Spielbesprechung von Györög Kurt
Aquädukt
26.06.2006

von Bernhard Weber
Schmidt-Spiele
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

Häuser bauen ist nicht schwer, für Wasser sorgen umso mehr!
Dieser antiken Bauernregel au den Römischen Provinzen folgend besiedeln die Spieler mit ihren Häusern eine fruchtbare Landschaft. Aber selbst die prächtigsten Häuser sind ohne Wasserversorgung wertlos. Versorgt ein Spieler seine Häuser nicht mit dem kühlen Nass, bevor ein Gebiet vollständig bebaut ist, müssen die Bewohner - wohl oder übel - wieder ausziehen und das Haus bringt keine Siegpunkte. Und so versucht ein jeder, durch kluges Freilegen von Quellen und den cleveren Bau von Kanälen, die eigenen Häuser rechtzeitig zu versorgen und den anderen das Wasser „abzugraben“.
Wem wird es gelingen, mit taktischem Geschick und dem notwendigen Quäntchen Glück die Vorhaben seiner Mitspieler am besten zu nutzen, um am Ende nicht „auf dem Trockenen“ zu sitzen?“


Schaffe, schaffe, Häusle baue - aber nicht auf das Wasser vergessen …

Spielmaterial:
1 Spielplan (mit einer Landschaft mit 20 Gebieten, die wiederum aus je 4, 5 oder 6 Feldern bestehen), 1 Würfel (20-seitig), 112 Häuserplättchen (in 4 Farben je: 8x 1 Haus, 8x 2 Häuser, 8x 3 Häuser und 4x 4 Häuser), 5 Quellen, 36 Kanäle, 8 Berge (mit bedruckter Rückseite, die aber nur für die Variante von Bedeutung sind) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten - mit Wasser versorgten - Häuser gebaut zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Mitte des Tisches - auf ihm werden (je nach Spieleranzahl) eine bestimmte Anzahl von Bergen - beliebig - verteilt.
Jeder Spieler erhält (ebenfalls je nach Spieleranzahl) eine bestimmte Anzahl von den einzelnen Häuserplättchen einer Farbe, die er sortiert vor sich auf den Tisch legt.
Nun werden noch der Würfel, die Quellen und die Kanäle gut erreichbar bereitgelegt - dann kann das Spiel beginnen.

Wer an der Reihe ist, führt eine der folgenden 3 Aktionen aus:
1. Häuser bauen:
Der Spieler darf pro Zug bis zu dreimal würfeln und jeweils ein eigenes Hausplättchen auf eine freies Feld in dem erwürfelten Gebiet legen. Die Würfelanzahl gibt die Nummer des Gebietes vor, das betroffen ist. Sollte es dort kein freies Feld mehr geben, darf der Spieler stattdessen nochmals würfeln.

Beim Bau ist außerdem noch folgendes zu beachten:
  • Felder mit Bergen dürfen nicht bebaut werden.
  • Bereits bebautet Felder dürfen nicht überbaut werden.
  • Grundsätzlich darf der Spieler frei wählen, ob er ein Häuserplättchen mit 1, 2, 3 oder 4 Häusern legen will. Ist das Feld, auf dem der Spieler das Plättchen legen will, jedoch bereits mit Wasser versorgt, darf er nur eines seiner Häuserplättchen mit dem niedrigsten noch vorhandenen Wert wählen.

2. Quelle freilegen:
Der Spieler darf - sofern vorhanden - eine Quelle auf einen beliebigen Kreuzungspunkt auf dem Spielplan legen. Dabei ist aber zu beachten, dass eine Quelle mindestens 5 Kreuzungspunkte von einer anderen Quelle entfernt sein muss.

3. Kanäle bauen:
Gibt es bereits mindestens eine Quelle am Spielplan, darf der Spieler 1 oder 2 Kanäle bauen.

Dabei ist auf folgende Vorgaben zu achten:
  • Kanäle dürfen zu jederzeit nur mit genau einer Quelle verbunden sein.
  • Kanäle dürfen zwar die Richtung ändern, jedoch nicht verzweigen.
  • Von jeder Quelle dürfen maximal zwei Kanäle aus gebaut werden.
  • Kanäle dürfen verdoppelt werden - wobei jedoch nie ein Kanal mehr Wasser führen kann, als der Kanal davor. (D.h. Kanäle können nur von der Quelle aus verdoppelt werden.)
  • Die beiden Kanäle, die ein Spieler während seines Zuges baut, dürfen auch an verschiedenen Quellen gebaut werden.
  • Ein einzelner Kanal versorgt genau 1 Feld rechts und links davon mit Wasser - wobei ein Doppelkanal genau 2 Felder rechts und links vom Kanal mit Wasser versorgt.

Werden durch das Legen eines Häuserplättchens alle Felder in einem Gebiet bebaut, kommen sofort alle nicht mit Wasser versorgten Häuserplättchen (dieses Gebietes) aus dem Spiel - und bringen dem Spieler somit keine Punkte.
Die freigewordenen Felder können im weiteren Spiel wieder bebaut werden.
Die mit Wasser versorgten Häuser bleiben liegen und Zählen am Ende des Spieles für den Spieler Siegpunkte.

Nachdem ein Spieler seinen Zug durchgeführt Hand, kommt der nächste Spieler an die Reihe.

Spielende:
Das Spiel endet, sobald alle Kanäle gelegt wurden. Diese Runde wird noch zu Ende gespielt, sodass jeder Spieler gleich oft an der Reihe war. Dann folgt die Wertung:
Dazu werden nun alle nicht mit Wasser versorgten Häuserplättchen vom Spielplan genommen.
Jeder Spieler zählt die Anzahl seiner mit Wasser versorgten Häuser zusammen.
Wer die meisten versorgten Häuser hat, gewinnt!

Bei Gleichstand, gewinnt, wer die meisten Häuserplättchen am Spielplan versorgt.

Variante:
Bei der Variante kommen die Rückseiten der Berge ins Spiel. Von den maximal 8 Bergen - die im Spiel sein können - zeigen 6 ein positives Ergebnis und 2 ein negatives.
Vor dem Einsetzen werden die Bergplättchen verdeckt gut gemischt und auch verdeckt eingesetzt. Dabei ist zu beachten, dass zwischen den einzelnen Bergen ein Mindestabstand von 2 Feldern besteht.
Für die Schlusswertung werden die Berge aufgedeckt. Sie wirken sich auf die (maximal 4) angrenzenden Häuserplättchen - wie folgt - aus:
  • Heilquelle (6x): die (maximal 4) angrenzenden Häuserplättchen bringen 2 zusätzliche Punkte.
  • Fauliges Wasser (2x): die (maximal 4) angrenzenden Häuserplättchen zählen nur dann, wenn sie mindestens von 2 Kanälen mit Wasser versorgt werden. Dabei heißt „von 2 Kanälen versorgt“:
    • entweder durch einen direkt angrenzenden Doppelkanal oder
    • durch zwei angrenzende einzelne Kanäle oder
    • durch einen angrenzenden Kanal und einen 1 Feld entfernten Doppelkanal oder
    • durch zwei jeweils 1 Feld entfernten Doppelkanal.

Fazit:
Aquädukt ist sehr glückbetontes und eben vom Würfelglück abhängiges, aber trotzdem durchaus interessantes und lustiges Lege. und Positions- bzw. Würfelspiel für die ganze Familie.
Obwohl man eigentlich das Gefühl nie ganz los wird, dass man recht wenig Einfluss auf das Spiel hat, kann man doch auch ein paar taktische Elemente ins Spiel einbringen. So kann es durchaus Sinn geben, recht früh seine 4er-Häuser einzusetzen und abzusichern, oder aber darauf zu vertrauen, dass man zuerst die 1er-Häuser verbraucht und dann - auf gesicherte Felder - höher- bzw. hochwertigere Häuser einsetzen darf. Auch sollte man immer ein Auge auf die Quellen und Kanäle haben - und diese geschickt für sich einsetzen und nutzen. Noch besser, wenn dies durch die Mitspieler erfolgt - was aber eher sehr selten ist.
Aber wenn man wachsam ist und seine Mitspieler auch genau beobachtet, so kann man durchaus vorhersehen - wer, wo sehr bald eine Quelle freilegen und einen Kanal bauen wird.
Auch ist man immer wieder Mal im Zwiespalt - speziell gegen Ende des Spieles - wie oft man Würfeln und somit wie viele Häuserplättchen einzusetzen versuchen soll. Wann ist es besser aufzuhören - und seinen Mitspielern den Vortritt zu lassen. Wann ist das Risiko einfach zu groß - gegenüber den Nutzen, denn man sich herausholen kann? Dies gilt es immer wieder für sich abzuschätzen …

Das Spiel selbst ist recht einfach und schnell erklärt. Die Anleitung erstreckt sich - inklusive Variante und Erklärung „Was Aquädukte sind“ - über 4 Seiten. Sie ist leicht verständlich und gut erklärt. Man findet sich leicht zurecht und es gibt genug Beispiele und Bilder, sodass keine Fragen und Unklarheiten offen bleiben.
Durch den einfachen Einstieg und Spielverlauf ist es durchaus auch möglich, dass Spiel anhand einer Probepartie zu erklären und Neulingen näher zu bringe.
Außerdem gibt von der Anleitung eine Übersetzung ins Französische und Italienische.

Das Spielmaterial besteht aus einem kompakten Spielplan, kompakten Häuser- und Bergeplättchen, sowie Kanälen aus blauen Holzstäbchen und Quellen aus blauen Glassteinen. Das gesamte Material ist passend und nett illustriert, übersichtlich und dem Thema passend. Alles ist in einer mittelgroßen Schachtel untergebracht, die leider nur 2 große Fächer für das gesamte Spielmaterial aufweist.
Um sich unnötiges Sortieren zu ersparen, sollte man die einzelnen Häuserplättchen der verschiedenen Farben in Zipp-Tütchen verstauen. Man kann so leichter und schneller starten - und hat nicht so viel Vorbereitungszeit.

Das Spiel selbst spielt sich eigentlich recht schnell und eine Partie dauert ungefähr 30 Minuten. Ein weiterer Grund, warum das glücksbetonte Spiel trotzdem nicht störend wirkt - man kann nämlich jederzeit eine Revanche fordern und eben ein zweites, oder auch drittes Spiel anhängen.

Das Spiel ist für 2 bis 4 Personen ausgelegt. Es spielt sich auch in allen Besetzungen recht gut - wobei es natürlich bei dieser Art von Spiel der Fall ist, dass je mehr Spieler teilnehmen, dass Spiel auch umso lustiger und interessanter wird.

Uns hat Aquädukt recht gut gefallen - und wird es somit auch immer wieder auf den Spieltisch schaffen. Es ist schnell aufgebaut - leicht und einfach zu spielen - und auch nach längerer Zeit findet man ganz schnell wieder ins Spiel. Und auch trotz des hohen Glücksanteiles macht es Spaß und ist interessant. Einfach gut geeignet für ein Spiel für Zwischendurch oder als Lückenbüßer, oder aber auch einfach nur so …

PS: Wer es denn dann noch ein wenig glücksbetonter - und bis zuletzt unberechenbarer - haben will, der kann sich an das Spiel mit der Variante machen - welches irgendwie auch seinen Reiz hat!

Vielen Dank an SCHMIDT-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars