Spielbesprechung von Györög Kurt
Hennen Rennen
04.05.2006

von Reiner Knizia
Piatnik
für 3 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„Jede der Hennen will auf der obersten Sprosse der Hühnerleiter sitzen. Dabei geht es nicht ohne Rangelei zu und die Federn fliegen, denn auf jeder Sprosse ist nur Platz für ein Huhn! Stärkere und größere Hühner verdrängen die kleineren. Oder gelingt es einem schlauen kleinen Leichtgewicht, sich im letzten Moment nach oben zu schmuggeln und so wertvolle Punkte zu holen?“

Immer weiter - auf der Leiter …

Spielmaterial:
1 Spielplan (3-teilig), 100 Hühnerkarten (mit den Werten von 1 bis 100), 30 Hühner (aus Holz, je 6 in 5 Farben), 100 Chips (aus Plastik, je 20 in 5 Farben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Punkte zu besitzen.

Spielablauf:
Der Spielplan (wird zusammengebaut) und in die Tischmitte gelegt. Er zeigt eine Hühnerleiter mit 9 Sprossen (mit den Werten von -1 bis +8).

Die 100 Hühnerkarten werden verdeckt gut gemischt. Davon erhält jeder Spieler 7 Karten - verdeckt - als seinen eigenen Nachziehstapel vor sich auf den Tisch. Diese Karten darf niemand ansehen bzw. umdrehen.
Dann erhält jeder Spieler noch 3 Karten auf die Hand.

Die restlichen Hühnerkarten werden für die Runde nicht benötigt.

Jeder Spieler erhält nun noch seine 6 Hühner und 20 Chips seiner Farbe, die er vor sich auf den Tisch legt.

Erste Spielrunde:
Jeder Spieler wählt einer seine Handkarten aus und legt diese verdeckt vor sich auf den Tisch. Danach werden die Karten gleichzeitig aufgedeckt.
Der Spieler mit der zweithöchsten Hühnerkarte gewinnt diese Runde, und darf seine Karte (mit einem Huhn seiner Farbe) auf eine beliebige Sprosse auf der Hühnerleiter legen. Alle anderen Karten der Mitspieler kommen aus dem Spiel.

Nun zieht jeder Spieler die oberster Hühnerkarte von seinem Nachziehstapel nach und nimmt diese auf die Hand, sodass er wieder 3 Karten besitzt.

Weitere Spielrunden:
Der Gewinner der 1. Runde spielt nun eine seiner Handkarten offen vor sich auf den Tisch aus. Im Uhrzeigersinn spielen danach auch alle anderen Mitspieler eine Karte offen vor sich auf den Tisch.
Der Spieler mit dem zweithöchsten Hühnerwert gewinnt wiederum die Runde - und darf seine Karte (inklusive einem seiner Hühner) auf eine Sprosse legen.
Dabei kann jede beliebige freie Sprosse gewählt werden - es ist aber auch möglich, dass ein schwächeres Huhn von einem stärkeren Huhn (höherer Wert) von einer Sprosse verdrängt wird. Es kommt die so genannte Hackordnung zum Tragen - da auf jeder Sprosse immer nur ein Huhn sitzen darf.

Diese Hackordnung besagt nun, dass ein schwächeres Huhn einem stärkeren Huhn auf der Hühnerleiter Platz machen muss - und somit um eine Sprosse nach unten rutscht.
Ist diese Sprosse frei, bleibt es dort sitzen - ist diese Sprosse aber besetzt, so rutscht wiederum das schwächere der beiden Hühner um eine Sprosse nach unten, usw.

Von der letzten Sprosse rutscht das Huhn nach unten - vom Spielplan in den “Staub“. Im Staub - also außerhalb der Hühnerleitern - können sich beliebig viele Hühner befinden, dort gibt es keine Hackordnung.
Es ist aber auch durchaus erlaubt, ein Huhn sofort in den „Staub“ zu setzen.

Für jede Sprosse, die ein Huhn auf der Hühnerleiter nach unten rutscht, muss der Spieler einen seiner Chips abgeben. Auch das Setzen eines Huhnes in den „Staub“ kostet einen Chip.

Nach jeder Runde dürfen die Spieler wieder eine Karte von ihrem Nachziehstapel ziehen und auf die Hand nehmen - bis dieser leer ist.
Die letzten beiden Runden spielen die Spieler mit den restlichen Handkarten - ohne nachzuziehen.

Spielende:
Das Spiel endet, nachdem der Gewinner der letzten Runde seine Karte (inklusive einem seiner Hühner) platziert hat.
Danach werden die Punkte der einzelnen Spieler ermittelt:
  • jeder übrig gebliebene Chip zählt 1 Punkt.
  • jedes eigene Huhn auf den Spielplan zählt so viele Punkte, wie bei der entsprechenden Sprosse angegeben sind.
  • für jedes eigene Huhn im „Staub“ werden 5 Punkte abgezogen.

Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.

Fazit:
Hennen Rennen ist ein schnelles, aber sehr lustiges und spannendes Positions- und Ärgerspiel für die ganze Familie. Es erinnert in seinem Ablauf - im ersten Moment - an das bekannte „6 nimmt!“ von Wolfgang Kramer - spielt sich dann aber doch anders.
Es ist aber auch ein Spiel, das nicht unwesentlich vom Kartenglück geprägt ist. Wenn ich gar kein Kartenglück habe, kann eine Runde schon auch mal nur für die anderen gut ausgehen - und ich habe nur sehr wenig Einfluss.
Aber andererseits lassen sich auch taktische Elemente ins Spiel einbringen. So ist es nicht immer gut, wenn man eine Runde gewinnt. Einerseits, weil man dann der Startspieler für die nächste Runde ist, andererseits aber auch, weil es momentan (mit den eigenen Hühnerkarten) nicht unbedingt von Vorteil ist, wenn mein sein Huhn platzieren müsste.
Gerade gegen Ende einer Partie, kann es durchaus auch von Vorteil sein, sich ganz aus dem Geschehen zurück zu ziehen - wenn es denn möglich bzw. machbar ist …

Auch kann es immer eine Überlegung wert sein, wohin man seine Hühnerkarte platziert. Gehe ich das Risiko ein, und versuche mit einem schwächeren Huhn einen höheren Platz auf der Hühnerleiter zu besetzten - oder gehe ich lieber auf Sicherheit, und nehme eine Platz, weiter untern auf der Hühnerleiter, von dem mich aber keiner mehr verdrängen kann.
Etwas Nachdenken und Tüfteln kann schon von Vorteil sein - sollte aber in dieser Art von Spiel nicht überbewertet werden. In erster Linie soll das Spiel Spaß und Freude machen - und das tut es sicher …

Aber Hennen Rennen will ja auch gar kein taktisches Überspiel sein. Es lebt vielmehr von Ärgerfaktor und vom Spaß am Spielen. Und von den Überraschungsmomenten, die es im und während des Spieles immer und immer wieder gibt. So ganz nach dem Motto: „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!“…

Mit einer Spielzeit von ca. 15 Minuten pro Partie, spielt das aber auch nicht unbedingt eine große Rolle. Ein, zwei - oder auch mehrere Revanchen werden immer gefordert werden - und diese wird man auch gerne gewähren. Es ist einfach lustig und spannend - und das in jeder Besetzung - und man kann einfach nicht genug kriegen …
Der Wiederspielreiz liegt bei diesem Spiel sehr hoch - wenn man Spiele dieser Art mag - und kann sogar bis zur „Suchtgefahr“ gehen…

Die Spielanleitung selbst findet auf einem doppelseitigem A4-Blatt Platz. Sie ist ausführlich und übersichtlich gestaltet und es gibt genug Beispiele und Bilder, sodass keine Fragen offen bleiben sollten. Der Spielablauf ist aber auch logisch und einfach, und sollte keine Probleme bereiten. Ein schneller Einstieg ist somit garantiert.

Das Spielmaterial besteht aus 100 liebevoll illustrierten Karten, einem kompakten (3-teiligen) Spielplan und Hühnern aus Holz. Nur die Chips sind aus Plastik - aber funktionell und trotzdem passend.
Alles ist in einer mittelgroßen - fast etwas überdimensionierten - Schachtel untergebracht.

Wer Spiele dieser Art mag - wird seine Freunde daran haben, und dieses Spiel immer und immer wieder auf den Tisch bringen. Sei es als Auftakt oder Ausklang eines Spieleabends, oder aber auch nur für zwischendurch - oder als Lückenbüßer oder Pausenfüller. Aber es hat auch schon Abende gegeben, an denen das Spiel gar nicht mehr vom Tisch gekommen ist …

Vielen Dank an PIATNIK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars