Spielbesprechung von Györög Kurt
Das Spitzweg-Spiel
16.06.2003

von Fritz Gruber
Belser
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Als Sammler beteiligen sich die Spieler an Ausstellungen zur Bilderwelt Spitzwegs. Je mehr eigene und möglichst wertvolle Werke sie in den Ausstellungen unterbringen können, umso erfolgreicher sind sie. Wurde eine bestimmte Anzahl an Bildern ausgestellt, so wird eine Ausstellung beendet. Nun erhalten die Spieler Punkte für ihre gelegten Bildkarten. Der Spieler, der das letzte Bild in die Ausstellung bringt, erhält für seine Bildkarten die doppelte Punktzahl. Das Spiel wird mit der nächsten Ausstellung fortgesetzt, die diesmal um eine Bildkarte vergrößert wird.“

Werden Sie Aussstellungsmacher !!!

Spielmaterial:
80 verschiedene Bildkarten, auf denen Werke Spitzwegs zu sehen sind (sie werden unterschieden nach ihren Werten (2x die Zahlen von 1 bis 10) und ihren 4 Rahmenfarben (Spitzwegs Themen)), 6 Jokerkarten (die den Meister selbst zeigen), 80 Markierungs-Chips (je 20 in gelb, weiß, grau und violett, die die Spieler auf ihre gespielten Bildkarten legen), 1 Wertungsblock, 1 Bleistift, 1 12-seitige Broschüre über die im Spiel enthaltenen Werke des Künstlers und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Nach der Schlusswertung die meisten Punkte zu haben.

Spielablauf:
Die 80 Bildkarten inklusive der 6 Jokerkarten werden gründlich gemischt und je 10 davon an die Spieler ausgeteilt. Der Rest bildet einen verdeckten Nachziehstapel.
Ebenso erhalten die Spieler die 20 Markierungs-Chips ihrer gewählten Spielerfarbe

Das Spiel beginnt mit der ...

Eröffnung einer Ausstellung:
Der Startspieler zieht eine Karte vom Nachziehstapel und legt diese offen in die Tischmitte. Nun muss er mindestens zwei seiner Handkarten an diese Startkarte anlegen.

Dabei sind folgende Legeregeln zu beachten:
  • Karten dürfen nur zu Reihen gleicher Rahmenfarbe mit aufeinanderfolgenden Werten in auf- oder absteigender Folge gelegt werden. (An die 10 darf eine 1 - und umgekehrt - angelegt werden.)
  • Karten dürfen nur zu Gruppen mit gleichen Werten und beliebiger Rahmenfarbe gelegt werden. (Jede Zahlengruppe darf in der Ausstellung nur einmal vorkommen.)
  • Karten müssen waagerecht oder senkrecht (nicht diagonal) an bereits ausliegende Karten angelegt werden.
  • wird eine Karte in eine neue Richtung angelegt, so müssen so viele Karten angelegt werden, das in der neuen Richtung mindestens 3 Karten ausliegen.
  • ein Spieler darf beliebig viele Karten anlegen, sofern oben angegebene Punkte beachtet werden.
  • die „Ausstellungsfläche“ darf die Masse 8 x 5 Karten nicht überschreiten.
  • Jokerkarten dürfen als Ersatz für jede beliebige Karte eingesetzt werden, je Reihe bzw. Gruppe darf jedoch nur ein Joker Verwendung finden. Jokerkarten werden nicht mit einem Chip markiert.
Kann ein Spieler der an der Reihe ist, einen Joker durch die richtige Bildkarte ersetzten, so darf der diese mit einem seiner Chips markieren. Der eingetauschte Joker darf auf die Hand genommen und jederzeit wieder eingesetzt werden.

Gelingt das dem Spieler, so ist die Ausstellung eröffnet. Der Spieler markiert seine und die Startkarte mit seinen Chips.

Gelingt des dem Spieler nicht (weil er die nicht will bzw. keine passenden Karten hat), so muss er passen und sein linker Nachbar ist an der Reihe.

