Spielbesprechung von Györög Kurt
Change Horses
03.11.2008

von Bruce Whitehill
Eggertspiele
für 2 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„Ein exzentrischer reicher Amerikaner will ein ganz besonderes Pferderennen veranstalten: Der Besitzer des Pferdes, das sie Ziellinie als letztes passiert, soll das große Preisgeld gewinnen. Aber nach dem Startschuss passiert nichts! Keines der Pferde bewegt sich vom Fleck. Nach einer Weile geht ein Zuschauer auf die Reiter zu und sagt genau drei Worte. Sekunden später treiben die Jockeys die Pferde an, die sofort lospreschen. Welche drei Worte sind das? Die Antwort lautet: „Wechselt die Pferde!““

Die Letzten werden die Ersten sein …

Spielmaterial:
1 Spielplan (Rennbahn mit Kartenauslage), 6 Besitzerurkunden, 19 Jokerkarten (in verschiedenen Sprachen), 75 Bewegungskarten (5 Sätze á 15 Karten), 5 Zugfolge-Karten, 75 Karotten-Karten (5x 15, 5x 10, 10x 5, 10x 3, 25x 2 und 20x 1 Karotte), 6 Pferdefiguren (mit 6 Aufklebern mit den Buchstaben A-F) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Mit dem eigenen Pferd an letzter Stelle zu stehen, wenn das erste Pferd ins Ziel kommt.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte und die 6 Pferde werden an der Ziellinie – in beliebiger Reihenfolge – aufgestellt.

Jeder Spieler erhält eine Zugfolge-Karte, einen Satz Bewegungskarten und 2 Jokerkarten. Die 6 Besitzerurkunden werden verdeckt gut gemischt und je 1 Karte an jeden Spieler verteilt. Diese Karte gibt nun jedem Spieler an, welches der Pferde ihm gehört. Die restlichen Besitzurkunden werden – ungesehen – neben dem Spielplan abgelegt.

Bei 2 Spielern erhält jeder Spieler 2 Besitzurkunden.
In der Profi-Version erhält jeder Spieler außerdem noch Karotten im „Energiewert“ von 11x Spieleranzahl – wobei Karottenkarten jederzeit in kleinere bzw. größere Werte getauscht werden dürfen.

Eine Spielrunde verläuft wie folgt:
1. Karten auswählen:
Die Spieler wählen drei ihrer Bewegungskarten aus und legen diese verdeckt vor sich ab. Wenn dies alle Spieler getan haben, werden die Karten aufgedeckt.

2. Karten ausspielen:
Die Spieler legen nun in der Spielerreihenfolge - die durch die Zugfolge-Karten vorgegeben wird – je eine ihrer aufgedeckten Karten in die Auslage in der Mitte der Rennbahn. Jede Karte zeigt die Farbe von 2 Pferden.

3. Pferde bewegen:
Für jede Pferdefarbe wird ermittelt, wie oft diese auf den Karten in der Auslage vorkommt. Handelt es sich dabei um eine gerade Anzahl, bleibt das entsprechende Pferd stehen – bei ungerader Anzahl wird das Pferd um die entsprechende Anzahl an Feldern auf der Rennbahn weiterbewegt.
Die Pferde werden beginnend mit der Innenseite der Rennbahn bewegt – sollte es auf einer Bahn mehr als ein Pferd geben, wird das vorderste zuerst bewegt.

Überquert ein Pferd die Ziellinie, werden noch alle Pferde bewegt, bevor das Spiel endet.

4. a) Die Zugreihenfolge bestimmen – Grundspiel:
Nun wird die Zugreihenfolge der Spieler neu bestimmt. Der Spieler mit der höchsten Zugnummer (letzter Spieler) erhält die kleinste Zugnummer (erster Spieler), die restlichen Zugfolgekarten werden danach gemischt und verdeckt an die restlichen Spieler verteilt.

4. b) Die Zugreihenfolge bestimmen – Profi-Version:
Nun wird die Zugreihenfolge der Spieler versteigert, indem mit Karotten darum geboten wird. Geboten wird in der aktuellen Zugreihenfolge, wobei der 1. Bieter mindestens 1 Karotte bieten muss. Alle anderen Spieler dürfen eine beliebige andere Anzahl an Karotten bieten, nur nicht „0“. Wer dabei das aktuelle Höchstgebot überbietet, darf auch weiterhin mitbieten – wer weniger bietet darf nicht mehr in die Versteigerung einsteigen.
Der höchste Bieter bekommt die höchste Zugnummer, die anderen Spieler entsprechend ihrer Gebote die anderen Zugnummern.

Die gebotenen Karotten kommen aus dem Spiel – es gibt keine Möglichkeit wieder an neue Karotten zu kommen.

5. Karten ausspielen:
Wie unter 2. beschrieben, jedoch kann jeder Spieler nur mehr aus seinen beiden verbliebenen Karten auswählen.

6. Pferde bewegen:
Wie unter 3. beschrieben, jedoch werden alle Karten der Auslage gezählt.

7. Auslage abräumen:
Es werden alle Karten der Auslage vom Spielplan und somit aus dem Spiel genommen.

8. Die Zugreihenfolge bestimmen:
Wie unter 4. beschrieben.

9. Neue Karten auswählen:
Jeder Spieler wählt nun aus seinen Handkarten 2 Karten aus, die er verdeckt zu seiner noch ausliegenden Karte vor sich ablegt. Haben diese alle Spieler getan, werden die beiden Karten aufgedeckt – und der Spieler hat wieder 3 Zugkarten offen vor sich auf dem Tisch liegen.

10. Neue Doppelrunde:
Die Schritte 2. bis 10. werden wiederholt.

Joker:
Jeder Spieler besitzt 2 Jokerkarten, die er während des Spieles einsetzten kann – jedoch nie beide Joker in einer Spielrunde. Joker können außerdem nur benutzt werden, wenn der Spieler an der Reihe ist und bevor er seine Bewegungskarte in die Auslage legt.
Einmal eingesetzte Jokerkarten kommen danach aus dem Spiel.

Es gibt 4 Möglichkeiten, seine Jokerkarte einzusetzen:
  • „Stolpern“: der Spieler darf seine Jokerkarte auf eine beliebige Karte der Auslage legen, die damit wirkungslos und nicht bei der Ermittlung der Bewegung eines Pferdes mitgezählt wird.
  • „Glitschige Bahn“: der Spieler darf 2 Pferde jeweils um eine Bahn nach links oder rechts verschieben.
  • „Schneller Lauf“: alle Pferde in den letzten beiden Reihen, in denen sich Pferde befinden, werden um 2 Felder nach vorne bewegt. Pferde, die durch andere Pferde blockiert werden, können nicht weiter ziehen.
  • „Pferd wechseln“: der Spieler darf seine Besitzurkunde unter den Stapel der restlichen Besitzurkunden legen und stattdessen die oberste Besitzurkunde von diesem Stapel nehmen. Dadurch besitzt der Spieler nun das Pferd, das auf der neuen Karte angegeben ist.

    Spielende:
    Das Spiel endet, wenn …
  • mindestens ein Pferd die Ziellinie überquert.
  • die Spieler 14 Runden gespielt haben, ohne das ein Pferd die Ziellinie überquert hat. (Die letzte Karte wird nicht mehr gespielt.)

    Alle Spieler decken nun ihre Besitzurkunden auf – das letzte Pferd gewinnt das Spiel. Das vorletzte Pferd wird Zweiter, der drittletzte Pferd Dritter - alle anderen Pferde haben verloren.
    Gibt es einen Gleichstand, gewinnt das Pferde, dessen Spieler noch mehr Joker besitzt bzw. wer von ihnen während des Spieles nicht das Pferd gewechselt hat. Gibt es danach noch immer einen Gleichstand, gibt es ein unentschieden – außer in der Profi-Version entscheiden die übrig gebliebenen Karotten eines Spielers über den Gleichstand.

    Spezielle Regeln für 2 Spieler:
    In diesem Spiel wechselt der Startspieler jedes Mal, wenn die Auslage abgeräumt wird. Werden Karten ausgespielt, werden jedes Mal 4 Karten ausgespielt. Danach legen beide Spieler immer zwei Mal abwechselnd eine ihrer vier Karten in die Auslage.

