19.05.2004 von Kai Haferkamp Kosmos für 2 - 4 Spieler ab 8 Jahren |
„Nach langer und gefährlicher Kaperfahrt der Hispaniola geht es an das Verteilen der Beute. Doch Piraten sind raue Gesellen und jeder möchte sich den größten Anteil sichern. Und so kommt es, dass bei dem Gerangel an Bord so mancher Pirat über die Planke springen muss. Denn auf jeder Planke ist nur Platz für 3 Piraten. Kommt ein Vierter hinzu, schubst er den vordersten Piraten ins Wasser. Werden die Beutestücke schließlich verteilt, kommen jedoch nur die Piraten zum Zuge, die auf Planken stehen, hinter denen sich auch Schatzkisten befinden. Wer setzt seine Piratenbande dabei am geschicktesten ein und erbeutet so die meisten Schätze?“ Das Spiel mit und auf dem Piratenschiff ... Spielmaterial: 1 großes Piratenschiff (zum Zusammenbauen), 20 Piraten (in 4 Farben je 5 unterschiedlich große), 4 Schatzkisten mit Aufstellern (2x groß, 2x klein), 24 Schätze (12 verschiedene „Pärchen“), 4 Powerplanken mit Holzklammern, 1 Leiter, 1 Schatzinsel, 1 Schatzbeutel, 1 Aufbau- und 1 Spielanleitung. Spielziel: Am Spielende die meisten (bzw. „längsten“) Schätze erbeutet zu haben. Spielablauf: Zuerst wird das Piratenschiff entsprechend der Aufbau-Anleitung (in der Schachtel) aufgebaut und in die Mitte des Tisches gestellt - und die 4 Schatzkisten (abwechselnd ein kleine und große Kiste) auf dem Deck verteilt. Jeder Spieler erhält in seiner Farbe 1 Powerplanke, auf der er die „12“ mit der Holzklammer markiert. Diese ist die Anzahl der Bewegungspunkte, die dem Spieler für einen Durchgang zur Verfügung stehen. Die 5 Piratenfiguren der teilnehmenden Spieler werden in den Schatzbeutel gelegt, gut gemischt und dann nacheinander - der Reihe nach - wie sie nun verdeckt gezogen werden, auf den Planken am Schiff aufgestellt. Je nach gewünschter Spieldauer werden zwischen 6 und 12 Schatz-Paare (=Kennenlernspiel bis Längere Spieldauer) ausgewählt und in den (nun leeren) Schatzbeutel gelegt. Die restlichen Schätze kommen ins Aufbewahrungsfach und werden mit der „Insel“ abgedeckt. Zum Schluss wird noch die Leiter am Heck eingehängt und das Spiel kann beginnen. (Bei 2 Spielern spielt jeder Spieler mit 2 Farben und erhält eine 2. Powerplanke, mit der die einzelnen Züge der Spieler gezählt werden. Startwert ist die „3“, die ebenfalls mit einer Klammer markiert wird.) Der jüngste Spieler ist Startspieler und beginnt. Jeder Zug läuft wie folgt ab: Jeder Spieler darf in seinem Zug bis zu 5 Bewegungspunkte verbrauchen. Dieser Verbrauch wird mittels der Klammer an der Powerplanke angezeigt, indem man die Klammer um die jeweilige Anzahl an Feldern nach unten versetzt. (Bei 2 Spielern wird nach jedem Zug auch die Klammer an der „Zugzählerplanke“ um ein Feld nach unten versetzt.) Punkte können für folgende Aktionen verwendet werden:
(Bei 2 Spielern endet ein Durchgang auch, wenn jeder Spieler 3 Züge gemacht hat.) Dann kommt es zur Wertung: Jetzt haben alle Spieler die Chance auf einen Schatz, die einen Piraten auf einer Planke stehen haben, hinter welcher eine große oder kleine Schatzkiste steht. Bei einer großen Schatzkiste gewinnt der Spieler, der den größten Piraten auf der Planke stehen hat. Er darf in den Schatzbeutel greifen und 1 Schatz ziehen. Gibt es mehrere „größte“ Piraten, so gehen diese alle leer aus - und ein eventuell „dritter“ („kleinerer“) Pirat gewinnt einen Schatz. Bei einer kleinen Schatzkiste gewinnt der Spieler, der den kleinsten Piraten auf der Planke stehen hat. Er darf in den Schatzbeutel greifen und 1 Schatz ziehen. Gibt es mehrere „kleinste“ Piraten, so gehen diese alle leer aus - und ein eventuell „dritter“ („größerer“) Pirat gewinnt einen Schatz. Aber Achtung: Es ist wichtig darauf zu achten, keinen Schatz doppelt zu ziehen, da man diesen sonst an den Spieler mit den wenigsten Schätzen verschenken muss. Hilfreich ist dabei, das alle Schatz-Paare unterschiedlich „geformt“ sind - und so eben verschiedene Schätze „darstellen“. Nachdem alle Schätze verteilt wurden ist der Durchgang beendet und der Nächste folgt: Dazu werden alle Schatzkisten um 2 Planken um Uhrzeigersinn verschoben und die Klammern auf den Powerplanken wieder auf die „12“ gesetzt. (Bei 2 Spielern wird jetzt die Klammer auf den „Zugzählerplanken“ wieder auf „3“ gesetzt.) Die Piraten bleiben aber auf ihren Plätzen stehen. Spielende: Das Spiel endet, wenn der Schatzbeutel leer geräumt wurde und alle Schätze verteilt sind. Es gewinnt der Spieler, der die meisten Schätze eingesammelt hat. Bei Gleichstand werden die Schätze „Kante“ an „Kante“ aneinander gereiht. Es gewinnt der Spieler mit der längsten Schatzreihe. Fazit: Piraten, Planken & Peseten ist ein Taktik- und Tüftelspiel, das wie ein Kinder- bzw. Familienspiel aufgemacht ist. Die Grafiken, Bilder sowie die Spielschachtel (eben die ganze Aufmachung) lassen auf ein reines Kinderspiel mit viel Spaß und Ärgerfaktor, aber wenig Tiefgang schließen. Dazu trägt vor allem auch noch der 3-dimensionale Schiffsaufbau in der Schachtel bei, der vor allem als Zielgruppe Kinder und Familien ansprechen wird. Diese dürften zwar auch (einigermaßen) ihren Spaß an dem Spiel haben, besser aufgehoben wird es aber vom Spielablauf (wie schon oben angedeutet) bei Denker, Tüftler und Taktiker bzw. Strategen sein. Für diese wird aber das zwar wunderschöne und toll aussehende Spielmaterial (=Schiff) eher störend sein. Das fertig aufgebaute Schiff ist zwar sehr toll anzusehen, und wird auch sicher sehr zweckmäßig und dienlich sein, wenn es darum geht Kinder und die oben erwähnten Familien an den Tisch zu holen. Für den Spielablauf ist es aber auf alle Fälle von Vorteil, wenn man zumindest den „Masten“ (inklusive Segel) abbaut, um einen „Überblick“ über das Spiel und dessen Verlauf zu haben. Ansonsten ist dieser Teil sowohl beim „lustigen“, als auch „ernsteren“ Spiel nur im Wege und behindernd. Es geht sogar so weit, dass die reinen „Spieler“ - die eben nur das Spiel als solchen spielen und genießen wollen - allein mit dem „Deck“ (und den angebrachten „Planken“) das Auslangen haben und auf den Rest sicher verzichten können und werden. Kinder und Familien, die sich auf Piraten, Planken & Peseten einlassen wollen, sollte es da lieber locker nehmen und mehr oder weniger darauf losspielen und Spaß haben wollen. Da sollte dann schon mal das „Versenken“ eines Spielers mehr im Vordergrund stehen, als das „Ergattern“ eines Schatzes. Dann wird auch diese Zielgruppe mit diesem Spiel ihre Freude haben. Der Spielablauf - und vor allem die einfachen Spielregeln - können sowohl die eine als auch die andere Zielgruppe ansprechen und zufrieden stellen. Hier darf man sich nur nicht von den ausführlichen Beschreibungen (einerseits Auf- bzw. Abbau des Schiffes und Spielvorbereitung, andererseits ausführliche Spielbeschreibung mit Bildern und Beispielen) abschrecken lassen. Nach dem ersten Durchlesen und Spielen ist alles klar und kann mit (eigentlich) wenigen Worten und sehr einfach neuen Spielern erklärt und weitergegeben werden. Fragen bleiben keine offen. Die Spielmöglichkeiten, Raffinessen und Taktiken werden dann mit jedem Spiel klarer und wollen ausprobiert werden. Mit jedem Spiel wird man auch erfahrener, und weiß wie man seine Piraten „günstig“ in Position stellen kann. Das Spielmaterial ist - wie schon mehrfach erwähnt - sicher ein Blickfang und eine Augenweide, nur eben nicht sehr zweckmäßig, sondern für das Spiel eher hinderlich. Der Wiederspielreiz (bzw. der Reiz das Spiel überhaupt zu spielen) wird für Kinder bzw. Familien dadurch natürlich angekurbelt - nur ob das „ganze Spiel“ dann auch das hält, was es (optisch) verspricht sei dahin gestellt. Positiv zu erwähnen ist nur, das das ganze Schiff „in der Schachtel“ aufgebaut und aufgestellt wird, und wirklich sehr schön anzusehen ist ... Das Spiel selbst ist in der Besetzung mit 2 Spielern ein taktischer Leckerbissen, wird aber mit jedem zusätzlichen Spieler unüberschaubarer und weniger planbar - kann aber, als „lockerleichtes“ Spiel dann trotzdem noch Spaß machen. Vor allem wenn dann eher „aus dem Bauch heraus“ gespielt wird, und nicht zur „Denknummer“ wird. Die Spieldauer von ca. 45 Minuten ist sicher ein guter Richtwert, wird aber auch ab und zu überschritten werden. Vor allem wenn man ein „längeres Spiel“ gewählt hat. Da das Spiel (meiner Meinung nach) nicht ganz das hält was es (vor allem optisch) verspricht, möchte ich allen anraten, mindestens ein Probespiel zu machen, bevor man das Spiel kauft. Es könnte sonst zu leicht zu einem „Flop“, aber auch (was natürlich angenehmer wäre) zu einer „angenehmen Überraschung“ werden. Aber darüber sollte sich jeder selbst ein Bild machen ... Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars |
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