Kann (oder will) kein Spieler passende Karten anlegen, so nimmt der Startspieler die Startkarte auf die Hand. Er muss nun - aus seiner Hand - eine neue Startkarte auslegen. Er darf nun keine weiteren Karten dazulegen, und darf diese Karte auch nicht mit einem Chip markieren.

Kann nun ein Spieler die verlangten Karten anlegen, so markiert er diese und die Startkarte mit seinen Chips - und die Ausstellung ist eröffnet. Anschließend muss dieser Spieler eine weitere Bildkarte aus seiner Hand neben dem Nachziehstapel offen ablegen. Er bildet damit den „Kunstmarktstapel“.
Danach ist der linke Nachbar an der Reihe und muss in der angegebenen Reihenfolge 2 Aktionen ausführen:

1. Er zieht eine Karte vom verdeckten Stapel nach ...
oder
er nimmt alle Karten des offen liegenden Kunstmarktstapel auf seine Hand.

2. Danach darf er beliebig viele Karten von seiner Hand in die Ausstellung bringen. Der Spieler muss sich dabei an die beschriebenen Anlegeregeln halten. Jede in die Ausstellung gebrachte Bildkarte wird mit einem Chip markiert. Anschließend muss er als Letztes noch eine Karte auf den Kunstmarktstapel offen ablegen ...
oder
der Spiele verzichtet auf das Auslegen und passt. Dann darf er keine Karte auf den Kunstmarktstapel ablegen.

Danach ist der linke Nachbar an der Reihe.

Für jede Ausstellung gibt es eine Obergrenze an Bildkarten. Bei der 1. Ausstellung sind das 14 Karten (im Spiel zu dritt bzw. zu viert) bzw. 8 Karten (im Spiel zu zweit). Bei der 2. und jeder weiteren Ausstellung erhöht sich diese Obergrenze um 1 Karte.

Sobald nun ein Spieler in seinem Zug die Anzahl an Bildkarten erreicht (oder überschreitet), endet die Ausstellung und es kommt zur Wertung:
  • jede Bildkarte zählt für den Spieler den aufgedruckten Wert.
  • jede Karte (auch wenn sie Teil von mehreren Reihen/Gruppen ist) wird nur einmal gewertet.
  • der Spieler, der die Ausstellung beendet hat, verdoppelt seine Wertungspunkte.
  • hat er jedoch beim Beenden die erlaubte Obergrenze der Ausstellung überschritten, so muss er vor dem Verdoppeln den Wert dieser Karte von seinen Punkten abziehen.
  • die Punkte werden auf dem Wertungsblock notiert.

Nach einer Wertung werden alle gewerteten Karten eingesammelt und kommen aus dem Spiel. Der offenen Kunstmarktstapel bleibt jedoch liegen und wird unverändert in die nächste Runde übernommen.
Die Spieler behalten ihre Karten für die nächste Ausstellung auf der Hand und der linke Nachbar des Spielers, der die letzte Ausstellung beendet hat, eröffnet die nächste Ausstellung.

Spielende:
Ist der Stapel mit den Nachziehkarten aufgebraucht, so naht das Ende und die Spieler müssen mit ihren Handkarten auskommen:
  • Der Kunstmarktstapel wird entfernt - die Karten sind aus dem Spiel.
  • Wer keine Karte mehr legen kann muss passen - bleibt aber im Spiel.
  • Das Spiel endet, wenn reihum alle Spieler gepasst haben - und somit keine Karten mehr gelegt werden können.
  • Die letzte Ausstellung wird noch gewertet - wobei jedoch die Handkarten der Spieler als Minuspunkte abgerechnet werden.

Wer in allen Ausstellungen die meisten Punkten erzielen konnte hat gewonnen.

Fazit:
Das Spitzweg-Spiel ist ein nettes Karten- und Lege-Spiel mit einfachen Regeln für die ganze Familie.
Es handelt sich hier aber weniger um ein Spiel im „klassischen Sinne“, bei dem man auf optimale Spielmaterialgestaltung und Tiefgang im Spiel achtet, sondern um ein Spiel, das in Kooperation mit dem Kunstbuch-Verlag Belser entstanden ist und indem es vor allem darum geht - „Kunst“ zu vermitteln.

