Spielbesprechung von Györög Kurt
Oh, Pharao!
01.07.2004

von Thilo Hutzler
Kosmos
für 3 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Der allmächtige Pharao Tut-Nur-So hat zu einem Wettbewerb im Pyramidenbauen aufgerufen, bei dem mit dem Baumaterial auch gehandelt und getauscht werden darf. Hat man eine Pyramide fertig gestellt, muss man sich entscheiden, ob man sie dem Aufseher, dem unbestechlichen Habdich-Nicht-So, zur Bewertung vorstellt oder lieber noch weiter ausbauen will. Große Pyramiden werden natürlich höher bewertet, als kleine Bauwerke. Aber wer zu lange wartet, riskiert, dass Diebe aufmerksam werden.“

Oh, du mein Pharao ...

Spielmaterial:
1 Spielplan, 1 Aufseher-Figur, 1 Klauwürfel, 79 Baukarten (Werte: 13x 1, 12x 2, 11x 3, 10x 4, 9x 5, 8x 6, 6x 7, 4x 8,3x 9, 3x Joker), 10 Sonderkarten (5x Dieb, 2x Steuereintreiber, 3x Pharao), 1 Spielende-Karte und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Spielende - mit den gewerteten Pyramiden - die meisten Punkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan wird ausgelegt und die Aufseher-Figur auf das (vorgesehene) Startfeld gestellt. Die Spielende-Karte und der Klauwürfel werden daneben abgelegt. Alle Bau- und Sonderkarten werden gut gemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält davon 7 Karten auf die Hand. 3 weitere Karten werden offen neben den verdeckten Nachziehstapel aufgelegt - und bilden eine Auslage. Dabei ist zu beachten, dass in der Auslage keine Karte doppelt vorkommen darf. Doppelte Karten werden offen auf einen Ablagestapel gelegt.

Der jüngste Spieler wird Startspieler und beginnt.

Wer an der Reihe ist, führt folgende Aktionen in dieser Reihenfolge aus:
1. Pyramiden werten?
Zu Beginn seines Zuges entscheidet der Spieler, ob er bereits ausliegende Pyramiden werten will.
Will er werten, so zählt in jeder Stufe der Pyramide genau 1 Baukarte. Diese werden addiert und mit der Anzahl der Stufen multipliziert. Die erzielten Punkte werden sofort notiert und dem Spieler gutgeschrieben.
Besteht eine Pyramide am Zugbeginn aus 12 oder mehr Karten, so muss der Spieler diese Pyramide werten.

Die Karten gewerteter Pyramiden kommen auf den offenen Ablagestapel und die Aufseher-Figur wird am Spielplan um ein Feld weiterbewegt.

2. Eine Karte aufnehmen:
Der Spieler muss 1 Karte auf die Hand nehmen. Dies kann eine der 3 offenen Karten aus der Auslage sein, oder aber auch die oberste verdeckte Karte vom Nachziehstapel. Wird eine Karte aus der Auslage genommen, so wird diese sofort wieder - mit einer Karte vom Nachziehstapel - auf 3 Karten aufgefüllt.
Auch hier ist wieder darauf zu achten, dass keine Karte doppelt ausliegen darf. Doppelte Karten kommen auf den offenen Ablagestapel.

3. Spieleraktionen:
Der Spieler kann - in beliebiger Reihenfolge - folgende Handlungen durchführen:
  • Handeln und Tauschen:
    Nur der Spieler an der Reihe darf mit allen Mitspielern handeln und Karten - in beliebiger Kombination und Anzahl - tauschen.
  • Pyramiden bauen oder erweitern:
    Der Spieler darf mit mindestens 3 Karten eine Pyramide bauen. Dabei ist folgendes zu beachten:
    • Jede Pyramide muss aus mindestens 2 Stufen bestehen. (Sobald der Aufseher am Spielplan das Feld mit der 3-stufigen Pyramide erreicht oder überschritten hat, müssen es mindestens 3 Stufen sein.)
    • Jede höhere Stufe muss mindestens 1 Karte weniger enthalten, als die Stufe darunter.
    • Alle Karten einer Stufe müssen dieselbe Zahl haben.
    • Jede höhere Stufe muss eine Zahl tragen, die genau um „1“ höher ist, als die direkt darunter liegende Stufe.
    • Jeder Spieler darf nur eine Pyramide ausliegen haben. (Sobald der Aufseher am Spielplan das Feld mit den beiden 2-stufigen Pyramiden erreicht oder überschritten hat, darf an 2 Pyramiden gebaut werden.)
    Der Spieler darf aber auch seine bereits ausliegende Pyramide erweitern. Dabei gelten die gleichen Regeln, wie beim Bau einer Pyramide.
    Beim Bauen oder Erweitern dürfen beliebig viele Jokerkarten eingesetzt werden. Diese Ersetzen eine beliebige Zahlenkarte, und können jederzeit vom aktiven Spieler durch eine passende Karte wieder ersetzt werden. Dabei ist es egal, ob sich die Jokerkarte in einer eigenen oder fremden Pyramide befindet.
    Diese Jokerkarten können entweder auf die Hand genommen, oder aber auch sofort wieder verbaut werden.
  • Diebe und Steuereintreiber einsetzen:
    Der Spieler darf in seinem Zug beliebig viele Sonderkarten einsetzen.
    • Wer einen Dieb einsetzt, bestimmt die Pyramide eines Mitspielers, aus der er bei Erfolg eine beliebige Baukarte stehlen darf. Damit der Diebstahl gelingt, muss der Spieler mit dem Klauwürfel eine Zahl würfeln, die gleich hoch oder höher als die Anzahl der Stufen dieser Pyramide ist.
      Entspricht nach einem Raub eine Pyramide nicht mehr den Bauregeln, so muss der Spieler dieser Pyramide die ausgelegten Karten zurück auf die Hand nehmen. Der Spieler darf aber auch einen Teil der Pyramide - die den Bauregeln entspricht - liegen lassen.
    • Wer einen Steuereintreiber einsetzt, darf von jedem Spieler eine Karte aus der Hand ziehen.
    • Der Pharao ist die einzige Karte, mit der man sich gegen eine Dieb oder Steuereintreiber zur Wehr setzen - und den Angriff somit verhindern kann. In diesem Fall kommen beide Karten auf den Ablagestapel bzw. der Steuereintreiber wird nur bei den anderen Spielern aktiv.

