Spielbesprechung von Györög Kurt
Figaro
11.01.2007

von Reiner Knizia
Abacus-Spiele
für 3 - 6 Spieler
ab 8 Jahren

„Der König ist wirklich verzweifelt! Der gesamte Hofstaat ist beim Ritterturnier und keiner hilft ihm bei den Arbeiten auf dem Schloss. Ein Mädchen für alles muss her! Figaro würde gerne helfen, ist aber so ungeschickt und treibt es so bunt, dass er den armen König fast zur Verzweiflung bringt! Wer hilft Figaro, die Stelle beim König zu bekommen?“

Wer ist das beste „Mädchen für alles“?

Spielmaterial:
60 Spielkarten (in 5 Farben jeweils 3x Wert „1“, 6x Wert „2“ und 1x Wert „3“, 5 Joker (in grau 3x Wert „1“ und 2x Wert „2“ und 5x die Sonderkarte „Ringelreihen“), 15 Straßenstücke (in verschiedenen Längen), 1 Schlossmauer, 1 Königsfigur (mit Stellfuß), 1 Stoffsäckchen und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles den „kürzesten Weg“ zum König zu haben.

Spielablauf:
Die Schlossmauer kommt in die Tischmitte. Alle Straßenstücke werden gut gemischt und ins Säckchen gegeben.
Das Spiel geht über 3 Runden - und vor jeder Runde wird 1 Straßenstück weniger ausgelegt, als Spieler teilnehmen.
Außerdem werden alle Karten gut gemischt und gleichmäßig an die Spieler verteilt, die diese auf die Hand nehmen.
(Im Spiel zu Dritt wird nur mit 45 Karten gespielt - alle Karten einer Farbe, sowie je ein Joker mit dem Wert „1“ und „2“ und 3 Sonderkarten „Ringelreihen“ werden aussortiert und aus dem Spiel genommen.)
Ein Startspieler wird ermittelt und bekommt die Königsfigur, die er vor sich auf den Tisch stellt.

Wer nun an der Reihe ist, muss eine Karte aus seiner Hand ausspielen - und zwar offen vor einem Mitspieler oder offen vor sich selbst. Dabei sind folgende Regeln zu beachten:
  • Vor jedem Spieler dürfen nur Karten einer einzigen Farbe ausliegen. D.h. wenn ein Spieler bereits eine Karte vor sich ausliegen hat, dürfen nur mehr Karten der gleichen Farbe dazugelegt werden.
  • Jede Farbe darf nur vor einem Spieler ausliegen. D.h. wenn eine Farbe bereits vor einem Spieler ausliegt, dürfen Karten dieser Farbe nur mehr vor diesem Spieler ausgelegt werden.

Wenn vor einem Spieler Karten im Gesamtwert von 6 oder mehr ausliegen, muss dieser Spieler alle Karten - die offen vor ihm ausliegen - nehmen und als verdeckter Stapel vor sich ablegen.
Dieser Spieler ist dann - ungeachtet dessen, wer die letzte Karte gespielt hat - sofort an der Reihe und muss wieder eine Karte ausspielen.
Solle ein Spieler keine Karte ausspielen können - oder auch wollen, kann er (mehr oder weniger) freiwillig alle - vor sich offen ausliegenden - Karten nehmen und verdeckt vor sich ablegen, genauso als wenn ein Gesamtwert von 6 oder höher erreicht worden wäre.

Eine Runde endet, wenn ein Spieler an der Reihe ist und keine Karte mehr auf der Hand hat. Dieser Spieler nimmt die Königsfigur und stellt sie vor sich auf den Tisch.
Wer nun die meisten Karten verdeckt vor sich liegen hat, muss das längste Straßenstück aus der Tischmitte nehmen und vor sich ablegen. Handkarten - und Karten, die normal vor einen Spieler ausgespielt wurden - werden nicht mitgezählt.
Der Spieler mit den zweitmeisten Karten bekommt das zweitlängste Straßenstück usw. Bei einem Gleichstand bekommt der Spieler das längere Straßenstück, der vom König aus gesehen als nächster an der Reihe wäre - der Spieler mit der Königsfigur ist somit in diesem Fall der letzte Spieler, der an der Reihe wäre.
Wer keine Karten verdeckt vor sich sammeln musste, braucht auch kein Straßenstück zu nehmen. Übriggebliebene Straßenstück kommen aus dem Spiel.
Der Spieler mit den wenigsten gesammelten Karten braucht auf keinem Fall ein Straßenstück zu nehmen.

Nun werden alle Karten eingesammelt, gemischt und eine neue Runde vorbereitet.

Sonderregeln für die dritte Runde:
Wer in dieser Runde die wenigsten verdeckten Karten gesammelt hat, darf sein bisher längstes Straßenstück (sofern er eines hat) gegen das kürzeste Straßenstück in der Tischmitte austauschen - bevor die eigentliche Verteilung der Straßenstücke beginnt.

Sonderkarten:
  • „Ringelreihen“: Diese Karte wird immer offen vor sich selbst ausgespielt. Danach werden alle offen vor den Spielern ausliegenden Karten im Uhrzeigersinn weiter geschoben.
  • Joker: Alle grauen Karten gelten als Jokerkarten und können zu jeder beliebigen Kartenfarbe dazugelegt werden. Es ist auch erlaubt, als erste Karte vor einem Spieler eine Jokerkarte auszulegen. In diesem Fall kann dann noch jede (erlaubte) Farbe vor diesen Spieler ausgespielt werden.

Spielende:
Das Spiel endet nach der Verteilung der Straßenstücke am Ende der 3. Runde.

Nun muss noch jeder Spieler seine gesammelten Straßenstücke - hintereinander - an die Schlossmauer anlegen.
Der Spieler mit dem kürzesten Weg zum König hat das Spiel gewonnen.
Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, vor dem die Königsfigur steht bzw. der vom König aus gesehen als nächster an der Reihe wäre.

Fazit:
Figaro ist ein einfaches, nettes und unterhaltsames Kartenspiel, an der die ganze Familie ihren Spaß haben kann. Es ist aber auch ein Spiel, bei dem man das Gefühl hat, dass es sich eigentlich um ein mehr oder weniger abstraktes Kartenablegespiel handelt und dem das Thema nur aufgesetzt wurde. Dieses wäre sicherlich beliebig durch viele andere Themen austauschbar.

Nichts desto Trotz macht das Spiel Spaß und hat auch eine gehörige Portion Ärgerfaktor dabei. Denn als Fun- und Ärgerspiel sollte man Figaro auch ansehen - und nicht unbedingt als taktisches und strategisches Kartenspiel. Und dann macht das Spiel auch viel Spaß - und auch wenn es sich um ein recht einfaches Spiel handelt, kann man doch auch einiges an taktischen Möglichkeiten ins Spiel einfließen lassen. So kann es schon sinnvoll sein, genau darauf zu achten, welche Karten man auf der Hand hat und welche man am besten vor den Mitspielern zur Auslage bringen sollte. Auch ein rechtzeitiges Einsammeln von Karten, die vor einem ausgespielt wurden kann Sinn geben - kann man doch damit (unter Umständen) den Schaden in Grenzen halten.

Das Spielmaterial besteht aus handlichen Karten und Straßenstücken, aus kompakten Karton. Diese wären grundsätzlich für das Spiel gar nicht notwendig, wenn man stattdessen mit Schlechtpunkten arbeiten würde - und in der 3. Runde das schlechteste Resultat streichen (bzw. tauschen) lassen würde.
Alles ist in einer kleinen Schachtel untergebracht - die man leicht überall hin mitnehmen kann.

Die Spielanleitung umfasst 2 kleine Seiten und ist strukturiert aufgebaut. Alles wird ausführlich und genau erklärt, sodass keine Fragen offen bleiben. Der Spielablauf selbst ist aber auch sehr einfach und logisch.
Damit ist aber auch gewährleistet, dass man schnell und einfach losspielen kann - ohne allzu lange Regelerklärungen. Dies ermöglicht es auch Neulingen und Anfängern schnell ins Spiel zu kommen und mitspielen zu können.

Das Spiel ist für 3 bis 6 Spieler geeignet und funktioniert in allen Besetzungen gut. Je mehr Spieler aber teilnehmen, desto lustiger wird das Spiel aber. Die Spieldauer ist mit 20 - 30 Minuten für diese Art von Spiel angenehm kurz - und man kann jederzeit eine Revanche bzw. eine 2. Partie anschließen.

Uns hat Figaro recht gut gefallen - und wird auch immer wieder mal auf den Tisch finden…

Vielen Dank an ABACUS-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars