Spielbesprechung von Györög Kurt
Jericho
19.10.2006

von Tom Lehmann
Abacus-Spiele
für 3 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„Jeder Spieler versucht in den verschiedenen Farben die jeweils längste Mauer zu bauen, indem er Mauerkarten ausspielt. Mit Trompeten-Karten können die Spieler Teile der Mauer entfernen. Bei den Wertungen werden die Spieler mit der längsten Mauer in einer Farbe mit Karten aus dem Stock belohnt. Welche Karten im Stock landen, können die Spieler selbst mitbestimmen. Bei Spielende gewinnt der Spieler mit den meisten Karten.“

Mauern bauen und Posaunen blasen, um sie wieder zum Einsturz zu bringen…

Spielmaterial:
110 Karten (3 Wertungskarten, 22 Trompeten-Karten [Wert 2] und 85 Mauerkarten [in 5 Farben mit jeweils den folgenden Werten: 4x 1, 5x 3, 4x 4, 3x 5 und 1x 7]) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Karten gewonnen zu haben.

Spielablauf:
Die 3 Wertungskarten werden zur Seite gelegt und die restlichen Karten gut gemischt. Davon erhält jeder Spieler 7 Karten auf die Hand.

Mit den nun verbleibenden Karten werden 6 gleich große Kartenstapel gebildet. In 3 Stapel wird je eine Wertungskarte hineingemischt. Danach wird ein Nachziehstapel gebildet, indem abwechselnd ein Stapel ohne Wertungskarte und ein Stapel mit Wertungskarte aufeinander gelegt werden. Begonnen wird mit einem Stapel ohne Wertungskarte.
Dieser Nachziehstapel kommt nun für alle gut erreichbar in die Tischmitte.

Nun sucht sich jeder Spieler eine seiner Handkarten aus, die er verdeckt vor sich auf den Tisch legt. Diese Karte ist seine erste Karte in der Auslage - die aber erst während des ersten Durchgangs aufgedeckt wird, nachdem alle Spieler eine Karte in den Stock gelegt haben.

Das Spiel geht über 3 Durchgänge. Stock füllen:
Jeder Spieler legt eine seiner Handkarten verdeckt in die Tischmitte. Diese Karten werden „Stock“ genannt.
Für diese Karte wird keine Ersatzkarte nachgezogen - die Spieler spielen mit einer Karte weniger weiter.
Im ersten Durchgang wird nun die verdeckte Karte der Spieler aufgedeckt und bildet somit den Beginn der Auslage.

Karte spielen und nachziehen:
Wer an die Reihe kommt, spielt einer seiner Handkarten aus. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten - von denen der Spieler sich eine aussuchen muss:
A. Eine Mauerkarte auslegen:
Der Spieler nimmt eine seiner Mauerkarten und legt diese in seine Auslage. Die Zahl in der Ecke gibt die Länge des Mauerstückes an.
Dabei ist auf folgendes zu achten:
  • liegt bereits eine Mauerkarte in derselben Farbe aus, so wird die Karte an diese Karte angelegt und die Mauer somit verlängert.
  • liegt noch keine Mauerkarte in derselben Farbe aus, so wird mit dieser Karte eine neue Mauer (in dieser Farbe) begonnen.
    B. Eine Trompeten-Karte ausspielen:
    Die Trompeten-Karten gelten als Joker und können für alle Mauerfarben verwendet werden. Sie besitzen eine Länge von 2.
    Wird eine Trompeten-Karte gespielt, muss der Spieler ansagen, für welche Farbe sie gelten soll. Danach passieren 2 Dinge:
    • In allen Mauern der angesagten Farbe wird die höchste Karte gesucht und aus der Mauer entfernt. Die Karte kommt zu den anderen Karten - verdeckt - in den Stock. Bei Gleichstand werden alle Karten aus den Mauern entfernt und in den Stock gelegt.
    • Wenn der Spieler bereits eine Mauer in dieser Farbe hat, verlängert er diese mit der Trompeten-Karte - ansonsten wird die Trompeten-Karte aus dem Spiel genommen.
    Gibt es nach dem Entfernen einer Mauerkarte nur mehr Trompeten-Karten in der Mauer, so muss diese Mauer aus dem Spiel genommen werden.
    C. Eine Karte in den Stock legen:
    Der Spieler legt eine seiner Handkarten verdeckt in den Stock.

    Als Abschluss zieht der Spieler eine Karte vom Nachziehstapel und nimmt diese auf die Hand.

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe und muss nun seinerseits eine Handkarte ausspielen.

    Wenn ein Spieler eine Wertungskarte zieht, muss er sie sofort offen legen und es kommt zu einer Wertung:
    Diese läuft wie folgt ab:
    • Stock sortieren: alle Karten im Stock werden aufgedeckt und nach Farben sortiert. Trompeten-Karten kommen aus dem Spiel.
    • Länge der Mauern vergleichen: jeder Spieler ermittelt die Länge seiner ausliegenden Mauern.
    • Karten aus dem Stock verteilen: der Spieler mit der längsten Mauer in einer Farbe bekommt die farblich passenden Karten aus dem Stock. Diese werden verdeckt vor den Spielern abgelegt. Bei einem Gleichstand werden die Karten gleichmäßig auf die beteiligten Spieler aufgeteilt. Überzählige Karten kommen wieder verdeckt zurück in den neuen Stock für den nächsten Durchgang - sowie auch Karten einer Farbe die nicht gebaut wurde.
    • Der nächste Durchgang:
    Spielende:
    Nach der 3. Wertung endet das Spiel und es kommt zu einer Schlusswertung:
    Jeder Spieler sucht sich aus seinen Mauern alle Mauerkarten mit dem Wert 1 heraus und legt diese zu seinen bisher gewonnen Karten.
    Auch jetzt muss der Spieler alle Mauern aus dem Spiel nehmen, die nur mehr aus Trompeten-Karten bestehen.

    Der Spieler mit den meisten gewonnenen Karten ist der Sieger. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten Karten in seiner Auslage.

    Fazit:
    Jericho ist ein kurzweiliges und interessantes Kartenablege- und Merheitenspiel mit einem nicht zu unterschätzenden Ärgerfaktor.
    Vor allem durch den geschickten und passenden Einsatz der Trompeten-Karten kann man einiges an Wirbel und Unruhe ins Spiel bringen. Aber auch das geschicktes Ablegen von Karten in den Stock sollte nicht unterschätz werden. So mancher sichere Siegpunkt lässt sich damit ergattern - wenn man rechtzeitig sieht, in welcher Farbe man auf alle Fälle die Nase vorne hat.
    Aber genau von diesen Möglichkeiten lebt das Spiel - und genau das macht auch den Reiz des Spieles aus.

    Der Ablauf des Spieles ist eher schlicht und einfach, aber lässt trotzdem genug Freiraum für Entscheidungen und taktische Überlegungen und Möglichkeiten. Es ist auch neuen Spielern schnell und einfach zu erklären - und man kann mehr oder weniger gleich darauf los spielen. Die richtige Taktik und den richtigen Umgang mit den (Trompeten-)Karten bekommt man aber erst nach ein paar Spielen. Aber das Spiel macht Spaß und mach freut sich direkt auf eine weitere Runde - und sei es nur als Revanche, um zu zeigen, dass man es doch besser kann, wenn es wieder einmal nicht so geklappt hat.

    Das Spiel ist für 3 bis 5 Spieler ausgelegt und hat uns in allen Besetzungen gut gefallen.
    Und ein weiteres Spiel bzw. eine Revanche kann man jederzeit an eine Partie anhängen, da die Spieldauer angenehm kurz ist. Nämlich nur 15 bis 20 Minuten - die aber meist viel zu schnell vergehen und bis zum Schluss spannend sind.

    Die Spielanleitung befindet sich auf einem gefalteten A3-großen Blatt und ist in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch abgefasst. Bilder gibt es nur vereinzelt (in schwarz-weiß) - und ebenfalls vereinzelt Hinweise, die einzelne Spielabläufe näher erklären. Da der Ablauf aber einleuchtend und einfach ist, ist auch gar nicht mehr notwendig - und es sollten keine Fragen oder Unklarheiten offen bleiben.

    Die handlichen und nett illustrierten Karten befinden sich in einer kleinen - bei Abacus-Spiele - üblichen Schachtel und können so leicht und einfach überall hin mitgenommen werden. Die Illustrationen sind eher schlicht und einfach, aber nett, passend und zweckmäßig.

    Uns hat Jericho sehr gut gefallen - vor alle auch wegen seiner kurzen Spieldauer. So kommt es immer wieder als Lückenbüßer oder Pausenfüller, aber auch nur so für zwischendurch immer wieder auf den Tisch. Ein Probespiel sollte man auf alle Fälle in Erwägung ziehen - es besteht doch die „Gefahr“ dass man am Spiel Gefallen findet …

    Vielen Dank an ABACUS-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars