Spielbesprechung von Györög Kurt
Einfach Genial
22.07.2004

von Reiner Knizia
Kosmos
für 1 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Bei diesem unglaublich spannenden Legespiel von Erfolgsautor Reiner Knizia eröffnen sich mit jedem Spielstein plötzlich ganz neue Möglichkeiten.
Je mehr gleiche Farbsymbole nebeneinander auf dem Spielplan ausliegen, desto mehr Punkte können die Spieler erzielen. Dabei müssen sie darauf achten, dass keine Farbe zu kurz kommt - und immer den Punktestand der Mitspieler im Auge behalten. Besonders wichtig ist die Farbe mit dem niedrigsten Punktestand, denn sie entscheidet am Schluss über Sieg oder Niederlage. Aber das wissen auch die Mitspieler und deshalb macht es ihnen besonders viel Spaß, genau dieser Farbe zu verbauen ...
Wer clever legt und mit ein bisschen Glück die richtigen Steine zieht, hat die größten Chancen, das Spiel für sich zu entscheiden. Und wer nach dem letzten Spielzug plötzlich doch ganz hinten liegt, hat nur noch einen Gedanken: Revanche! Und schon beginnt die nächste Partie ...“


Einfach Genial - genial einfach ...

Spielmaterial:
1 Spielplan, 120 Spielsteine (mit jeweils 2 aufgedruckten Farbsymbolen), 1 Stoffbeutel, 4 Ablagebänke (für Spielsteine), 4 Punktetafeln, 24 Wertungssteine (in 6 Farben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Spielende den höchsten Punktestand beim niedrigsten positionierten Wertungsstein zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Mitte des Tisches. Je nach Spieleranzahl wird auf allen Feldern - oder nur auf einem vorgegebenen Teil des Spielfeldes - gespielt. Die Spielsteine kommen in den Stoffbeutel und werden gut durchgemischt.

Jeder Spieler erhält eine Ablagebank und zieht sich 6 Spielsteine aus dem Stoffbeutel, die er darauf senkrecht aufstellt, sodass nur er in seine Spielsteine Einsicht hat. Dann nimmt sich jeder Spieler eine Punktetafel und legt diese offen vor sich aus. Die Startfelder („0“) der einzelnen Farben werden mit den entsprechend farbigen Wertungssteinen markiert.

Der jüngste Spieler beginnt. Wer an der Reihe ist, führt folgende Aktionen in vorgegebener Reihenfolge aus:
1. Einen Spielstein legen:
Der Spieler muss einen Stein seiner Ablagebank auswählen und diesen auf zwei freie benachbarte Felder am Spielplan legen. In der 1. Runde muss jeder Spieler seinen Spielstein neben einem aufgedruckten Farbsymbol am Spielplan platzieren - es muss auch jeder Spieler ein anderes Farbsymbol wählen.
Ab der 2. Runde können die Spielsteine beliebig auf zwei freie Felder abgelegt werden - Spielsteine können nun auch völlig frei am Spielplan liegen und müssen nirgends angrenzen. Es ist nur zu beachten, das „vorgedruckte“ Farbsymbole am Spielplan als besetzte Felder gelten und nicht überdeckt werden dürfen.

2. Spielstein werten:
Jeder Spielstein zeigt zwei verschiedene oder zwei gleiche Farbsymbole, die auf zwei 6-eckigen Plättchen aufgedruckt sind, die miteinander verbunden sind. Punkte kann man nur erzielen, wenn man den Spielstein so legt, das übereinstimmende Farbsymbole nebeneinander liegen.
Jedes Farbsymbol hat somit einen fix angrenzendes Feld (=2. Farbsymbol des Steines) und weitere 5 Felder, die nun die 5 Richtungen anzeigen, in die gewertet wird.
Für jedes Farbsymbol des gelegten Spielsteines erhält man so viele Punkte, wie in den 5 Richtungen direkt und ununterbrochen, gleiche Farbsymbole angrenzen. Diese Summe - die in allen 5 Richtungen erzielt wird - wird dem Spieler sofort auf der Wertungstafel in der jeweiligen Farbe gutgeschrieben, indem man den zugehörigen Wertungsstein verschiebt.

Erreicht man mit einem Wertungsstein eines Farbsymbols den Wert 18 (=letztes Feld), so verfallen überzählige Punkte, und man muss einen Bonus-Zug ausführen: wenn beide Farbsymbole gewertet wurden - bevor Spielsteine nachgezogen werden - muss der Spieler einen weiteren Stein aus seiner Auslage wählen und am Spielplan auslegen und werten.

3. Spielstein(e) nachziehen:
Am Ende jedes Zuges darf der Spieler entweder ...
  • seine Spielsteine auf der Ablagebank wieder auf 6 ergänzen, indem er verdeckt Spielsteine aus dem Stoffbeutel nachzieht, oder
  • alle Spielsteine austauschen, wenn er keinen Spielstein mit dem Farbsymbol besitzt, das momentan die niedrigste Punktezahl auf seiner Punktetafel aufweist. Gibt es mehrere Symbole mit der niedrigsten Punktezahl, so darf der Spieler nur tauschen, wenn er keine Spielsteine mit diesen Farbsymbolen hat.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende:
Das Spiel endet, sobald kein Spielstein mehr gelegt werden kann.
Es gewinnt der Spieler, der mit seinem am weitesten hinten liegenden Wertungsstein den höchsten Punktestand erreicht hat. Bei Gleichstand vergleicht man - unter den betroffenen Spielern - den nächst höheren Wertungsstein.

