Spielbesprechung von Györög Kurt
Hansa
Hansa-Extrakarte
01.06.2004

von Michael Schacht
ABACUS-Spiele
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Die Spieler wetteifern um die Vorherrschaft in den Hansastädten des 14. Jahrhunderts. Sie durchqueren mit einem gemeinsamen Handelsschiff die Ostsee, immer auf der Suche nach günstigen Gelegenheiten wertvolle Waren zu erwerben. Dabei bauen sie in den Städten ein Netz von Niederlassungen auf - bestehend aus Marktständen. Diese ermöglichen es Waren wieder rechtzeitig zu verkaufen und die Macht weiter zu vergrößern.
Bei Spielende gewinnt der Spieler mit den meisten Niederlassungen und dem größten Profit aus den Warenverkäufen.“


Lasst uns in See stechen und den Handel beginnen ...

Spielmaterial:
1 Spielplan, 1 Handelsschiff, 60 Marktstände (je 15 in 4 Farben), 22 Taler, 4 Geldsäcke (in 4 Farben), 78 Warenmarken (je 4x 1 Fass, 5x 2 Fässer und 4x 3 Fässer in 6 Farben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Spielende - durch geschickten Warenkauf- und verkauf, sowie durch das Errichtens von Marktständen - die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte - und je nach Spieleranzahl wird eine vorgegebene Menge an Warenmarken verdeckt gemischt.
Auf dem Spielplan sieht man 9 Hansastädte, die durch Routenpfeile miteinander verbunden sind. Die Routenpfeile geben dabei genau vor, vor welcher Stadt aus man in welche andere Stadt reisen kann.
Außerdem gibt es neben jeder Stadt 1 oder 2 - durch Kreise markierte - Lagerhäuser.

Jedes dieser Lagerhäuser wird nun mit einem Warenmarker bestückt, indem man in offen auf den Kreis neben der Stadt legt. Die restlichen Warenmarker werden in 5 ungefähr gleich große Stapel aufgeteilt, und verdeckt auf die 5 vorgesehenen Vorratsfelder am Spielpanrand platziert.

Das Schiff kommt in die Stadt Copenhagen, die Taler neben den Spielplan (als Bank) und jeder Spieler erhält 15 Marktstände einer Farbe, den passenden Geldsack und 3 Taler aus der Bank (die auf den Geldsack gelegt werden).

Vor dem Spielbeginn platziert nun jeder Spieler noch - abwechselnd - 3x je 2 Marktstände in beliebige Städte, außer Copenhagen bzw. in eine Stadt, in der er zuvor schon Marktstände aufgestellt hat.
Städte in denen Mitspieler Marktstände aufgestellt haben dürfen ausgewählt werden.

Danach beginnt das eigentliche Spiel, indem der Startspieler als Erster folgende 4 Phasen durchspielt:

1. Phase: Einkommen nehmen:
Der Spieler nimmt sich 3 Taler aus der Bank und legt sie auf seinen Geldsack.

2. Phase: Angebot auffüllen:
Gibt es Lagerhäuser auf dem Spielplan, auf denen keine Warenmarker liegen, dann kann der Spieler in dieser Phase für 1 Taler (den er an die Bank zahlt) alle Lagerhäuser am Spielplan auffüllen.
Dazu nimmt er einzeln Warenmarker vom jeweils vordersten (der 5) Vorratsstapel und legt diese offen auf die leeren Lagerhäuser. Dabei ist zu beachten, dass - wenn Lagerhäuser aufgefüllt werden - immer alle leeren Lagerhäuser aufgefüllt werden müssen.
Sind zu Beginn dieser Phase alle Lagerhäuser leer, so muss der Spieler die Phase ausführen und die Lagerhäuser auffüllen.

3. Phase: Aktionen durchführen:
Vor, nach und zwischen den Aktionen darf der Spieler das Schiff bewegen. Dafür muss er 1 Taler an die Bank bezahlen und darf dafür das Schiff - auf den angegebenen Routen - von einer Stadt in eine angrenzende Nachbarstadt ziehen.
In jeder Stadt - in der das Schiff steht - darf der Spieler maximal eine der folgenden 3 Aktionen durchführen:
  • Kauf von Waren:
    Der Spieler nimmt sich einen Warenmarker aus einem Lagerhaus in der Stadt und legt in offen vor sich auf den Tisch. Dafür zahlt er 1 Taler an den Spieler, der die meisten Marktstände in dieser Stadt hat.
    Gibt es einen Gleichstand, oder hat noch kein Spieler Marktstände in dieser Stadt, kommt der Taler in die Bank.
  • Marktstände errichten:
    Der Spieler kann - gegen Abgabe eines seiner offenen Warenmarkers - 1, 2 oder 3 Markstände in der Stadt errichten, je nachdem wie viele Fässer auf dem offenen Warenmarker abgebildet sind, den der Spieler dafür aus dem Spiel nimmt (und in die Schachtel legt).
  • Verkauf von Waren:
    Der Spieler darf in einer Stadt nur Waren verkaufen, wenn er dort auch mindestens 1 Marktstand errichtet hat.
    Dazu braucht er aber mindestens 2 oder mehr Warenmarker einer Farbe. Es dürfen auch gleichzeitig Waren verschiedener Farben verkauft werden - von jeder Farbe müssen aber mindestens 2 Marker verkauft werden.
    Verkauft der Spieler Waren in einer Stadt, so kostet ihm das keinen Taler, sondern er muss dafür in dieser Stadt 1 eigenen Marktstand abbauen und in seinen Vorrat zurücklegen.
    Die verkauften Warenmarker werden umgedreht, und bleiben bis zum Spielende auch verdeckt vor dem Spieler liegen. Sie sind damit sicher und können auch für keine anderen Zwecke mehr verwendet werden.
    Haben die Mitspieler Warenmarker offen vor sich liegen, die die gleiche Farbe wie die eben vom aktiven Spieler verkaufte(n) Waren haben, so müssen diese je 1 ihrer offenen Warenmarken in der bzw. den betreffenden Farben abgeben und aus dem Spiel nehmen (und in die Schachtel legen).

Die einzelnen Aktionen können in beliebiger Reihenfolge und auch beliebig oft durchgeführt werden, sofern dazwischen immer wieder das Schiff bewegt wird und in den einzelnen Städten nur maximal eine der Aktionen ausgeführt wird.

Der Spieler kann aber auch darauf verzichten Aktionen durchzuführen - oder auch nur das Schiff bewegen.

4. Phase: Steuern und Zölle:
Am Ende seines Zuges darf jeder Spieler nicht mehr als 3 Taler auf seinem Geldsack und maximal 3 offenen Warenmarker vor sich liegen haben.
Überzähliges Geld kommt in die Bank - überzählige Warenmarker aus dem Spiel (und in die Schachtel zurück).

Danach in der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende:
Das Spiel endet, wenn ein Spieler in der 2. Phase die Lagerhäuser auffüllt und dabei den 5. Vorratsstapel mit verwenden muss. Dann wird die laufende Spielrunde noch fertig gespielt - so dass jeder Spieler gleich oft an der Reihe war.

Danach kommt es zur Wertung:
  • Jede offene Warenmarke zählt 1 Punkt.
  • Jede umgedreht Warenmarke zählt 1 Punkt plus so viele zusätzliche Punkte, wie Fässer aufgedruckt sind.
  • Jede Stadt mit einem Marktstand zählt für den Spieler 2 Punkte (bzw. 4 Punkte, wenn er alleine in der Stadt ist).

Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen.
Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten Marktständen am Spielplan.

Die Hansa-Extrakarte:

Es gelten die üblichen Hansa-Regeln. Bei der Schlusswertung werden - wie folgt - zusätzliche Punkte vergeben:

Der Spieler ...
... mit dem höchsten Stapel aus Marktständen auf dem Spielbrett bekommt 2 Bonuspunkte.
... der den letzten Vorratsstapel angebrochen hat bekommt 3 Bonuspunkte.
... mit den meisten Städten, in denen er mind. 1 Marktstand hat, bekommt 4 Bonuspunkte.
... mit den meisten verkauften Warenchips mit einem Fass bekommt 5 Bonuspunkte.

Haben mehrere Spieler die Mehrheit, bekommt jeder dieser Spieler die vollen Bonuspunkte.
Hansa (Basisspiel)

Fazit:
Hansa ist ein taktisches Positions- und Handelsspiel, das mit wenigen und einfachen Regeln und Aktionen auskommt. Der Glücksanteil ist auf das Aufdecken der Warenmarker beschränkt, und sonst eigentlich nicht im Spiel vorhanden.
Das Spiel lebt vor allem von der Geldknappheit und von dem Versuch, so viel wie möglich aus dem Wenigen, dass man hat zu machen. Man versucht immer und immer wieder seine Züge so zu optimieren, dass man einerseits so viel wie möglich machen und herausholen kann, aber auch andererseits seine Marktstände so in den Städten platziert, dass man immer wieder Mal zu einer „Gratis“-Ware“ bzw. zu einem „Extra“-Taler kommt.

Und nie ganz vergessen bzw. vernachlässigen sollte man auch, dass man durch geschicktes Abstellen des Schiffes in einer bestimmten Stadt, seine(n) Mitspieler eine bestimmte Route „aufzwingen“ kann.
Auch sollte man immer Abzuschätzen versuchen, ob es nicht sinnvoll ist für 1 Taler (auch für alle anderen) die Lager zu füllen, wenn man dadurch für sich einen noch größeren Vorteil herausholen kann.

Das Spielmaterial besteht aus einem stimmungsvoll und toll illustrierten Spielplan, kompakten Warenmarkern, Talern und Geldsäcken, sowie aus einem Schiff und Marktständen aus Holz.
Alles passt thematisch gut zusammen, ist zweckmäßig und übersichtlich - und findet in einer schmalen, handlichen Schachtel Platz. Leider gibt es in dieser aber keine Einteilungen bzw. Fächer, sodass die Marker und Taler wild durcheinander fallen bzw. fliegen. Anstatt eines größeren Faches in der Mitte, wären 2 Fächer am Rande besser gewesen. Dies hätte man durchaus einfach (durch anderes Falten der Einlage) erzielen können.
Wer mit der bestehenden Einlage aber trotzdem Taler und Warenmarker trennen und separat „lagern“ möchte, kann sich damit helfen, indem er die Einlage einfach umdreht und verkehrt in die Schachtel legt. Es ergeben sich dadurch 2 Fächer am Rand, die man verwenden kann.

Die Spielanleitung findet auf 4 großformatigen Seiten Platz, wobei dabei immer die eine Hälfte für die Anleitung und die andere Hälfte für Beispiele und Bilder verwendet wird. (Die Anleitung besteht insgesamt aus 8 Seiten, da diese in deutsch und englisch abgefasst wurde.)
Die Regel ist strukturiert und übersichtlich aufgebaut, und lässt durch die vielen Beispiele und Bilder keine Fragen offen.
Auch wenn der Ablauf nach dem ersten Durchlesen der Anleitung vielleicht etwas kompliziert klingt - nach spätestens ein paar Runden merkt man, dass sich Hansa ganz einfach spielen lässt und der Ablauf und die Möglichkeiten, die man hat, auch logisch und leicht zu merken sind.
Und mit jedem weiteren Spiel und jeder weitern Runde merkt man auch, dass in dem so einfachen Spiel mehr steckt als man meint - und das Spiel wird von Mal zu Mal interessanter. Und da es immer wieder etwas Neues auszuprobieren gibt, ist der Wiederspielreiz auch dementsprechend groß.

Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen recht gut, wobei uns aber vor allem das Spiel zu zweit, aber auch zu dritt am besten gefallen hat. Es ist in diesen Besetzungen taktischer und „planbarer“ als in voller Besetzung, es spielt sich flüssiger und auch die Wartezeit hält sich hier in Grenzen.
Mit 4 Spielern ist es fast unmöglich etwas vorauszuplanen - denn es tut sich einfach viel zu viel, bis man wieder an der Reihe ist - interessant bleibt das Spiel aber allemal, auch mit einer längeren Wartezeit zwischen den Zügen.

Die Spieldauer ist mit ca. 1 Stunde angegeben. Diese Zeit wird man bei einem Spiel zu zweit und zu dritt einhalten können. In voller Besetzung - oder wenn man Spieler am Tisch hat, die wirklich das Optimum aus jedem Zug herausholen wollen - wird die Zeit aber nicht reichen. Dann kann es unter Umständen auch etwas zäh oder langwierig werden.

Anfang Mai 2004 gab es ein kleines Gewinnspiel beim Verlag, bei dem man eine Hans-Extrakarte gewinnen konnte. Ich habe teilgenommen - und war auch einer der glücklichen Gewinner, die eine solche Karte zugeschickt bekommen haben.
Es handelt sich dabei um eine „Postkarte“, auf deren Rückseite eine Anleitung zur Vergabe von Bonuspunkten am Spielende abgedruckt ist, und auf deren Vorderseite das Ganze nochmals symbolisch abgebildet ist.
Spielt man mit dieser „Variante“, wird das Spiel zwar nicht grundsätzlich oder entscheidend verändert - es gibt einfach zusätzliche Möglichkeiten an (Bonus)-Punkte zu kommen, und damit vielleicht bei der Schlussabrechnung doch noch die Nase vorne zu haben.

Uns hat Hansa (mit und ohne Extrakarte) sehr gut gefallen - und wird deshalb aber auch immer wieder Mal den Weg auf den Spieltisch finden ...

Vielen Dank an ABACUS-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Hansa" bei spielenet.de