Spielbesprechung von Györög Kurt
Eketorp
09.06.2008

von Dirk Henn
Queen-Games
für 3 - 6 Spieler
ab 8 Jahren

„Damals, als die Zeiten noch gefährlich waren und die Wikinger ein raues Leben führten, galt es für jeden Wikingerhäuptling, der etwas auf sich hielt, eine ordentliche Fluchtburg zu besitzen. Schließlich war die Nähe zu anderen Stämmen nicht immer ungefährlich. Da war es selbstverständlich, dass alles, was sich irgendwie verwenden ließ, zum Bau von wehrhaften Mauern verwendet wurde. Klar, am Besten verschaffte man sich das Material gleich direkt beim Nachbarn…“

Eketorp – Die Wikingerburg

Spielmaterial:
1 Spielplan, 6 Namensschilder (für die Burgen), 12 Materialkarten, 54 Kampfkarten (je 9x mit den Werten 1 bis 6), 48 Wikingerfiguren (je 8 in 6 Farben), 30 Amulette (je 5 in 6 Farben), 112 Bausteine (52x grün = Gras, 42x braun = Holz, 12x naturfarben = Lehm und 6x grau = Stein), 6 Ablagetableaus (mit Sichtschirm) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Punkte – in Form von wertvollen Materialien, Amuletten und vollendeter Burg – zu besitzen.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt 7 Felder für Baumaterial, ein Lazarett und 6 Wikingerburgen, mit je 6 Baufeldern.
Jeder Spieler erhält ein Namensschild in seiner Farbe und markiert damit seine Burg am Spielplan. Außerdem erhält jeder Spieler bei 3 Spielern 8 Wikingerfiguren, bei 4 und 5 Spielern 6 Wikingerfiguren bzw. bei 6 Spielern 5 Wikingerfiguren, die er in seine Burg stellt. Zusätzlich erhält er noch 1 Ablagetableau (mit Sichtschirm) und 1 Satz Amulette in seiner Farbe.

Die Kampfkarten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt - 4 Karten davon nimmt jeder Spieler auf die Hand. Sollte es sich dabei nur um Karten mit den Werten 1 bis 3 handeln, darf er die Karten ablegen und neue nehmen.
Nun werden noch die Materialkarten gemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt. 2 Karten kommen davon ungesehen wieder in die Schachtel zurück und werden in diesem Spiel nicht verwendet. Als Abschluss kommen noch die Bausteine gut erreichbar neben den Spielplan.

Wer nun an der Reihe ist, führt seine Spielrunde wie folgt aus:
1. Materialverteilung auf dem Spielplan:
Der Spieler deckt die oberste Materialkarte auf und verteilt dementsprechend die Bausteine auf den Feldern für das Baumaterial.
Die mit weißen Symbolen markierten Baustoffe werden nur verteilt, wenn 5 oder 6 Personen mitspielen.

2. Aufstellung der Wikinger:
Alle Spieler nehmen nun ihre Wikingerfiguren aus der Burg und stellen diese – hinter den Sichtschirmen – auf ihre Ablagetableaus.
Jedes Ablagetableau zeigt die 7 Felder für Baumaterial, die Belagerungsfelder zu den Burgen der Mitspieler und die eigene Burg. Je nachdem wo die Spieler ihre Wikinger einsetzen wollen, platzieren sie diese nun am Tableau – wobei auf Belagerungsfeldern nur je 1 Wikinger platziert werden darf. Wikinger in der eigenen Burg dienen zur Verteidigung dieser.

3. Wikinger auf den Spielplan setzen:
Nun werden die Sichtschirme entfernt und die Wikingerfiguren von den Tableaus auf die entsprechenden Felder am Spielplan gestellt.

4. Kämpfen und Belagern:
Treffen auf Material-Feldern mehrere Wikinger aufeinander, hängt es von der Anzahl der Bausteine ab, ob es zu einem Kampf kommt, oder nicht. Gibt es für jeden Wikinger mindestens einen Baustein, gibt es keinen Kampf und jeder Spieler darf sich einen Baustein aussuchen – und mit seinem Wikinger markieren. Gibt es zuwenig Bausteine, kommt es zum Kampf um die Bausteine.

Treffen auf einem Belagerungsfeld mehrere Wikinger aufeinander kommt es dort ebenfalls zu einem Kampf (um das Recht zur Belagerung) – befindet sich dort jedoch nur 1 Wikinger, kommt es zu einer Belagerung.

Zuerst überprüft der Startspieler, ob einer seiner Wikinger an einem Kampf bzw. einer Belagerung beteiligt ist und führt eines davon aus. Danach folgen im Uhrzeigersinn alle anderen Spieler, bis alle Kämpfe und Belagerungen durchgeführt wurden.

Durchführung eines Kampfes:
Die beiden betroffenen Spieler spielen jeweils eine ihre Handkarten verdeckt vor sich aus – und decken diese dann zugleich auf. Der Spieler mit dem höheren Wert gewinnt. Die Differenz der beiden Werte ergibt die Kampfdifferenz.
Der Verlierer stellt nun seine betroffene Spielfigur ins Lazarett – auf welches Feld davon, bestimmt die Kampfdifferenz:
  • Kampfdifferenz 3 oder mehr: auf das Feld „3•4•5“
  • Kampfdifferenz 1 oder 2: auf das Feld „1•2“
  • Unentschieden: beide beteiligten Wikinger kommen auf das Feld „0“
    Danach tauschen die beiden Spieler ihre gespielten Karten untereinander aus und legen diese verdeckt neben ihrer Burg ab.
    Besitzt ein Spieler keine Handkarten mehr, nimmt er diese abgelegten Karten auf die Hand.

    Durchführung einer Belagerung:
    Eine Belagerung ist ein Kampf zwischen Belagerer und Verteidiger – und wird auch wie ein Kampf gespielt, jedoch darf ein Belagerer auch mit mehreren Figuren nur einmal angreifen.
    Verliert der Verteidiger gibt es folgende Änderungen:
    Die Wikingerfigur des Verteidigers kommt – wie beim Kampf beschrieben – ins Lazarett, wird aber danach sofort um 1 Feld in Pfeilrichtung verschoben. Gibt es keine verteidigende Figur in der Burg, spiele der Besitzer der Burg dennoch eine Karte aus, die aber in jedem Fall den Wert „0“ annimmt. Die Karten werden wie gewohnt getauscht.
    Als Belohnung darf der siegreiche Angreifer nun Steine aus der Burg entfernen, egal ob es dort noch Verteidiger gibt oder nicht. Dabei ist zu beachten, dass nur Steine aus den beiden benachbarten Mauerfeldern des Belagerungsfeldes genommen werden dürfen - und diese auch nur von oben nach unten abgebaut werden dürfen. Insgesamt dürfen so viele Steine abgebaut werden, sodass ihr Gesamt-Punktewert die Kampfdifferenz nicht überschreitet. Einen davon darf sich der Angreifer aussuchen - die restlichen Steine kommen in den allgemeinen Vorrat zurück.

    Einsatz der Amulette:
    Vor jedem Kampf haben beide Beteiligten – beginnend beim Angreifer – die Möglichkeit einen Kartentausch durchzuführen. Dazu muss ein Amulett abgegeben, alle Handkarten abgelegt und entsprechend viele neue Karten nachgezogen werden.
    Dies kann beliebig oft durchgeführt werden, sofern noch Amulette vorhanden sind.
    Jedes Amulett, das ein Spieler am Spielende noch besitzt, zählt jedoch 1 Siegpunkt.

    5. Beute einsammeln und Burg bauen:
    Nun stellen alle Spieler ihre Wikinger – die sich nicht im Lazarett befinden - mit den erbeuteten Steinen in ihre Burg zurück. Die Steine können nun in die Burg verbaut werden, wobei nicht mehr als 3 Steine übereinander geschichtet werden dürfen.
    Einmal eingebaute Steine dürfen nicht mehr versetzt werden.

    6. Abschluss der Spielrunde:
    Als Abschluss der Runde werden alle Wikinger im Lazarett um 1 Feld in Pfeilrichtung verschoben. Wikinger die dabei das Lazarett verlassen kommen wieder in die Burg zurück.
    Alle übrig gebliebenen grünen und braunen Bausteine auf den Feldern für Baumaterial kommen in den allgemeinen Vorrat zurück, alle sonstigen Bausteine bleiben liegen.

    Der im Uhrzeigersinn nächste Spieler wird zum neuen Startspieler und beginnt eine neue Spielrunde.

    Spielende:
    Das Spiel endet, sobald mindestens ein Spieler eine Burg mit 18 oder mehr Bausteinen besitzt – oder nach der Runde, in der die letzte Materialkarte aufgedeckt wurde. Die Spieler erhalten danach wie folgt Punkte:
  • jeder grüne Stein zählt 1 Punkt.
  • jeder braune Stein zählt 2 Punkte.
  • jeder naturfarbene Stein zählt 3 Punkte.
  • jeder graue Stein zählt 4 Punkte.
  • eine vollendete Burg (mindestens 18 Bausteine) zählt 5 Punkte.
  • jedes Amulett, das der Spieler noch besitzt, zählt 1 Punkt.

    Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen.

    Fazit:
    Eketorp ist ein Positions- und Sammelspiel, an dem alle sehr viel Spaß haben können. Gutes Einschätzen und Einschätzen der Mitspieler – um entsprechend darauf zu reagieren kann hier sehr von Vorteil sein Aber auch gutes Beobachten und etwas Merkvermögen kann einem im Spiel weiterhelfen. Denn wenn ich weiß bzw. mir gemerkt habe, wer gerade nur schwache Karten auf der Hand hat bzw. starke Karten gerade ausgespielt hat, kann mir das bei einem Angriff sehr von Vorteil sein. Hier kommt der Mechanismus, dass nach jedem Kampf die Karten getauscht werden müssen, voll zum Tragen. Und von diesem lebt natürlich das Spiel …

    Sehr überlegt sollte man natürlich auch beim Verteilen seiner Wikinger vorgehen. Manchmal ist es besser, auf eine leichte Beute zu verzichten und etwas mehr Einsatz zu zeigen, als sich dann um die einfache Beute erst raufen zu müssen. Hier kann es dann durchaus passieren, dass der Belagerte der lachende Dritte ist, der dann auch noch – bei einem Unentschieden – ungeschoren davon kommt.
    Hier sein auch der nette Mechanismus des Lazaretts erwähnt. Je schwerer eine Niederlage, desto länger ist eine Spielfigur aus dem Rennen…

    Natürlich spielt in diesem Spiel auch das Kartenglück eine Rolle und bevorzugt all jene die starke Kampfkarten auf die Hand bekommen. Dem kann man aber – durch den Einsatz seiner Amulette – durchaus etwas entgegenwirken, sodass dieses nicht zu groß und zu ausschlaggebend wird. Spätestens durch das Tauschen der ausgespielten Karten bei einem Kampf oder einer Belagerung kommt es zu einer ausgeglichenen Verteilung …

    Aber auch das vorausschauende und gezielte Verbauen der Bausteine kann einen leichten Angriff vereiteln. So sollten die wertvolleren Bausteine – wenn möglich – unter nicht so wertvollere verbaut werden, immer unter Berücksichtigung, dass man nie mehr als 3 Bausteine übereinander schichten darf.

    Das Spielmaterial ist schön illustriert, funktionell und handlich. Die Holzfiguren, sowie die Karten und der Spielplan sind passend – und machen auch Stimmung und Atmosphäre. Es macht Spaß damit zu spielen …

    Die Spielanleitung besteht aus 6 Seiten, auf denen alles genau und übersichtlich erklärt wird. Größtenteils besteht eine Seite zur Hälfte aus der Anleitung, die andere Hälfte veranschaulicht das Erklärte mit Bilder und Beispielen. Schnell und einfach kommt man so ins Spiel – Fragen und Unklarheiten kommen gar nicht erst auf. Das Spiel ist aber auch schnell zu erklären und leicht zu verstehen - der Ablauf dann schon fast intuitiv zu erfassen.

    Das Spiel ist für 3 bis 6 Spieler ausgelegt – macht aber in vollen Besetzungen wesentlich mehr Spaß. Es tut einfach viel mehr und es ist spannender und lustiger, als nur zu dritt. Die Spieldauer ist mit einer guten ½ Stunde angenehm und verleitet zu einer schnellen Revanche bzw. zu einem Anschlussspiel.

    Uns hat Eketorp sehr gut gefallen und nun doch schon einige vergnügliche Stunden bereitet. Und es ist auch schon vorgekommen, dass an einem Abend nur dieses Spiel auf den Tisch gekommen ist, da immer und immer wieder Revanche gefordert wurde, der man gerne nachgekommen ist …

    Vielen Dank an QUEEN-GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars