Spielbesprechung von Györög Kurt
Im Jahr des Drachen
06.03.2008

von Stefan Feld
Alea
für 2 - 5 Spieler
ab 12 Jahren

„Kommt mit ins alte China, ca. 1000 Jahre n. Chr.
Schlüpft in die Rolle beherzter Provinzfürsten. Versucht, die unheilvollen Ereignisse, die euren Hof Monat für Monat heimsuchen, möglichst gut zu meistern. Ob Dürren, ansteckende Krankheiten oder gar Angriffe durch die Mongolen, ohne die nötige Weitsicht und planvolles Vorgehen wird es euch und euren Untertanen schlecht ergehen…
Wer führt seine Provinz zu größtem Ansehen? Wer wird erfolgreichster Fürst im Jahr des Drachen?“


„Wer in kleinen Dingen kein Ziel hat, dem misslingt auch der große Plan“ (Konfuzius, 551 – 479 v. Chr.)

Spielmaterial:
1 Spielplan, 60 Spielkarten (je Spieler 11 Personenkarten und 1 Spielübersicht), 90 Personenplättchen (je 10 Handwerker, Hofdamen, Feuerwerker, Steuereintreiber, Krieger, Mönche, Heiler, Bauern und Gelehrte), 66 Palastteile, 36 „Yuan“-Münzen (21 silberne = Wert 1 und 15 goldenen = Wert 3), 24 Reissackplättchen, 12 Raketenplättchen, 12 Ereignisplättchen (je 2x Ruhe, Dürre, Krankheit, Mongolensturm, Kaisertribut und Drachenfest), 8 Privilegplättchen (5 kleine und 3 große), 7 Aktionskarten, 5 Drachen (1 je Spieler – mit Haltefüßchen), 5 Zählsteine (1 je Spieler - achteckig), 5 Personenscheiben (1 je Spieler – rund) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt. Auf ihm gibt es eine Siegpunkteleiste (außen) und eine Personenpunkteleiste (innen) – sowie Ablagefelder für die Personen- bzw. Ereignisplättchen. Die Personenplättchen werden nach Farbe und Anzahl der aufgedruckten Symbole sortiert und auf den entsprechenden Feldern am Spielplan abgelegt. Personen mit mehr Symbolen sind „ältere Personen“ und liegen in der gleichen Spalte – über den gleichartigen Personen mit geringerer Symbolanzahl – den „jüngeren Personen“.
Von den Ereignisplättchen werden die Ereignisse „Ruhe“ aussortiert und auf die ersten beiden Felder für die Ereignisplättchen am Spielplan ausgelegt. Die restlichen Ereignisplättchen werden verdeckt gemischt und danach beliebig auf die restlichen Felder für die Ereignisplättchen am Spielplan – offen – aufgelegt. Dabei ist aber darauf zu achten, dass niemals 2 gleiche Ereignisse nebeneinander zu liegen kommen. Ist diese doch der Fall, wird das Plättchen einfach auf das nächste freie Feld verschoben.
Die 7 Aktionskarten werden gut gemischt und verdeckt im zentralen Feld des Spielplans bereitgelegt.
Die Palastteile, Reissäcke, Raketen, Privilegien und die Yuan werden neben dem Spielplan – für alle Spieler gut erreichbar – bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält nun in seiner Farbe 1 Holzscheibe – die auf das Feld „0“ der Personenpunkteleiste gelegt wird –, 1 Zählstein – der auf das Feld „0“ der Siegpunkteleiste gelegt wird –, 11 Personenkarten – die er auf die Hand nimmt – und 1 Spielübersicht, sowie 1 Drachen – die er vor sich auf den Tisch legt. Außerdem nimmt sich jeder Spieler noch 4 Palastteile – und legt diese als 2-stöckige Paläste vor sich auf den Tisch – und 6 Yuan – die für alle gut sichtbar neben die Paläste kommen.

Bevor nun das eigentlich Spiel beginnt, holt sich jeder Spieler noch 2 Personen in seine Paläste. Der Reihe nach suchen sich die Spieler nun je 2 Personen aus und lege je 1 davon unter jeden ihrer Paläste. Es dürfen dabei – hier vor dem eigentlichen Spielbeginn – jeweils nur „jüngere Personen“ gewählt werden, die in dieser Kombination noch kein anderer Spieler gewählt hat.
Personenplättchen werden immer unter eigenen Palästen abgelegt, wobei je Stockwerk immer nur eine Person Platz findet. Höher als 3 Stockwerke kann aber kein Palast gebaut werden.
Jedes Mal wenn ein Spieler ein neues Personenplättchen unter einen seiner Paläste ablegt, rückt er mit seiner Personenscheibe auf der Personenpunkteleiste um den auf dem Personenplättchen angegebenen Wert vorwärts. Landet die Scheibe dabei auf einem besetzten Feld, wird sie obenauf gelegt.

Das eigentliche Spiel verläuft nun über 12 Runden, die wiederum aus folgenden 4 Phasen bestehen:
1. Phase: Aktion
Ein beliebiger Spieler nimmt die 7 Aktionskarten, mischt diese und legt mit ihnen so viele verdeckt Kartengruppen aus, wie Spieler teilnehmen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kartengruppen wenn möglich aus gleich vielen Karten bestehen. Danach werden die Kartengruppen aufgedeckt – und bleiben am Spielplan offen liegen, sodass für jeden Spieler die einzelnen Aktionen einer Gruppe gut sichtbar sind.

Danach sucht sich der Spieler, dessen Personenscheibe auf der Personenpunkteleiste am weitesten vorne liegt, eine beliebige Kartengruppe aus, markiert diese mit seinem Drachen und führt genau eine der Aktionen dieser Kartengruppe aus.
Danach folgen die Spieler in der Reihenfolge, die durch die Personenpunkteleiste vorgegeben ist.

Solange eine Kartengruppe – ohne Drachen – gewählt wird, ist die Aktion kostenlos. Will man jedoch eine Aktion durchführen, die sich in einer Kartegruppe befindet, die bereits durch einen Drachen gekennzeichnet wurde, muss man für diese Aktion 3 Yuan zahlen.
Anstatt jedoch eine Aktion zu wählen, kann man auch darauf verzichten und stattdessen seinen Geldvorrat auf 3 Yuan aufstocken.

Folgende Aktionen sind im Spiel:
Steuer:
Der Spieler erhält für die beiden Münzen auf der Aktionskarte und für jede weitere Münze in seinen Palästen 1 Yuan.
Bau:
Der Spieler erhält für den einen Hammer auf der Aktionskarte und für jeden weiteren Hammer in seinen Palästen 1 Palastteil.
Die neuen Palastteile müssen nun beliebig verbaut werden, wobei zu beachten ist, dass kein Palast mehr als 3 Stockwerke haben darf.
Ernte:
Der Spieler erhält für den Reissack auf der Aktionskarte und für jeden weiteren Reissack in seinen Palästen 1 Reissackplättchen.
Feuerwerk:
Der Spieler erhält für die Rakete auf der Aktionskarte und für jede weitere Rakete in seinen Palästen 1 Raketenplättchen.
Heerschau:
Der Spieler rückt für den Helm auf der Aktionskarte und für jeden weiteren Helm in seinen Palästen mit seiner Personenscheibe auf der Personenpunkteleiste um je 1 Feld vor.
Studium:
Der Spieler rückt für das Buch auf der Aktionskarte und für jedes weitere Buch in seinen Palästen mit seinem Zählstein auf der Siegpunkteleiste um je 1 Feld vor.
Privileg:
Der Spieler kann sich entweder für 2 Yuan ein kleines – oder für 6 Yuan ein großes Privileg kaufen. Pro Aktion kann nur 1 Privileg gekauft werden. Ein Privileg bringt am Ende jeder Runde für jeden aufgedruckten Drachen (1 bzw. 2) Siegpunkte.

2. Phase: Person
In dieser Phase spielt jeder Spieler – wiederum in der Reihenfolge, die durch die Personenpunkteleiste vorgegeben ist – eine Personenkarte aus und legt diese auf dem entsprechenden Feld am Spielplan ab. Der Personenkarte entsprechend wählt der Spieler ein Personenplättchen vom Spielplan aus und legt es unter einen seiner Paläste aus – sofern dort Platz dafür ist.
Sind alle Paläste voll, kann ein bereits ausliegendes Plättchen gegen das neue Plättchen ausgetauscht werden. In diesem Fall, erhält der Spieler die Punkte der neuen Person auf der Personenpunkteleiste trotzdem gutgeschrieben. Es ist jedoch auch möglich, das soeben erhaltene Plättchen sofort abzulegen – in diesem Fall erhält der Spieler jedoch keine Punkte für die Personenpunkteleiste.

3. Phase: Ereignis
In dieser Phase tritt das Monatereignis ein. In den ersten beiden Runden ist dies „Ruhe“ - es passiert nichts.
Wenn ein Ereignis abgehandelt wurde, wird das entsprechende Plättchen umgedreht - in der nächsten Runde passiert dann das darauf folgende Ereignis.

Folgende Ereignisse sind im Spiel:
Ruhe:
Es passiert nichts.
Kaisertribun:
Jeder Spieler muss 4 Yuan bezahlen. Wenn ein Spieler dies nicht kann, muss er für jeden fehlenden Yuan eine Person ablegen.
Dürre:
Jeder Spieler muss für jeden bewohnten Palast eine Reissack abgeben. Hat ein Spieler nicht genug Reissäcke, muss ein von jedem der nicht versorgten Paläste eine Person ablegen.
Drachenfest:
Der oder die Spieler mit den meisten Raketenplättchen erhalten 6 Siegpunkte. Der oder die Spieler mit den zweitmeisten Raketenplättchen erhalten 3 Siegpunkt.
Nach der Auswertung müssen die Spieler die (aufgerundete) Hälfte ihrer Raketenplättchen abgeben.
Mongolensturm:
Jeder Spieler erhält so viele Siegpunkte wie er insgesamt Helme in seinen Palästen hat. Der oder die Spieler mit den wenigsten Helmen müssen eine beliebige Person aus ihren Palästen ablegen.
Krankheit:
Grundsätzlich muss jeder Spieler 3 beliebige Personen aus seinen Palästen ablegen. Durch jeden in seinen Palästen ausliegenden Mörser ist jedoch eine Person vor der „Krankheit“ geschützt - und muss weniger abgegeben werden.

Nachdem die Ereignisse ausgeführt wurden, müssen die Spieler überprüfen, ob es unbewohnte Paläste gibt. Ist dies der Fall, muss jeder betroffene Palast um ein Stockwerk verkleinert bzw. ein einstöckiger Palast überhaupt entfernt werden.

4. Phase: Wertung
Als Abschluss der Runde bekommt jeder Spieler einen Siegpunkt für …
  • jeden eigenen Palast.
  • jeden Drachen auf dem Fächer der Hofdamen in seinen Palästen.
  • jeden Drachen auf Privilegien.

    Danach kann mit einer neuen Runde begonnen werden.

    Spielende:
    Das Spiel endet nach der Wertung der 12. Runde. Nun kommt es noch zur Schlusswertung, in der die Spieler weiter Siegpunkte bekommen:
  • für jede Person gibt es 2 Siegpunkte.
  • für jeden Mönch wird die Anzahl der Buddhas mit der Anzahl der Stockwerke des Palastes multipliziert, in dem er liegt und als Siegpunkte gutgeschrieben.
  • für jeweils 3 Yuan gibt es 1 Siegpunkt - wobei überzählige Reissäcke und Raketen für je 2 Yuan zuvor in den Vorrat verkauft werden können.

    Wer nach der Schlusswertung die meisten Siegpunkte besitzt, hat das Spiel gewonnen. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der auf der Personenpunkteleiste weiter vorne ist.

    Fazit:
    Im Jahr des Drachen ist ein ausgesprochen interessantes und spannendes Sammel-, Positions- und auch Mehrheitenspiel, bei dem es darauf ankommt vorausschauend zu planen und zu spielen. Und dafür braucht man dann Zeit - einerseits Zeit um alle die Kniffe und Feinheiten kennen- und anwenden zu lernen, die es im Spiel zu entdecken gibt. Andererseits aber auch Zeit, um all die Vorteile und Vorzüge der einzelnen Personen zu begreifen und richtig einsetzen zu können.
    So kann es dann schon einige Partien und Runden dauern, bis man so ganz in Spiel kommt und auch ganz gezielt einzelne Strategien und Vorhaben umsetzen kann. Es gibt es sehr viel zu beachten - vor allem sollte man da die künftigen und zukünftigen Ereignisse im Auge haben, die auf einem zukommen, um diese besonders gut zu meistern. Aber auch die Mitspieler darf man nie ganz aus den Augen verlieren, bestimmte Wertungen bringen eben nur dann Vorteile - und somit Siegpunkte - wenn man die Mehrheit an bestimmten Plättchen hat. Sei es dass man die meisten Raketen braucht, oder aber auch die meisten Symbole auf bestimmten Personen - denn hat man dies nicht, sondern ist bei den „schlechtesten“ Spielern dabei, hat das meist sogar unliebsame Auswirkungen, in der Form, dass man Personen verliert und abgeben muss.

    Aber auch die Schlusswertung sollte man im Auge haben - und somit die Versorgung der Paläste mit Reis. Viele Paläste brauchen zwar viel Reis - bringen aber zum Schluss, aber auch nach den einzelnen Runden - regelmäßig Siegpunkte, und somit auch den Spieler Stück für Stück einem möglichen Sieg näher. Aber auch das rechtzeitige Sichern von - doch nicht so vielfach vorhandenen - Privilegien bringt regelmäßige Siegpunkt in die Kassa.

    Schon gelöst ist dabei dann auch noch, dass die Spielerreihenfolge von der Position auf der Personenpunkteleiste abhängig ist. Liege ich hier vorne, kann ich meine Aktionen ohne zusätzliche Kosten ausführen. Liege ich weiter hinten, kann es schon öfter vorkommen, dass ich für die eine Aktion, die ich gerade so nötig ausführen möchte, 3 Yuan bezahlen muss - sofern ich diese auch zur Verfügung habe, denn Geld ist in diesem Spiel nicht unbedingt in Massen vorhanden.
    Sollte man hier einmal ins Hintertreffen kommen, ist es oft sehr schwer wieder aufzuholen. Dabei kann einem zwar helfen, dass man auf die Aktion verzichtet, und man sich seine Kasse auf 3 Yuan auffüllen lässt. Die nächste Aktion ist damit zwar gesichert - aber der Weg nach vorne trotzdem nicht unbedingt leichter geworden …

    Wenn man sich in die Spielanleitung vertieft - die einem denn gesamten Spielverlauf und -mechanismus auf 8 Seiten genauestens und ausführlich erklärt - vermutet man eher ein Spiel, das einfach und schnell durchschaubar zu spielen ist. Dem ist aber nicht so - sehr schnell merkt man, dass hier viele Dinge ineinander greifen und aufeinander abgestimmt werden müssen, um ein optimale Ergebnis zu erzielen - und somit das Spiel gewinnen zu können.
    Fragen und Unklarheiten kommen beim Regelstudium zwar nicht auf - schon auch deshalb nicht, weil es viele Bilder und Beispiele gibt, die einem den einfachen und schnell zu erlernenden Spielablauf näher bringen.

    Das Spielmaterial ist - wie bei alea üblich - wieder sehr schön und funktionell ausgefallen. Die Spielgrafik bzw. die Illustrationen der Karten und Plättchen passen gut zum Thema, und machen so auch Spaß aufs Spielen. Alles ist in der großen Schachtel von alea untergebracht und hat seinen Platz im Tiefenziehteil.

    Das Spiel ist für 2 bis 5 Personen ausgelegt und dauert ca. 1½ Stunden - in den ersten Runden vielleicht sogar etwas länger. Es spielt sich eigentlich in allen Besetzungen sehr gut - macht aber in größeren Besetzungen fast mehr Spaß, weil sich einfach mehr tut. Aufpassen muss man hier nur, dass man nicht unbedingt Grübler und Tüftler im Spiel hat, die es dann ganz genau und vorausschauend haben - dies kann sich dann natürlich auf die Spielzeit und auch auf den Spielspaß auswirken.

    Uns hat Im Jahr des Drachen sehr gut gefallen. Es macht einfach Spaß zu erkunden und herauszufinden, was noch so alles im Spiel ist und welche Feinheiten und Raffinessen man einsetzen kann. Vieles gibt es zu beachten - und viele wird erst im Laufe mehrere Spiel entdeckt - lang anhaltender Spielspaß ist somit garantiert …

    Vielen Dank an ALEA für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars