Spielbesprechung von Györög Kurt
Zatre
19.05.2004

von Manfred Schüling
The Perner Publishing Group / PERI-Spiele
für 2 - 6 Spieler
ab 8 Jahren

ZAhlenTREppchen: Domino fürs 21. Jahrhundert“

10, 11 oder 12 - alles andere zählt nicht ...

Spielmaterial:
1 Spielplan, 121 Spielsteine (21x 1 Punkt und je 20x 2, 3, 4, 5 und 6 Punkte), 1 Säckchen, 1 (dicker) Wertungsblock und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Spielende die meisten Punkte (durch Wertungen von 10er-, 11er- und 12er-Reihen) erlangt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt ein Quadrat, dass in 13 x 13 Felder unterteilt ist.
Diagonal von links unten nach rechts oben sind die Felder grau, ebenso von links oben nach rechts unten. Außerdem gibt es an jedem Spielfeldrand noch 2x 3 angrenzende Felder - wobei jeweils 1 davon ebenfalls grau ist Der Rest ist schwarz - außerdem dem Startfeld in der Mitte - dieses ist rot.
Die 121 Spielsteine werden gut gemischt und kommen in das Säckchen, das griffbereit neben den Spielplan gelegt wird. Jeder Spieler erhält ein Blatt vom Wertungsblock - und der Startspieler wird ermittelt.

Dazu zieht jeder Spieler einen Stein aus dem Säckchen. Der Spieler mit dem höchsten Stein wird Startspieler, behält den einen Stein und zieht noch 2 Steine dazu. Die Spielsteine der restlichen Spieler kommen wieder zurück ins Säckchen.

Die Spielsteine werden nun nach folgenden Regeln am Spielplan ausgelegt:
  • Einer der 3 Startsteine muss auf das rote Feld in der Spielplanmitte gelegt werden.
  • Alle anderen Steine müssen immer mit ausliegenden Steinen Verbindung haben.
  • Alle weiteren Spieler ziehen immer nur 2 Steine verdeckt aus dem Säckchen und legen diese am Spielplan aus.
  • Steine dürfen auch getrennt angelegt werden.
  • Nur Reihen, deren Augensumme 10, 11 oder 12 ergeben, zählen und werden gewertet.
  • Es ist erlaubt, Reihen mit einer Augensumme von weniger als 10 zu legen.
  • Es ist verboten, Reihen mit einer Augensumme mit mehr als 12 zu legen.
  • Beide Steine müssen (grundsätzlich) angelegt werden.
  • Ein Zug besteht aus Ziehen, Auslegen und Werten der Steine.

Ausnahmen:
  • Kann ein Spieler keinen oder nur einen Stein anlegen, so zieht er in der nächsten Runde nur einen Stein nach.
    Kann er wieder nicht anlegen, zieht er in der nächsten Runde erneut wieder (nur) einen Stein nach.
    Kann ein Spieler wieder anlegen, darf er alle Steine verwenden.
  • Wird bei Ausnahme a) das Säckchen geleert, werden die verbliebenen Steine den Spielern als Minuspunkte abgezogen.

Wertung:
  • Jeder Spieler wertet auf seinem Blatt, nachdem er seine Steine ausgelegt hat. Dabei zählen 10er-Reihen 1 Punkt, 11er-Reihen 2 Punkte und 12er-Reihen 4 Punkte.
  • Mehrfachwertungen in einem Zug werden in einem Feld am Block (für eine bestimmte Reihe) als Summe eingetragen. (Z.B. zwei 12er-Reihen in einem Zug ergeben 8 Punkte am Wertungsblock [und nicht 2x 4 Punkte], die in das jeweils nächste freie Feld eingetragen werden.)
  • Graue Felder am Spielplan dürfen nur belegt werden, wenn beim Legen auch eine Wertung erzielt wird. Egal ob 10er-, 11er- oder 12er-Reihe. Als „Belohnung“ darf man ein „X“ in das nächste freie Feld in der Spalte „DT“ (=Doppeltreppchen) machen.
    Ausnahme: Es gibt keine andere Möglichkeit den Stein anzulegen, dann darf „ausnahmsweise“ doch gelegt werden, es gibt dann aber auch keine „Belohnung“.
  • Das Wertungsblatt besteht aus 5 Wertungsspalten (DT, 10er, 11er, 12er, Bonus) und einer Summenspalte, wobei die Bonusspalten schon mit den Werten 3 bis 6 vorgedruckt sind. In den jeweiligen Spalten wird immer das nächste freie Feld verwendet, auch wenn damit die Spalten „ungleich“ aufgefüllt werden.

Spielende:
Das Spiel endet, wenn das Säckchen leer gespielt ist.

Nun kommt es zur Endauswertung:
  • Ist es einem Spieler gelungen, in einer Zeile sowohl in der 10er-, 11er- und 12er-Reihe einen Wert einzutragen, so ist diese Zeile komplett und kann (inklusive) Bonusspalte summiert werden.
    Gibt es auch noch ein „X“ in der DT-Spalte, so wird die Summe sogar noch verdoppelt und erst dann in die Summenspalte eingetragen.
  • Nicht „komplette“ Zeilen werden ohne Bonus aufsummiert. Gibt es ein „X“ in der DT-Spalte wird die Summe (ohne Bonus) verdoppelt und in der Summenspalte eingetragen.
  • Wenn alle Zeilen abgerechnet wurden, wird die Summenspalte aufsummiert. Auf der Hand verbliebene Steine aufsummiert, und müssen noch abgerechnet werden.

Der Spieler, der nach dieser Abrechnung die meisten Punkte erzielen konnte, hat das Spiel gewonnen.

Fazit:
Zatre ist ein Taktik- und Tüftel- bzw. Rechenspiel, für das man viel Zeit und Geduld mitbringen muss.
Zeit und Geduld in zweierlei Hinsicht: einerseits, weil man jeden Zug genau durchdenken und planen will bzw. muss, andererseits aber auch, weil sich einem das Spiel mit jeder Runde mehr und mehr offenbart.
Durch das verdeckte Ziehen der Spielsteine kommt aber auch ein gewisses Maß an Glück dazu - und so läuft jeder Zug so ab, dass man versucht, das Beste aus seinen gezogenen Steinen zu machen.
Und da kann es von Zug zu Zug verschieden sein, ob gerade „kleine“ oder „große“ Zahlen gewünscht und von Vorteil wären.

Und wenn einem das Glück überhaupt nicht hold sein sollte, kann es ab und zu schon auch frustrierend sein, wenn man mit ansehen muss, wie dem bzw. den Mitspieler(n) die passenden Steine nur so zukommen, und man selbst nicht und nicht zu passenden Steinen kommt.

Das Spiel selbst ist aber wiederum so einfach und interessant, und hat (wahrscheinlich gerade aus den oben genannten Gründen) auch einen so hohen Wiederspielreiz, dass meist eine Partie der anderen folgt, wenn man einmal in den Bann des Spieles gezogen wurde.

Die Feinheiten und Raffinessen, sowie die notwendige Übersicht bzw. den notwendigen Durchblick im Spiel bekommt man aber auch erst nach einer Reihe von Spielen.
So war es für uns in den ersten Spielen (fast) unmöglich „Doppelwertungen“ zu machen, und wenn - dann hielten sich diese sehr in Grenzen. In unseren letzten Partien lebte das Spiel dann aber viel von Doppelwertungen, und wurde auch aufgrund dieser entschieden.
Zatre muss man einfach spielen, um es richtig kennen-, spielen und vor allem aber auch lieben zu lernen.

Das Spiel selbst kommt mit sehr wenigen - aber einfachen - Regeln aus, die auf einem kleinen doppelseitigen Blatt (inklusive Bilder und Beispielen) erklärt sind. Sie lassen keine Fragen offen und können binnen weniger Minuten erklärt und weitergegeben werden, da sie eben sehr einfach und leicht sind. Die Spieltiefe, die aber auch im Spiel steckt, offenbart sich aber erst - wie schon oben beschrieben - nach einigen Runden, und macht das Spiel von mal zu mal interessanter.

Das Spielmaterial besteht aus kompakten und übersichtlichen Plastikspielsteinen und einem (schlicht und einfachen, weil etwas dünn ausgefallenen) Spielplan aus Pappe. Spielgrafiken und Spielgeschichte gibt es keine - ist für dieses einfache und geniale Denk- bzw. Tüftelspiel auch gar nicht von Nöten.
Das klassische Spiel hat das Spielmaterial in einer mittelgroßen Schachtel untergebracht - es gibt aber auch eine „Reiseausgabe“, die leicht mitgenommen werden kann.

Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen sehr gut, kam bei aber fast nur als „2 Personen“-Spiel auf den Tisch.
Die Spielzeit von ca. 45 Minuten konnte aber nur in den seltensten Fällen eingehalten werden. Und da dann auch nur, wenn keine richtigen „Tüftler“ am Werk waren, sondern wenn - wie es uns auch recht gut gefallen hat - die Bedenkzeit etwas eingeschränkt - und etwas „auf Zeit“ gespielt wurde.

Eine Kurzeinführung, weitere Informationen zu Veranstaltungen und auch zu den verschiedenen Produkten selbst (es gibt mittlerweile auch ein Kartenspiel zu Zatre) kann man sich auf der Zatre-Homepage holen.
Dort gibt es auch ein PC-Version von Zatre zum downloaden, welches sich ausgezeichnet zum Üben eignet, oder auch wenn mal kein Spielpartner zur Verfügung stehen sollte.

Dieses, bereits mehrfach ausgezeichnete Spiel („spiel gut“, „golden super as“, „mind sports olympiad“) wird bei uns noch sehr oft den Weg auf den Spieltisch finden, und kann allen Rechnern, Tüftlern und Denkern nur wärmstens weiterempfohlen werden ...

Vielen Dank an PERI-SPIELE/RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Zatre" bei spielenet.de