Spielbesprechung von Györög Kurt
Das Halsband der Königin
02.03.2006

von Bruno Cathala & Bruno Faidutti
Days of Wonder
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

Die Juweliere von Place Vendôme.
In den Jahren vor der französischen Revolution waren die Juweliere vom Place Vendôme die geschicktesten und versiertesten der Welt. Ihre großartigen Fähigkeiten, verbunden mit dem scheinbar unendlichen Reichtum ihrer Patrone, ermöglichten es ihnen, die schönsten und besten Juwelen für die Königshöfe Europas zu erschaffen.
Um ihre verwöhnte Kundschaft bei Laune zu halten (und um Geld zu verdienen), durchstöberten sie ganz Paris auf der Suche nach den wertvollen Steinen, die sie für ihre Kreationen benötigten - wobei sie auch immer ein Auge hatten auf die sich ständig verändernden Vorlieben am Hofe. Wenn es nötig wurde, waren diese Meister ihres Faches sich nicht zu vornehm, sich eine bevorzugte Stellung bei Hofe zu erkaufen.“


Kaufen und Verkaufen - wer ist der geschickteste Juwelier …

Spielmaterial:
110 Karten (59 Edelsteinkarten, 7 Ringkarten, 1 Karte „Halsband der Königin“, 33 Figurenkarten, 3 Händlerkarten, 4 Karten mit Kurzanleitungen und 3 leere Karten [um eigene Charaktere oder Ereignisse zu erschaffen]), 12 Sonderkärtchen (4 Edelsteinkärtchen [Diamant, Rubin, Smaragd und Bernstein], 4 Modekärtchen [+30, +20, +10 und 0 - in rot] und 4 Seltenheitskärtchen [+30, +20, +10 und 0 - in blau]), 1 Halsband der Königin, 5 goldene Ringe (die den gegenwärtigen Wert der Karten während des Kaufes anzeigen), 1 Days of Wonder WebCard und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles - nach 3 Verkäufen - die meisten Punkte gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält eine (Karte mit einer) Kurzanleitung. Die 4 Modekärtchen (rot) werden in absteigender Reihenfolge in die Tischmitte gelegt. Also +30, +20, +10 und 0 - von links nach rechts. Die Edelsteinkärtchen werden verdeckt gut gemischt und in beliebiger Reihenfolge offen unter die Modekärtchen gelegt. Die (blauen) Seltenheitskärtchen werden daneben bereit gelegt.
Die „Auslage“ gibt somit an, welcher Edelstein gerade am modernsten ist und somit welchen Wert hat.

Die 3 Händlerkarten werden aussortiert - die restlichen Karten verdeckt gut durchgemischt. Jeder Spieler erhält 4 Karten davon auf die Hand. (Erhält ein Spieler einen Astrologen, so wird diese Karte zurück in den Stapel gemischt und Ersatz gezogen. Bekommt ein Spieler die Karte „Halsband der Königin“, so erhält er auch das Halsband der Königin dazu.)
Die restlichen Karten bilden einen verdeckten Nachziehstapel - in den nun die 3 Händlerkarten wie folgt zugefügt werden:
Die 1. Händlerkarte kommt in das oberste Drittel des Stapels, die 2. Händlerkarte kommt ungefähr in die Mitte und die 3. Händlerkarte wird mit den letzten 5 Karten des Stapels gemischt und unter den restlichen Kartenstapel gelegt.

Die obersten 5 Karten werden nun vom Stapel gezogen und offen ausgelegt. Je ein goldener Ring wird auf den höchsten Wert jeder Karte (in die obere rechte Ecke) gelegt.

Wer nun an der Reihe ist, führt seinen Spielzug wie folgt durch:
1. Einfluss ausüben:
In dieser Phase darf der Spieler so viele „Einflusskarten“ (die blauen Figurenkarten) aus seiner Hand ausspielen und ausführen, wie er möchte. Die Wirkung der Karte tritt sofort ein. Folgende „Einflusskarten“ sind im Spiel:
Beichtvater (4x): der Spieler darf in die Handkarten eines beliebigen Mitspielers schauen.
Fälscher (3x): der Spieler darf einen beliebigen Mitspieler auffordern eine bestimmte Edelsteinkarte abzuwerfen. (Der Mitspieler kann sich dagegen nur mit einem Musketier wehren.)
Höfling (3x): der Spieler erhält für diesen Spielzug 3 zusätzliche Dukaten, um Karten (in der Phase 2) einzukaufen.
Favorit (3x): der Spieler darf eine beliebige Edelsteinsorte zu modernsten machen, indem er das entsprechende Kärtchen unter das erste Modekärtchen (+30) legt. Eine entstandene Lücke wird durch das Verschieben der restlichen Edelsteinkärtchen nach rechts wieder aufgefüllt.
Dieb (4x): der Spieler darf eine Handkarte eines beliebigen Mitspielers ziehen und zu seinen Handkarten nehmen.
Zieht der Spieler aber einen Musketier, so hat nun der bestohlene Mitspieler das Recht seinerseits eine Karte vom stehlenden Spieler zu ziehen.
Erwischt der Spieler die Karte „Halsband der Königin“, so muss der Mitspieler auch das Halsband der Königin dem Spieler übergeben.

Die ausgespielte Karte kommt danach auf einen Ablagestapel.

2. Karten kaufen:
In dieser Phase stehen dem Spieler 10 Dukaten zur Verfügung, mit denen er Karten aus der Mitte des Tisches kaufen kann. Der Preis jeder einzelnen Karte ist die Zahl, auf der der goldene Ring liegt.
Ist ein Spieler an der Reihe, muss er mindestens 1 Karte kaufen. Verbraucht er in dieser Phase nicht alle 10 Dukaten, so verfällt ein etwaiger Restbetrag - und kann nicht in den nächsten Zug mitgenommen werden.

3. Abwerten:
Die goldenen Ringe (auf den zum Verkauf ausliegenden Karten) werden um einen Wert nach unten versetzt. Die Karten sind nun für den/die nachfolgenden Spieler billiger zu haben.
Wird ein goldener Ring auf die unterste Position verschoben, so ist die Karte wertlos geworden und kommt auf den Ablagestapel.

Karten die gekauft bzw. wertlos geworden sind, werden durch neue Karten vom Nachziehstapel ersetzt. Die goldenen Ringe kommen bei diesen Karten wieder auf den obersten (höchsten) Wert.

Wenn in dieser Phase eine Händlerkarte nachgezogen wird, findet sofort ein Edelsteinverkauf statt. Danach wird das Spiel fortgesetzt, indem eine neue Karte als Ersatz für den Händler gezogen und aufgelegt wird.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Edelsteinverkauf:
Der Edelsteinverkauf gliedert sich in folgende 3 Phasen:
1. Präsentation der Edelsteine:
Jeder Spieler wählt für sich (im Geheimen) die grauen Verkaufskarten aus (Edelsteine und andere Schmuckstücke wie Ringe und Halsband bzw. Bankier oder König), die er zum Verkauf präsentieren will.
Ein Spieler muss dabei aber nicht alle sein Edelsteinkarten und grauen Figurenkarten einsetzen - er kann sogar ganz darauf verzichten.
Will ein Spieler aber eine Ringkarte oder Königskarte oder die Karte „Halsband der Königin“ spielen, so muss er diese mit zumindest einer Edelsteinkarte auslegen - um damit anzuzeigen, für welche Edelsteinsorte die jeweilige Karte Gültigkeit hat.
Der Bankier kann zu jeder beliebigen Edelsteinsorte gespielt werden - er gilt sowieso für alle Verkäufe des Spielers.

Die gewählten Karten werden von allen Spielern zugleich aufgedeckt und - nach Edelsteinsorten getrennt - aufgelegt. Ringe, Könige bzw. die Karte „Halsband der Königin“ werden zur Edelsteinsorte gelegt, mit der sie ausgespielt wurden - der Bankier wird einfach neben die ausgespielten Karten gelegt.

Folgende „graue Karten“ sind im Spiel:
Edelsteinkarten: Rubin (2x 3er-Rubin, 5x 2er-Rubin und 7x 1er-Rubin), Smaragd (2x 3er-Smaragd, 5x 2er-Smaragd und 7x 1er-Smaragd), Diamant (2x 3er-Diamant, 5x 2er-Diamant und 7x 1er-Diamant) und Bernstein (17x 1er-Bernstein)
Ring (4x): darf ein Spieler eine Edelsteinsorte mit Ringkarte(n) verkaufen, so erhält er für jede Ringkarte den Verkaufspreis ein weiteres Mal gutgeschrieben.
König (3x): die Edelsteinsorte, die mit einer Königskarte gespielt wurde, kommt diesmal (von keinem Spieler) zum Verkauf.
Halsband der Königin (1x): der Besitzer der Karte muss auch das Halsband der Königin sichtbar bei sich haben. Die Karte „Halsband der Königin“ schützt während eines Verkaufs gegen den Einfluss des Königs.
Wenn die Karte „Halsband der Königin“ und ein oder mehrere Königskarten mit derselben Edelsteinsorte gespielt werden, hat das folgende Konsequenzen:
  • Die Könige verlieren ihre Macht und die betroffene Edelsteinsorte kommt doch zum Verkauf.
  • Zusätzlich müssen alle Spieler, die eine betroffene Königskarte gespielt haben, dem Besitzer des Halsband der Königin 50 Pfund als Tribut zahlen, die in Form von 50 Punkten den jeweiligen Spielern entweder gutgeschrieben oder abgezogen werden.
    So kann es durchaus möglich sein, dass ein Spieler einen negativen Punktestand bekommt.
Bankier (2x): der Spieler erhält für jeden Verkauf, den er in dieser Runde durchführen darf, 10 Pfund (=10 Punkte) mehr.

2. Seltenheitswert:
Nun wird der Seltenheitswert der einzelnen Edelsteinsorten bestimmt. Das Seltenheitskärtchen „+30“ kommt unter das Edelsteinkärtchen, von dessen Sorte am wenigsten Edelsteine zum Verkauf angeboten werden, das Kärtchen „+20“ unter das Edelsteinkärtchen mit den zweitwenigsten Edelsteinen usw.
Gibt es einen Gleichstand, so gilt die modernere Edelsteinsorte als die seltenere.

3. Edelsteine verkaufen:
Für jede Edelsteinsorte gilt nun, dass nur der Spieler einen Verkauf durchführen darf und Geld verdient, der die meisten Edelsteine dieser Sorte ausgelegt hat. Bei Gleichstand verkaufen alle beteiligten Spieler.

Der Verkaufspreis ergibt sich aus der Summe des entsprechenden Mode- und Seltenheitskärtchens, die ober- bzw. unterhalb der zu verkaufenden Edelsteinsorte ausliegen. Dieser Preis wird dem Spieler als Punkte gutgeschrieben.
Hat ein Spieler bei der zu verkaufenden Edelsteinsorte einen (oder mehrere) Ring(e) liegen, so erhält er für jeden Ring den Verkaufspreis ein weiteres Mal gutgeschrieben.

Am Ende eines Edelsteinverkaufes werden alle eingesetzten Karten auf den Ablagestapel gelegt - und die Seltenheitskärtchen wieder beiseite gelegt. Das Spiel wird an der Stelle fortgesetzt, an der es unterbrochen wurde.

Folgende Spielkarten gibt es außerdem noch im Spiel:
Händler (3x - rot): jedes Mal wenn eine dieser Karten gezogen wird, kommt es zu einem Edelsteinverkauf.
Alchimist (1x - lila): diese Karte muss während eines Verkaufs sofort gespielt werden, nachdem alle Karten aufgedeckt wurden. Der Alchimist erlaubt es seinem Spieler einen „echten“ Edelstein (Rubin, Smaragd oder Diamant) in einen anderen zu verwandeln und so eine offen liegende Karte in eine andere Reihe zu legen.
Astrologe (3x - lila): diese Karte muss sofort nach dem Kauf gespielt werden. Sie erlaubt es dem Spieler eine Karte vom Nachziehstapel zu ziehen und auf die Hand zu nehmen.
Kardinal (2x - lila): diese Karte kann nur gespielt werden, wenn ein anderer Spieler eine Händlerkarte gezogen hat und ein Verkauf stattfinden soll. Der Verkauf wird nun solange hinausgezogen, bis der Spieler - der die Kardinalkarte gespielt hat - seinen nächsten Zug beendet hat.
Musketier (4x - lila): diese Karten können wie folgt ins Spiel kommen:
  • wird diese Karte von einem Dieb gezogen, so hat nun der bestohlene Spieler das Recht eine Karte beim stehlenden Spieler zu ziehen.
  • mit dieser Karte kann einen Fälscher unschädlich gemacht und wirkungslos abgeworfen werden.
  • während der Phase 1 „Einfluss ausüben“ kann ein Spieler 3 Musketiere auf einmal ausspielen und so die Karte „Halsband der Königin“ und das Halsband der Königin an sich reißen.
Königin (1x): diese Karte kann gespielt werden, wenn eine Edelsteinkarte vom Nachziehstapel nachgezogen wird. Der Spieler erhält diese Karte auf die Hand und es wird erneut eine Karte vom Nachziehstapel gezogen.

