Spielbesprechung von Györög Kurt
Der Dieb von Bagdad
26.04.2007

von Thorsten Gimmler
Queen-Games
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Die Sonne geht unter und leise senkt sich die Dämmerung über Bagdads Silhouette. Die Schatten in den Gassen werden länger und dunkler. Der Bazar leert sich langsam und die ehrbaren Bewohner dieser Wüstenmetropole suchen ihre Unterkünfte auf.
Das ist die Zeit, in der Achmed und seine Männer aktiv werden. Großes haben sie für diese Nacht geplant. Nicht weniger als 4 Schätze wollen sie aus den Palästen rauben, um allen klar zu zeigen:
Es gibt nur einen Dieb in Bagdad!


Wer ist der schnellste und geschickteste Dieb von Bagdad?

Spielmaterial:
1 Spielplan (mit 6 Palästen in 6 Farben), 48 Diebe (je 12 in 4 Farben), 24 Wächter (je 4 in 4 Farben und 8 schwarze, neutrale Wächter), 102 Palastkarten (je 17 in den 6 Palastfarben), 8 Tänzerinnen-Karten (= Joker-Karten), 24 Schatztruhen (je 6 mit 4, 5, 6 und 7 Dieben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als Erster eine - je nach Spielerzahl - vorgegebene Anzahl an Schatztruhen geraubt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt 6 Paläste in 6 verschiedenen Farben, die wiederum aus einer Terrasse (mit Platz für Schätzen) und einem Innenhof (mit Platz für die Diebe) und einem Wächterfeld (mit Platz für 4 Wächter) besteht.
Aus den Schatztruhen werden 6 Stapel mit jeweils einem Schatz mit 7, 6, 5 und 4 Dieben gebildet - wobei der Schatz mit 7 Dieben ganz unten zu liegen kommt und der Schatz mit 4 Dieben ganz oben. Diese Schatztruhenstapel werden auf die 6 Paläste (auf die jeweiligen Terrassen) aufgeteilt und offen abgelegt (= mit der Seite nach oben, die die Diebe zeigt).
Vor jedem Palast wird je ein schwarzer, neutraler Wächter auf eines der 4 Wächterfelder gestellt.

Die Palastkarten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. Die Tänzerinnen-Karten kommen offen daneben.

Je nach Spielerzahl bekommt jeder Spieler alle Diebe und 4 (2 Spieler), 3 (3 Spieler) bzw. 2 (4 Spieler) Wächter seiner Farbe. Dieser werden als eigener Vorrat auf dem Tisch abgelegt.
Der Startspieler erhält dann noch 6 Palastkarten - jeder weitere Spieler im Uhrzeigersinn eine Karte mehr.
Danach stellen - beginnend mit dem Startspieler - alle Spieler abwechselnd je einen ihrer Wächter auf ein beliebiges freies Wächterfeld eines beliebigen Palastes - bis alle Wächter aller Spieler verteilt sind.

Wer nun an der Reihe ist, hat die Möglichkeit - durch Ausspielen passender Palastkarten - folgende Aktionen durchzuführen:
Einen eigenen Dieb vom Vorrat in einen Palast stellen:
  • Kostet 1 Karte in der entsprechenden Palastfarbe pro fremden Wächter.
  • Der Dieb wird in den Innenhof des Palastes gestellt.
  • Um in einen Palast einen eigenen Dieb stellen zu können, muss dort mindestens 1 eigener und 1 fremder Wächter stehen.

    Einen eigenen Wächter umsetzen:
  • Kostet 1 Karte in der Farbe des Palastes von der der Wächter entweder weg- bzw. hingezogen wird.
  • Der Wächter wird auf ein freies Wächterfeld gestellt.
  • Um in einen Palast einen eigenen Wächter stellen zu können, muss dort mindestens noch 1 Wächterfeld frei sein.

    Einen eigenen Wächter umsetzen und dabei einen eigenen Dieb mitnehmen:
  • Kostet 1 Karte in der Farbe des Palastes von der der Wächter entweder weg- bzw. hingezogen wird.
  • Der Wächter wird auf ein freies Wächterfeld gestellt - der Dieb kommt in den Innenhof des Palastes.
  • Um in einen Palast einen eigenen Wächter stellen und dabei einen eigenen Dieb mitnehmen zu können, muss dort mindestens noch 1 Wächterfeld frei sein.

    Einen neutralen Wächter umsetzen:
  • Kostet 2 Karten - 1 Karte in der Farbe des Palastes von der der Wächter weggezogen wird und 1 Karte in der Farbe des Palastes zu der der Wächter hingezogen wird.
  • Der Wächter wird auf ein freies Wächterfeld gestellt.
  • Um in einen Palast einen neutralen Wächter stellen zu können, muss dort mindestens noch 1 Wächterfeld frei sein.

    Während eines Zuges kann ein Spieler beliebig viele Aktionen in beliebiger Reihenfolge durchführen - sofern er die passenden Karten dazu hat. Auch darf er die gleiche Aktion mehrfach durchführen.
    Innerhalb eines Zuges darf ein Spieler aber insgesamt höchstens 3 Aktionen durchführen, an denen ein Dieb beteiligt ist.

    Schatz rauben:
    Um in einem Palast eine Schatztruhe rauben zu können, benötigt man mindestens so viele eigene Diebe im Innenhof dieses Palastes, wie auf der obersten Schatztruhe in diesem Palast vorgegeben ist. Hat ein Spieler die entsprechende Anzahl an Dieben im Innenhof, so darf er sich die Schatztruhe nehmen und vor sich ablegen. Die dafür eingesetzten Diebe muss der Spieler wieder zurück in seinen Vorrat nehmen.

    Nachdem man seine Aktionen beendet hat, zieht man genau 3 Palastkarten nach. Hat man in seinem Zug keine Aktionen ausgeführt, so darf man außerdem noch 1 Tänzerinnen-Karte nachziehen. Tänzerinnen-Karten gelten als Joker und können somit für jede andere Palastkarten eingesetzt werden.
    Gibt es keine Tänzerinnen-Karten zu diesem Zeitpunkt, darf man eine andere Karte stattdessen ziehen.

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

    Spielende:
    Das Spiel endet sofort, wenn es einem Spieler gelingt 6 (2 Spieler), 5 (3 Spieler) bzw. 4 (4 Spieler) Schatztruhen zu rauben. Dieser Spieler hat gewonnen und gilt von da an als „DER Dieb von Bagdad“.

    Variante:
    Wer es gerne taktischer hat, kann folgende Variante spielen:
    Jeder Spieler platziert vor Spielbeginn nicht nur eigene Wächter, sondern auch 2 neutrale Wächter. Die Reihenfolge dabei entscheidet jeder Spieler für sich. Darüber hinaus werden keine neutralen Wächter aufgestellt.

    Fazit:
    Der Dieb von Bagdad ist ein einfaches und leicht zu erlernendes Positions-, Sammel- und Mehrheitenspiel für die ganze Familie.
    Der Spielablauf bzw. die Aktionsmöglichkeiten, die ein Spieler während seines Zuges hat sind schnell erlernt und einleuchtend - sodass einem schnellen Spieleinstieg nichts im Wege steht. Etwas mehr Zeit braucht man dann aber schon, um diese Möglichkeiten geschickt und taktisch gut miteinander zu kombinieren und einzusetzen. Ein guter Überblick über das gesamte Geschehen und vorschauendes bzw. vorausplanendes Spielen ist dann unumgänglich, wenn man das Spiel für sich entscheiden möchte.
    So muss man immer darauf achten, seinen Mitspielern das Leben nicht zu leicht zu machen - andererseits aber auch immer für sich ein paar Möglichkeiten offen zu lassen.
    So kann man allein durch das Versetzen von neutralen Wächtern einem Spieler das Leben schwer machen, wenn er dann mit seinen Wächtern alleine in einem Palast steht und keine Diebe dort einsetzen kann - da die Voraussetzung dafür eben das Vorhandensein von fremden Wächtern ist.
    Natürlich braucht man dann auch noch das nötige Quäntchen Kartenglück, um auch die passenden Farben auf der Hand zu haben. Aber dies hält sich sehr in Grenzen - und der Glücksanteil ist eigentlich nicht so groß, als das er als störend empfunden werden könnte.
    Aber auch das kostenlose von Mitnehmen von eigenen Dieben beim Versetzen von eigenen Wächtern sollte nicht unterschätz werden. Hier kann man günstig und recht einfach Diebe versetzen, für die man sonst wieder extra zahlen müsste.

    Auch wenn der Spielablauf und die Spielgeschichte sehr gut zueinander und auch zum Spiel selbst passen, so handelt es sich doch um ein eher einfaches Mehrheitenspiel, dass aber trotzdem interessant ist und viel Spaß macht. Es gibt zwar nicht allzu viel Neues und wenige Mechanismen, die man nicht schon von anderen Spielen kennt - aber trotzdem übt das Spiel einen gewissen Reiz auf die Spieler auf. Sicherlich gehört dazu das orientalische Thema und die Geschichte dazu, aber auch das schön illustrierte Spielmaterial reizt zum Spielen und immer wieder auf den Tisch bringen.
    Alles ist in der für Queen-Games üblichen Spielschachtel untergebracht - wenn auch mit genug Luft in der Verpackung. Durch den Einheits-Schachteleinsatz geht das aber auch nicht anders. Trotzdem findet alles einen Platz und ist gut untergebracht.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spielern gedacht und spielt sich auch in allen Besetzungen sehr gut. Einzig die vorgegeben Spieldauer von 45 Minuten wurde - bei uns jedenfalls - nur ganz, ganz selten eingehalten. In den meisten Fällen dauerte bei uns eine Partie ca. 60 Minuten. Die vergeht aber ohne allzu lange Wartezeiten und kommt einem auch nicht als zu lange vor.

    Die Spielanleitung ist - wie bei Queen-Games auch schon üblich - sehr übersichtlich und gut strukturiert ausgefallen. Viele Beispiele und Bilder runden diese ab, sodass es grundsätzlich zu keinen Fragen bzw. Unklarheiten kommen sollte.

    Bei uns ist Der Dieb von Bagdad sehr gut angekommen und aufgenommen worden. Die Spieler hatten in allen Partien ihren Spaß - und auch die Spannung hielt bis zum Schluss an. Auch wenn es wenig neue Mechanismen und Aktionen im Spiel zu entdecken gab - so übt das Spiel doch einen eigenen Reiz aus und schafft es immer wieder bei uns auf den Spieltisch zu kommen …

    Vielen Dank an QUEEN-GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars