Spielbesprechung von Györög Kurt
Scotland Yard
26.01.2004

von Werner Schlegel, Dorothy Garrels, Fritz Ifland, Manfred Burggraf, Werner Scheerer und Wolf Hoermann
Ravensburger
für 3 - 6 Spieler
ab 10 Jahren

„Scotland Yard auf der Suche nach Mister X. Wird er seinen Verfolgern im nächtlichen London ins Netz gehen? Gelingt es den Detektiven, ihn rechtzeitig aufzuspüren? Nur gemeinsam haben sie eine Chance. Denn mit Bus, U-Bahn und Taxi versucht Mister X zu entkommen.
Ein Spieler ist Mister X, die anderen sind die Detektive. Beobachtung, clevere Taktik und ein Quäntchen Glück sind bei dieser spannenden Jagd gefragt.“


Auf - zur Suche nach Mister X ...

Spielmaterial:
1 Spielplan, 6 Spielfiguren, 18 Startkarten, 125 Tickets (54 Taxi, 43 Bus, 23 U-Bahn und 5 Black Tickets), 2 Doppelzugkarten, 1 Fahrtentafel mit Papier zum Einlegen, 1 „Tarnkappe“ und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als Mister X: versucht man solange den Detektiven zu entkommen, bis diese nicht mehr ziehen können bzw. bis man das letzte Feld auf der Fahrtentafel erreicht hat.
Als Detektiv: versucht man auf das Feld zu ziehen, auf dem sich Mister X befindet.

Spielablauf:
Der Spielplan wird ausgelegt und es wird festgelegt, wer Mister X und wer die Detektive „verkörpert“.
Als Mister X erhält man: 4 Taxi-, 3 Bus- und 3 U-Bahn-Tickets, 2 Doppelzugkarten und so viele Black Tickets wie Detektive mitspielen, die „Tarnkappe“, die Fahrtentafel und die farblose Spielfigur.
Jeder Detektiv erhält: 10 Taxi-, 8 Bus- und 4 U-Bahn-Tickets und 1 farbige Spielfigur. (Gibt es nur 2 Spieler, die Detektive verkörpern, so spielt jeder für 2 separate Detektive - und erhält dementsprechend auch für jede Figur die angegebenen Tickets, die während des Spieles aber auch jeweils extra verwaltet werden müssen.)
Nun werden die Startkarten verdeckt gemischt und jeweils eine an alle Spieler ausgeteilt. Die Detektive stellen ihre Spielfiguren sofort auch ihre Ausgangsorte - Mister X hält diesen für sich geheim.

Jede Spielrunde läuft nun wie folgt ab:
Mister X zieht mit seiner Spielfigur:
Dabei ist zu beachten, dass Mister X seine Standorte geheim in die Fenster der Fahrtentafel einträgt, und diese dann mit dem jeweiligen benutzten Ticket abdeckt. Somit sind für die Detektive immer nur die jeweils benutzen Verkehrsmittel von Mister X sichtbar.
Immer wenn Mister X seinen Standort in ein „großes“ Fenster einträgt (dies ist bei den Nummern 3, 8, 13 und 18 der Fall), muss er den jeweiligen Standort am Spielplan mit seiner farblosen Figur markieren.

In seinem Zug hat Mister X aber auch noch folgende „spezielle“ Möglichkeiten:
  • Doppelzug: gegen Abgabe eines Doppelzugkärtchens ist Mister X sofort nochmals mit einem kompletten Zug an der Reihe.
  • Black Ticket: anstatt der „normalen“ Tickets kann Mister X auch ein Black Ticket verwenden. Damit hat er die Möglichkeit jedes Verkehrsmittel (Taxi, Bus oder U-Bahn) - aber auch das Boot auf der Themse - zu benutzen.

Danach sind die Detektive an der Reihe:
Jeder Detektiv zieht mit seiner Spielfigur:
Der Detektiv wählt aus seinem Vorrat ein Ticket jenes Verkehrsmittels aus, mit dem er sich bewegen möchte.
Dieses gibt er an Mister X ab und bewegt seine Spielfigur am Spielplan bis zur nächsten Haltestelle des gewählten Verkehrsmittels. Damit ist sein Zug beendet.

Wenn alle Detektive gezogen haben beginnt eine neue Runde wieder mit dem Zug von Mister X.

Spielende:
Gelingt es nun Mister X alle Detektive zugunfähig zu machen, oder das letzte Feld auf der Fahrtentafel zu erreichen, so hat er gewonnen.
Alle Detektive sind jedoch Sieger, wenn es einem von ihnen gelingt, auf das Feld zu ziehen, auf dem sich Mister X gerade befindet.

Fazit:
Scotland Yard feiert Geburtstag - und zwar den 20. - und kann auf ca. 4 Millionen verkaufte Exemplare zurücksehen. Und das schönste daran, es hat nichts von seinem Spielreiz verloren. Es spielt sich heute noch genauso spannend und aufregend, wie damals - wo es auch zum „Spiel des Jahres 1983“ gekürt wurde.
Und als Geburtstagsgeschenk gibt es eine limitierte Ausgabe in der Metallbox, mit einer „Mister X“-Baseball-Kappe - die das Spiel für den „Flüchtigen“ leichter machen soll ...

Scotland Yard ist ein Positions- und Kombinationsspiel, bei dem es aber auch immer wieder etwas aufs Bluffen (für Mister X) ankommt. Außerdem wird die Kommunikation unter den Spielern (vor allem unter den Detektiven) groß geschrieben. Denn ohne gemeinsames Vorgehen und Absprechen der Fahrtstrecken unter den Detektiven ist ein Sieg gegen Mister X fast unmöglich.
Vor allem aber auch, weil die Detektive nur einen beschränkten Vorrat an Tickets zur Verfügung haben, und diesen möglichst sinnvoll verwenden sollten.

Auch muss man beim Spiel immer davon ausgehen können, das Mister X so ehrlich ist, und sich zu erkennen gibt, wenn ein Detektiv sich auf sein Feld bewegt. Ein Mitschreiben der Züge der Detektive bzw. ein nachträgliches Kontrollieren würde das Spiel „ad absurdum“ führen …

Das Spielmaterial besteht aus einfachen, kompakten Kärtchen aus Karton, sowie Plastik-Spielfiguren, einer Plastik-Fahrtentafel und einem großen Spielplan. Dieser zeigt - wie bekannt - London bei Nacht.
In der Jubiläumsausgabe wurde versucht, einen „realistischen“ Plan von London nachzubilden, was optisch auch recht gut gelungen ist. Die Zahlen und Straßenverbindungen gehen aber im „Häuser-WirrWarr“ etwas unter und sind öfter mal schwer zu erkennen. Auch macht es manchmal Probleme, die jeweils nächste grüne „Bushaltestelle“ am Spielplan zu finden.
Auch sind die „Ortszahlen“ etwas klein ausgefallen, sodass es durchaus mal schwierig werden kann, wenn man am einen Ende des Spielplanes sitzt, und die Zahlen am anderen Ende lesen will.
Dies kann einerseits für Mister X ein Problem darstellen, wenn die Detektive sehen, wie er „verzweifelt“ nach einer Zahl Ausschau hält, andererseits kann dies durchaus auch als „Bluff“ verwendet werden.
Hier hat mir der „alte Spielplan“ - der mehr „skizziert“ war - besser gefallen bzw. war zweckmäßiger.

Ansonsten gibt es - fast - keine Beanstandungen. Nur die Spielbox hätte etwas höher ausfallen können, dann würde sich die Baseball-Kappe wieder leichter unterbringen lassen.

Die Spielanleitung ist international gehalten (deutsch, französisch, italienisch, holländisch und englisch) und ausführlich und gut ausgefallen. Es gibt eine Seite mit einer Kurzanleitung, die - an und für sich - völlig ausreichend ist, um das Spiel zu erklären. Will man Genaueres wissen, kann man dies auf den Folgeseiten nachlesen. Bilder, Beispiele und Tipps sind ebenfalls enthalten, und helfen Neulingen rasch ins Spiel zu kommen. Fragen blieben bei uns keine offen ...

Die Spieldauer ist mit ca. 45 Minuten angegeben. Diese Zeit wurde bei unseren Spielen nur sehr selten eingehalten. Meistens haben die „Beratungen“ der Detektive etwas mehr Zeit in Anspruch genommen. Trotzdem wurde das Spiel für Mister X nie langweilig bzw. langwierig, da er durch genaues Mithören auch wichtige Informationen einholen konnte, mit denen er seine Taktik immer wieder neu zurechtlegen konnte bzw. sogar musste.
Als Detektiv verging die Zeit sowieso immer zu schnell - und viel zu schnell waren auch immer die gerade notwendigen Tickets verbraucht.

Mir persönlich hat das Spiel als Mister X immer etwas besser (spannender) gefallen, als das Spiel als Detektiv. In meine Spielrunden sind aber beide „Rollen“ eigentlich ansonsten gleich gut angekommen.

Die Spieleranzahl gibt 3 - 6 Spieler vor - somit sind 2 - 5 Spieler als Detektive tätig. Bei 2 Spieler spielt jeder mit 2 Detektiven, und es gibt somit 4 Detektive im Spiel. Dies ist meiner Meinung nach auch die unterste Anzahl an Detektiven, die im Spiel sein sollen, um es Mister X nicht zu leicht zu machen.
Am lustigsten bzw. auch spannendsten fanden wird Scotland Yard in „voller“ Besetzung. Wenn dies nicht möglich war, haben wir trotzdem versucht, immer alle Detektive zum Einsatz zu bringen. Auch wenn dadurch einige Mitspieler nicht mit gleich vielen „Figuren“ unterwegs waren. Da in unseren Runden aber über die Züge der Detektive sowieso gemeinsam beratschlagt wurde, war dies auch überhaupt kein Problem.

Scotland Yard ist nach wie vor ein Jagd- bzw. Verfolgungs-Spiel, das auch nach 20 Jahren nichts von seinem Reiz verloren hat und auch mit den Neuheiten noch mithalten kann, und deshalb auch - bei uns - immer wieder auf den Tisch kommen wird ...

Vielen Dank an RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Scotland Yard" bei spielenet.de