4. Handkarten auffüllen oder reduzieren:
Am Ende seines Zuges darf der Spieler 1 Handkarte auf den Ablagestapel legen. Danach ist die Kartenhand des Spielers auf 7 Karten aufzufüllen oder zu reduzieren.

Dann ist der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende:
Erreicht der Aufseher nach einer Wertung das letzte (große) Feld des Spielplans, so werden alle Karten des Ablage- und des Nachziehstapels mit der Spielende-Karte gut durchgemischt und als neuer Nachziehstapel bereitgelegt.

Das Spiel geht nun noch solange normal weiter, bis ein Spieler die Spielende-Karte aufdeckt. Danach ist das Spiel sofort zu Ende. Alle Pyramiden, die aus 3 oder mehr Stufen bestehen, werden nun noch gewertet und die Punkte den Spielern gutgeschrieben.

Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat das Spiel gewonnen.

Fazit:
Oh, Pharao! ist ein lustiges, spannendes und interessantes Sammel- und Lege-Kartenspiel für Groß und Klein - und außerdem ein weiteres Spiel aus der neuen Reihe der Kosmos-Spiele im „kleinen Format“.
Es ist ein schnelles Fun-Spiel, bei dem der Glücksanteil durch das Kartenziehen nicht außer Acht gelassen werden sollte. Zwar lässt sich davon sicher einiges durch die Möglichkeit mit seinen Mitspielern Karten handeln und tauschen zu können Wett machen, aber wenn man darauf angewiesen ist eine bestimmte Karte zu erhalten und kein Mitspieler will oder kann tauschen, dann hilft einem diese Option auch nicht weiter.
Und ebenso ist ein klein wenig Würfelglück beim Einsatz des Diebes auch nicht schlecht ...

Durch den gezielten Einsatz der Sonderkarten - Dieb und Steuereintreiber - kommt auch der Ärgerfaktor für diese Art von Spiel zum Tragen, der einen großen Teil zum Spielspaß beiträgt. Und auch von dieser Seite sollte man das Spiel vor allem sehen. Es handelt sich um ein Spiel um für ca. 30 Minuten Spaß zu haben und seine Mitspieler zu ärgern, und nicht unbedingt um sich mit großen Taktiken oder Strategien auseinander zu setzten.

Aus diesem Grund finde ich auch die Altersangabe mit 10 Jahren etwas zu hoch angesetzt - wir haben auch mit 8 und 9-Jährigen viel Spaß am Spiel gehabt.

Das Spielmaterial besteht aus einem liebevoll illustrierten Spielplan, der die Funktion eines Zählers der gewerteten Pyramiden übernimmt - und kleinen, kompakten Karten. Die Grafiken sind sehr witzig und passend ausgefallen, und tragen auch zur Spielspaß und zur Spielathmosphäre bei.

Die Spielanleitung ist übersichtlich und gut strukturiert ausgefallen, mit Bilder und Beispielen versehen und hat - zumindest bei uns - keine Fragen offen gelassen. Sollte es doch zu Fragen bzw. Ungereimtheiten kommen, so kann man in einer Zusammenstellung von Fragen & Antworten auf der Homepage der Pöppelkiste einige Punkte nachlesen.
Der Spielablauf selbst ist auf alle Fälle - spätestens nach der 1. Runde - leicht zu merken und logisch, und auch genauso leicht an neue Mitspieler weiterzugeben. Ein schneller Einstieg in das Spiel ist damit garantiert.

Die Spieleranzahl ist mit 3 bis 4 Spielern vorgegeben. Wir haben das Spiel aber auch zu zweit ausprobiert - und es hat Spaß gemacht. Grund dafür ist sicher auch , dass bei uns der Punkt mit dem Tauschen und Handeln untereinander - so oder so - nicht zu sehr ins Gewicht gefallen ist bzw. genützt wurde. Oft mussten wir sogar aufpassen, dass auf diese Möglichkeit nicht ganz vergessen wurde.
Auch das Werten bei 12 oder mehr Karten wurde öfters nicht beachtet …

Oh, Pharao! ist ein lustiges, witziges Spiel, dass man schon aufgrund seiner Größe überall hin mitnehmen kann und das auch Spaß macht - und es ist bis jetzt auch bei allen Spielern sehr gut als Spiel für zwischendurch, oder am Beginn oder Ende eines Spieleabends angekommen. Und es auch weiterhin immer wieder gespielt werden ...

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Oh, Pharao!" bei spielenet.de