04.10.2004 von Bernd Eisenstein ABACUS-Spiele für 2 - 5 Spieler ab 9 Jahren |
„Mittelamerika, lange vor den Eroberungen eines Cortéz. Die Maya-Kultur befindet sich in ihrer Blütezeit. Gewaltige Pyramiden wie Tikal und Copan entstehen. Und wir sind dabei und setzen als Bauherren Stein auf Stein. Bedauerlicherweise mischen aber noch Konkurrenten mit und so gibt es ein Gerangel an den Steinbrüchen und Bauplätzen. Dabei verfolgen wir unbeirrt unser Ziel, die meisten Bausteine in den riesigen Pyramiden unterzubringen, um so den größten Anteil am Gold der Maya-Herrscher zu erhalten.“ Mit Bluff und Taktik an „die Spitze“ ... Spielmaterial: 3 Leisten (die die Steinbrüche ergeben), 40 Arbeiterkarten (5 Sätze in den Spielerfarben mit den Werten 3, 4, 4, 5, 6, 7, 8 und -3), 4 Pyramiden-Tafeln, 7 ovale Marker (in grün), 4 ovale Marker (in blau - für die Profivariante), 140 Pyramidenbausteine (je 28 in 5 Farben), 76 Goldmünzen und 3 Spielanleitungen. Spielziel: Am Spielende das meiste Gold zu besitzen. Spielablauf: Je nach Spieleranzahl werden eine bestimmte Anzahl Steinbrüche und bestimmte Pyramiden in die Mitte des Tisches gelegt. Oberhalb der Steinbrüche wird der passende grüne Marker abgelegt. Jeder Spieler erhält einen Satz Arbeiterkarten und 2 Pyramidenbausteine seiner Farbe. Die restlichen Bausteine und das Gold werden neben der Spielfläche bereit gelegt. Der Startspieler beginnt und setzt einen seiner beiden Bausteine bei einer beliebigen Pyramide in die unterste Ebene. Danach sind die Mitspieler an der Reihe. In einer zweiten Runde wird nun noch von jedem Spieler der 2. Baustein in die unterste Ebene einer beliebigen Pyramide gesetzt - dabei ist zu beachten das nach dieser Einsetzrunde nie zwei Steine der gleichen Farbe in derselben Pyramide liegen dürfen. Danach kann das eigentliche Spiel beginnen. Maya wird über 3 Runden gespielt, die wiederum aus folgenden 3 Phasen bestehen: 1. Phase - Steinbruch: Arbeiter einsetzen: Um Pyramidenbausteine zu erhalten, müssen die Spieler ihre Arbeiterkarten für den Abbau in den Steinbrüchen einsetzen. Die Arbeiterkarten sind dabei in „niedrige Karten“ (3, 4, 4, 5) und „hohe Karten“ (6, 7, 8, -3) unterteilt - und als solche auch auf der Rückseite erkenntlich. Beginnend mit dem Startspieler legen nun die Spieler reihum verdeckt Karten unter den Steinbrüchen aus. Dabei ist Folgendes zu beachten:
Haben alle Spieler gepasst, werden die einzelnen Steinbrüche - von rechts nach links - ausgewertet. Dazu werden nun die Arbeiterkarten umgedreht, ohne die Reihenfolge zu verändern. Befindet sich unter den Arbeiterkarten eine „-3“, muss der Besitzer dieser Karte einem Spieler seiner Wahl 3 Punkte von der Summe der Kartenwerte abziehen. Gibt es mehrere „-3“-Karten, müssen die Spieler beginnend beim Startspieler angeben, wem sie die Punkte anziehen möchten. Der Spieler mit der höchsten Summe der Arbeiterkarten erhält die größte - am Steinbruch angegebene - Anzahl an Bausteinen seiner Farbe aus dem Vorrat, sowie den oberhalb des Steinbruches liegenden Marker mit einer Sondereigenschaft, der entweder sofort eingesetzt - oder aber auch für später (in dieser Runde) aufbewahrt werden kann. Eingesetzte Marker kommen zum Steinbruch zurück. Der Spieler mit der zweithöchsten Summe erhält die zweitgrößte - am Steinbruch angegebene - Anzahl an Steinen, usw. Die ausgewerteten Arbeiterkarten bleiben einstweilen vor den Steinbrüchen liegen. Sondereigenschaften der grünen Marker:
Nachdem alle Steine und Sondereigenschaften verteilt sind, muss geprüft werden, ob die Spieler die erworbenen Steine auch transportieren können. Für jeden Punkt auf den Arbeiterkarten, die der Spieler noch auf der Hand hat, kann er einen Stein vom Steinbruch zu einer Pyramide transportieren. Überzählige Steine kommen wieder zurück in den Vorrat. Nach dieser „Kontrolle“ gibt jeder Spieler bekannt, wie viele Steine er transportieren kann und nimmt diese Bausteine verdeckt in die Hand. Noch vorhandene Marker mit Sondereigenschaften bleiben offen vor den Spielern liegen. 2. Phase - Pyramidenbau: Beginnend mit dem Startspieler werden die Steine nach folgenden Bauregeln reihum in die Pyramiden eingesetzt:
Kann ein Spieler keinen Stein den Bauregeln entsprechend setzten, so muss er passen. Da dies erzwungen ist, braucht er dafür keinen Stein bezahlen, sondern erhält dafür 1 Gold aus der Bank. Hat ein Spieler keine Bausteine mehr, so gibt er dies bekannt und wird für die restliche Phase übersprungen. 3. Phase - Wertung: Gold auszahlen: Neben jeder Ebene einer Pyramide sind zwei Zahlen angegeben. Den höheren Wert erhält der Spieler mit den meisten Steinen in dieser Ebene. Den zweiten Wert erhält der Spieler mit den zweitmeisten Steinen. Bei Gleichstand erhalten alle beteiligten Spieler den angegeben Wert. Steine entfernen: In allen Ebenen aller Pyramiden muss jeder Spieler, der dort Gold erhalten hat, jeweils einen Stein seiner Farbe herausnehmen und in den Vorrat zurücklegen. Verliert ein Spieler dadurch seinen letzten Stein in einer Ebene, muss er auch alle Steine in höher liegenden Ebenen in dieser Pyramide entfernen. Zu Beginn jeder neuen Runde nehmen die Spieler wieder alle Arbeiterkarten auf die Hand und legen die - nicht benutzten - Marker (bis auf den Marker für den Startspieler) wieder oberhalb zu den Steinbrüchen. Auch Pyramidenbausteine darf niemand besitzen. Der Spieler mit dem „Startspieler“-Marker beginnt die neue Runde. Spielende: Das Spiel endet nach der Wertung der 3. Runde. Es gewinnt der Spieler mit dem meisten Gold. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten Steinen in den Pyramiden. Variante für „Profis“: Es gelten die Regeln des Grundspiels - zu Beginn erhält jeder Spieler jedoch Goldmünzen im Wert von 10. Am Anfang jeder Runde - also noch vor der „1. Phase - Steinbruch“, werden die Sondereigenschaften der blauen Marker versteigert. Es wird immer ein Marker weniger versteigert, als Spieler teilnehmen - welche Marker versteigert werden, wird ausgelost. Bei der Versteigerung nimmt jeder Spieler verdeckt einen bestimmten Betrag an Goldstücken in seine Hand, der dann zugleich aufgedeckt wird. Der Spieler mit dem höchsten Gebot darf als Erster einen Marker nehmen, danach der Spieler mit dem zweithöchsten Gebot, usw. Der Spieler mit dem niedrigsten Gebot - bzw. alle Spieler, die kein Gebot gemacht haben - erhalten keinen Marker. Jede Sondereigenschaft darf einmal in der laufenden Runde eingesetzt werden. Sondereigenschaften der blauen Marker:
Maya ist ein gelungenes, interessantes und spannendes Bluff-, Versteigerungs- und Mehrheitenspiel, das vor allem bei Spielern, die diese Art von Spiel mögen, gut ankommen wird. Durch seine Vielschichtigkeit, und der gut passenden und zusammenspielenden Kombination von bekannten Mechanismen dürften aber auch Gelegenheitsspieler Spaß daran finden ... Auch ist die Umsetzung des Themas ist sehr gut, passend und logisch ausgefallen. Steine die ich mir erst in den Steinbrüchen „erarbeiten“ muss, wollen auch zu den Pyramiden transportiert und geschickt eingebaut werden. Da spielt in den Steinbrüchen schon auch das richtige Bluffen eine Rolle, oder aber auch, das man dann und wann auf Sicherheit geht und einen Steinbruch nur für sich beansprucht. Immer mit dem Gedanken im Kopf, dass man genügend - oder aber auch nur die richtigen Karten - zurückbehalten muss, damit die schwer erkämpften Steine nicht wieder verloren gehen, sondern auch genutzt werden können. Damit ist es aber noch nicht getan und vorbei. Auch heißt es die Steine taktisch gut in die Pyramiden einzubauen, sodass man nach einer Wertung auch noch Steine übrig hat, um die anderen - vor allem höher liegenden - Steine abzusichern, und trotzdem weiterhin Mehrheiten zu erzielen. Ein ständiges Abwiegen und Abschätzen, aber auch Vorausdenken ist angesagt und notwendig. Und diese umfangreichen Möglichkeiten sind auch Grund dafür, warum Maya über eine Spieldauer von ca. 60 Minuten spannend und kurzweilig bleibt. Außerdem entdeckt man mit jedem Spiel neue Möglichkeiten und Taktiken, die man ausprobieren möchte - lang anhaltender Spielspaß und ein großer Wiederspielreiz sind damit garantiert. Einzig die Wertungen bremsen durch die leichte Unübersichtlichkeit den Spielspaß. Es verlangt schon ein geübtes und geschultes Auge, um die den Überblick zu bewahren - welches man zweifellos nach mehreren Runden Maya auch bekommt. Auch macht das „Auszahlen“ mit den Goldmünzen, und das permanente Tauschen damit, die Wertung nicht einfacher. Eine Zählleiste wäre bequemer und übersichtlicher gewesen. Das Spielmaterial selbst ist gut gelungen, und gut zum Thema passend illustriert. Die Pyramiden, Steinbrüche, Marker und Goldmünzen bestehen aus kompakten Karton, die Pyramidenbausteine aus Holz - die Spielkarten haben eine kleine, handliche Größe. Alles ist in einer flachen Schachtel, leider ohne Unterteilungen und Fächern untergebracht. Wenn man nicht möchte, dass alles durch die „Schachtel“ fliegt, sollte man ein paar Zipptütchen zum Schlichten und Sortieren benutzen. Die Spielanleitung ist ausgezeichnet, übersichtlich und einleuchtend, sowie strukturiert auf 6 Seiten untergebracht. Es gibt viele Bilder und ausführliche Beispiele, die keine Fragen offen lassen, aber das Spiel etwas komplizierter aussehen lassen, als es ist. Spätestens nach der ersten Partie merkt man, dass der Ablauf logisch und einprägsam, und vor allem leicht zu merken und zu erklären ist. Die Spielanleitung ist in den Sprachen deutsch, englisch und französisch beigelegt. Maya ist ein gut funktionierendes Spiel, dessen Spieldauer - je nach Spieleranzahl - zwischen und 60 - 90 Minuten liegen kann. Vor allem wenn man Tüftler am Tisch hat, die alles genau vorausplanen und -berechnen wollen, kann es schon Mal dauern ... Nichts desto trotz ist Maya aber auch ein Spiel, das bei uns - bis auf die etwas unübersichtliche Wertung - sehr gut angekommen ist, und deshalb auch immer wieder auf den Tisch kommen wird. Egal in welcher Besetzung ... Zu guter letzt möchte ich noch darauf hinweisen, das Maya unter dem Titel „Herrscher der Anden“ Sieger des Hippodice-Spieleautoren-Wettbewerbes im Jahre 2002 geworden ist, welches als weiteres Zeichen für ein gutes und interessantes Spiel gewertet werden kann. Vielen Dank an ABACUS-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars |
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