Spielbesprechung von Györög Kurt
Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs
18.03.2004

von Martin Wallace
Kosmos
für 3 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Die letzten großen Kämpfe in Mittelerde gegen Saurons Truppen stehen bevor. Aragorn ist mit seinem Gefolge in Minas Tirith erschienen. Nun rücken die freien Völker gegen Mordor vor, um Saurons Armee zu schlagen. Ein scheinbar hoffnungsloses Unterfangen. Aber sie haben noch einen Trumpf: Frodo und Sam sind auf dem beschwerlichen Weg zum Schicksalsberg, um dort den unheilvollen Ring für immer zu vernichten. Doch auch der verschlagene Gollum hat dieses Ziel gewählt ...“

Auf zur letzten Schlacht - wer wird wohl siegreich sein ...

Spielmaterial:
1 Spielplan, 1 Schicksalsberg (mit Vulkanfeuer), 50 Sauron-Plättchen, 1 Schwarzes Tor, 1 Frodo- und Sam-Aufsteller mit Ring, 1 Gollum-Aufsteller, 90 Karten (Armee-, Helden- und Aktionskarten), 4 Spielfiguren, 2 Würfel, 1 Startspieler-Kärtchen (mit Übersichtstabelle) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Das Schwarze Tor erfolgreich anzugreifen bzw. Frodo und Sam zu helfen, die Spitze des Schicksalsbergs vor Gollum zu erreichen.

Spielablauf:
Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt. Der Schicksalsberg (mit dem Vulkanfeuerplättchen) wird passend auf das - am Spielplan vorgedruckte - Feld gestellt. Gollum wird am 1. Feld am Schicksalsberg - Frodo und Sam (mit aufgestecktem Ring) am - je nach Spieleranzahl vorgesehenem - Startfeld des Weges vor dem Schicksalsberg platziert.

Aus den Sauronplättchen werden die 3 Trolle (Kampfwert 16) herausgesucht, verdeckt gemischt, und - je nach Spieleranzahl - 2 oder 3 davon mit dem Schwarzen Tor auf dem dafür vorgesehen Feld am Spielplan gestellt.
Aus den restlichen Sauronplättchen werden noch die 5 Nazgul (Kampfwert 15) herausgesucht, und auf den - mit einem grauen und schwarzem Punkt - markierten Feldern am Spielplan gelegt. Die restlichen Plättchen werden gemischt und zufällig - verdeckt - auf die restlichen Felder am Spielplan - die mit einem grauen Punkt markiert sind - platziert.

Jetzt werden noch die Karten verdeckt gemischt und je 3 an die Mitspieler verteilt, die diese auf die Hand nehmen. Die restlichen Karten bilden einen verdeckten Nachziehstapel neben dem Spielplan. Außerdem erhält jeder Spieler noch eine Spielfigur seiner Wahl, die er zunächst vor sich ablegt.

Der Spieler, der das höchste Würfelergebnis erzielt, wird Startspieler und erhält die Würfel und das Startspielerkärtchen.

Jede Runde besteht aus ...
1. der Heerschau und
2. Bewegung und Kämpfe

1. Die Heerschau:
Der Startspieler deckt vom Nachziehstapel so viele Karten-Sets auf, wie Spieler teilnehmen - wobei jedes Set aus 5 Karten besteht, die offen nebeneinander ausgelegt werden.
Der Spieler rechts vom Startspieler darf sich als Erster eines dieser Sets aussuchen und auf die Hand nehmen. Danach ist sein rechter Nachbar an der Reihe, bis zuletzt für den Startspieler das letzte Karten-Set übrig bleibt.

2. Bewegung und Kämpfe:
Vor seinem ersten Zug darf jeder Spieler seine Spielfigur auf ein beliebiges - der gekennzeichneten Startfelder - am Spielplan stellen.
Diese Phase beginnt dann der Startspieler - danach sind die restlichen Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe.
  • Bewegung: Um die Spielfigur auf ein angrenzendes, leeres Feld zu bewegen, muss man eine beliebige Karte offen auf einen Ablagestapel legen. Dabei darf eine Figur beliebig weit über den Spielplan - auch rückwärts - gezogen werden, solange für jede Bewegung eine Karte auf den Ablagestapel abgeworfen wird. Felder mit Sauronplättchen dürfen nicht betreten werden.
  • Kämpfe: Man kann von seinem Feld aus - auf dem die Spielfigur steht - Sauronplättchen, die sich auf direkt angrenzenden Feldern befinden, angreifen. Angegriffen wird mit Armee- und Heldenkarten, sowie mit den 2 Würfeln. Dabei ist wie folgt vorzugehen:
    • Der Spieler sagt an, welches Sauronplättchen er bekämpfen will und muss sich entscheiden, mit wie vielen Armee-Karten er angreifen will. Dazu legt er beliebig viele (mindestens eine) Armee-Karte(n) einer Farbe offen vor sich aus. (Ausnahme: Die Heldenkarten „Gandalf“ und „Theoden“ erlauben es mit 2 verschiedenen Armee-Farben anzugreifen.)
    • Zusätzlich können beliebig viele (graue) Helden-Karten dazu ausgelegt werden.
    • Der Spieler würfelt mit beiden Würfeln, und addiert zu den beiden Würfelzahlen nun noch die Werte der eingesetzten Armee- und Heldenkarten dazu:
      • Ist der Wert gleich oder höher als der Kampfwert des angegriffenen Sauronplättchens, so war der Angriff erfolgreich. Der Spieler erhält das Sauronplättche, welches er - ohne es anzusehen - verdeckt vor sich ablegt und zieht seine Figur - ohne dafür zahlen zu müssen - auf das frei gewordene Feld.
        Alle für den Kampf eingesetzten Karten werden auf den Ablagestapel gelegt (Ausnahme: Die Aktionskarte „Gandalfs Schutz“ wurde gespielt - die es erlaubt, die eingesetzten Armee-Karten - keine Helden-Karten - wieder auf die Hand zurück zu nehmen).
        Der Spieler ist weiterhin an der Reihe, und darf sich - wenn er möchte - nochmals bewegen oder kämpfen.
      • Ist der Wert kleiner als der Kampfwert des angegriffenen Sauronplättchen, so wurde der Kampf verloren. Das Sauronplättchen bleibt auf seinem Feld liegen.
        Der Spieler darf eine seiner eingesetzten Armee-Karten (keine Helden-Karte) auf die Hand zurück nehmen - der Rest kommt auf den Ablagestapel.
        Mit der Niederlage endet der Zug des Spielers sofort, und der nächste Spieler ist an der Reihe.

„Erneut würfeln!“-Armee-Karten: erlauben es einem Spieler, einen gescheiterten Angriff nochmals - mit unveränderten Karten - zu wiederholen. Solche Karten dürfen nur benutzt werden, wenn diese farblich zu den ausgelegten Armee-Karten passen. In einem Zug dürfen beliebig viele dieser Karten eingesetzt werden.

Rohan-Karten (grün): zählen im Kampf gegen Orks (Kampfwert 8) um +1 mehr als der aufgedruckte Wert, im Kampf gegen Mumakils (Kampfwert 12) jedoch um -1 weniger als der aufgedruckte Wert.

Aragorns Armee (blau): bewirkt - wenn 3 Karten davon vorgezeigt werden - das der Spieler einmal in seinem Zug seine Spielfigur „gratis“ von einem Feld in ein direkt angrenzendes, leeres Feld bewegen darf.

Graue Sonderkarten: können dazu verwendet werden, um - je nach Art der Karte - 2 verschiedene Armeen in einem Kampf benutzen zu dürfen, erneut würfeln zu können oder aber auch um schneller vorwärts zu kommen oder zusätzliche Karten ziehen zu dürfen.

Frodo- und Sam bzw. Gollum:
Jedes Mal, wenn ein Angriff gegen ein Sauronplättchen erfolgreich war (ausgenommen gegen Orks), rücken Frodo und Sam mit ihrem Ring um ein Feld näher an den Schicksalsberg. Bei einer Niederlage passiert einstweilen nichts. Erst wenn die beiden den Schicksalsberg erreicht und betreten haben, bewegt sich bei einer Niederlage Gollum jedes Mal um 2 Felder den Schicksalsberg hinauf. Bei jedem Sieg rücken Frodo und Sam - wie gehabt - um ein Feld den Schicksalsberg hinauf. (Besetzte Felder werden dabei - von Frodo und Sam, aber auch von Gollum - einfach übersprungen.)

Das Schwarze Tor:
Das Schwarze Tor (Kampfwert 18) kann - wie ein Sauronplättchen - von einem der 4 angrenzenden Felder aus angegriffen werden. Kommt das Tor zu Fall, so erhält es der erfolgreiche Spieler und legt es zu seinen gewonnen Sauronplättchen. Sein Zug ist damit beendet.
Jeder Spieler der in dieser Runde noch nicht an der Reihe war, hat nun noch die Möglichkeit einen der Trolle - die hinter dem Tor versteckt waren - anzugreifen.
Kommt es zu einer Niederlage gegen das Tor, so wandert Gollum 2 Felder den Schicksalsberg hinauf.

Nachdem jeder Spieler einmal mit „bewegen und kämpfen“ an der Reihe war, gibt der Startspieler sein Startspielerplättchen an seinen linken Nachbar weiter, und dieser beginnt - wieder mit einer Heerschau - eine neue Runde.

Spielende:
Das Spiel endet nach einer vollständigen Runde, wenn einer der folgenden Fälle eintritt:
  • Frodo und Sam erreichen das letzte Feld am Schicksalsberg vor Gollum (und vernichten somit den Ring), oder
  • das Schwarze Tor wurde zu Fall gebracht.
Nun drehen die Spieler ihre Sauronplättchen um, und zählen die erreichten Punkte zusammen.
Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen.

Das Spiel endet vorzeitig und sofort, wenn Gollum als Erster das letzte Feld am Schicksalsberg erreicht.
Alle Spieler haben in diesem Fall verloren.

Spielvariante:
Wer Gollum weniger Chancen auf den Sieg einräumen möchte, zieht diesen jeweils nur um 1 Feld nach vor, wenn es zu einer Niederlage kommt.

Fazit:
Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs ist ein nettes Lauf-, Sammel- und Würfelspiel für die ganze Familie. Der Glücksfaktor ist in diesem Spiel recht groß - einerseits braucht man Glück im Kampf beim Würfeln, andererseits auch bei den zu erobernden Plättchen. Auch wenn es sich um den gleichen Gegner (z.B. Mumakil) handelt, so können sich unter dem Plättchen zwischen 4 bis 6 Siegpunkte befinden.
Das Kartenglück ist durch das Aufdecken der Kartensets bei der „Heerschau“ ziemlich ausgeglichen, und es kommt so gleichmäßig und nicht so stark zum Tragen.
Trotzdem handelt es sich bei diesem Spiel um ein nettes, interessantes Spiel „zum Film“ - das unterhaltsam ist.

Warum man sich die eroberten Plättchen nicht ansehen darf - und damit bis zum Schluss warten muss - war bzw. ist uns nicht ganz klar. Vermutlich soll damit die Spannung bis zum Schluss gesteigert und gehalten werden.
Uns hat aber auch die Variante ganz gut gefallen, in der wir die Karten schon während des Spiele aufgedeckt haben und jeder wusste, wer wie viele Punkte bereits erzielt hat.
Die Variante, in der Gollum mehr Chancen eingeräumt werden können, wurde von uns eigentlich nie gespielt - es ist auch so nicht allzu schwer das Spiel zu gewinnen.
Die Altersangabe ist mit „ab 10 Jahren“ angegeben - ich bin aber der Meinung, dass auch 8 bis 9-Jährige ihren Spaß an diesem Spiel haben können.

Das Spielmaterial ist insgesamt ganz gut gelungen - die Sauronplättchen, sowie die Armee- und Heldenkarten sind mit Bildern aus dem „Film“ versehen, stimmig und passen gut ins Spiel. Die Spielfiguren sind einfache Holzfiguren, die Frodo- und Sam-, bzw. der Gollum-Aufsteller aus kompakten Karton - sowie auch das Schwarze Tor und das Vulkanfeuer, dass in den Plastik-Schicksalsberg gesteckt wird.
Alles ist in einer großen Spieleschachtel von Kosmos untergebracht - und es gibt mehr Einteilungen als gebraucht werden. Dabei liegt der Spielplan aber so genau in der Schachtel, dass er - da es leider keine Aussparung für die Finger gibt - nicht ganz so leicht wieder herausgenommen werden kann. Zumindest hatte und habe ich meine Probleme damit ...
Auch sind anscheinend verschieden illustrierte Spielschachteln im Umlauf. Auf der Homepage von Kosmos (und auch bei verschiedenen Internetanbietern) sind auf der Schachtel - neben Aragorn - auch noch (in grau gehalten) Gollum, Frodo und Gandalf abgebildet. Bei meiner - und auch auf Schachteln diverser Spieleläden - gibt es nur Aragorn alleine zu sehen.

Die Spielanleitung findet auf einer großen Doppelseite Platz, ist mit Bildern und Beispielen versehen und gut strukturiert. Einzelne Passagen können leicht wieder gefunden werden.
Fragen blieben eigentlich keine offen, wenn man davon absieht, dass sich ein kleiner Fehler in der Anleitung eingeschlichen hat:
Im Abschnitt für „einen erfolgreichen Kampf“ ist von der Sonderkarte die Rede, die es ermöglicht alle seine eingesetzten Armee-Karten wieder auf die Hand zu nehmen. In der Anleitung wird irrtümlicher Weise auf die Karte „Frischer Mut“ verwiesen - korrekt bzw. richtig ist aber die Karte „Gandalfs Schutz“.

Das Spiel spielt sich mit 3 Spielern - aber auch mit 4 Spielern gleich, wobei bei uns auch ein Spiel zu zweit den anderen Spielen um nichts nachstehen musste. Die Spieldauer ist mit ca. 45 bis 60 Minuten angegeben - und sollte in den meisten Fällen auch eingehalten werden können.

Alles in allem handelt es sich bei Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs um ein nettes Spiel, an dem weniger die Vielspieler, Taktiker und Strategen - sondern vor allem Gelegenheitsspieler und Herr der Ringe - Fans ihre Freude haben werden. Und für diese Gruppe sind diese „Spiele zum Film“ auch gedacht ...

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

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