Spielbesprechung von Györög Kurt
Im Reich der Jadegöttin
07.04.2008

von Klaus Teuber
Kosmos
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Mühsam wühlt sich ein Jeep durch den dichten Urwald. Plötzlich: Vor uns eine Lichtung. Am Fuße eines steilen Hügels - Geröll, Steine - behauene Steine. Die Archäologen stürzen sich auf die Trümmer und tatsächlich - die Steine sind von Menschenhand bearbeitet. Sollten wir wirklich auf die Ruinen der berühmten „vergessenen Stadt“ gestoßen sein? Find wir hier vielleicht sogar eine Spur der geheimnisvollen Jadegöttin? Wir entschließen uns, jetzt und hier zu graben … Machen Sie mit bei dieser spannenden Jagd nach der Göttin aus Jade!“

Auf, lasst uns eintauchen, in das Reich der Jadegöttin …

Spielmaterial:
1 Startkreuz (mit einem Zentralfeld = Start- und Tauschfeld) und 4 Leisten, 85 Entdeckerkärtchen, 72 Artefaktplättchen, 38 Goldmünzen (32x 1er und 6x 5er), 4 Stellwände (mit je 2 Standfüßen und je 6 Ablageleisten), 4 Figurensätze (je bestehend aus 1 Jeep und 5 Archäologenfiguren [3x 1 Figur, 1x 2 Figuren und 1x 3 Figuren] - in 4 Farben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die höchste Punktezahl - durch Sammeln von möglichst wertvollen und zusammenpassenden Artefaktplättchen - erzielt zu haben.

Spielablauf:
Das Startkreuz und die 4 Leisten werden zusammengesteckt und in der Tischmitte ausgelegt. Am Startkreuz befindet sich das Start- und Tauschfeld - jede der 4 Leisten wiederum aus 5 Feldern, die entweder ganz von Urwald umgeben sind, oder aber auch an einen Teil der vergessenen Stadt grenzen. Alle Felder sind weiters durch Verbindungslinien miteinander verbunden.
Außerhalb dieses Kreuzes befindet das unentdeckte Gebiet - zu dem ebenfalls Verbindungslinien führen, die aber noch offen sind.
Das Ausmaß dieses unentdeckten Gebietes ist ebenfalls durch dieses Kreuz vorgegeben.

Die Artefaktplättchen werden verdeckt gut gemischt und als Haufen verdeckt ausgelegt. 5 beliebige Artefakte werden aufgedeckt. Es gibt Artefakte in verschiedenen Farben (blau, grün und rot), mit verschieden Buchstaben (A, B, C und D, die den Teil eines Artefakts kennzeichnen) und Zuständen (Artefakte mit Buchstaben auf goldenem Feld sind gut erhalten und Artefakte mit Buchstaben auf schwarzem Feld schlecht erhalten).
Ebenso werden die Entdeckerkärtchen verdeckt gut gemischt und als 6 verdeckte Nachziehstapel bereitgelegt.

Jeder Spieler zieht ein Entdeckerkärtchen und legt es als Auslage offen vor sich auf den Tisch. Außerdem erhält jeder Spieler eine Stellwand, die er mit Hilfe von 2 Standfüßen vor sich auf den Tisch stellt, 1 Figurensatz einer Farbe und 5 Goldmünzen, die er geheim hinter der Stellwand aufbewahrt. Das restliche Gold bildet einen allgemeinen Stapel, der gut erreichbar in der Tischmitte abgelegt wird.

Wer an der Reihe ist führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Jeep ziehen:
Der Spieler kann nun seinen Jeep ziehen oder auch stehen lassen. Will er seinen Jeep ziehen, so kann er diesen beliebig weit - über weiße Verbindungslinien - auf ein anderes freies Feld ziehen. Benutzt er jedoch eine braune Verbindungslinie, muss er seinen Jeep auf dem Feld dahinter abstellen, wenn es frei ist - ansonsten kann der die Verbindungslinie nicht nutzen.
Auf jedem Feld kann immer nur ein Jeep stehen - außer am Start- und Tauschfeld, hier können beliebig viele Jeeps abgestellt werden.

2a. Entdecken:
Steht der Jeep eines Spielers auf einem Feld mit einer bzw. mehreren offenen Verbindungslinien, dann versucht der Spieler nun ein Feld zu entdecken. Dazu hat er 2 Möglichkeiten:
  • entweder zieht er ein Entdeckungskärtchen und versucht dieses passend an eine offene Verbindungslinie anzulegen,
  • oder er zieht kein Kärtchen und legt ein Kärtchen aus seiner Auslage passend an.
    Dabei ist zu beachten, dass weiße Linien an weiße Linien gelegt werden und Urwald zu Urwald bzw. vergessene Stadt an vergessene Stadt angrenzt. Gibt es eine passende Position, muss das Kärtchen angelegt - und der Jeep des Spielers darauf abgestellt werden.
    Gibt es auf dem angelegten Feld nur Urwald zu sehen, darf der Spieler seinen Jeep sofort nochmals ziehen und einen weiteren Zug ausführen.
    Gibt es keine gültige Position, muss der Spieler das Kärtchen offen in seine Auslage legen. In der Auslage dürfen sich maximal 3 Kärtchen befinden - ist dies der Fall, darf der Spieler keine weiteren Kärtchen mehr nachziehen, sondern muss ein Kärtchen aus seiner Auslage nutzen. Ist dies nicht möglich, darf er eines seiner Kärtchen unter einen Nachziehstapel schieben und stattdessen doch das oberste Kärtchen ziehen.

    Archäologen absetzen:
    Hat ein Spieler ein Plättchen passend angelegt und ist auf dem Feld eine vergessene Stadt angrenzend, dann darf der Spieler sofort nachdem er den Jeep dorthin gezogen hat, eine seiner Archäologenfiguren absetzen.
    Das Absetzen der Archäologenfigur mit 1 Figur ist kostenlos. Das Absetzen der Archäologenfigur mit 2 Figuren kostet 1 Gold und das Absetzen der Archäologenfigur mit 3 Figuren kostet 2 Gold.
    Verzichtet ein Spieler auf das Absetzen einer Archäologenfigur, darf er stattdessen eine beliebige seiner Archäologenfiguren wieder zurück in seinen Vorrat holen.

    Ausgrabung:
    Wurden durch das Anlegen eines Kärtchens zusammenhängende Teile einer vergessenen Stadt (=Bezirk) komplett mit Urwald umgeben (bzw. komplett mir Urwald und Spielfeldbegrenzung), kommt es zur Ausgrabung.
    Der oder die Spieler mit den meisten Figuren in diesem Bezirk, dürfen sich so viele verdeckte Artefakte nehmen, wie Artefaktsymbole im Bezirk abgebildet sind. Der oder die Spieler mit den zweitmeisten Figuren erhalten (aufgerundet) halb so viele Artefakte. Der oder die Spieler mit den drittmeisten Figuren erhalten (aufgerundet) halb so viele Artefakte, wie die Spieler mit den zweitmeisten Figuren. Der oder die Spieler mit den wenigsten Figuren erhalten (aufgerundet) halb so viele Artefakte, wie die Spieler mit den drittmeisten Figuren. Wer keine Figuren im Bezirk hat, bekommt natürlich auch nichts.
    Alle Spieler, die mindestens 1 Figur im Bezirk stehen haben, bekommen so viel Gold, wie Goldmünzen im Bezirk abgebildet sind.

    Nach der Ausgrabung werden alle Archäologenfiguren aus dem Bezirk entfernt und an die Besitzer zurückgegeben. Die Artefakte kommen auf die Stellwand, wo man versucht daraus möglichst komplette und gut erhaltene Statuen zu bilden. Das Gold wird ebenfalls hinter der Stellwand aufbewahrt.

    2b. Artefakte tauschen:
    Steht der Spieler mit seinem Jeep auf dem Tauschfeld, darf er eines seiner Artefakte kostenlos mit einem offen ausliegenden Artefakt tauschen. Will er das nicht, darf er für 1 Gold bis zu 2 verdeckte Artefakte ziehen - muss dann aber auch wieder 2 Artefakte verdeckt zum Haufen zurücklegen.

    Spielende:
    Das Spiel endet …
  • entweder nachdem das letzte Entdeckerkärtchen gezogen wurde. Dann ist jeder Spieler (auch der, der das Kärtchen gezogen hat) noch einmal an der Reihe.
  • oder wenn es keine verdeckten Artefaktplättchen mehr gibt. Dann endet das Spiel sofort nach dem Zug des Spielers, der die Ausgrabung ausgelöst hat.

    Die Spieler zählen nur ihre Punkte zusammen:
  • Jedes Artefakt bringt 1 Punkt.
  • Für jede komplette Statue, die aus gut erhaltenen und schlechten bzw. nur aus schlechten Artefakten besteht, gibt es 3 Bonuspunkte.
  • Für jede komplette Statue, die nur aus gut erhaltenen Artefakten besteht, gibt es 5 Bonuspunkte.

    Wer die meisten Punkte erzielen konnte ist der Sieger. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der mehr Gold besitzt.

    Fazit:
    Im Reich der Jadegöttin ist ein sehr interessantes und spannendes Lauf- und Sammelspiel für die ganze Familie. Es hat einfache Mechanismen, die schnell zu erlernen und zu begreifen sind. Das Spiel kann in wenigen Minuten erklärt werden - am besten gleich bei einer ersten Probepartie. So einfach es aber auch zu erlernen und zu spielen ist, die Feinheiten im Spiel erkennt man aber erst nach einigen Partien. So sollte man durchaus umsichtig und mit Überblick spielen, hie und da kleinere Ausgrabungen nur für sich machen und die Mitspieler im Auge behalten.
    Hier ist vor allem auf den taktischen Einsatz seiner Figuren zu achten. Was hilft es zum Beispiel, wenn ich für 2 Gold 3 Figuren in ein Gebiet absetze, wenn schon eine einzelne Figur zu Mehrheit reicht, da die anderen alle Figuren bereits eingesetzt haben. Oder aber auch das Zurückholen von Archäologen kann dadurch sehr sinnvoll und geschickt sein, um wieder einsatzfähig und agil zu werden.
    Was helfen die schönsten und wertvollsten Gebiete, wenn man keine Figuren zum Einsetzen hat.
    Ebenso hat es keinen Sinn, viele Figuren in ein Gebiet zu setzen, wenn man dort die Mehrheit nicht mehr erreichen kann. Hier reicht oft eine Figur, und man bekommt allein dafür schon einige Artefakte ab. Vorausschauendes und taktisches Spielen kann dabei schon sehr hilfreich sein …

    Auch ist immer im Kopf zu behalten, dass der Zug eines Jeeps hinter einer braunen Verbindungslinie auf alle Fälle enden muss. So kann man sich manchmal durchaus geschickt von den anderen Mitspielern absetzen und unter Umständen einzelne und kleinere Gebiete alleine besetzen und für sich werten …

    Hat man dann einige Artefakte auf seiner Stellwand, kann ein Besuch auf dem Start- und Tauschfeld sehr von Nutzen sein, wenn gerade ein so dringend benötigtes Artefakt offen in der Auslage liegt. Die einzelnen Bonuspunkte für fertige Statuen sollte im Spiel nicht außer Acht gelassen werden. Noch wichtiger ist aber der Besitz von vielen Artefakten - einerseits bringt ja jedes Artefakt schon 1 Punkt, aber andererseits hat man dadurch auch gleich viel größere Chancen Statuen fertig zu bekommen - und hier wenn möglich natürlich gut erhaltene …

    Der Spielmechanismus und der Spielablauf sind interessant und ansprechend. So wie auch das gesamte Spielmaterial. Es gibt kleine hölzerne Jeeps, mit denen man sich auf dem Spielplan bewegt und kleine hölzerne Archäologen-„Zylinder“. Wobei uns hier Figuren besser gefallen hätten …
    Aber auch die Plättchen und Artefakte sind wunderschön und toll ausgefallen. Alles ist passend - die kleinen Artefaktplättchen fast etwas unhandlich, aber es geht gerade noch …
    Die Illustrationen des Spielmaterials sind sehr schön, passend und funktionell ausgefallen, man kommt doch auch ein wenig in Abenteuer- und Entdeckerstimmung.

    Die Spielanleitung umfasst nur 4 Seiten, die aber gut strukturiert und übersichtlich ausgefallen sind. Es gibt genügend Beispiele und Bilder, die die Erklärungen unterstützen. Fragen und Unklarheiten gab es bei uns keine - sollten aber auch nicht aufkommen, zu einfach ist der Ablauf und auch der Mechanismus im Spiel.
    Alles ist in der für Kosmos üblichen großen Schachtel untergebracht und hat seinen Platz.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spielern ausgelegt und dauert pro Partie ca. 60 Minuten. Diese vergehen aber kurzweilig und spannend - und man ist einer weiteren Partie bzw. Revanche nicht abgeneigt. Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen sehr gut, wobei es natürlich zu zweit etwas taktischer ist - mit mehreren Spielern aber auch mehr Spaß macht.

    Bei uns ist Im Reich der Jadegöttin sehr gut ankommen und hat allen Spaß gemacht - wieder mal ein gelungenes Spiel von Klaus Teuber. Das Spiel gehört aber - wie in der Spielanleitung kurz vermerkt ist - zu einer Serie von Spielen, die noch folgen sollen. Angegeben sind da: Im Reich der Dämonen und Im Reich der Wüstensöhne …
    Da können wir ja gespannt sein, was da noch auf uns zukommt …

    PS: Eine Übersicht über das Spiel kann man sich im Internet auf der Homepage von Prof. Easy - unter folgendem Link Im Reich der Jadegöttin holen.

    Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars