Spielbesprechung von Györög Kurt
Hase und Igel
08.05.2008

von David Parlett
Ravensburger
für 2 - 6 Spieler
ab 10 Jahren

„Hier können auch die Langsamen ganz schnell sein!
Mit diesem Motto geht es an den Start. Jeder Spieler hat einen Vorrat an Karotten, die die nötige Energie liefern. Doch der Vorrat reicht nicht, um damit schnell ins Ziel zu laufen. So muss man sich geschickt zurückfallen lassen, um neue Kräfte zu tanken. Übersicht und taktische Planung sind also gefragt, um als Erster ins Ziel zu kommen!
Diese Elemente machen immer wieder den Reiz dieses Klassikers aus.“


Der Klassiker unter den Rennspielen. „Einfach gut!“

Spielmaterial:
1 Spielplan, 87 Karottenkarten (18x 1 Karotte, 8x 3 Karotten, 12x 5 Karotten, 18x 10 Karotten, 10x 15 Karotten, 12x 30 Karotten und 9x 60 Karotten), 18 Salatkarten, 15 Hasenkarten, 6 Spielfiguren, 6 Rennkarten und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als erster Spieler das Ziel zu erreichen.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Jeder Spieler erhält eine Spielfigur, die auf den Start gestellt wird, sowie eine Rennkarte und 3 Salatkarten. Überzählige Spielfiguren bzw. Salatkarten kommen in die Schachtel zurück.

Bei 3 und 4 Spielern erhält jeder Spieler 68 Karotten (3x 1 Karotte, 2x 5 Karotten, 1x 10 Karotten, 1x 15 Karotten und 1x 30 Karotten). Bei 5 oder 6 Spielern erhält jeder Spieler zusätzlich 30 Karotten (1x 30 Karotten). Die Karottenkarten werden von den Spielern auf die Hand genommen.
Die restlichen Karottenkarten werden nach Werten sortiert und als allgemeiner Vorrat bereitgelegt.

Die Hasenkarten sind Ereigniskarten, und werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt.

Wer nun an der Reihe ist, kann seine Spielfigur stehen lassen, vorwärts oder rückwärts ziehen - jedoch immer nur eines davon.
Auf jedem Feld darf dabei immer nur eine Figur stehen, besetzte Felder dürfen aber übersprungen - müssen aber mitgezählt werden.

Die Vorwärtszüge:
Der Spieler darf mit seiner Figur beliebig weit vorwärts ziehen, dabei aber nur nicht auf einem Igelfeld zum Stehen kommen.
Für die Vorwärtsbewegung sind Karotten zu bezahlen. Für 1 Feld 1 Karotte, für 2 Felder 3 Karotten (1+2), für 3 Felder 6 Karotten (1+2+3) usw.
Die einzelnen Werte können für jede Bewegungsweite einfach von der Rennkarte abgelesen werden. Die Karotten werden sofort nach der Vorwärtsbewegung in den allgemeinen Vorrat zurückgelegt. Sollte man nicht passend bezahlen können, bekommt man „Rest-Karotten“ aus dem allgemeinen Vorrat zurück.

Die Bedeutung der Felder:
  • Hasenfelder: der Spieler muss die oberste Hasenkarte ziehen und die Anweisung ausführen. Die Karte wird danach unter den Stapel zurückgeschoben.
    Folgende Hasenkarten gibt es:
    • Gib jedem Spieler, der hinter dir liegt, 10 Karotten!
    • Wenn mehr Spieler hinter dir als vor dir sind, musst du eine Runde aussetzen. Wenn nicht, hast du einen weiteren Zug.
    • Bring deinen Karottenvorrat auf exakt 65 Karotten!
    • Zieh 10 Karotten für jeden Salatkopf, den du noch hast! Hast du keinen Salatkopf, musst du eine Runde aussetzen!
    • Du verlierst die Hälfte deiner Karotten!
    • Dein letzter Zug kostet dich nichts: Nimm die Karotten, die du für das Erreichen dieses Feldes bezahlt hast, in deinen Vorrat zurück.
    • Zeig deinen gesamten Karottenvorrat den Mitspielern!
  • Misch alle Hasenkarten! Für diese Arbeit erhältst du von jedem Mitspieler eine Karotte.
  • Karottenfelder: zieht ein Spieler auf ein Karottenfeld, geschieht zunächst nichts. Bleibt der Spieler jedoch in seinem nächsten Zug auf dem Feld stehen, dann darf der Spieler entweder 10 Karotten aus dem allgemeinen Vorrat nehmen oder 10 Karotten in den allgemeinen Vorrat abgeben.
  • Positionsfelder: zieht ein Spieler auf ein Positionsfeld, geschieht zunächst nichts. Ist der Spieler jedoch an der Reihe und stimmt die Positionszahl mit seiner aktuellen Position überein, so erhält er das Zehnfache dieser Zahl an Karotten aus dem allgemeinen Vorrat.
  • Salatfelder: zieht ein Spieler auf ein Salatfeld, geschieht zunächst nichts. Bleibt der Spieler jedoch in seinem nächsten Zug auf dem Feld stehen, dann darf er eine seiner Salatkarten abgeben. Dafür bekommt er das Zehnfache seiner aktuellen Position im Spiel an Karotten aus dem allgemeinen Vorrat.
    Ein Spieler darf ein Salatfeld nur betreten, wenn er noch mindestens eine Salatkarte besitzt.
  • Igelfelder: können nur durch eine Rückwärtsbewegung betreten werden. Der Spieler erhält für jedes Feld seiner Rückwärtsbewegung 10 Karotten aus dem allgemeinen Vorrat. Kann ein Spieler nicht mehr vorwärts ziehen und ist das nächste Igelfeld aber besetzt, dann muss er mit seiner Figur auf das Startfeld zurück und von vorne beginnen. Er erhält in diesem Fall wieder 68 bzw. 98 Karotten - jedoch keine Salatkarten.

    Die Rückwärtszüge:
    Der Spieler darf mit seiner Figur immer nur bis zum nächsten Igelfeld zurückziehen. Ist dieses besetzt, ist eine Rückwärtsbewegung nicht möglich. Für eine Rückwärtsbewegung erhält der Spieler - für jedes zurückgezogene Feld - 10 Karotten aus dem allgemeinen Vorrat.

    Hat ein Spieler seinen Zug beendet, ist der im Uhrzeigersinn nächste Spieler an der Reihe.

    Spielende:
    Das Spiel endet, wenn es einem Spieler gelingt auf das Zielfeld zu ziehen. Für diesen Zug muss normal mit Karotten bezahlt werden.
    Dabei ist aber zu beachten, dass das Zielfeld nur betreten werden darf, wenn der Spieler keine Salatkarten mehr besitzt - und nur mehr eine bestimmte Anzahl an Karottenkarten übrig hat:
  • Der erste Spieler darf nicht mehr als 10 Karotten übrig haben.
  • Der zweite Spieler darf nicht mehr als 20 Karotten übrig haben.
  • Der dritte Spieler darf nicht mehr als 30 Karotten übrig haben usw.
    Der Spieler, der als Erster das Ziel erreicht hat das Spiel gewonnen.

    Version für zwei Spieler:
    Jeder Spieler spielt mit 2 Figuren, 5 Salatkarten, 1 Rennkarte und 98 Karotten. Im Spiel steht es dem Spieler frei, mit welcher Figur er in seinem Zug ziehen möchte.
    Es gewinnt der Spieler, der als Erster beide Figuren im Ziel hat. Dabei ist zu beachten, dass die erste Figur ins Ziel gezogen werden kann, egal wie viele Salatkarten und Karotten man noch besitzt.
    Ansonsten gelten die Regeln aus dem Grundspiel.

    Fazit:
    Hase und Igel ist ein lustiges und interessantes Lauf- bzw. Rennspiel für die ganze Familie, wobei man hier nicht außer Acht lassen darf, dass in diesem Spiel doch einiges an taktischen Möglichkeiten liegt. Da man das Spiel nicht gewinnen bzw. abschließen kann, wenn man noch Salatkarten oder zu viele Karotten besitzt, muss man sich während des Rennens darum kümmern, die entsprechenden und richtigen Felder anzusteuern.
    Aber anfänglich hat man eher das Problem, dass man zu wenige Karotten besitzt, als man verwenden bzw. einsetzen möchte, denn genialer weise kommt dieses Rennspiel ganz ohne Würfel aus. Ein ausgeklügeltes System sorgt für das Vorankommen:
    Der Spieler selbst entscheidet, wie viele Karotten er einsetzen und somit vorwärts kommen will, wobei hier gilt, umso weiter umso mehr Karotten benötigt man. Z.B. kostet 1 Feld 1 Karotte, aber 5 Felder bereits 15 Karotten (1+2+3+4+5). Gleichzeitig muss man sich auch manches Mal geschickt zurückfallen lassen, um so wieder an Karotten zu kommen. Leider gibt es hier für jedes Feld nur 10 Karotten. Noch geschickter ist es aber, gezielt die Positionsfelder anzupeilen, um – ohne sich rückwärts zu bewegen – an Karotten zu kommen, so man es schafft gleichzeitig auch an der richtigen Position im Spiel zu sein …

    So gibt es doch einiges zu beachten und zu berücksichtigen – und ein stures und nur schnelles vorwärts ziehen – bringt einem nicht unbedingt ans bzw. ins Ziel.
    Dazu kommen dann noch die Hasenfelder, die eigentlich Aktionsfelder sind und zusätzlich noch Abwechslung und Spannung ins Spiel bringen.

    Das Spiel ist für 2 bis 6 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Wobei uns das Spiel zu zweit nicht so gut gefallen hat, obwohl es auch funktioniert und vielleicht sogar etwas taktischer zu spielen ist. Je mehr Spieler jedoch beim Rennen dabei sind, desto mehr ist los – und unserer Meinung umso lustiger ist es.
    Die Spieldauer liegt zwischen ca. ½ Stunden bzw. 45 Minuten, ist für diese Art von Spiel sehr angenehm. Für ein weiteres Spiel bzw. eine Revanche ist somit immer Zeit – und wird auch gerne angenommen. Es macht einfach Spaß – und bleibt eigentlich immer bis zum Schluss spannend …

    Der Spielplan und die Spielkarten sind wunderschön und passend illustriert und gestaltet, funktionell und passen zum Thema und zur Aufmachung. Alles ist in einer großen – für Ravensburger üblichen – Schachtel untergebracht. Es gibt für alles einen eigenen Platz, und man hat sich sogar die Mühe gemacht, für die verschiedenen Karottenkarten eigene Fächer zu gestalten, in die man diese ablegen kann. Schade ist hier nur, dass man hier offensichtlich nicht mitberücksichtigt hat, dass es nun auch 3er-Karottenkarten gibt, und somit auch ein 7 Fach notwendig gewesen wäre. So gibt es aber nur 6 Fächer für Karottenkarten – offensichtlich angepasst an die „seinerzeitige“ Stückelung der Karottenkarten …

    Die Spielanleitung besteht aus 6 Seiten, die übersichtlich und ausführlich ausgefallen sind. Beispiele und Bilder sind genügend vorhanden – der Ablauf ist aber auch so sehr einleuchtend und einfach, sodass es keine Unklarheiten geben sollte.

    Hase und Igel ist mittlerweile 30 Jahre alt (Erstauflage 1978) und hat nichts von seinem Reiz verloren. Es macht auch noch Spaß und wird gerne auf den Tisch gebracht, denn nicht umsonst wurde das Spiel mittlerweile einige Male von verschiedenen Verlagen neu aufgelegt und schon 1979 als „Spiel des Jahres“ ausgezeichnet – und war damit der erste Preisträger dieses mittlerweile bedeutendsten Spielepreises in Europa.

    Vielen Dank an RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars