Spielbesprechung von Györög Kurt
Augsburg 1520
22.02.2007

von Karsten Hartwig
Alea
für 2 - 5 Spieler
ab 12 Jahren

„Jakob Fugger baute im 16. Jahrhundert von Augsburg aus eine beeindruckende Handelsmacht auf. Er besaß so viel Geld, dass er es großzügig an Kaiser und Könige verleihen konnte. Im Gegenzug erhielt er dafür zahlreiche Privilegien wie Handelsrechte, Ämter und Würden - und wurde so immer wohlhabender. Schlüpft in die Rolle von „Jakob, dem Reichen“, verleiht euer Geld, mehrt euer Prestige …“

Geld und Gold - für Kaiser und König …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 5 Spielertableaus, 7 Spielsteine (je 1x rot, blau, gelb, grün und braun und 2x natur), 90 Spielkarten (68 Schuldscheine [je 1 bis 17 für 4 verschiedene Adelige], 12 Joker [á 400 Gulden] und 10 Privileg-Karten), 27 Stufen-Kärtchen (je 9 für 3 verschiedene Kategorien), 30 Rechte-Plättchen (Kirchen, Dome, Wappen und Adelsbriefe), 72 Geldscheine (18x 50, 32x 100 und 22x 500 Gulden) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Prestigepunkte zu besitzen.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Auf ihm sind - neben dem Rundenzähler und der Zählleiste - die Portraits von 5 Adeligen zu sehen.

Die Stufen-Kärtchen werden nach Größe und Farbe sortiert - und je nach Spieleranzahl wird eine bestimmte Anzahl davon bereitgelegt. Ebenso werden die Rechte-Plättchen (Wappen, Adelsbriefe, Kirchen und Dome) sortiert und gut erreichbar bereitgelegt - sowie die Geldscheine.
Die Privileg-Karten werden gut gemischt - und 5 Karten davon offen neben den Spielplan aufgelegt. Die restlichen 5 kommen verdeckt daneben. Ein naturfarbener Spielstein kommt auf das 1. Feld des Rundenzählers.

Jeder Spieler erhält nun 1 Spielertableau, sowie den gleichfarbigen Spielstein, der auf das Feld 0 der Zählleiste kommt.
Auf den Tableaus sind 3 verschiedene Kategorien abgebildet: gelb: Faktoreien, orange: Adelsstand und violett: Ämter. Für jede Kategorie gibt es ein Symbol. Unter jedem Symbol gibt es Flächen für die Stufen-Kärtchen, die den Aufstieg des jeweiligen Spielers in der jeweiligen Kategorie anzeigen.
Zu Beginn befindet sich jeder Spieler auf Stufe 1.
Oberhalb der Symbole gibt es Flächen für die Rechte-Plättchen - sowie Platz für die Geldscheine eines jeden Spielers. Zu Beginn hat jeder Spieler das Recht, sich 300 Gulden aus der Bank zu nehmen.

Neben 1.500 Gulden in Geldscheinen - die jeder auf seinem Tableau ablegt, erhält jeder Spieler noch 2 Joker-Karten. Die restlichen Joker-Karten werden mit den Schuldscheinen gut gemischt und als Stapel neben dem Spielplan bereitgelegt.
Von diesem Stapel nimmt sich nun jeder Spieler 7 Karten. Jede Karte zeigt den Wert der Karte (1 - 17), sowie den zugehörigen Adeligen und den Betrag, der an die Bank zu zahlen ist. Jeder Spieler hat nun - bevor das eigentliche Spiel beginnt - die Möglichkeit, sich beliebig viele dieser Karten mit seinem Geld zu kaufen. Die restlichen Karten kommen auf einen gemeinsamen Ablagestapel.

Das eigentliche Spiel verläuft nun über - je nach Spieleranzahl - 4 bis 7 Runden, wobei jede Runde in 2 Phasen unterteilt ist:
1. Phase: „Besuche“ (=Auktionen)
In dieser Phase besuchen die Spieler nacheinander alle 5 Adeligen - und zwar in folgender Reihenfolge: Philipp, Louise, Leo, Maria und Maximilian. Dazu wird nacheinander der naturfarbene Spielstein auf die einzelnen Adeligen gesetzt - und eine Auktion durchgeführt. Die 1. Auktion beginnt der Startspieler - alle nachfolgenden immer der Spieler, der die vorhergehende Auktion gewonnen hat.
Jede Auktion läuft wie folgt ab: wenn ein Spieler an der Reihe ist, kann er entweder ein Gebot abgeben oder passen, und aus der laufenden Auktion aussteigen.
  • Möchte der Spieler bieten, dann nennt er eine beliebig hohe Anzahl von passenden Schuldscheinen. Die Karten müssen dabei weder ausgelegt noch vorgezeigt werden, wobei aber als passende Schuldscheine nur Schuldscheine des entsprechenden Adeligen - bzw. Joker - gelten. Gebote die nur aus Joker bestehen, sind nicht erlaubt.
    Eine Ausnahme bildet hierbei Maximilian: für ihn kann mit allen Karten und Jokern geboten werden.
    Außerdem muss jedes folgende Gebot mindestens gleich hoch (=halten) oder höher sein, als das bereits vorliegende Gebot. Aber es ist verboten, sein eigenes Gebot zu erhöhen. D.h. wenn ein Spieler an die Reihe kommt und seine eigenes Gebot noch immer das höchste Gebot ist, endet damit die Auktion.
  • Möchte ein Spieler passen, sagt er dies einfach an - darf aber in die laufende Auktion nicht mehr einsteigen.

Eine Auktion endet somit, wenn …
  • nur ein Spieler das höchste Gebot abgegeben hat. Dieser Spieler gewinnt die Auktion - und muss seine gebotenen Karten ablegen.
  • mehrere Spieler - durch „halten“ - das höchste Gebot abgegeben haben. In diesem Fall werden alle gebotenen Karten zugleich aufgedeckt. Es gewinnt der Spieler, der die Karte mit dem höchsten Wert geboten hat. Nur dieser Spieler muss seine Karten ablegen.
    Sollte es bei einer Auktion um Maximilian auch zu einem Gleichstand bei den Werten kommen, gilt folgende Reihenfolge für die Karten: Mario vor Leo vor Louise vor Philipp.

    Der Spieler, der die Auktion gewonnen hat, darf sich eine beliebige der offen ausliegenden Privileg-Karten aussuchen. Von den 3 angeführten Privilegien darf der Spieler - als Belohnung - 2 davon ausführen.
    Folgende Privilegien sind vorhanden:
  • „+500 Gulden“: der Spieler nimmt sich 500 Gulden aus der Bank.
  • „+6 bzw. +7 PP“: der Spieler rückt auf der Zählleiste um 6 bzw. 7 Prestigepunkte vor.
  • „+2 Karten“: der Spieler darf 2 Karten ziehen und auf die Hand nehmen. 1 Karte muss danach aber auf den Ablagestapel abgelegt werden.
  • „Gulden“ / „Prestigepunkte“ / „Karten“: für diese Privilegien darf entweder das nächst höhere Stufen-Kärtchen - oder ein Rechte-Plättchen der entsprechenden Kategorie genommen werden:
    • Stufen-Kärtchen: der Spieler steigt um eine Stufe in der Kategorie auf, indem er das entsprechende Stufen-Kärtchen aus der Auslage nimmt und auf sein Tableau legt. Liegt ein Stufen-Kärtchen nicht mehr in der Auslage, darf man es einem beliebigen Mitspieler wegnehmen. Dieser erhält als Entschädigung entweder 100 Gulden oder 1 Prestigepunkt.
      Nimmt ein Spieler einem Mitspieler das Kärtchen der Stufe 4 weg, muss ihm im Gegenzug sein Kärtchen der Stufe 3 geben.
    • Rechte-Plättchen: je nach Stufe, auf der sich ein Spieler befindet, darf statt einer Stufe weiter aufzusteigen sich auch entscheiden, ein Rechte-Plättchen zu nehmen. Dieses wird aus der Auslage genommen und auf dem Tableau abgelegt. Ab sofort kann die Funktion dieses Plättchens vom Spieler genutzt werden:
      Ämter:
      Solange ein Spieler auf der 1. bzw. 2. Stufe ist, darf er sich keine „violetten“ Rechte-Plättchen nehmen.
      Befindet er sich auf der Stufe 3, hat er das Recht sich den „Münzmeister“ zu nehmen. Damit hat er das Recht, sich zusätzlich 1 kostenlosen Schuldschein zu nehmen.
      Befindet sich der Spieler auf der Stufe 4, hat er auch Zugriff auf den Baumeister. Diese gibt ihm das Recht, zusätzlich eine Kirche oder einen Dom zu errichten.
      Adelsstand:
      Solange ein Spieler auf der 1. bzw. 2. Stufe ist, darf er sich keine „orangen“ Rechte-Plättchen nehmen.
      Befindet er sich auf der Stufe 3, hat er das Recht auf „Wappen“. Diese bringen 1 bis 4 zusätzliche Prestigepunkte pro Runde.
      Befindet sich der Spieler auf der Stufe 4, hat er auch Zugriff auf die Adelsbriefe. Diese bringen 2 bis 5 zusätzlichen Prestigepunkte pro Runde.
      Faktoreien:
      Für diese Kategorie gibt es keine Rechte-Plättchen zu erwerben. Anstatt eines Stufen-Kärtchens kann ein Spieler - ab der 2. Stufe - sich 300 Gulden aus der Bank nehmen.

    Kirchen- bzw. Dom-Bau:
    Ohne dass ein Spieler eine Kirche errichtet hat, hat er keine Möglichkeit, mehr als 25 Prestigepunkte zu sammeln. D.h. er bleibt solange auf Feld 25 der Zählleiste stehen, bis er eine Kirche errichtet hat. Ohne den Bau eines Domes kommt der Spieler nicht über das Feld 45 der Zählleiste hinaus.

    Nachdem die 5 Auktionen abgeschlossen wurden, wird diese Runde mit der 2. Phase abgeschlossen.

    2. Phase: Geld, Prestigepunkte und Schuldscheine
    In dieser Phase erhalten die Spieler Geld, Prestigepunkte und Schuldscheine.
    • Geld: jeder Spieler erhält soviel Geld aus der Bank, wie seine höchste Faktoreien-Stufe angibt.
    • Prestigepunkte: jeder Spieler erhält so viele Prestigepunkte, wie seine höchste Adelsstand-Stufe angibt. Außerdem erhält er für Wappen und/oder Adelsbriefe entsprechend viele zusätzliche Prestigepunkte - um die er auf der Zählleiste nach vorne rückt.
    • Schuldscheine: jeder Spieler erhält verdeckt so viele Schuldscheine wie seine höchste Ämter-Stufe angibt. Diese müssen getrennt von seinen Handkarten gehalten werden. Von diesen Karten kann der Spieler beliebig viele kaufen und auf die Hand nehmen - sofern sein Geld reicht und er die Schuldscheine kaufen möchte. Die restlichen Schuldscheine kommen auf einen Ablagestapel.
      Besitzt ein Spieler den Münzmeister, darf er einen zusätzlichen Schuldschein verdeckt ziehen und kostenlos auf die Hand nehmen.

    Nun wird noch der Rundenzähler um ein Feld weitergerückt und die bisher verdeckt liegenden Privilegien-Karten aufgedeckt. Sind bereits alle 10 Privilegien-Karten durchgespielt, werden alle 10 Karten neu gemischt und die 5 obersten Karten aufgedeckt.

    Danach beginnt eine neue Runde.

    Spielende:
    Das Spiel endet - je nach Spielerzahl - nach 4, 5, 6 oder 7 Runden. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Prestigepunkten.

    Fazit:
    Augsburg 1520 ist ein ausgezeichnetes und interessantes Versteigerungsspiel, an dem man seinen Spaß haben kann, wenn man Spiele dieser Art mag. Es ist aber auch eine eher abstraktes Spiel, dass zwar wunderbar zu Spielgeschichte und zum Spielablauf passt, dem man aber auch vielen andere Spielgeschichten hätte überstülpen können. Dies tut aber dem Spielspaß kein Abbruch …

    Im Gegenteil, das Spiel besticht einerseits durch seine wunderbare und sehr passende Grafik, aber auch durch sein funktionelles Spielmaterial. Alles besteht aus kompakten, wenn auch kleinen Pappkärtchen und -plättchen, die vielleicht um eine Spur größer ausfallen hätten können - im speziellen die Geldscheine. Aber alles passt sehr gut zusammen und bildet eine Einheit - und alles findet seinen Platz in der mittleren Schachtel von Alea.

    Die Spielanleitung ist - wie bei alea üblich - wieder sehr gut und ausführlich ausgefallen. In diesem Falle vielleicht zu ausführlich, denn es gibt diesmal viele Fußnoten und Querverweise, die die ganze Anleitung vielleicht etwas unübersichtlich und verwirrend wirken lassen. Hat man sich aber einmal durch die Anleitung gelesen, merkt man schnell, dass der Ablauf einfach und leicht zu merken ist.

    Uns hat das Spiel mit den vielen Versteigerungen sehr gut gefallen - nicht zuletzt auch wegen der Funktion des „Haltens“, das man in diesen Versteigerungen verwenden kann. Ein interessantes Element, das ein gewisses Etwas in Spiel bringt. Aber auch die Notwendigkeit darauf zu achten, rechtzeitig eine Kirche bzw. eine Dom zu bauen bringt Spaß und Spannung ins Spiel.

    Natürlich braucht man auch ein wenig Glück, um die richtigen Karten zu ziehen und kaufen zu können - doch das hält sich sehr in Grenzen. Sehr interessant war dann wieder die Möglichkeit, bei einem Gleichstand die Wertigkeit von Karten zur Auflösung dieser einzusetzen. So kann man gezielt höherwertige Karten sammeln und nutzen (die auch teurer sind) - muss dies aber nicht unbedingt tun, wenn man die Auktion gewinnt. Dann kann man niedrigere Karten zum „bezahlen“ verwenden und kann die anderen Karten für die nächste Auktion aufsparen …

    Das Spiel ist für 2 bis 5 Spieler geeignet und spielt sich - an und für sich - auch in jeder Besetzung recht gut. Richtig Spaß und Spannung kommt aber erst ab 3 und mehr Spielern auf. Ein Versteigerungsspiel zu zweit funktioniert zwar - der Reiz ist aber um einiges geringer als mit mehr Spielern.
    Die Spieldauer beträgt - abhängig von der Spieleranzahl - und natürlich auch davon, ob Grübler und Tüftler in der Runde sind ca. 30 bis knappe 1½ Stunden, die aber spannend und interessant verlaufen.

    Uns hat Augsburg 1520 sehr gut gefallen - und wir finden es passt ausgezeichnet in die Serie der Spiele von alea. Und wer sich für Versteigerungsspiele interessiert, sollte sich auf alle Fälle einmal dieses Spiel ansehen und ausprobieren. Es funktioniert sehr gut - und macht jede Menge Spaß …

    Vielen Dank an ALEA/RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars