Spielbesprechung von Györög Kurt
Palazzo
06.10.2005

von Reiner Knizia
Alea
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Florenz, im 15. Jahrhundert. Die Stadt befindet sich auf ihrem kulturellen wie auch wirtschaftlichen Höhepunkt. Überall entstehen beeindruckende Palazzi, einer größer und schöner als der andere. Ein regelrechter Wettstreit um den prächtigsten Palast entbrennt. Wer wird als erfolgreichster Bauherr in die Geschichte der toskanischen Hauptstadt eingehen? Wer macht die meisten Siegpunkte? Wer gewinnt das Spiel?“

Höher, größer, schöner! Wer baut den prächtigsten Palast?

Spielmaterial:
1 Lager (eher quadratisch), 4 Steinbrüche (eher rechteckig), 1 Baumeister (aus Holz), 48 Bauteile (je Farbe 3 komplette Palazzi (= 5 Etagen) mit jeweils 1, 2 und 3 Fenstern pro Etage sowie je 1 Bauteil (3. Etage) mit 1 Fenster), 5 Plättchen „Reiter“, 1 „3-er-Certificato“, 55 Geldkarten (je 3x die Werte 3, 4, 5, 6, 7 in drei verschiedenen Währungen sowie 10 2-er-Certificati), 4 Übersichtstafeln und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Möglichst wertvolle Palazzi (hoch, mit vielen Fenstern und (wenn möglich) aus einer Materialart) zu bauen und am Spielende damit die meisten Punkte zu erzielen.

Spielablauf:
Das Lager in die Tischmitte legen und die 4 Steinbrüche darum herum platzieren. Der Baumeister kommt auf einen beliebigen Steinbruch.
Die Bauteile werden nach ihren Rückseiten (I, II und III) sortiert, gut gemischt und als verdeckte Nachziehstapel bereitgelegt. Die 4 „Reiter“-Plättchen werden in den Stapel mit der Rückseite III eingemischt.
Vom I-er-Stapel werden nun die obersten 5 Plättchen gezogen und je eines offen auf das Lager und die 4 Steinbrüche gelegt.

Während des Spieles werden zuerst die Plättchen vom I-er-Stapel, danach vom II-er-Stapel und zuletzt vom III-er-Stapel nachgezogen und aufgebraucht. Wenn dann im III-er-Stapel das 5. „Reiter“-Plättchen gezogen wird, wird damit das Spiel beendet.

Das 3-er-Certificato wird neben den Nachziehstapeln bereitgelegt. Die 55 Geldkarten werden gut gemischt und kommen als weiterer verdeckter Nachziehstapel auf den Tisch.

Jeder Spieler erhält 4 Geldkarten, die er auf die Hand nimmt - sowie eine Übersichtstafel.

Die Bauteile zeigen Etagenteile in 3 verschiedenen Baustoffen: Ziegel, Sandstein und Marmor. Außerdem sind 1 bis 3 Fenster bzw. Türen vorhanden, sowie eine Etagennummer zwischen 1 (1. Etage) und 5 (5. Etage). Mit diesen Teilen sollen die Spieler ihre Palazzi errichten, um damit am Spielende Siegpunkte zu erzielen.

Folgende Bauvorschriften sind dabei einzuhalten:
  1. Die Bauteile dürfen nur von unten nach oben aufsteigend gebaut werden: 1, 2, 3 nicht aber 3, 1, 2.
    Lücken dürfen aber jederzeit vorhanden sein: 2, 4, 5.
  2. Jede Etagennummer darf nur einmal je Palazzo vorkommen.
  3. Aus Palazzo darf aus verschiedenen Baustoffen bestehen - bringt aber am Spielende weniger Punkte.
  4. Die Anzahl der Fenster darf je Etage beliebig variieren.
  5. Ein Bauteil darf immer nur auf einen anderen Bauteil gebaut werden. Will man unter einen anderen bzw. zwischen andere Bauteile bauen, so muss man die Zugmöglichkeit „einen Bauteil umbauen“ anwenden.
  6. Jeder Spiele darf beliebig viele Palazzi errichten.
  7. Alle Bauteile müssen sofort nach Erhalt verbaut bzw. abgeworfen werden.
  8. Einmal gebaute Bauteile können nur mehr über die Zugmöglichkeit „einen Bauteil umbauen“ verändert werden.

Die Geldkarten zeigen 3 verschiedenen Währungen, erkennbar an den verschiedenen aufgedruckten Münzen bzw. am verschieden farbigen Hintergrund. In jeder Währung gibt es dreimal die Werte 3, 4, 5, 6 und 7. Außerdem gibt es 10 „2-er-Certificati“, die als Joker (= währungsneutral) mit einem Wert von „2“ eingesetzt werden können.
Für jede Zahlung, die ein Spieler leisten will bzw. muss, darf er nur Geld einer Währung und/oder beliebig viele Joker benutzen.
Ausnahme: Genau 3 Karten, die den gleichen Wert in allen drei verschiedenen Währungen anzeigen, gelten auch als Joker (= währungsneutral) mit dem Wert „15“ - müssen aber auf einmal als Gruppe ausgespielt werden.

Folgende Zugmöglichkeiten gibt es:
  • Geld nehmen
  • Bauteile kaufen bzw. versteigern
  • einen Bauteil umbauen
Wer an der Reihe ist, muss sich für eine davon entscheiden und ausführen.

Geld nehmen:
Der Spieler deckt eine Geldkarte mehr auf als Spieler teilnehmen. Er selbst darf sich 2 Karten aussuchen und auf die Hand nehmen, alle anderen Spieler erhalten reihum je 1 Karte. Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Bauteile kaufen bzw. versteigern:
Der Spieler deckt nacheinander 2 Bauteile auf, wobei das erste davon offen auf das Lager gelegt wird. Beim zweiten Bauteil entscheidet die Anzahl der Fenster und Türen auf welchen Steinbruch dieses Teil gelegt werden muss. Ausgangspunkt ist immer der Steinbruch mit dem Baumeister. Von dort aus zählt man - je Fenster bzw. Tür - um einen Steinbruch weiter. Der letzte so ermittelte Steinbruch bekommt dieses Bauteil offen dazugelegt.
Nun muss der Spieler entscheiden, ob er Bauteile kaufen oder versteigern möchte.
Bauteile kaufen: der Spieler kann sich 1 bzw. 2 Bausteile aus dem Lager kaufen. Die Kosten betragen: 10 minus der zu Beginn im Lager befindlichen Bauteile.
Nach dem Kaufen und dem anschließenden Bauen kommt der nächste Spieler an die Reihe.
Bauteile versteigern: der Spieler versetzt den Baumeister auf den nächsten (mit mindestens 1 Bauteil) belegten Steinbruch.
  • Befinden sich 3 oder weniger Bauteile auf diesem Steinbruch: werden nun alle zur Versteigerung angeboten.
    Der Spieler beginnt die Versteigerung, indem er das „3-er-Certificato“ nimmt und offen vor sich auslegt. Diese wird wie ein Joker mit einem Wert „3“ behandelt.
    Danach hat reihum jeder Spieler die Möglichkeit das vorhergehende Gebot zu überbieten oder zu passen. Wer passt nimmt alle seine gebotenen Karten wieder auf die Hand, und kann nicht mehr in die laufende Versteigerung einsteigen. Die Versteigerung endet, wenn alle - bis auf einen Spieler - gepasst haben.
    Der Sieger zahlt sein Gebot, nimmt alle Bauteile und verbaut sie.
  • Befinden sich 4 oder mehr Bauteile auf diesem Steinbruch: werden die Bauteile nicht versteigert, sondern je 1 Bauteil an jeden Spieler verschenkt. Es beginnt der Spieler an Zug, und sucht sich einen beliebigen Teil aus, den er sofort verbaut. Reihum folgen danach die anderen Spieler. Sollten Bauteile übrig bleiben, kommen diese aus dem Spiel.
Nach dem Verbauen der Bauteile ist der nächste Spieler an der Reihe.

Einen Bauteil umbauen:
Der Spieler darf eines seiner bereits verbauten Bauteile umbauen. Dies kostet ihn eine beliebige seiner Geldkarten.
Folgende 3 Umbau-Möglichkeiten gibt es:
  • ein einzelnes Bauteil aus einem Palazzo - aus einer beliebigen Etage - ausbauen und als einzelnes Bauteil vor sich ablegen.
  • ein einzelnes Bauteil, das vor dem Spieler liegt, an passender Stelle in einen eigenen Palazzo (auch zwischen 2 Etagen) einbauen.
  • ein einzelnes Bauteil, das vor dem Spieler liegt, aus dem Spiel nehmen.
Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende:
Wird beim Nachziehen aus dem III-er-Stapel ein „Reiter“-Plättchen gezogen, so wird dieses offen auf dem Tisch ausgelegt. (Es wird für dieses Plättchen kein Ersatz gezogen.)
Wird das 5. „Reiter“-Plättchen gezogen, endet das Spiel sofort, und es werden die Siegpunkte ermittelt. Für einen Palazzo, der …
  • aus 1 Etage besteht: minus 5 Siegpunkte
  • aus 2 Etagen besteht: 0 Siegpunkte
  • aus 3 Etagen besteht: die Anzahl seiner Fenster
  • aus 4 Etagen besteht: die Anzahl seiner Fenster + 3 Bonuspunkte
  • aus 5 Etagen besteht: die Anzahl seiner Fenster + 6 Bonuspunkte
    Außerdem gibt es noch Bonuspunkte, wenn ein Palazzo nur aus einer Baustoffsorte besteht und eine bestimmte Höhe erreicht hat:
  • 1 oder 2 Etagen: 0 Bonuspunkte
  • 3 oder 4 Etagen: 3 Bonuspunkte
  • 5 Etagen: 6 Bonuspunkte

    Es gewinnt der Spieler, der die meisten Punkte besitzt. Bei Gleichstand der Spieler, der aus seinem restlichen Geld den größten Betrag bilden kann.

    Fazit:
    Palazzo ist ein schnelles, kleines und feines - und trotzdem interessantes und lustiger Bau- und Versteigerungsspiel für die ganze Familie. Es ist schnell erlernt, und kann ebenso schnell an Neulinge weitergeben werden. Der Einstieg ist sehr einfach, vor allem wenn man es vor einem Spieler erklärt bekommt, der das Spiel kennt.
    Wer sich jedoch selbst durch die Spielanleitung lesen muss, sollte sich vom allerersten Eindruck nicht abschrecken lassen. Palazzo spielt sich wesentlich einfacher und unkomplizierter als es möglicherweise auf den ersten Blick aussieht. Man muss die Anleitung nur Schritt für Schritt durchgehen, und sich an den Beispielen und Bildern orientieren, dann hat man schnell den Überblick bekommen - und auch erkannt, dass es sich um ein einfaches und schnelles Spiel handelt.
    Einziger kleiner Punkt, bei dem wir anfänglich öfters nachlesen mussten, war die Abrechnung. Die wollte zuerst einfach nicht „hängen“ bleiben, obwohl sie doch eigentlich ganz einfach ist. Am leichtesten war es für uns, wenn wir uns an der Übersichtstafel mit der „Textseite“ orientiert haben.

    Ansonsten ist Palazzo ein feines Spiele, das man aber auch öfters spielen muss, um es richtig kennen zu lernen. Man findet immer wieder Möglichkeiten und Taktiken, die man ausprobieren möchte - auch wenn das Spiel natürlich viel vom Glück abhängig ist.
    Einerseits vom Glück beim Aufdecken der Bauteile, andererseits aber auch vom Glück beim Aufdecken und Auswählen bei den Geldkarten. Trotzdem macht sich dies aber nie unangenehm bemerkbar …

    Das Spielmaterial ist toll, schön und funktionell ausgefallen. Die Karten sind zwar klein, aber trotzdem handlich - die restlichen Spielmaterialen (Lager, Steinbrüche, Bauteile und Übersichtstafeln) aus festen, kompakten Karton. Der Baumeister wird durch eine Holzfigur dargestellt. Alles hat in einer mittelgroßen Alea-Schachtel seinen Platz.

    Das Spiel spielt sich eigentlich in jeder Besetzung recht gut, wobei uns das Spiel zu zweit nicht so gut gefallen hat.
    Die Spieldauer lag bei uns zwischen 30 bis 45 Minuten - ist somit sehr angenehm. Es eignet sich somit bestens als Spiel, das man als Auftakt oder aber auch aus Ausklang eines Spieleabends auf den Tisch bringen kann. Aber auch für zwischendurch, als Lückenbüßer oder Pausenfüller ist es ausgezeichnet geeignet.

    Die Spielanleitung ist - wie schon erwähnt - gut strukturiert und ausführlich geschrieben, und mit genügend Bildern und Beispielen versehen, und lässt keine Fragen offen. Außerdem gibt es den bei Alea schon üblichen „rechten Rand“, in dem es eine kurze Zusammenfassung der Regeln gibt, die einen Wiedereinstieg sehr erleichtern.

    Palazzo ist in unseren Runden - bei alt und jung, sowie groß und klein - sehr gut angekommen. Es ist nicht allzu anspruchsvoll, aber trotzdem interessant und lustig genug - auch trotz vorhandenem Glücksanteil - um immer wieder auf den Tisch zu kommen. Eben einmal eine gut gelungene, aber „leichtere Spielkost“ von Alea …

    Vielen Dank an ALEA/RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

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