Spielende:
Das Spiel endet nach dem 3. Edelsteinverkauf - der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen.

Fazit:
Das Halsband der Königin ist ein nettes und interessantes Kartenspiel, das man aber erst in ein paar Runden kennen lernen muss. Vor allem die Figurenkarten muss man kennen und nutzen lernen. Dann hat man ein interessantes Spiel, indem es darum geht bestimmte Karten zu sammeln bzw. günstig zu kaufen und im richtigen Moment die Mehrheit zu haben und damit Punkte zu erzielen.
Es ist aber gleichzeitig ein Spiel, indem es auch wichtig ist die Spieler zu beobachten und zu schauen, wer sich eventuell auf welche Edelsteinsorten konzentriert um seine Karten beim Verkauf nicht „nutzlos“ auszuspielen.

Es ist aber auch ein Spiel, indem das Glück und auch Bluff eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Werden die richtigen Karten zum Kauf angeboten und habe ich die Möglichkeit darauf zuzugreifen? Wer wird welche Edelsteine forcieren und zum Kauf anbieten - und wie viele davon wird er in die Auslage zum Verkauf geben?

Sehr gut hat uns der Mechanismus mit dem immer billiger werdenden Karten gefallen. So ist man immer im Zwiespalt, ob man die Karte selbst teuer kaufen sollte - oder ob man sie seinen Mitspielern billiger überlässt - oder sogar in seiner nächsten Runde ganz billig selbst kaufen kann.

Wenn auch vieles vom Glück gesteuert wird, einiges lässt sich doch auch durch den gezielten Einsatz der Figurenkarten planen und beeinflussen. Mann muss die Katen - wie schon weiter oben beschrieben - eben kennen- und einsetzen lernen. Dann macht das Spiel auch viel Spaß und es kommt Spannung auf.

Und zu diesem Spaß kommt dann auch noch Stimmung auf - vor allem durch die toll gestalteten und sehr gut zum Thema passenden Karten, die eine sehr angenehme und handliche Größe haben. Auch die „goldenen Ringe“ und das Halsband der Königin sind nett anzusehen - wobei das Halsband (meiner Meinung nach) fast ein wenig zu „billig“ ist und nicht so recht zum restlichen Spielmaterial passen will.
Das gesamte Spielmaterial ist in einer angenehm kleinen Schachtel untergebracht, die man so leicht und einfach überall hin mitnehmen kann. Auch braucht das Spiel selbst nicht allzu viel Platz - und kann so auch fast überall gespielt werden.

Die Spielanleitung ist eindeutig und übersichtlich abgefasst - nur bei der Beschreibung der Figurenkarten wurde auf den „Fälscher“ vergessen. Zwar wird er als Bild auf der linken Seite der Anleitung angezeigt - die Beschreibung fehlt aber. Dies stört grundsätzlich nicht und hat auch keine Auswirkung auf das Spiel, da seine Bedeutung eindeutig aus dem Kartentext hervorgeht.
Wer jedoch auf eine überarbeitete und komplette Anleitung zurück greifen möchte, kann diese von der Homepage von Days of Wonder unter folgendem Link herunterladen: Spielregeln & Downloads.

Das Spiel hat eine angenehme Spieldauer von ca. 30 bis 45 Minuten und man ist nach einer Runde immer sehr versucht auch gleich eine Revanche zu spielen. Auch hat uns das Spiel in allen Besetzungen recht gut gefallen, wobei es - meiner Meinung nach - erst ab 3 Spielern so richtig lustig wird.

Bei uns ist das Halsband der Königin recht gut angekommen und wird auch immer wieder gerne gespielt - und das nicht nur, weil es eine angenehme kurze Spieldauer hat, sonder weil es auf seine Art und Weise gefällt. Außerdem ist es auch sehr gut als Einstieg oder aber auch als Ausklang eines Spielabends geeignet …

Vielen Dank an PIATNIK/DAYS OF WONDER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars