Spielbesprechung von Györög Kurt
Aton
18.09.2006

von Thorsten Gimmler
Queen-Games
für 2 Spieler
ab 8 Jahren

„Ganz Ägypten ist in Aufruhr – Echnaton, der gerade erst den Thron bestiegen hat, möchte die alte Gottheit Amun aus den Tempeln des Landes verbannen. Als neuer Gott soll nun Aton verehrt werden.
Doch die Priester des Landes geben ihre Tempel nicht ohne Widerstand frei und so sind die 4 größten Tempel hart umkämpft.
Als Kontrahenten fechten die Spieler diesen Kampf der Götter aus. Beide haben die gleiche Ausgangssituation, doch wer kann seine Fähigkeiten besser einsetzen und seinem Gott zum Sieg verhelfen?“


Ein Wettstreit zwischen Götter - für zwei Spieler…

Spielmaterial:
1 (6-teiliger) Spielplan, 58 Priester (je 29 Holzscheiben in blau und rot), 2 Tauschsteine (Holzscheiben in weiß), 2 Zählsteine (Holzscheiben in blau und rot), 72 Spielkarten (mit den Werten 1 bis 4, je 36 Karten mit blauer und roter Rückseite) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als erster Spieler 40 (oder mehr) Siegpunkte zu erreichen oder alle Felder eines Tempels oder alle gelben Felder oder alle grünen Felder am Spielplan zu besetzen.

Spielablauf:
Der Spielplan wird zusammengesetzt und kommt zwischen die beiden Spieler.
Der Spielplan zeigt 4 (nummerierte) Tempel mit je 12 Feldern. Es gibt gelbe, schwarze, orange, blaue und grüne Felder - wobei es sich bei den orangen Feldern um Bonusfelder mit den Werten „+1“ bzw. „+2“ handelt. Auf jedes Feld darf genau ein Stein gelegt werden.
Neben den Tempel ist das „Totenreich“ mit 8 Feldern aufgedruckt.
Um die 4 Tempel und das Totenreich verläuft eine Zählleiste und auf jeder (der beiden Spieler zugewandten Seite) gibt es 4 Felder (die von 1 bis 4 nummeriert sind und Kartuschen genannt werden).

Jeder Spieler erhält die 29 Spielsteine einer Farbe und die dazugehörigen Karten, sowie einen Tauschstein. Der jeweilige Zählstein kommt neben das Feld 1 der Zählleiste. Die Spieler mischen ihre Karten und legen diese als verdeckte Nachziehstapel auf den Tisch.

Danach läuft das Spiel wie folgt ab:
Karten ziehen und ablegen:
Jeder Spieler zieht 4 Karten (von seinem Kartenstapel), sieht sich diese geheim an und teilt dann je 1 Karte jeder Kartusche (auf seiner Spielplanseite) zu.
Sollte die Karten einmal gar nicht passen, so hat jeder Spieler einmal pro Spiel - gegen Abgabe seines Tauschsteines - die Möglichkeit, seine soeben gezogenen Karten abzulegen und 4 neue zu ziehen.

Karten auswerten:
Haben beide Spieler ihre Karten abgelegt, werden diese umgedreht und - den Kartuschen entsprechend - ausgewertet. Dabei haben die Kartuschen folgende Bedeutung:
1. Kartusche - Siegpunkte:
Hier werden die Kartenwerte beider Spieler - die an diese Kartusche angelegt wurden - verglichen. Der Spieler mit dem höheren Wert, erhält das Doppelte der Differenz als Siegpunkte gutgeschrieben. Bei Gleichstand erhält niemand Siegpunkte.
Die Siegpunkte werden mit dem Zählstein des jeweiligen Spielers auf der Zählleiste markiert.

2. Kartusche - Reihenfolge / Steine entfernen:
Der Spieler, der an dieser Kartusche die niedrigere Karte angelegt hat, darf seine weiteren Karten als erster auswerten. Gibt es dabei einen Gleichstand, ziehen beide Spieler solange Karten von ihren Kartenstapeln, bis ein Spieler einen kleineren Wert als der andere gezogen hat. Dieser Spieler beginnt dann mit der Auswertung seiner restlichen Karten - die gezogen Karten kommen wieder verdeckt unter den jeweiligen Kartenstapel.

Außer in der 1. Runde - wird mit dieser Karte auch noch festgelegt, wie viele Steine der Spieler vom Spielplan nehmen darf. Die Anzahl ergibt sich aus dem Wert der gelegten Karte minus 2. Handelt es sich dabei um ein positives Ergebnis, dürfen entsprechend viele gegnerische Steine entfernt werden. Ist das Ergebnis jedoch -1, so muss ein eigener Spielstein entfernt werden.
Gibt es nicht genügend Steine - die in Frage kommen - können eben nur entsprechend weniger vom Spielplan genommen werden.
Alle entfernten Spielsteine kommen in das Totenreich.

Aus welchen Tempel(n) diese Steine entfernt werden dürfen, wird durch die - an der 3. Kartusche angelegten - Karte bestimmt.

3. Kartusche - Tempel bestimmen:
Die hier angelegt Karte bestimmt die Tempel, in denen Spielsteine entfernt bzw. - bei der Auswertung der 4. Kartusche - eingesetzt werden dürfen. Zur Verfügung stehen alle Tempel, deren Nummer kleiner oder gleich dem Wert der angelegten Karte ist.

4. Kartusche - Steine setzen:
Der Wert - der hier angelegten Karte - gibt an, wie viele eigene Spielsteine der Spieler einsetzen darf. Jeder dieser Steine darf immer nur auf ein unbesetztes Feld gelegt werden. Hat man zu wenige Steine, werden entsprechend weniger Steine gelegt.

Jeder Spielstein, der nicht gesetzt werden kann, kommt auf ein Feld ins Totenreich.

Sind alle 8 Karten ausgewertet, werden diese abgelegt und 4 neue Karten gezogen - und eine neue Runde beginnt.

Spielsteine im Totenreich:
Ist das Totenreich komplett mit Steinen besetzt, kommt es - nachdem alle 8 Karten ausgewertet wurden - zu einer Siegpunktewertung:
Dabei werden die Punkte wie folgt vergeben:
  • Tempel 1: der Spieler mit den meisten Steinen bekommt das Doppelte der Differenz zur der Anzahl der gegnerischen Spielsteine als Siegpunkte.
  • Tempel 2: der Spieler mit den meisten Steinen bekommt 5 Siegpunkte.
  • Tempel 3: der Spieler mit den meisten Steinen bekommt diese Anzahl als Siegpunkte.
  • Tempel 4: der Spieler mit den meisten Steinen bekommt für jedes - von ihm besetzte blaue Feld am Spielplan - 3 Siegpunkte.
  • Schwarze Felder: der Spieler mit den meisten Steinen auf diesen Felder bekommt 8 Siegpunkte.
  • Bonusfelder: jeder Spieler bekommt für jedes von ihm besetzte Bonusfeld den entsprechenden Wert (1 bzw. 2) als Siegpunkte.

Nach der Wertung entfernen die Spieler - abwechselnd - 4 eigene Steine aus den Tempeln. Es beginnt der Führende - bei Gleichstand beginnt Spieler „Rot“.
Dabei muss - wenn möglich - aus jedem Tempel ein Stein entfernt werden. Ist dies bei einem Tempel nicht möglich, so muss dafür ein Stein aus dem höchsten Tempel (indem ein Stein vorhanden ist) entfernt werden.

Diese entfernten Steine, sowie alle Steine aus dem Totenreich, werden wieder an die Spieler zurückgegeben.

Danach beginnt eine neue Runde - wenn nicht eine der Spielendebedingungen gegeben ist.

Spielende:
Das Spiel endet sofort, wenn nach der Auswertung der 1. bzw. 4. Kartusche - oder nach einer Wertung - ein Spieler 40 (oder mehr Siegpunkte) besitzt, oder alle Felder eines Tempels bzw. alle gelben bzw. alle grünen Felder am Spielplan besetzt hat.
Dieser Spieler hat gewonnen. Bei Gleichstand endet das Spiel unentschieden.

Fazit:
Aton ist ein überaus gelungenes, interessantes und spannendes Mehrheiten- und Positionsspiel für Zwei. Es ist zwar auch etwas glücksabhängig, da man nie weiß, welche 4 Karten man gerade zieht und zur Verfügung hat, aber dies kann einerseits durch die Abgabe des Tauschsteines etwas ausgeglichen werden - andererseits geht es dem Mitspieler ja genauso, sodass dies nicht allzu gravierende Auswirkungen auf das Spiel hat. Umso flexibler muss man aber im Spiel sein, und versuchen jedes Mal das Optimum aus seinen Karten zu holen.
Da die Karten immer verdeckt angelegt werden, kommt immer auch ein Abschätzen und Vermuten dazu, was mein Mitspieler im Schilde führt. Dabei ist besonders auf die vielfältigen Siegbedingungen zu achten - um daraus eventuell schließen zu können, was als nächstes passieren könnte und wo man vielleicht aktiv werden muss, um seinem Mitspieler in die Quere kommen zu können.

Es gibt in diesem Spiele Einiges an taktischen Möglichkeiten, die es herauszufinden gilt. Deshalb muss man Aton natürlich auch einige Male spielen, um es richtig kennen und spielen zu lernen. Die Zusammenhänge werden dann immer klarer und deutlicher, uns das Spiel natürlich damit immer besser und interessanter.

Das Spielmaterial besteht aus Holzscheiben, handlichen Karten und einem übersichtlichen, schön gestalteten Spielplan. Der Spielablauf und -mechanismus passen zum Spiel, könnten aber jederzeit auch durch ein anders Thema ersetzt werden. Das gesamte Spielmaterial ist schön und passend illustriert - alles passt zusammen und ist in der kleinen Schachtel von Queen-Games untergebracht.

Die Spielanleitung ist übersichtlich und ausführlich ausgefallen. Alle Punkte werden gut erklärt und sind mit Beispielen und Bildern versehen. Schade ist nur, dass die Erklärung zum Tauschstein fast als Anmerkung untergeht, wer diese - wie eine Anmerkung - in kursiver Schrift geschrieben ist. Ansonsten gibt es an der Spielanleitung nichts auszusetzen - Fragen bzw. Unklarheiten sollte keine offen bleiben.

Die Spieldauer beträgt je Spiele ca. 30 Minuten, die aber recht schnell vergehen, da man eigentlich ständig an der Reihe ist und vor allem aufmerksam die Aktionen seinen Mitspielers verfolgen sollte. Die angenehm kurze Spielzeit hat aber auch zur Folge, dass man immer wieder zu eine Revanche bzw. zu einer weitern Partie aufgefordert werden wird.

Uns hat Aton gut gefallen - es macht einfach Spaß und ist bis zum Schluss spannend. Wer Mehrheiten- bzw. Positionsspiele dieser Art mag, sollte sich das Spiel auf alle Fälle einmal ansehen und zur Probe spielen. Es zahlt sich aus …

Vielen Dank an QUEEN-GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars