Spielbesprechung von Györög Kurt
Oregon
14.02.2008

von Åse & Henrik Berg
Hans im Glück
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Wir schreiben das Jahr 1846. Tagelöhner, Revolverhelden, Pioniere und ganze Familien haben sich aufgemacht, ihr Glück im Westen der Vereinigten Staaten zu suchen. Aus den bereits besiedelten Teilen des Kontinents im Osten ziehen sie mit ihren Planwagen auf dem Oregon Trail durch Steppen, Wüsten und über Berge. Immer mehr Siedler und Farmer treffen in Oregon ein, um ein Stückchen Land in Besitz zu nehmen.

Die Spieler haben das weite Land auf der großen Karte bereits vor den Augen. In den hohen Bergen locken unerschöpfliche Gold- und Kohlevorkommen. An den großen Seen werden Häfen gebaut. Auf den fruchtbaren Ebenen errichten die Siedler Läden, Kirchen, Post- und Eisenbahnstationen. Dabei müssen sie zunächst zusammenarbeiten, damit das Land wächst und gedeiht. Um aber wirklich erfolgreich zu sein, sollte man im rechten Moment an sich selbst denken. Denn die besten Plätze und die fetteste Beute kann nur einer haben.“


Oregon - der Weg nach Westen war weit …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 60 Farmer (je 15x rot, grün, gelb und blau), 50 Landschafts-Karten (je 10x Siedler, Planwagen, Feuer, Büffel und Adler), 21 Gebäude-Karten (je 3x Poststation, Hafen, Kirche, Kohlengrube, Goldmine, Laden und Eisenbahnstation), 28 Gebäude-Plättchen (je 4x Poststation, Hafen, Kirche, Kohlengrube, Goldmine, Laden und Eisenbahnstation), 7 Start-Plättchen (je 1x Poststation, Hafen, Kirche, Kohlengrube, Goldmine, Laden und Eisenbahnstation - mit roter Rückseite), 4 Extrazug- und 4 Joker-Anzeiger, 21 Kohle-Plättchen (je 7x die Werte 1, 2 und 3), 21 Gold-Plättchen (je 7x die Werte 3, 4 und 5) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Punkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt eine in 15x 10 Feldern untergliederte Landschaft, wobei jeweils 3 Spalten und jeweils 2 Reihen durch ein Symbol (Siedler, Planwagen, Feuer, Büffel und Adler) gekennzeichnet sind. Um diese Landschaft verläuft die Siegpunktleiste.

Die Gebäude-Plättchen werden nach Gebäuden sortiert und neben dem Spielplan abgelegt. Nun werden die Kohle- und Goldplättchen, jeweils getrennt gut gemischt und als verdeckte Haufen bereitgelegt. Auch die Start-Plättchen werden gut gemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt.

Die Landschafts- und Gebäude-Karten werden ebenfalls getrennt gut gemischt und als verdeckte Nachziehstapel bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält nun 1 Gebäude- und 3 Landschafts-Karten, die er auf die Hand nimmt - sowie 15 Farmer einer Farbe, wobei einer davon als Zählstein auf das Feld „0“ der Siegpunktleiste gestellt wird. Außerdem gibt es noch für jeden Spieler einen Extrazug- und Jokeranzeiger, die er vor sich auf den Tisch legt. Dabei muss die aktive Seite nach oben zeigen - die passive Seite ist mit einem roten Kreis mit rotem Kreuz gekennzeichnet.
Als Abschluss erhält noch jeder Spieler eines der Start-Plättchen und legt dieses offen vor sich auf den Tisch.

Bevor nun das eigentliche Spiel beginnt, platzieren die Spieler ihre Start-Plättchen auf einem Feld ihrer Wahl am Spielplan. Dabei ist zu beachten, dass die Untergrundfarbe am Spielplan dem Gebäude-Plättchen entsprechen - und ein Hafen benachbart (auch diagonal ist erlaubt) zu einem Wasserfeld gelegt werden muss.

Wer danach dann an der Reihe ist, führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Karten ausspielen:
Der Spieler muss 2 seiner Karten ausspielen und danach entweder einen Farmer oder ein Gebäude auf dem Spielplan platzieren.
  • Werden 2 Landschafts-Karten ausgespielt, muss der Spieler einen Farmer einsetzen.
    Die auf den ausgespielten Karten zu sehenden Symbole geben an Spielplan nun Schnittpunkte mit je 6 Feldern vor (je 1 Symbol wird für die Reihen und je 1 Symbol für die Spalten verwendet), auf denen der Spieler nun 1 seiner Farmer einsetzen muss. Der Farmer kann auf ein beliebiges freies Feld gestellt werden - nur nicht auf ein Wasserfeld.
    Die ausgespielten Karten kommen auf einen offenen Ablagestapel.
  • Werden 1 Landschafts- und eine Gebäude-Karte ausgespielt, muss der Spieler ein Gebäude bauen.
    Das auf der ausspielten Landschafts-Karte zu sehende Symbol gibt eine Reihe bzw. Spalte vor, in der der Spieler das auf der ausgespielten Gebäude-Karte zu sehende Gebäude bauen muss. Das Gebäude muss auf ein freies Feld mit passendem Untergrund, bzw. ein Haffen benachbart (auch diagonal ist erlaubt) zu einem Wasserfeld gebaut werden.
    Die ausgespielten Karten kommen - getrennt - auf offene Ablagestapel.

