Spielbesprechung von Györög Kurt
Goldbräu
10.02.2005

von Franz-Benno Delonge
ZOCH-Verlag
für 3 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Seehausen am See. Seit einigen Jahren kommen in der Ferienzeit immer mehr Sommerfrischler in das vormals idyllische Bauerndorf, und seitdem ist es mit der beschaulichen Ruhe vorbei. In diesen drei Ferienwochen machen die Biergärten und Brauereien des Ortes auf einmal mehr Umsatz als sonst das ganze Jahr.
Und das lockt jetzt auch die knallharten Geschäftsleute aus der nahen Stadt nach Seehausen - Sie und Ihre Mitglieder.
Drei Wochen haben Sie Zeit, Geschäftsanteile an den sechs Biergärten und den vier Brauereien zu erwerben, Bierverträge abzuschließen und Ihre Biergärten zu erweitern. An einem Tag engagieren Sie neue Wirte und Brauereidirektoren, und am nächsten Tag schmeißen Sie sie vielleicht schon wieder hinaus! Denn alles hat sich Ihrem höchsten Ziel unterzuordnen: dass in diesen drei Wochen nicht nur viel Bier in die Kehlen der Durstigen fließt, sondern auch möglichst viel Geld in Ihre private Tasche …“


Der cleverste Wirt gewinnt …

Spielmaterial:
1 Spielplan (4 Brauereien in den Ecken und 6 Biergärten), 70 Anteilskarten (24 Brauereianteile: 4x6, 36 Biergartenanteile: 6x6, 5 Karten „Trunkenbold“ und 5 Karten „Schöne Kellnerin“), 48 Grenzzäune, Startspieler- und Zahltag-Figur, je ein Chip „Trunkenbold“ und „Schöne Kellnerin“, 12 Brauereischilder (3x4), Spielgeld, je 6 Chef-Figuren, 18 Anteilssteine und 3 Aktionskarten in 4 Farben und 1 Spielanleitung - sowie 8 „Goldbräu“-Bierdeckel.

Spielziel:
Nach „drei Wochen“ das meiste Geld zu besitzen.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Jeweils das eine direkte Feld vor jeder der 6 Gastwirtschaften wird mit 3 Zäunen so umgrenzt, dass es eindeutig der jeweiligen Gastwirtschaft zugeordnet ist. Die restlichen Zäune werden neben dem Spielplan bereitgelegt.
Jeder Spieler erhält ein Startkapital von 25 Talern - das restliche Geld wird als Bank verwaltet.
Außerdem erhält jeder Spieler noch „seine“ 16 Anteilssteine (im Spiel zu dritt sind es 18), 6 Chef-Figuren und 3 Aktionskarten.

Alle Brauereischilder werden verdeckt gemischt, und je ein beliebiges davon auf jede Gastwirtschaft ausgelegt. Die restlichen Schilder kommen als Vorrat auf die jeweiligen Brauereien.
Die „Schöne Kellnerin“ startet in der Gastwirtschaft „Zum Bären“ - der „Trunkenbold“ in der Gastwirtschaft „Zum Adler“. Die jeweiligen Chips werden dementsprechend platziert.

Die Anteilskarten werden verdeckt gemischt und je 6 Stück an jeden Spieler ausgeteilt, die er verdeckt auf seine Hand nimmt. Die restlichen Karten bilden einen verdeckten Nachziehstapel, der neben dem Spielplan bereit gelegt wird. Am Anfang darf kein Spieler eine Karte „Schöne Kellnerin“ bzw. „Trunkenbold“ besitzen. Ist dies der Fall, wird dafür Ersatz gezogen und die Karten wieder in den Nachziehstapel zurückgemischt.
4 seiner Handkarten muss jeder Spieler für sich auswählen und danach offen auslegen. Für jeden Biergartenanteil legt der Spieler einen Anteilsstein auf die entsprechende Gastwirtschaft. Die Karten kommen danach aus dem Spiel.

Nun dürfen noch die Spieler abwechselnd insgesamt je 2 ihrer Figuren als „Chef“ auf die Brauereien und Gastwirtschaften verteilen. Dabei darf es in jedem Betrieb nur einen Chef geben.

Der Startspieler wird bestimmt und erhält den Startspielerstein. Der Spieler - der 2 Plätze weiter sitzt - erhält die Zahltag-Figur.
Der Startspieler beginnt mit dem „Montag“ der ersten Spielwoche:

Jeder Tag einer Woche läuft nach folgendem Muster ab:
1. Vom Anteilskarten-Stapel werden 2 Karten aufgedeckt und offen ausgelegt.
2. Jeder Spieler legt verdeckt eine seiner Aktionskarten aus, und bestimmt damit, für welche der 3 möglichen Aktionen er sich entscheidet:
a) Biergarten erweitern.
b) Chef ernennen / Biervertrag abschließen.
c) Anteil kaufen.
3. Die Aktionskarten werden gleichzeitig aufgedeckt.
4. Die Aktionen werden ausgeführt: 1. Biergarten erweitern, 2. Chef ernennen / Biervertrag abschließen und 3. Anteil kaufen.

a) Biergarten erweitern:
Wer diese Aktion wählt, hat folgende Möglichkeiten:
  • Der Spieler kann einen Biergarten, dessen Chef er stellt, um ein noch nicht benutztes Biergartenfeld (waagerecht oder senkrecht) erweitern. Dies wird durch Zäune angezeigt - Kosten entstehen dafür keine. (Plätze mit rotem Sonnenschirm bringen den doppelten Umsatz!)

oder

  • Der Spieler kann zwischen zwei angrenzenden Biergärten, dessen Chefs er beide stellt, ein Biergartenfeld übergeben, und somit einen Biergarten auf Kosten des anderen vergrößern. (Das Biergartenfeld direkt vor einer Gastwirtschaft darf so nicht übernommen werden!)

Hat sich ein Spieler allein für diese Aktion entschieden, so darf er die Aktion gleich zweimal - unabhängig von einander - durchführen.

b) Chef ernennen / Biervertrag abschließen:
Wer diese Aktion wählt, hat folgende Möglichkeiten:
  • Der Spieler kann in einem beliebigen Betrieb (Gastwirtschaft oder Brauerei) versuchen, eine eigene Figur als Chef einzusetzen. Dazu muss er aber mindestens einen Anteil an diesem Betrieb besitzen. Dazu ist es auch erlaubt, verdeckt gehaltene Anteile offen zu legen und in Anteilsbesitz (=Anteilssteine) am Betrieb umzuwandeln.
    Gibt es bereits einen Chef in diesem Betrieb, so ist eine Übernahme nur dann möglich, wenn der Spieler mehr Anteile besitzt als alle anderen „Anteilsbesitzer“ in diesem Betrieb zusammen. Um eine Übernahme zu ermöglichen bzw. auch zu verhindern, ist es (dem alten und möglichen neuen Chef) ebenfalls erlaubt, verdeckt gehaltene Anteile offen zu legen und in Anteilsbesitz (=Anteilssteine) umzuwandeln. Nur „Mitspieler“ dürfen in die Übernahme nicht eingreifen.
    Abgelöste Chefs gehen an den Besitzer zurück und können wieder verwendet werden.

oder

  • Der Spieler kann zwischen einer Brauerei und einer Gastwirtschaft, dessen Chefs er beide stellt, einen neuen Biervertrag abschließen. Ist dies der Fall, so wird das alte Brauereischild durch ein Schild der neuen Brauerei ersetzt.

Hat sich ein Spieler allein für diese Aktion entschieden, so darf er die Aktion gleich zweimal - unabhängig von einander - durchführen.

c) Anteil kaufen:
Jeder Spieler kann immer nur genau eine Karte kaufen. Die Kosten hängen von der Anzahl der Spieler ab, die sich für diese Aktion entschieden haben. (1 Spieler = 2 Taler, 2 Spieler = 5 Taler und 3 bzw. 4 Spieler = 8 Taler)
Man kann auf den Kauf aber auch verzichten.
Außerdem kann man sich entscheiden, ob man eine der beiden offen ausliegenden Karten nimmt - und einen Anteil sofort umwandelt (Karte kommt danach aus dem Spiel), oder aber eine verdeckte Karte kauft, die man auf die Hand nehmen - und geheim halten - darf.

Sobald in einem Betrieb alle 6 Anteile offen liegen, werden dort alle Anteile von Spielern entfernt, die nur einen einzigen Anteil besitzen. Diese Anteilssteine werden ersatzlos entfernt und an den Spieler zurückgegeben.

Wird eine Karte „Trunkenbold“ bzw. „Schöne Kellnerin“ gekauft - offen oder verdeckt - so muss diese sofort eingesetzt werden.
Dazu darf man die betroffene Figur (Chip) …
  • am momentanen Platz stehen lassen oder
  • um einen oder
  • um zwei Biergärten weiterwandern lassen.
Dabei ist zu beachten, dass in einem Biergarten nie beide Chips zugleich liegen dürfen. Wenn notwendig wird ein betroffener Biergarten einfach übersprungen und nicht mitgezählt.

Die beiden Figuren beeinflussen bei der Auszahlung die Einnahmen der Biergärten.

Ein Tag endet, sobald alle Spieler ihre Aktion ausgeführt bzw. darauf verzichtet haben.
Danach wandert die Startspieler-Figur zum nächsten Spieler (die Zahltag-Figur bleibt stehen). Eventuell verbliebene Anteilskarten kommen unter den Nachziehstapel - es werden zwei neue Karten aufgedeckt.

Jeweils am Ende einer Woche (=Sonntagabend =nach der 7. Runde) ist Zahltag.
Dies ist dann der Fall, wenn die Startspieler-Figur das 2. Mal bei dem Spieler mit der Zahltag-Figur landet.
Dieser Zahltag läuft nun wie folgt ab:
  • Jeder Spieler hat noch die Gelegenheit verdeckte Anteile offen zu legen und in Anteilssteine umzuwandeln.
  • Danach werden für jeden Biergarten die Einnahmen errechnet: 4 Taler für jedes Biergartenfeld + 4 Taler extra für jedes „Sonnenschirm“-Feld + 20 Taler extra, wenn die „Schöne Kellnerin“ im Biergarten arbeitet. Sollte sich der „Trunkenbold“ im Biergarten aufhalten, so müssen 12 Taler von den Einnahmen abgezogen werden.
  • Die 1. Hälfte der Einnahmen geht an die Brauerei, mit der der Biergarten ein Biervertrag hat. (Das Geld wird auf die betroffene Brauerei gelegt.)
  • Die 2. Hälfte der Einnahmen wird „anteilsmäßig“ an die Spieler verteilt, die Anteile am Biergarten besitzen. Ein eventueller nicht teilbarer Rest geht als „Geschäftsführergehalt“ an den Spieler, der den Chef dieses Biergartens stellt.
  • Wenn alle Biergärten abgerechnet wurden, wird das Einkommen der Brauereien „anteilsmäßig“ an die Spieler verteilt - ein eventueller Rest ist wieder das „Geschäftsführergehalt“.

Nach der Auszahlung beginnt die nächste Woche …

Spielende:
Nach der 3. Auszahlung - am Ende der 3. Woche - ist der Spieler mit dem meisten Geld der Sieger.

Regeländerungen für 3 Spieler:
  • es gibt je Betrieb nur 5 Anteilskarten.
  • jeder Spieler erhält 18 Anteilssteine.
  • jeder Spieler startet mit 8 (anstatt 6) Karten, von denen er 6 offen legt.
  • jeder Spieler ernennt sofort 3 Chefs.
  • der Startspieler erhält die Startspieler- und Zahltag-Figur.

Fazit:
Goldbräu ist ein thematisch und optisch ausgezeichnet gelungenes Mehrheiten- und Positionsspiel, das viele Möglichkeiten bietet, die man unbedingt untereinander abstimmen sollte. Es ist immer auf mehrere Dinge gleichzeitig zu achten: einerseits soll und darf man seine Biergärten nicht außer Acht lassen, muss darauf schauen das sie sich vergrößern und um möglichst lukrative Felder (Sonnenschirme) erweitern. Gleichzeitig darf man aber auch die Mehrheit am Betrieb nicht verlieren, um nur ja nicht als Chef abgesetzt zu werden, und als Folge nicht mehr bei den Bierverträgen mitreden zu können.
Aber auch die „Schöne Kellnerin“ will an- bzw. abgeheuert werden, und der „Trunkenbold“ soll doch lieber in den anderen Biergärten sein Unwesen treiben.
Aber damit (=mit den Biergärten) nicht genug, soll man auch noch auf die Brauereien ein Auge haben, und dort gut vertreten sein, um dann beim großen Geld - auch dort - mitkassieren zu können.

Alles in allem sehr viel zu tun und zu überschauen, und dann noch das notwendige glückliche Händchen beim Aussuchen der Aktionen bzw. beim Kauf (verdeckt oder offen) der Anteile.

Goldbräu ist ein Spiel, in dem sehr viele Elemente ineinander greifen und sehr gut zusammen spielen. Man fühlt sich wirklich in den Betrieb von Gastwirtschaften und Brauereien hineinversetzt - und alles „fühlt“ bzw. „spielt“ sich auch irgendwie (fast) realistisch.
Einen Teil dazu trägt sicher auch das ausgezeichnete und thematisch wundervoll gelungene Spielmaterial bei. Mal ganz abgesehen, von den passenden Bierdeckeln, die ebenfalls dem Spiel beigelegt sind ;-)

Alles passt wunderbar zusammen - und auch in die große Spielschachtel, bei der man vielleicht etwas (mit der Luft) „sparen“ hätte können. Alles hat aber seinen Platz und ist bzw. wird gut untergebracht. Die Zäune, Anteilssteine und Spielfiguren sind aus Holz gefertigt - der Spielplan angenehm groß und übersichtlich.

Weniger übersichtlich geht es da bei den „Abrechnungen“ zu. Hier muss man schon genau schauen und zählen, und (Gott sei Dank) mit Hilfe einer Tabelle abrechnen. Dafür ist aber auch etwas Übung erforderlich - dann wird es flüssiger und schneller.
Dies gilt auch für den Spielablauf als solches. Das Spiel selbst ist eigentlich leicht und schnell zu verstehen und auch (wenn man es erst einmal gespielt hat) leicht zu erklären.
Den richtigen Dreh - und den Blick, auf was zu achten ist und was alles zusammenspielt, bekommt man erst nach einigen Runden.
Mit jeder Partie wird aber das Spiel auch interessanter und macht mehr und mehr Spaß. Es gibt immer wieder neue Möglichkeiten und Strategien zu entdecken, die man ausprobieren möchte. Langanhaltender Spielspaß ist somit auf alle Fälle gegeben.

Etwas unglücklich sind die Brauereischilder ausgefallen. Einerseits sind diese beidseitig bedruckt - sollen aber verdeckt gemischt und (anfänglich) beliebig verteilt werden. Man kann sich damit behelfen, dass man die Schilder einfach unter dem Tisch mischt (wenn die Hände groß genug sind) oder ein Säckchen zu Hilfe nimmt.

Die Spielanleitung ist ausführlich auf 8 großformatigen Seiten untergebracht. Es gibt viele Bilder und Beispiele, sowie eine „Zahltagtabelle“, die sehr hilfreich ist und einem das Leben bei der Abrechnung doch um einiges erleichtert.
Auf den Punkt, dass - wenn alle Anteile offen liegen, einzelne Anteile wieder entfernt werden - sollte man besonders achten, denn dieser wurde von uns anfänglich übersehen, obwohl er als „wichtig“ gekennzeichnet ist.

Das Spiel hat uns sowohl zu Dritt als auch zu Viert sehr gut gefallen, und auch die Spieldauer - die sich nach ein paar längeren Einführungsspielen - bei einer guten Stunde eingependelt hat, ist sehr angenehm - und lässt uns das Spiel immer wieder Mal auf den Tisch bringen …

Vielen Dank an den ZOCH-VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Goldbräu" bei spielenet.de