Spielbesprechung von Györög Kurt
Seeräuber
07.08.2006

von Stefan Dorra
Queen-Games
für 3 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„In den Hafenvierteln geht es hoch her. So mancher Pirat schaut neidisch auf die Reichtümer der großen Handelsschiffe. Und so werden Pläne geschmiedet, um große Beute zu machen. Schnell sind die bunten Mannschaften zusammengestellt und die Schiffe ausgewählt, die um ihre Schätze und Dukaten erleichtert werden sollen. Doch auch der stärkste Kapitän muss aufpassen, denn jeder Pirat möchte den gerechten Lohn für seine Arbeit. Ist die Beute zu klein und die Heuer zu hoch, zahlt er drauf. Am Ende gewinnt der Spieler mit dem meisten Geld.“

Lasst uns meutern und Schiffe entern …

Spielmaterial:
15 Schiffskarten, 24 Beutestücke (je 6x Schatztruhe, Rumfass, Leuchter und Dolch), 25 Holzscheiben (in 5 Farben mit Piratenaufklebern), 75 Münzen (aus Karton: 27x 1 Dukaten, 18x 5 Dukaten und 30x 10 Dukaten) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles das meiste Geld erbeutet zu haben.

Spielablauf:
Die Schiffskarten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. Die 3 obersten Karten kommen offen in die Tischmitte. Um diese 3 Karten wird in der 1. Runde gespielt.
Nun kommen noch die Beutestücke - für alle Spieler gut erreichbar - in die Tischmitte.

Jeder Spieler erhält 10 Dukaten und seine 5 Piraten, die er offen vor sich auf den Tisch legt.

Jeder Pirat(enstein) hat ein Piratengesicht aufgedruckt, sowie eine Zahl zwischen 2 und 4, die angibt wie viele Dukaten er beim Aufteilen einer Beute erhält. Ein Pirat hat ein Fragezeichen aufgedruckt - für ihn ist auf der jeweiligen Schiffskarte angegeben, wie viele Dukaten er erhält.

Jede Schiffskarte zeigt ein Schiff, sowie in der linken oberen Ecke, wie viele Dukaten beim Entern des Schiffes erbeutet werden. In der rechten oberen Ecke sind 1 bzw. 2 Beutestücke abgebildet, die es zusätzlich zu den Dukaten zu erbeuten gibt. Direkt darunter zeigt ein Fragezeichen - gefolgt von einer Zahl - an, wie viele Dukaten der Pirat (mit aufgedruckten Fragezeichen) als Beute ausbezahlt bekommt. Abschließend zeigt rechts unten auf der Karte noch ein Spielsteinstapel an, wie viele Piraten mindestens notwendig sind, um das Schiff entern zu können.

Wer an der Reihe ist, führt eine der beiden folgenden Aktionen aus:
Piratenzug:
Wer einen Piratenzug durchführt, nimmt einen eigenen Piraten bzw. Piratenstapel und stellt diesen auf einen fremden Piraten oder Piratenstapel. Den neu gebildeten Stapel stellt der Spiele dann vor sich auf den Tisch - er ist nun Kapitän dieser Mannschaft.
Dabei ist aber zu beachten, dass kein Stapel gebildet werden darf, der mehr als 9 Piraten beinhalten würde.
Der Stapel darf im nach hinein nicht mehr getrennt werden - auch ist es nicht erlaubt, während eines Spieles nachzusehen, welche Piraten (mit welchen Werten) enthalten sind.

Schiff entern:
Nur der Kapitän einer Mannschaft kann entscheiden, dass ein Schiff geentert werden soll. Dazu muss der Stapel aus mindestens so vielen Piraten bestehen, wie auf der jeweiligen Schiffskarte vorgegeben ist. Ist dies der Fall, stellt der Kapitän den Stapel mit den Piraten auf die Schiffskarte, die er entern möchte.

Dann kommt es zur Aufteilung der Dukaten und Beutestücke:
Sollten auf der Schiffskarte 2 Beutestücke aufgedruckt sein, darf sich der Kapitän eines davon aussuchen - ansonsten nimmt er das vorgegebene. Der Spieler, dem der Pirat unter dem Kapitän gehört bekommt - wenn vorhanden - das übrig gebliebene Beutestück.
Die Beutestücke werden offen vor den Spielern ausgelegt.
Anschließend nimmt sich der Kapitän die auf der Schiffskarte angegebene Anzahl an Dukaten. Davon - und wenn notwendig auch aus seinem eigenen Vermögen - muss er nun die beteiligten Piraten auszahlen. Dazu erhält jeder teilnehmende Pirat die auf seinem Spielstein aufgedruckte Anzahl an Dukaten (vom Kapitän). Der Pirat mit Fragezeichen erhält die auf der Schiffskarte vorgegebene Anzahl an Dukaten.
Sollte der Fall eintreten, dass der Kapitän (auch zusammen mit seinem eigenen Vermögen) zuwenig Dukaten besitzt um alle beteiligten Piraten bezahlen zu können, so werden die restlichen Dukaten (für diesen Fall) aus der allgemeinen Kassa genommen.

Nachdem die Beute aufgeteilt wurde, erhalten alle Spieler ihre Piraten zurück und legen diese wieder offen vor sich auf den Tisch.
Die geenterte Schiffskarte vom aus dem Spiel. Sollte es sich dabei um die letzte ausliegende Karte gehandelt haben, so werden 3 neue Schiffskarten wieder offen in die Tischmitte gelegt. Ab sofort wird um diese Karten gespielt.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Meuterei:
Wenn sich 3 oder mehr Piraten eines Spielers in einem fremden Stapel befinden, darf der Spieler meutern und den Kapitän dazu zwingen ein Schiff zu entern. Dazu muss der Spieler dies dem Kapitän mitteilen, wenn dieser an der Reihe ist.
Gibt es mehrere Schiffe zur Auswahl, die geentert werden können - darf der Kapitän sich ein beliebiges davon aussuchen.

Gibt es mehrere Meutereien, entscheidet der Spieler selbst mit welchem der Stapel er der Meuterei nachkommt. Er muss in seinem Spielzug nur einer Meuterei nachkommen.

Eine Meuterei wird nach den Regeln eines normalen Enterns abgehandelt.

Spielende:
Nachdem alle 15 Schiffe geentert wurden, endet das Spiel mit einer Wertung. Bei dieser Wertung erhalten die Spieler eventuell noch Dukaten für ihre Beutestücke:
  • Wer die meisten Beutestücke einer Sorte besitzt, bekommt den aufgedruckten Wert (einmal) in Dukaten ausbezahlt.
  • Die restlichen Spieler erhalten für diese Art von Beutestück noch je 1 Dukaten für jedes entsprechende Beutestück ausbezahlt.
  • Sollte es einen Gleichstand geben, wird der aufgedruckte Wert (einmal) unter den beteiligten Spieler aufgeteilt - Restbeträge verfallen.

Der Spieler mit dem meisten Geld hat gewonnen.

Fazit:
Seeräuber ist ein ganz lustiges und interessantes, aber auch taktisches Mehrheiten- und Sammelspiel, an dem man seine Freude haben kann - und auch haben wird. Auch wenn die Aufmachung und das „Drum-Herum“ eher ein einfacheres und simples Spiel vermuten lässt, so kommt man nach einigen Spielen schnell drauf, dass doch einiges beeinflussbar und planbar ist. Man kann verschiedene Taktiken ausprobieren - und durchaus auch mal einen Mitspielern zum Entern eines Schiffes zwingen.
Und so ist es nicht unbedingt am wichtigsten, dass man Kapitän wird bzw. ist - sondern vielmehr, dass man bei vielen Mannschaften dabei ist und regelmäßig punktet bzw. mitkassiert. Zwar hat der Kapitän den großen Vorteil, dass er immer auch ein Beutestück - zusätzlich zu den Dukaten - erhält, aber auch auf dem 2. Platz kommt man noch oft genug in den Genuss einer zusätzlichen Beute, die für die Endabrechnung durchaus auch spielentscheidend sein kann.
Der große Nachteil bzw. die Gefahr als Kapitän besteht aber darin, dass man unter Umständen mehr Dukaten auf- bzw. verteilen muss bzw. dazu gezwungen wird - als man überhaupt für das Entern des Schiffes erhalten hat. Dann muss man in die eigene Tasche greifen und aushelfen - was natürlich nicht Sinn und Zweck der Sache ist. So kommt zum taktischen Spiel auch noch, dass man sich tunlichst merken sollte, welche Spielerfiguren - mit welchen Beuteforderungen - in den jeweiligen Mannschaften enthalten sind.
Aber genau diese Umstände machen das Spiel zu dem, was es ist - ein interessantes und spannendes Spiel.

Das Spielmaterial besteht aus handlichen Holzscheiben (mit verschiedenen Aufklebern) die als Seeräuberfiguren verwendet werden, sowie übergroßen Karten, die die Schiffe darstellen. Als Dukaten finden kompakte, kleine Kartonscheiben Verwendung.
Die Illustrationen sind nett und lustig anzusehen und auch das Spielthema passt zum Spielablauf. Alles ist in der kleineren Spielschachtel von Queen-Games untergebracht.

Die Spielanleitung umfasst 4 Seiten, die - wie bei Queen-Games schon fast üblich - 2-spaltig aufgebaut ist. Viele Bilder und Beispiele ergänzen die ausführliche und gut strukturierte Anleitung. Fragen bzw. Unklarheiten bleiben keine offen.

Das Spiel ist für 3 bis 5 Personen gedacht und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Da die einzelnen Spielzüge eigentlich recht schnell vonstatten gehen, gibt es so gut wie keine Wartezeiten. Auch die Spieldauer von ca. 30 Minuten je Spiel ist angenehm kurz und verlangt direkt nach einer Revanche.

Seeräuber ist ein Spiel, das bei uns sehr gut angekommen ist und sicherlich auch zu Recht auf der Auswahlliste zum Spiel des Jahres 2006 war. Geschafft hat es das Spiel dann schlussendlich nicht - es wäre aber auch ein verdienter Sieger gewesen…

Vielen Dank an QUEEN-GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars