat uns die schlechte Farbwahl von gelb auf gelb auch nur sehr bedingt getroffen. Man kann ja meist auf die anderen Farben - die sich besser vom Spielplan abheben ausweichen. In nur wenigen Ausnahmefällen - wenn ein Spieler unbedingt mit seiner Lieblingsfarbe gelb spielen will - kommt diese auch zum Einsatz. Dann sollte man nur darauf achten, das man eine dementsprechend gute „Beleuchtung“ am Spieltisch hat - dann ist auch das Spiel mit dieser Farbe kein großes Problem. Leider ist aber - wie auch schon bei anderen Spielen von Clementoni - die Spielschachtel nicht sehr gut durchdacht worden. Die Vertiefung, in welche die 12 Aktionskarten hineingelegt werden sollen, ist leider so flach ausgefallen, das mindestens 2 der Karten keinen Platz finden. Auch müssen die leeren Stanzbögen immer wieder mit in die Schachtel verpackt werden, damit man den Spielplan - der zuoberst liegt - sinnvoll in den dafür vorgegebenen Platz legen kann. Auch bei den Kurzspielregeln hätte man sinnvoller vorgehen können und sollen. Anstatt auf beiden Seiten die gleiche Übersicht zu drucken, wären auf einer Seite eine Übersicht der Baubedingungen für Straßen und Städte sehr hilfreich gewesen. Aber auch trotz all dieser „Beanstandungen“ und Dinge, die man besser hätte machen können, handelt es sich bei Magna Grecia um ein tolles, interessantes und spannendes Spiel, das in der passenden Besetzung und mit den richtigen Leuten sehr viel Spaß machen kann. Für all jene - die aber vor allem ein schnelles Spiel oder ein Spiel für „mehr“ Spieler suchen - gibt es sicher genug andere, passendere Spiele ... Vielen Dank an CLEMENTONI für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars |
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