    Gibt es bei Spielende einen Gleichstand, gewinnt derjenige Spieler, dessen Pferd näher am letztplatzierten Pferd steht.

    Fazit:
    Change Horses ist ein lustiges und interessantes Lauf- und Bluffspiel, bei dem man ein bisschen umdenken muss – und darauf schauen muss, dass man als Letzter und somit Langsamster ins Ziel kommt. Außerdem sollte man seine Mitspieler sehr gut im Auge behalten und beobachten – und seine Karten gezielt und taktisch gut, vor allem zu richtigen Zeitpunkt, einsetzen.
    Großes Augenmerk liegt hierbei auf den Jokerkarten, denen eine große Rolle im Spiel zukommt …

    Nebenbei muss man dann auch noch ab- und einschätzen, wie viele der wertvollen Karotten man einsetzen soll, um seine Zugreihenfolge bestimmen zu können. Denn es hat schon gewichtige Vorteile, wenn man seine Karten als Letzter in der Runde ausspielen – und somit auf seine Mitspieler reagieren kann. So kann man dann gezielt Pferde stehen oder laufen lassen …
    Aber auch hier ist es manchmal gut, sein eigenes Pferd zu bewegen, um von diesem abzulenken und die Spieler auf eine falsche Fährte zu locken …

    Und diese Kombination von Bluffen, Versteigern, Beobachten bzw. Belauern der Mitspieler ist in diesem Spiel gut gelungen und gut gemischt worden. Dazu noch das ausgezeichnete und wunderschön gestaltete Spielmaterial machen Change Horses einfach zu einem Spiel, dass man immer wieder gerne auf den Tisch bringt – sofern man natürlich solche Lauf- und Bluffspiele mag.

    Das Spiel selbst ist einfach und schnell zu erlernen – am besten gleich bei einer Proberunde. Der Ablauf ist aber auch zu einfach und logisch, als das man zu viel nachlesen bzw. sich erklären lassen müsste, man kann mehr oder weniger einfach zu spielen beginnen. Am meisten Zeit verbringt man hier sicherlich mit der Erklärung der Jokerkarten.
    Die Spielanleitung kommt als 12-seitiges Heftchen, in dem es aber auch ein Inhaltsverzeichnis, Spieltipps und auf der Rückseite eine Kurzanleitung gibt, daher und von dem man sich nicht abschrecken lassen darf. Es gibt aber in diesem aber auch sehr viele Beispiele und Bilder, mit denen alles ganz genau erklärt und aufgezeigt wird.

    Das Spielmaterial besteht aus schönen, passenden und funktionellen Karten und Spielplan, sowie wunderschönen Pferden aus Kunstharz (oder so …) – alles ist schön und passend und reizt zum Spielen. Einzig mit den Pferden sollte man doch vorsichtig umgehen, sie brechen sehr leicht. Die Aufkleber zu den Pferden (mit den Buchstaben A-F) sind – sofern man kein Problem mit den Farben der Reiter und den Karten hat - eigentlich überflüssig und werden nicht benötigt – man kann sich sehr gut an der Farbe der Pferde orientieren. Verwendet man jedoch die Aufkleber, sollte man genau darauf achten, welches Pferd welchen Buchstaben bekommt – wird in der Anleitung nicht direkt erklärt, sondern muss man selbst (von den Karten) ableiten.

    Das Spiel ist für 2 bis 5 Spieler ausgelegt und hat eine angenehme Spieldauer von ca. 30 Minuten für ein Rennen. Bei einem Rennen wird es aber sicherlich nicht bleiben – ein oder zwei Revanchen mussten bei uns immer angehängt werden, wurden aber auch gerne gewährt.
    Das Spiel funktioniert in allen Besetzungen, wobei bei uns so war, dass mit jedem zusätzlichen Spieler auch der Spielspass zugenommen hat.

    Uns hat Change Horses sehr gut gefallen – sei es als Auftakt oder als Ausklang eines Spieleabends. Aber auch für zwischendurch, als Pausenfüller oder Lückenbüßer, würde ich sicherlich jederzeit gerne ein Rennen absolvieren. Wobei ich noch erwähnen möchte, dass Change Horses bei uns nur in der Profi-Variante auf den Tisch kommt …

    Vielen Dank an EGGERTSPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars