Spielbesprechung von Györög Kurt
Batavia
11.09.2008

von Dan Glimne & Grzegorz Rejchtman
Queen-Games
für 3 - 5 Spieler
ab 10 Jahren

„Prachtvolle Sonnenuntergänge, eine fremde Tier- und Pflanzenwelt, der Duft feinster Gewürze in der Luft – der ferne Osten zog schon immer Abenteurer, Glücksritter, Entdecker aber auch Händler und Kaufleute geradezu magisch an.
Vor ungefähr 400 Jahren organisierten sich Kaufleute in verschiedenen Ländern zu Kompanien, um größere Schiffsverbände in den fernen Osten zu schicken.
Sie versprachen sich reiche Gewinne von diesen Reisen, denn Gewürze wie Pfeffer und Muskat wurden im wahrsten Sinne des Wortes mit Gold aufgewogen.“


Lasst uns auf die Reise gehen – und sehen, wer am Ende das meiste Gold gemacht hat …

Spielmaterial:
1 Spielplan (mit Spielfeldern und Ablageflächen), 35 Handelsstationen (jedes mit einer Flagge und 1 Warenart), 1 Zielplättchen (mit allen 5 Flaggen), 1 Würfel, 75 Wechsel (je mit dem Wert „1“), 60 Waren (je 12 Kisten in den Spielerfarben), 5 Kaufmannsfiguren (in den 5 Farben), 5 Zählsteine (in den 5 Farben), 110 Schiffskarten (mit je 1 Flagge der 5 Ostindien-Kompanien), 1 Schiff (=Startspielerstein), 1 Kanone (zur Anzeige der ausliegenden Schiffskarten), 5 Schiffssteine (je einer für die 5 Ostindien-Kompanien), 5 Kompanie-Siegel und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles das meiste Gold gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte – das Zielplättchen kommt auf das Zielfeld am Spielplan. Um den Spielplan gibt es eine Zählleiste, auf der die erzielten Punkte der Spieler angezeigt werden.
Die Handelsstationen werden nach ihren Flaggen sortiert, jeweils gemischt und als 5 verdeckte Stapel bereitgelegt. Dann werden solange die jeweils 5 obersten Handelsstationen der Stapel genommen, gemischt und auf die vordersten freien Spielfelder gelegt, bis alle Stationen verteilt wurden. Zuletzt werden die vordersten 10 Handelsstationen aufgedeckt.
Alternativ kann man aber auch die Handelsstationen gemäß ihrer aufgedruckten Nummer auf das jeweilige nummerierte Feld offen am Spielplan auflegen. Dann wird komplett mit offenen Handelsstationen gespielt.

Die Schiffskarten werden nun gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. 10 Karten davon erhält jeder Spieler auf die Hand. Außerdem erhält jeder Spieler 1 Kaufmannsfigur, 12 Waren und 1 Zählstein in seiner Farbe, sowie 15 Wechsel. Der Zählstein kommt auf das Startfeld der Zählleiste, die Kaufmannsfigur auf das Startfeld vor den Spielfeldern mit den Handelsstationen.

Die Kanone und die 5 Schiffssteine kommen auf das Feld „0“ der Schiffsskala, die sich am unteren Rand des Spielplanes befindet. Nun werden noch die 5 Kompanie-Siegel und das Schiff bereitgelegt.

Wer nun an der Reihe ist, bekommt den Würfel, wird Auktionator und beginnt eine Spielrunde, die wie folgt abläuft:
A. Versteigerung von Schiffskarten:
Der Auktionator würfelt und deckt so viele Schiffskarten auf, wie durch die geworfene Zahl vorgegeben wird. Diese Karten werden nun wie folgt versteigert: der Auktionator beginnt die Versteigerung und die Spieler haben nun reihum die Möglichkeit, das aktuelle Gebot zu überbieten oder zu passen. Wer einmal passt, steigt aus der Versteigerungsrunde aus.
Der Spieler, der mit dem höchsten Gebot übrig bleibt, zahlt nun den gebotenen Betrag an seine Mitspieler aus. Dazu verteilt er reihum je 1 Wechsel an jeden Spieler (sich selbst natürlich ausgenommen), bis der gebotene Betrag erreicht ist.
Dann erhält der Spieler das Schiff als Startspielerstein und die ersteigerten Schiffskarten auf die Hand. Dabei muss immer gut sichtbar sein, wer wie viele Karten auf der Hand hat.

B. Aktionen der Spieler:
Beginnend mit dem Startspieler darf nun jeder Spieler reihum eine der folgenden Aktionen ausführen:
Schiffskarten ziehen:
Der Spieler zieht die beiden obersten Karten vom Schiffskartenstapel und nimmt diese auf die Hand. Damit endet sein Zug.

Schiffskarten ausspielen:
Diese Aktion läuft wie folgt ab:
  • Schiffskarten auslegen:
    Der Spieler darf beliebig viele, muss jedoch mindestens 1 Karte, vor sich auf den Tisch ausspielen. Die Karten werden dabei nach den Kompanien sortiert ausgelegt. Dabei ist aber zu beachten, dass der Spieler bereits vor dem Ausspielen – spätestens aber nach dem Ausspielen – die Mehrheit an Karten einer Kompanie besitzen muss – ansonsten dürfte diese Aktion nicht gewählt werden.
    Die Mehrheit an einer Kompanie besitzt man dann, wenn man mehr Karten dieser Kompanie vor sich ausliegen hat, als jeder andere Spieler. Als Zeichen dafür bekommt der Spieler das entsprechende Kompanie-Siegel, das er vor sich auslegt. Bei einem Gleichstand kommt das Siegel zurück auf den Spielplan, bis wieder ein Spieler die alleinige Mehrheit hat.
    Die Anzahl der ausgespielten Karten (aller Spieler) wird auf der Schiffsskala markiert, die Anzahl der einzelnen Karten einer Kompanie mit dem entsprechenden Schiffsstein, die Gesamtanzahl der ausgespielten Karten mit der Kanone.
  • Kaufmannsfigur weiterziehen:
    Der Spieler zieht nun seine Kaufmannsfigur entlang der Spielfelder auf die nächste Handelsstation der Kompanie, dessen Kompanie-Siegel der Spieler besitzt. Besitzt der Spieler mehrere Siegel, darf er frei entscheiden, für welche Kompanie er sich entscheidet.
    Die Handelsstation wird vom Spielplan genommen und die Kaufmannsfigur des Spielers dort abgestellt. Diese Station gibt nun vor, welche Ware von welcher Kompanie der Spieler einlagern darf. Dazu stellt er eine seiner Kisten auf den entsprechenden Kontor mit dem gleichen Warensymbol am Feld der entsprechenden Kompanie am Spielplan ab.
    Wird eine Kaufmannsfigur auf eine der letzten 5 offenen Handelsstationen gezogen, so werden weitere 5 Handelsstationen aufgedeckt.
  • Stationsplättchen in Goldstücke eintauschen:
    Nach dem Einlagern der Ware entscheidet der Spieler, ob er diese Station noch behalten möchte, oder gleich (allein oder mit anderen bisher gesammelten Stationen) eintauschen möchte. Ein Tausch ist aber nur möglich, wenn es sich bei der Station um eine Station handelt, die der Spieler noch nicht besitzt.
    Folgender Tauschkurs steht dem Spieler zur Verfügung: 1 Station = 1 Goldstück, 2 verschiedene Stationen = 3 Goldstücke, 3 verschiedene Stationen = 6 Goldstücke, 4 verschiedene Stationen = 10 Goldstücke und 5 verschiedene Stationen = 15 Goldstücke.
    Die Anzahl der erworbenen Goldstücke wird auf der Zählleiste markiert.
  • Auf Piratenüberfall prüfen:
    Wurde durch das Ausspielen der Schiffskarten mit der Kanone das Feld „21“ (bei 3 Spielern) bzw. das Feld „25“ (bei 4 und 5 Spielern) erreicht oder überschritten, so kommt es zu einem Piratenüberfall.
    Dabei werden alle Karten aller Kompanien eingesammelt und abgelegt, von der die meisten Karten ausliegen (= durch die Schiffssteine auf der Schiffsskala sichtbar). Der Wert der Kanone und der betroffenen Schiffssteine wird entsprechend korrigiert.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe. Waren alle Spieler an der Reihe, wird eine neue Runde mit der Versteigerung neuer Schiffskarten begonnen.

Spielende:
Sobald ein Spieler mit seiner Kaufmannsfigur das Zielfeld erreicht, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Danach kommt es zur Wertung:
  • jeder Spieler legt noch seine Schiffskarten aus der Hand aus und die Kompanie-Siegel werden entsprechend der entstehenden Mehrheiten vergeben. Jedes Siegel ist 2 Goldstücke wert.
  • die Spieler bekommen für die Mehrheit an Waren in den Kontoren die dort angedruckten Goldstücke gutgeschrieben.
  • der Spieler mit den Zielplättchen bekommt dafür noch 4 Goldstücke gutgeschrieben.

    Wer nach der Wertung auf der Zählleiste am weitesten vorne ist, hat gewonnen. Bei Gleichstand gibt es mehrere Sieger.

    Fazit:
    Batavia ist ein interessantes und spannendes Lauf-, Sammel- und Mehrheitenspiel, an dem sowohl Viel- als auch Gelegenheitsspieler ihren Spaß haben können. Es ist ein Spiel, das recht einfach und schnell zu erlernen ist – bei dem man aber durchaus vorausschauend spielen sollte und immer die Übersicht behalten sollte. So sollte man immer abschätzen, ob man sich mit kleinen oder großen „Schritten“ von Handelsstation zu Handelsstation bewegt – und wie man sich Mehrheiten in bestimmten Kontoren sichern kann. Wenn man nämlich die absolute Mehrheit in einem Kontor hat, können einem dort die Punkte nicht wieder genommen werden.

    Aber auch das geschickte – und vor allem rechtzeitige - Tauschen der erworbenen Handelstationen kann ausschlaggebend sein. Einerseits gibt es für 5 verschiedene Stationen 15 Goldstücke und für 3 Stationen „nur“ 6 – aber was hilft es mir, wenn ich nicht mehr zum Tauschen komme – da ich nicht mehr auf entsprechende Handelsstationen ziehen kann. Auch hier ist vorausschauendes Spielen und Planen unumgänglich.

    Und auch nicht außer Acht gelassen werden darf der geschickte und taktische Einsatz des Piratenüberfalls. Durch das Ausspielen bestimmter Karten kann ich diesen gezielt lenken und auch herbeiführen – und somit die Mehrheitenverhältnisse bei den Kompanien beeinflussen. Hier kann man so manche Spieler überraschen und sich selbst eine bessere Ausgangslage bzw. Stellung verschaffen …

    Und all diese Punkte geschickt zu kombinieren und im Auge zu behalten, gilt es in Batavia zu managen. Und es macht Spaß und bleibt fast immer bis zum Schluss spannend.

    Die Spielanleitung ist – wie bei Queen-Games schon üblich – wiede sehr gut ausgefallen. Die eine Hälfte der Anleitung dient zur Erklärung des Spieles, und gleicht daneben – die restliche Hälfte unterstützt das Erklärte mit Bildern und Beispielen. Einem angenehmen und leichten Einstieg ins Spiel steht somit nichts entgegen. Wobei man sich von den 8 Seiten nicht abschrecken lassen sollte – es wurde einfach alles ausführlich und genau beschrieben.

    Das Spielmaterial ist sehr ansprechend, passend und funktionell. Handliche Karten und Holzfiguren runden das Bild ab – es passt einfach alles zusammen. Untergebracht ist alles in der für Queen-Games schon zum Markenzeichen gewordenen Schachtel.

    Das Spiel ist für 3 bis 5 Spieler ausgelegt und macht auch in allen Besetzungen viel Spaß. Die Spieldauer ist mit ca. 60 Minuten sehr angenehm und lässt auch ein Revanche oder ein weiteres Spiel an gleichen Abend durchaus zu.

    Uns hat Batavia sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht. Einer weiteren Partie am nächsten Spielabend steht somit sicher nichts entgegen …

    Vielen Dank an QUEEN-GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars