06.07.2006 von Reiner Knizia Kosmos für 2 Spieler ab 12 Jahren |
„Ohne Schampus-Charly und Brilli-Lilli geht auf der Reeperbahn gar nichts. Ein Lokal auf der berühmten Meile läuft nur, wenn es gelingt, den großen Party-König oder seine Königin als Stammgast zu gewinnen. Mal kann Brilli-Lilli dem Blonden Hans kaum widerstehen, schon greifen ihre Bodyguards ein und setzen dem Treiben enge Grenzen - falls diese nicht den Reizen der Roten Lola erliegen …“ Ein Schlager für Taktikfans … Spielmaterial: 1 Spielplan, 55 Spielkarten (12x Brilli-Lilli um ein Feld bewegen/grün, 4x Bodyguard um ein Feld bewegen/grau, 10x beide Bodyguards um ein Feld bewegen/grau, 2x beide Bodyguards zu Brilli-Lilli bewegen/grau, 12x den Blonden Hans um ein, zwei oder drei Felder bewegen/gelb, 13x die Rote Lola um ein, zwei, drei, vier oder fünf Felder bewegen/rot und 2x die Rote Lola auf das Mittelfeld ziehen/rot), 6 Spielfiguren (Schampus-Charly/grün, Brilli-Lilli/grün, 2x Bodyguards/grau, Rote Lola/rot und Blonder Hans/gelb) und 1 Spielanleitung. Spielziel: Schampus-Charly bzw. Brilli-Lilli in sein „Lokal“ bzw. möglichst in die Nähe seines „Lokals“ zu bekommen. Spielablauf: Der Spielplan wird zwischen den Spielern ausgelegt. Er zeigt zwei Lokale (die je aus 2 „beleuchteten“ Feldern bestehen) - die durch 13 „dunklere“ Felder voneinander entfernt sind. Jeder Spieler setzt sich so, dass er vor einem dieser Lokale sitzt. Brilli-Lilli wird auf das mittlere Feld am Spielplan (Kanaldeckel) gestellt - Schampus-Charly kommt auf den dunklen Teil des mittleren Feldes. Er bewegt sich nur auf dem dunklen Teil des Spielplanes - wobei alle anderen Figuren auf dem hellen Teil bewegt werden. Die beiden Bodyguards werden vor bzw. hinter Brilli-Lilli aufgestellt - und zwar mit genau einem Feld Abstand. Die Spieler entscheiden sich, wer mit der Roten Lola und wer mit dem Blonden Hans spielt - und stellen die Figuren dementsprechend auf ihrer Seite zwischen Brilli-Lilli und dem Bodyguard auf. Nun werden noch alle Karten gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. Jeder Spieler erhält davon 8 Karten auf die Hand. Der Spieler mit dem Blonden Hans beginnt. Wer an der Reihe ist, führt die folgenden 3 Aktionen hintereinander aus: 1. Eine oder mehrere Karten spielen und Figur(en) bewegen oder eine Figur zum Blonden Hans locken oder Karten tauschen: 1a. Eine oder mehrere Karten spielen und Figur(en) bewegen: folgende Bestimmungen sind zu dabei zu beachten:
1c. Karten tauschen: ein Spieler kann beliebig viele seiner Handkarten ungenutzt auf den Ablagestapel legen. 2. Karten nachziehen: Wenn der Spieler weniger als 8 Karten auf der Hand hat, füllt er diese nun wieder auf 8 Handkarten auf. 3. Schampus-Charly bewegen: Als Abschluss seines Zuges darf der Spieler (unter bestimmten Bedingungen) nun noch Schampus-Charly - in Richtung seine Lokales - bewegen, und zwar:
Spielende: Das Spiel endet sofort, wenn es einem Spieler gelingt, Brilli-Lilli oder Schampus-Charly auf ein Feld ihres Lokals zu ziehen. Dieser Spieler hat sofort gewonnen. Das Spiel endet aber auch, nachdem der Nachziehstapel ein zweites Mal aufgebraucht wurde. In diesem Fall gewinnt der Spieler, auf dessen Spielplanhälfte Brilli-Lilli befindet. Steht diese genau in der Mitte, gewinnt der Spieler, auf dessen Spielplanhälfte Schampus-Charly steht. Steht dieser auch genau in der Mitte, endet das Spiel mit einem Unentschieden. Fazit: Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei ist ein sehr interessantes, taktisches Kartenspiel - für das man sich aber etwas Zeit nehmen sollte. Zeit - nicht weil das Spiel selbst so lange dauert, nein - Zeit, weil man diese braucht um hinter die ganzen Möglichkeiten und Feinheiten in diesem Spiel zu kommen. Anfänglich hat man nämlich das Gefühl, dass sehr viel nur vom Kartenglück abhängt, und man selbst gar nicht so viel beeinflussen kann. Das ist so nicht ganz richtig. Sicherlich ist es immer gut, wenn man auch die notwendigen Karten zum Spielen auf der Hand hat bzw. bekommt - vieles kann man aber doch selbst - und das auch ohne Karten - beeinflussen: So vergisst man nur zu leicht die Sondermöglichkeiten im Spiel - sei es, dass man Figuren zum Blonden Hans ziehen kann, oder aber auch, dass man Karten auch einfach ablegen (und somit austauschen) kann. Außerdem sollten die „Kartenkombinationen“ nicht außer Acht gelassen werden - sowie die Möglichkeit, die Rote Lola-Karten als Joker zu verwenden. Dies in Kombination mit den Vorgaben für die (Auf-)Stellung - insbesondere, dass Brilli-Lilli immer zwischen den Bodyguards stehen muss - macht den Reiz dieses Spieles aus. Und mit all diesen Möglichkeiten und Feinheiten zusammen, hat man mit diesem Spiel ein doch recht taktisches Spiel vor sich, indem sich nicht nur alles um die „richtigen“ Karten dreht. Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei ist aber auch ein Spiel, bei dem man mit jedem neuen Spiel auch immer wieder auf neue Raffinessen kommt und bei dem man auch mit jeder neuen Runde einen besseren Blick für die Figuren und deren Position bekommt. So macht das Spiel auch (mit der Zeit) immer mehr Spaß - und auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Dabei kommt das Spiel aber mit einem Minimum an Spielregeln aus. Der Ablauf ist sehr einfach und leicht erlernbar. Einzig die Sondermöglichkeiten - auf die sollte man achten, da sie auch einen großen Teil vom Reiz des Spieles ausmachen. Die Spielanleitung selbst ist kurz und bündig gefasst - alles ist einfach und klar erklärt und mit Bildern und Beispielen erklärt. Die Spieldauer beträgt ca. 20 bis 30 Minuten - und ist somit angenehm kurz, sodass man jederzeit eine Revanche oder auch weitere Partie anhängen kann. Dies sollte man meiner Meinung nach auch machen, da ja der Spieler mit dem Blonden Hans beginnt. Irgendwie kam bei uns das Gefühl auch, dass dieser leicht im Vorteil ist - mit Bestimmtheit konnten wir es jedoch nicht feststellen. Um aber dem Vorzubeugen, dass sich ein Spiel doch benachteiligt fühlt, haben wir es bei uns so vereinbart, dass immer zwei Runden gespielt werden - wobei jeder einmal den Blonden Hans bekommt und somit das Spiel eröffnen darf. Wenn man sich nun noch merkt, wo Brilli-Lilli bzw. Schampus-Charly zu Spielende gestanden sind - kann man dementsprechend Punkte vergeben. Gewonnen hat, wer nach den beiden Runden am meisten Punkte besitzt. Das Spielmaterial besteht aus kompakten Karten und handlichen Spielfiguren (aus Holz). Alles ist in der obligatorischen kleinen Schachtel untergebracht - und findet dort auch genügend Platz. Der Platzbedarf zum Spielen hält doch recht in Grenzen, und somit eignet sich das Spiel hervorragend für zwischendurch und überall. Bei uns ist Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei sehr gut angekommen und macht uns auch - nach nun doch schon vielen Partien - noch immer Spaß … Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars |