Spielbesprechung von Györög Kurt
San Ta Si
04.07.2005

von Jacques Zeimet
ZOCH-Verlag
für 2 Spieler
ab 10 Jahren

„Wir schreiben das 9. Jahrhundert. In Dali, am Fuße des Himalaya, sind drei Pagodentürme geplant, die als neues Wahrzeichen der Stadt vor der Kulisse der Berge erstrahlen sollen. Dazu werden 2 Baumeister gesucht, die diesem Vorhaben gewachsen sind. Sie sollen gemeinsam die Türme bauen, dabei aber ihre eigene künstlerische Handschrift erkennen lassen. Der Baumeister, der bei der Gestaltung der Außenfassade die Oberhand behält, darf die Tochter des Königs heiraten.“

Das Geheimnis der drei Türme …

Spielmaterial:
1 Fundament (aus Holz), 6 Säulen (aus Holz: je 3 in blau und silber), 24 Röhren (aus Metall: je 15 in blau und silber, mit 4 unterschiedlichen Durchmessern und Höhen) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles - außen - die meisten sichtbaren Turmteile zu haben.

Spielablauf:
Das Fundament kommt in die Tischmitte - alle Säulen und Röhren gut erreichbar daneben.
Jeder Spieler entscheidet sich für eine Farbe.

Der Spieler, der sich für die blaue Farbe entschieden hat, wird zum Startspieler. (Werden mehrere Partien gespielt, wechselt der Startspieler jedes Mal.)

Wer nun an der Reihe ist, muss eine Säule oder Röhre an einem der drei Bauplätze bauen. Dabei kann es sich um ein eigenes oder aber auch gegnerisches Bauteil handeln.
Beim Bau ist folgendes zu beachten:
  • Solange ein Bauteil das Fundament (=den Boden) berührt, kann auch jedes beliebige Bauteil gebaut werden.
  • Wird ein Bauteil aber auf ein anderes gebaut, so muss es von einer Nachbarröhre bzw. -säule gehalten werden.
    Nachbarröhren bzw. -säulen sind Bauteile mit nächstgrößerem oder nächstkleinerem Durchmesser.

Spielende:
Das Spiel endet, wenn alle Röhren bzw. Säulen verbaut sind.
Sieger ist der Spieler, von dem nun mehr Bauteile - von der Seite betrachtet - in den drei Türmen sichtbar hat.
Bei Gleichstand zählen nur die Teile im höchsten Turm.

Fazit:
San Ta Si ist ein interessantes Denk- und Positionsspiel für 2 Spieler. Es ist mit sehr, sehr einfachen Regeln ausgestattet, die einen schnellen Einstieg in das Spiel verschaffen. Es ist aber auch ein Spiel, dem man - um eine Hintergrundstory zu haben - ein Thema und eine Geschichte aufgesetzt hat. Dies ist und wäre nicht nötig, denn San Ta Si ist auch so ein Spiel, dass seinen Reiz auf die Spieler ausübt.
Das ist einerseits das sehr interessante und Anreiz gebende Material, das verwendet wurde. Die blau und silbrig gefärbten Säulen sind schon ein Blickfang für sich - und auch ein wenig ein „Magnet“, der neugierige und interessierte Spieler an den Tisch bringt.
Deshalb ist es ja auch fast Schade, dass Spiel immer wieder in die - leider viel zu groß ausgefallenen - Schachtel zurück zu geben.
Man kann das Spiel auch nach einer Partie einfach als Blickfang auf den Wohnzimmerschrank stellen …
Andererseits überzeugt das Spiel aber auch durch seine sehr einfache und kurz gehaltene Spielanleitung, und den dadurch schnell zu erfassenden Spielablauf. Das Spiel ist - nach einer Runde - jedem anderen Spieler in 1 bis 2 Minuten erklärt …

Den größten Reiz am Spiel machen aber die vielen Möglichkeiten und Taktiken aus, die man aber erst nach und nach erkennt. So sind schon einige Partien notwendig, um San Ta Si auch richtig taktisch spielen zu können.
Anfänglich ist man meist nur versucht darauf zu achten, seine Teile möglichst gut unterzubringen, kommt aber dann auch recht schnell drauf, dass es oft mehr bringen kann, wenn man versucht die gegnerischen Teile verschwinden zu lassen.

Ein weiterer Aspekt, der uns am Spiel noch sehr gut gefallen hat, ist der Umstand, dass eine Partie meist nur 15 bis 20 Minuten dauert.
In seltenen Fällen, wenn ein Mitspieler es zu genau nimmt und tüftelt, kann es auch schon mal eine knappe ½ Stunde werden. Auf alle Fälle immer noch kurz genug, um (mindestens) eine Revanche zu fordern und auch zu spielen.

Ein kleiner weiterer Vorteil von San Ta Si - der zwar nicht spieltechnischer Natur ist - ist, dass man dieses Spiel auch getrost bei etwas Wind im Freien spielen kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen, das irgendwelche Spielteile vom Tisch geblasen werden könnten …

Die Spielanleitung gibt es in deutsch, englisch, französisch und holländisch - sie ist kurz und bündig gehalten und es gibt genug Beispiele und Bilder, die den Spielablauf an und für sich sehr gut erklären. Für uns (und auch einige andere) blieb aber nach Studium der Spielregel folgende Frage unklar:
Darf nun nur das 1. Bauteil auf einem Bauplatz beliebig sein - oder jedes (den Boden bzw. Fundament berührende) Bauteil?
Vom Zoch-Verlag wurde dann "Aufklärung" geleistet: Solange ein Bauteil das Fundament bzw. den Boden berührt, kann jedes beliebige Bauteil eingebaut werden - ungeachtet dessen, ob es eine Nachbarsäule bzw. -röhre gibt, oder nicht !!!

Außerdem blieben folgende - wenn auch nicht so bedeutende - Fragen offen:
Was geschieht bei einem Gleichstand, wenn es danach auch im höchsten Turm einen Gleichstand gibt?
Da es sich aber um ein schnelles und kurzweiliges Spiel handelt, haben wird vereinbart in diesem Fällen einfach auch ein Unentschieden gelten zu lassen, und den Sieger in einer weiteren Partie zu ermitteln.
Wie wird es gehandhabt, wenn es mehrere gleich hohe Türme gibt - wird nur einer (welcher?) oder werden alle gewertet?
Sinnvoll können ja nur alle höchsten Türme herangezogen werden (wer entscheidet sonst, welcher Turm genommen werden sollte?) - gibt es danach noch immer einen Gleichstand gilt, wie schon zuvor geschrieben, dass man einen Sieger einfach in der nächsten Partie ermittelt.

Uns hat San Ta Si sehr gut gefallen, sei es als Einstieg oder Ausklang bei einem Spieleabend. Aber auch für Zwischendurch kann man es jederzeit immer wieder auf den Tisch bringen. Nur bei einer einzelnen Partie wird es meist nicht bleiben - dazu ist der Reiz einfach zu groß - und wer will auch schon als Verlierer dastehen ;-) …

Vielen Dank an den ZOCH-VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"San Ta Si" bei spielenet.de