Das ist auch der Grund, warum man für das doch recht interessante und spannende Spiel - so große und etwas unhandliche Spielkarten verwendet hat. Bei kleineren Karten hätte der Aufdruck der Spitzweg-Werke keinen Sinn gehabt - ja wäre sogar witz- und sinnlos gewesen.
So hat man aber - während man im Spiel auf den Zug des/der Mitspieler wartet - die Gelegenheit, in den Werken von Spitzweg zu „schmökern“. Und das kommt doch immer wieder mal vor - vor allem wenn Tüftler oder Taktiker versuchen den bestmöglichen Zug zu berechnen.
Hier sei auch noch erwähnt, das sowohl das Spiel zu zweit aber auch mit mehr Spielern sehr gut funktioniert.

Und für all jene, die mehr über Carl Spitzweg und seine Kunstwerke wissen wollen, liegt dem Spiel eine kleine Broschüre mit Informationen bei. Hier sind die Bilder (Masse, Art des Bildes, Jahreszahl und auch der aktuelle Standort: Museum, Privatbesitz, usw.) - sowie die einzelnen Themengruppen (Landschaften, Liebe und Sehnsucht, Frieden im Lande, usw.) näher beschrieben.

Die Spielanleitung ist ausführlich mit Bildern und Beispielen versehen. Man findet sich gut zurecht - Fragen sind bei uns - an und für sich - keine offen geblieben. Einzig die Ablage der Karten auf den „Kunstmarktstapel“ war uns nicht ganz klar:
a) werden die Karten so gelegt, das man immer sieht, wie viele und welche Karten aufliegen, oder
b) werden die Karten übereinander gelegt, und man muss sich merken wie viele und welche Karten im Stapel liegen.
Die Antwort im „Spielbox-Forum“ war, das es sich dabei um einen normalen Ablagestapel (siehe Punkt b) handelt.

Nicht so ganz Anfreunden konnte ich mich mit der Wertung der einzelnen Ausstellungen. Hier finde ich es schon sehr „mächtig“, das der Spieler, der die Ausstellung beendet, seine Punkte verdoppelt bekommt. So kommt man als Spieler, dem das Kartenglück nicht so hold ist - das man aber in diesem Spiel nun mal auch braucht - leicht ins Hintertreffen, von dem man sich nur sehr schwer - wenn überhaupt - wieder erholt.
Da aber bis zur „Endabrechnung“ doch einige Ausstellungen eröffnet und beendet werden, sollte sich das Glück normalerweise „gleichmäßig“ auf alle Spieler verteilen (wenn es auch immer wieder Spieler gibt, denen das Kartenglück anscheinend fast immer versagt ist ;-) )...

Das gesamte Spielmaterial ist, wie schon oben beschrieben, so ausgerichtet, das auch die „Kunst“ nicht zu kurz kommt. Deshalb hat man auch Verständnis für die großen und etwas unhandlichen Karten. Warum das ganze aber dann in einer so großen Schachtel - mit so viel Luft untergebracht werden musste - verstehe ich dann aber nicht ganz. Dies tut dem Spiel aber keinen Abbruch - und soll auch nur am Rande erwähnt sein.

Alles in allem handelt es sich beim „Das Spitzweg-Spiel“ um ein gelungenes Spiel mit „Kunst“, bei dem weder der Spielspaß noch die „Kunst“ zu kurz kommen, und bei dem man kleinere Verschnauf- bzw. Denkpausen mit „schmökern“ in - meiner Meinung nach doch „schöner Kunst“ - verbringen kann ...
Hoffen wir, das es in Zukunft noch weitere Spiele dieser Art geben wird ...

Vielen Dank an KOSMOS/BELSER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Das Spitzweg-Spiel" bei spielenet.de