Zum sofortigen Spielende kommt es, wenn es einem Spieler gelingt, mit allen 6 Wertungssteinen den Wert 18 zu erreichen. Dieser Spieler gewinnt sofort.

Spielvariante: Teamspiel für 4 Spieler:
Je 2 Spieler bilden ein Team und sitzen sich gegenüber. Alle Grundregeln bleiben gleich, es wird nur eine Punktetafel in doppelter Länge verwendet. Dazu werden 2 Punktetafeln hintereinander gelegt und verwendet.
Erreicht ein Wertungsstein das Feld mit dem Wert 18 der 1. Tafel, so erhält man wie gewohnt einen Bonus-Zug und stellt den Wertungsstein auf das Feld „0“ der 2. Punktetafel - übrige Punkte verfallen.
Auch beim Erreichen des Feldes mit dem Wert 18 auf der 2. Tafel erhält man einen Bonus-Zug.

Die Teamspieler dürfen sich aber während des Spieles nicht absprechen - außer man vereinbart dies als eigene Variante vor dem Spiel.

Solospiel für 1 Spieler:
Ziel des Spieles ist es, den höchstmöglichen Punktestand für den am niedrigsten positionierten Wertungsstein zu erreichen, bevor man keine Steine mehr legen kann.
Es gelten alle Grundregeln, bis auf die folgenden Ausnahmen:
  • es wird eine doppelte Punktetafel (siehe auch Teamvariante) verwendet.
  • es gibt keine Ablagebank - der Spieler zieht immer nur einen Spielstein aus dem Stoffbeutel, platziert und wertet diesen.
  • erreicht der Wertungsstein das Feld mit dem Wert 18 der 1. Tafel, so kommt der Wertungsstein sofort auf das Feld „0“ der 2. Tafel - übrige Punkte verfallen.
  • Bonus-Züge (in diesem Sinne) gibt es im Solospiel keine.

Fazit:
Einfach Genial ist ein „einfach geniales“, interessantes und spannendes Lege- und Positionsspiel, indem es nicht nur auf Taktik und Strategie, sowie Übersicht ankommt, sondern auch auf das Quäntchen Glück, dass man bei Spielen dieser Art braucht. Was helfen die besten Ideen und Möglichkeiten, wenn ich keine Steine zum Durchführen habe.
Und wenn man einmal gar nicht gut „da steht“, sollte man - unter bestimmten Umständen - nie die Möglichkeit übersehen, alle Steine tauschen zu können.

Auch ist es immer wichtig, die Wertungstafel der anderen Spieler im Auge zu behalten, und vielleicht anstatt selber Punkte zu machen, lieber mal eine Stein dazu nutzen, einen Mitspieler in einer Farbe zu blockieren oder auch nur einzubremsen.

Und da es immer sehr viel zu schauen, beobachten, tüfteln und nachdenken gibt - um ja immer das Beste aus seinem Zug herausholen zu können - kann das Spiel sich auch schon mal in die Länge ziehen. Und da sollte man schon etwas Geduld und Zeit mitbringen.

Einfach Genial ist ein Spiel, das uns - vor allem zu zweit - am besten gefallen hat. Die Wartezeiten halten sich hier auch sehr in Grenzen und das Spiel ist taktisch und planbar. Ab 3 Spieler - und vor allem in voller Besetzung - wird das Spiel nicht mehr vorhersehbar bzw. planbar, und bei jedem Zug geht es mehr oder weniger nur mehr darum, das Beste aus der sich bietenden Situation zu machen. Dies ist zwar noch immer sehr interessant und eine Herausforderung - nur die Wartezeit kann dann schon sehr lange werden ...

Auch das Team- bzw. Solospiel ist bei uns nicht sehr angekommen. Für diese Art von Spiel gefällt es uns einfach am besten, wenn man für sich selbst spielt ...

Das Spielmaterial besteht einem großem Spielplan und kleinen Wertungssteinen aus Holz. Den Rest bilden Ablagebänke und Spielsteine aus Plastik, die aber zweckmäßig, handlich und praktisch sind. Auch die aufgedruckten Farbsymbole sind in einer angenehmen Größe ausgefallen, die zu einer leichteren Übersicht am Spielplan verhelfen. Nur der Stoffbeutel ist etwas zu klein ausgefallen. Hier muss am Beginn des Spieles schon sehr genau aufpassen, dass keine Spielsteine herausfallen oder dass man nicht - unbeabsichtigt - schwindelt, und sieht, welchen Stein man nachzieht.

Die Spielanleitung findet auf einem großem, doppelseitigem Blatt Platz, ist gut aufgebaut und mit Bildern und Beispielen versehen. Der Spielablauf selbst ist so einfach und einleuchtend, dass es eigentlich zu keinen Regelfragen kommen dürfte. Einzig der Punkt beim Nachziehen - die Möglichkeit alle Steine zu tauschen - wird gerne übersehen, sollte aber keinesfalls außer Acht gelassen werden.

Ansonsten ist Einfach Genial ein abstraktes Spiel, ohne thematische Umsetzung, dass bei uns recht gut angekommen ist. Aber es muss ja nicht jedem Spiel ein Thema aufgezwungen werden, wenn die restliche Umsetzung passt. Und dies ist bei diesem Spiel der Fall, auch wenn es bei uns vor allem als 2- oder 3-Personen-Spiel auf den Tisch kommen wird. In dieser Zusammensetzung gefällt und spielt es sich in unseren Runden am besten, und wird auch so sicher immer wieder gespielt werden ...

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Einfach Genial" bei spielenet.de