Spielbesprechung von Györög Kurt
Hive
16.06.2006

von John Yianni
HUCH&friends
für 2 Spieler
ab 9 Jahren

„Leicht zu lernen, einfach zu spielen, aber mit großer Spieltiefe und hohem Suchtpotential!
Jedes Spiel ist anders, denn die großen Spielsteine kommen ganz ohne Spielplan aus.
Auf den Steinen sind Insekten zu sehen, die alle eine andere Zugmöglichkeit haben. Das Ziel ist einfach: Nehmen Sie die gegnerische Bienenkönigin gefangen, indem Sie sie mit eigenen und fremden Spielfiguren umschließen.
Aber passen Sie auf, dass ihre eigene Königin dabei nicht in Gefahr gerät!“


Logik setzt schachmatt!

Spielmaterial:
22 geprägte Steine (je 11 in weiß und 11 in schwarz mit folgenden Figuren: 1 Bienenkönigin, 2 Käfer, 3 Grashüpfer, 2 Spinnen und 3 Ameisen), 1 Tasche (zur Aufbewahrung der Steine) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Die gegnerische Bienenkönigin bewegungsunfähig zu machen, indem sie komplett von Spielfiguren (eigenen und/oder fremden) eingekreist wird.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält seine 11 Spielsteine und legt diese offen vor sich auf den Tisch.

Der Startspieler beginnt, indem er einen beliebigen seiner Steine in die Tischmitte legt. Danach setzt der Mitspieler einen seiner Spielsteine so, dass sich beide Steine berühren. Danach geht es reihum - abwechselnd - weiter.
Ab jetzt darf aber jeder neu eingesetzte Stein ausschließlich einen oder mehrere Steine der eigenen Farbe berühren.

Während seiner ersten vier Züge hat der Spieler die Wahl einen beliebigen seiner Steine - oder aber die Bienenkönigin - einzusetzen. Spätestens im vierten Zug selbst muss die Königin ins Spiel gebracht werden.

Nachdem sich die Königin einmal im Spiel befindet, hat der Spieler jedes Mal die Wahl, einen weiteren Spielstein einzusetzen (solange er noch welche vor sich liegen hat) - oder aber einen seiner Spielsteine zu bewegen. Dabei sind folgende Vorgaben zu berücksichtigen:
  • wird ein Stein bewegt, darf er jederzeit auch einen oder mehrere fremde Spielsteine berühren.
  • ein oder mehrere Steine (egal ob eigene oder fremde) dürfen aber niemals alleine stehen - weder während noch nach einem Zug. Alle Steine müssen immer miteinander verbunden bleiben.
  • ein Stein, der von Spielsteinen (egal welcher Farbe) eingeschlossen ist, darf nicht bewegt werden, wenn er dadurch andere Steine ebenfalls bewegen bzw. verschieben würde. Davon ausgenommen sind nur der Käfer und der Grashüpfer, die durch ihre Besonderheit bei der Bewegung auf bzw. über andere Spielsteine bewegt werden dürfen.

Die Zugmöglichkeiten der einzelnen Spielsteine sind wie folgt:
  • Die Bienenkönigin: kann sich pro Zug immer nur um ein Feld weit bewegen.
  • Der Käfer: kann sich pro Zug ebenfalls nur um ein Feld weit bewegen - besitzt aber die Möglichkeit auf andere Steine gezogen zu werden, um diese zu blockieren.
  • Der Grashüpfer: springt von seinem Feld über eine gerade Reihe miteinander verbundener Steine zum nächsten unbesetzten Feld.
  • Die Spinne: bewegt sich immer genau um 3 Felder weit.
  • Die Ameise: kann sich beliebig viele Felder weit bewegen.

Die Spieler sind nacheinander - abwechselnd - an der Reihe.

Spielende:
Das Spiel endet sofort, sobald es einem Spieler gelingt, die Bienenkönigin seines Mitspielers komplett (mit eigenen und/oder fremden) Spielsteinen einzukreisen. Dieser Spieler hat dann gewonnen.
Das Spiel endet aber unentschieden, wenn der letzte Stein, der eine Bienenkönigin einschließt auch gleichzeitig die andere Königin zugunfähig macht.

Das Spiel endet ebenfalls unentschieden, wenn beide Spieler dazu gezwungen sind die gleichen beiden Steine immer wieder zu bewegen, ohne dass dadurch die Spielsituation verändert wird.

Fazit:
Hive ist ein außergewöhnlich spannendes und interessantes Taktik- und Positionsspiel mit hohem Wiederspielreiz bzw. sogar Suchtfaktor. Wer damit einmal anfängt, kommt davon sicher nicht mehr so schnell los bzw. kann so schnell nicht wieder aufhören - man wird vom Spiel einfach gefesselt und gefangen genommen …
Dabei darf man sich aber nicht von der Aufmachung täuschen lassen. Diese würde eher auf ein lustiges, einfaches Kinderspiel tippen lassen - als denn auf ein taktisches Spiel mit viel Tiefgang.

Meiner Meinung nach lässt sich Hive auch recht gut mit Schach (ohne Spielbrett) vergleichen - und dass mit allen taktischen Raffinessen und Feinheiten, die es auch dort gibt. Jeder Spieler hat die gleichen Figuren zur Auswahl, jede Figur hat seine eigene Zugmöglichkeit (mit all seinen Vor- und Nachteilen) und es geht darum die gegnerische (in diesem Fall) Königin zu „erobern“.
Und wie auch beim Schach, macht die Übung erst den Meister. Man muss die einzelnen Figuren und deren Möglichkeiten kennen und schätzen - aber auch einsetzen - lernen. Die Vorzüge und Vorteile, aber auch der richtige Einsatz der verschiedenen Figuren wird einem erst nach einigen Spielen klar. Mit jeder Partie kommt man auch auf neue taktische Möglichkeiten und auch Gemeinheiten, die man ausprobieren und einsetzen will.
Mit jeder Partie wird die Freunde und der Spaß, aber auch die Spannung im und am Spiel größer…

Mit jeder Partei bekommt man dann aber auch eine „Vorsprung“ gegenüber ungeübten Spielern - bzw. gegenüber Spielern, die Hive noch nicht kennen. Ein Anfänger wird also auch kaum eine Chance gegen eine „Profi“ haben. Hier sollte man darauf achten, dass immer ziemlich gleich starke Spieler aufeinander treffen - bzw. dass schwächer Spieler von den stärkeren geschult und auf Fehler aufmerksam gemacht werden. Man kann viel lernen - und erst mit der Zeit bekommt man auch den Blick für das Geschehen am Tisch.

Hive kommt in einer - für mich - ausgesprochen gut gemachten Ausstattung daher. Die Spielsteine sind angenehm groß, handlich und übersichtlich - die Tiere schön und leicht erkennbar in den Steinen eingeprägt. Der Spielmechanismus passt ausgezeichnet zum Spielmaterial - und ich hätte mir auch kein besseres Thema für das Spiel vorstellen können, obwohl es sicherlich auch austauschbar ist.
Man hat einfach das Gefühl, alles ist wunderbar und hervorragend aufeinander abgestimmt und ausbalanciert.

Dem Spiel liegt außer den 22 Spielsteinen auch noch eine Spieltasche bei, in der die Steine transportiert und aufbewahrt werden. Diese erinnert im ersten Moment eher an einen Fußball, als an eine Tasche mit aufgedruckten Waben - die Spielsteine finden in ihr aber wunderbar Platz und können überall hin mitgenommen werden.

Die Spielanleitung ist broschürenförmig abgefasst - und in Deutsch und Englisch beigelegt. Sie ist übersichtlich und gut ausgefallen, mit genügend Bildern und Beispielen versehen, sodass keine Fragen offen bleiben oder Unklarheiten entstehen. Der Spielablauf selbst ist aber auch recht einfach und schnell erlernt - dass Spiel selbst offenbart sich einem erste nach mehreren Partien.
Auch Neulinge sind recht schnell in das Spiel eingeführt und können mitspielen - Chance werden sie gegenüber geübten Spielern (wie schon weiter oben beschrieben) erst mit der Zeit bekommen.

Bei Hive handelt es sich um ein typisches Zweierspiel - für das man aber auch etwas Geduld mitbringen muss. Es kann oft schon etwas länger dauern, bis ein Spielzug getätigt ist - vor allem im vorgerückten Spiel, wenn es doch einiges zu überlegen und zu beachten gibt.
Auch hier erinnert dieses Spiel in vielerlei Hinsicht an Schach - und die angegebene Spieldauer von ca. 20 Minuten wurde bei uns schon öfters überschritten.
Aber auch wenn es mal etwas längern dauern sollte, kommt eigentlich nie Langeweile auf. Man kann sich schon einige Züge voraus ausdenken, Taktiken zurechtlegen - oder aber auch Verteidigungsstrategien überlegen. Die Spannung bleibt auf alle Fälle bis zum Schluss gegeben - und oft ändert bzw. dreht sich das ganze Spiel noch in den letzten Zügen.

Hive ist nach längerer Zeit wieder einmal ein Spiel, das uns ganz schnell in seinen Bahn gezogen hat - und einfach nicht mehr loslassen will. Nach jeder Partie - egal ob verloren oder nicht - will man unbedingt noch eine draufsetzen, sei es als Revanche - oder einfach um eine neue Strategie oder Taktik auszuprobieren. Das Spielmaterial - dass einfach wunderschön anzusehen ist - trägt dazu auch seinen Teil bei.
Und ein weiterer Vorteil von Hive ist, dass man es auch jederzeit im Freien spielen kann, auch wenn etwas der Wind weht - nichts verrückt oder fliegt davon. Deshalb eignet sich das Spiel auch sehr für die warmen Sommertage, da man es einfach überall hin mitnehmen kann. Zum Spielen braucht man einfach nur eine (ziemlich) ebene Fläche - und schon kann man sich vom Spiel gefangen nehmen lassen …

Hive hat es binnen kürzester Zeit geschafft, zu unserem auserkorenen Lieblingsspiel zu werden - und dass wird es sicher auch noch recht lange bleiben. Es ist schon lange her, dass dies ein Spiel geschafft hat - und nach mittlerweile doch recht vielen Partien hat das Spiel aber auch noch ganz und gar nichts von seinem Reiz wieder verloren - und dass werte ich als gutes Zeichen.
Denn so wird es sicher noch lange nicht von unseren Spieltischen und Spielabenden verschwinden, ganz im Gegenteil - es scheint sich sehr hartnäckig zu halten - und das ist gut so, denn es handelt sich bei Hive einfach um ein ausgezeichnetes und hervorragendes Spiel, das seinesgleichen suchen muss…

Vielen Dank an HUCH&FRIENDS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars