Spielbesprechung von Györög Kurt
Vampir
14.08.2003

von Reiner Knizia
Goldsieber
für 3 - 5 Spieler
ab 10 Jahren

„Die Nacht der Vampire. Unerschrockene Vampirjäger sind allerorts unterwegs, um möglichst viele Blutsauger aufzustöbern. Doch nur wer ihnen nach allen Regeln der Kunst nachstellt, kann dem Schrecken ein Ende bereiten.“

Der Graf gibt euch die Ehre ...

Spielmaterial:
96 Vampirkarten (in 6 Farben je 11x 1 Vampirkopf und 5x 2 Vampirköpfe), 10 Kutschenkarten (=Joker mit 1 Vampirkopf), 6 Ortskarten und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles am meisten Punkte (=Vampirköpfe) gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Die 6 Ortskarten werden zwischen den Spielern in einer Reihe offen aufgelegt. Unter jede dieser Ortskarten kommt eine dazugehörige Vampirkarte, ebenfalls offen - die einen einzelnen Vampirkopf zeigt. (Durch die jeweilige Hintergrundfarbe der Vampir- und Ortskarten wird deren Zusammengehörigkeit angezeigt.)
Diese Karten stellen die allgemeine Ablage dar.

Die restlichen Vampirkarten werden mit den Kutschenkarten (=Joker) gut gemischt und verdeckt als Nachziehstapel bereitgelegt. Von diesen Karten erhält jeder Spieler 4 Karten auf die Hand.

Wer an der Reihe ist, hat die Wahl, ob er Karten entweder ...
  • vom verdeckten Stapel, oder
  • aus der allgemeinen Ablage nimmt.

Entscheidet sich der Spieler für den verdeckten Stapel, so darf er die 2 obersten Karten ziehen und auf die Hand nehmen.

Danach muss der Spieler entweder ...
  • 1 beliebige Karte offen in der allgemeine Ablage anlegen, oder
  • eine Jagd veranstalten.

Eine Karte wird so in der allgemeinen Ablage angelegt, dass diese unter die entsprechende Ortskarte gelegt wird. Gibt es dort schon andere Vampirkarten, so ist diese so auf die anderen Karten zu legen, das man jederzeit erkennen kann, wie viele Karten (mit wie vielen Vampirköpfen) unter der Ortskarte liegen.
Kutschenkarten können jedem Ort zugeteilt werden.

Entscheidet sich der Spieler dafür, Karten aus der allgemeinen Ablage zu nehmen, so darf er alle Karten einer Farbe (inklusive Kutschenkarten) nehmen, die unter einem beliebigen Ort liegen. (Er darf nur Karten einer Farbe nehmen.)

Danach muss der Spieler mit den Karten, die er aufgenommen hat, eine Jagd veranstalten.

Eine Jagd veranstalten:
Zu diesem Zweck muss man mindestens 3 Karten einer Farbe offen vor sich ablegen. Diese Karten bilden die persönliche Auslage eines Spielers. Die Vampirkarten können mit beliebig vielen Kutschenkarten kombiniert werden.
In einer Runde dürfen nur Vampirkarten einer Farbe ausgelegt werden, welche aber in späteren bzw. weiteren Runden nicht mehr ergänzt werden dürfen. Es darf aber in der gleichen Farbe eine neue Jagd veranstaltet werden. In diesem Fall werden dann die Karten der vorhergehenden Jagd aus dem Spiel genommen und durch die neuen Karten ersetzt.

Spielende:
Sobald ein Spieler ...
  • die letzte Karte vom verdeckten Nachziehstapel zieht, oder
  • Vampirkarten in allen sechs Farben ausliegen hat ...

... endet das Spiel sofort, und es kommt zur Wertung:

  • restliche Handkarten haben keine Bedeutung mehr und werden aus dem Spiel genommen.
  • die sechs Orte (=Farben) werden der Reihe nach abgehandelt und die Auslagen der Spieler geprüft: der Spieler, der in einer Farbe die wenigsten Vampirköpfe (auf den Vampir- und Kutschenkarten) ausliegen hat, muss diese aus dem Spiel nehmen. (Hat ein Spieler von einer Farbe keine Karten, so muss kein Spieler Karten dieser Farbe abgeben - haben mehrere Spieler die wenigsten Vampirköpfe, so müssen alle betroffenen Spieler die Karten abgeben.)
  • nachdem die „Prüfung“ für alle Orte ausgeführt wurde, bekommen die Spieler für jeden verbleibenden Vampirkopf (auf Vampir- und Kutschenkarten) 1 Punkt gutgeschrieben.

Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen.

Fazit:
Vampir ist ein stimmungsvolles Karten- bzw. Kartensammelspiel, das aufgrund seiner einfachen und kurzen Spielanleitung schnell erklärt ist. Ein ausführliches Beispiel hilft bei der Erklärung der anfangs kompliziert klingenden Abrechnung, die aber ganz einfach ist. Ansonsten bleiben im Spiel keine Fragen offen und es kann auch sofort mit dem Spielen losgelegt werden.

Die Karten sind zwar sehr passend und auch etwas gruselig, aber für meinen Geschmack bzw. auch für einen besseren Gebrauch, etwas zu dunkel ausgefallen. Dies tut aber dem Spiel keine Abbruch, sondern macht das Spielmaterial wahrscheinlich gerade deshalb so passend. Richtig zu beanstanden, weil doch sehr schwer unterscheidbar sind hier aber die Kutschenkarten anzuführen. Da diese auch Vampirköpfe zeigen, zwar mit weißen Hintergrund, sind diese sehr leicht mit den Vampirkarten mit grauem Hintergrund zu verwechseln. Hier hätte es mir viel besser gefallen - und es wäre auch viel zweckmäßiger gewesen - wenn man auf den Kutschenkarten (=Joker) Kutschen und keine Vampirköpfe aufgedruckt hätte. Bei der Abrechnung hätte man halt für Vampirköpfe und Kutschen je 1 Punkt erhalten.

Alle 112 Karten und die Spielanleitung sind in einer kleinen handlichen Schachtel untergebracht, die man leicht überall hin mitnehmen kann und die sehr wenig Platz verbraucht. Zum Spielen sollte man, vor allem mit mehr Spielern darauf achten, dass man aber auch genügend Platz zur Auslage (persönliche als auch allgemeine) hat. Dies erleichtert die Übersicht schon um einiges.

Sehr positiv zu erwähne ist, das sich Vampir in allen Bestzunge gut spielen lässt. Zwar wird es in voller Besetzung etwas „unplanbarer“ und „risikoreicher“ (man weiß nie, ob die Karten, die man brauchen könnte, auch noch eine ganze Runde lang in der allgemeinen Auslage liegen bleiben) - es macht aber trotzdem viel Spaß und bleibt interessant.
Auch darf man sich nicht am doch recht hohen Glücksanteil, der durch das verdeckte ziehen der Karten gegeben ist, stören. Einiges kann man doch durch geschickten Taktieren mit der allgemeinen Auslage ausrichten.

Vampir ist ein schnelles, kurzes Kartenspiel, dessen Spieldauer (für 1 Runde) zwischen kurzen 15 Minuten, aber auch etwas längeren 30 Minuten liegen kann. Diese Spieldauer kann man aber, je nach Lust und Laune, durch das Spielen mehrerer Runden, selbst variieren. Wobei ich ein Spiel über mehrere Runden für „gerechter“ und „ausgeglichener“ halte, da sich auch das Kartenglück ;-) oder -pech ;-(, gleichmäßiger auf alle Spieler verteilt.

Als ich Vampir das erste Mal gespielt habe, hat es mich - von der Art und Weise, aber auch vom Mechanismus her - sofort an Crazy Chicken erinnert. Die beiden spielen sich zwar auf einer Seite ganz anders, andererseits sind sich aber auch irgendwie sehr ähnlich ...
Ich glaube das Spieler, die gerne Vampir spielen auch ihre Freude an Crazy Chicken haben könnte - und natürlich auch umgekehrt.

Alles in allem finde ich, das sich Vampir sehr gut als flottes, schnelles und lustiges Spiel für Zwischendurch oder am Beginn oder Ende eines Spieleabends eignet - bei uns wird es jedenfalls immer wieder mal gerne auf den Tisch gebracht ...

Vielen Dank an GOLDSIEBER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

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