    Ist der Joker-Anzeiger eines Spielers aktiv, so kann der Spieler auf das ausspielen einer Landschafts-Karte (nicht Gebäude-Karte) verzichten. Ist dies der Fall, dreht er den Joker-Anzeiger um und kann dafür eine beliebige Spalte bzw. Reihe wählen.

    2. Wertung:
    Je nachdem, ob ein Gebäude gebaut oder ein Farmer platziert wurde, kommt es zu einer entsprechenden Wertung:
  • Farmer-Wertung:
    Hat der Spieler einen Farmer in das Einzuggebiet (das sind die 8, ein Gebäude umgebenden Felder) eines oder mehrerer Gebäude platziert, so erhält er für alle diese Gebäude entsprechend Punkte und/oder Kohle-Plättchen und/oder Gold-Plättchen und darf eventuell seinen Extrazug-Anzeiger und/oder Joker-Anzeiger wieder aktivieren:
    • Poststation: der Spieler erhält 3 Punkte.
    • Hafen: der Spieler erhält 4 Punkte.
    • Kirche: der Spieler erhält so viele Punkte, wie Farmer (eigene und fremde) im Einzugsgebiet der Kirche stehen.
    • Kohlengrube: der Spieler darf ein Kohle-Plättchen ziehen.
    • Goldmine: der Spieler darf ein Gold-Plättchen ziehen.
    • Laden: der Spieler erhält 1 Punkt und darf seinen Joker-Anzeiger aktivieren.
    • Eisenbahnstation: der Spieler erhält 1 Punkt und darf seinen Extrazug-Anzeiger aktivieren.
    Punkte werden sofort entsprechend auf der Siegpunkteleiste markiert. Kohle- und Gold-Plättchen legt der Spieler verdeckt vor sich ab.

    Gruppenwertung: Schafft es ein Spieler durch Setzen seines Farmers eine neue Gruppe von mindestens 3 eigenen Farmern zu bilden, so erhält er dafür 5 Punkte. Die Punkte erhält man nicht, wenn beim Bilden der Gruppe Figuren beteiligt sind, die bereits gewertet wurden.

  • Gebäude-Wertung:
    Hat der Spieler ein Gebäude gebaut, so erhalten alle Spieler, die Farmer im Einzugsgebiet dieses Gebäude haben Punkte und/oder Kohle-Plättchen und/oder Gold-Plättchen und dürfen eventuell ihre Extrazug-Anzeiger und/oder Joker-Anzeiger wieder aktivieren:
    • Poststation: jeder Spieler erhält pro eigenem Farmer 3 Punkte.
    • Hafen: jeder Spieler erhält pro eigenem Farmer 4 Punkte.
    • Kirche: jeder Spieler erhält pro eigenem Farmer so viele Punkte, wie Farmer (eigene und fremde) im Einzuggebiet der Kirche stehen.
    • Kohlengrube: jeder Spieler erhält pro eigenem Farmer ein Kohle-Plättchen.
    • Goldmine: jeder Spieler erhält pro eigenem Farmer ein Gold-Plättchen.
    • Laden: jeder Spieler erhält pro eigenem Farmer 1 Punkt und darf seinen Joker-Anzeiger aktivieren.
    • Eisenbahnstation: jeder Spieler erhält pro eigenem Farmer 1 Punkt und darf seinen Extrazug-Anzeiger aktivieren.

    3. Extrazug nutzen:
    Besitzt der Spieler noch einen aktiven Extrazug-Anzeiger, kann er diesen nun einsetzen, umdrehen und einen weiteren Zug (Punkte 1. und 2.) ausführen. Pro Zug kann nur ein Extrazug ausgeführt werden.

    4. Handkarten ergänzen:
    Am Ende seine (eventuell Extra-)Zuges zieht der Spieler so viele Handkarten nach, bis er 4 Karten auf der Hand hat. Es ist dabei egal, ob er Landschafts- oder Gebäude-Karten nachzieht, sofern er danach mindestens von jeder Sorte eine Karte auf der Hand hat.

    Tritt der Fall ein, dass ein Spieler Gebäude-Karten nachzieht, für die es keine entsprechenden Gebäude-Plättchen mehr gibt, dann darf er die Kare ablegen und Ersatz ziehen.

    Danach ist der nächste Spieler mit seinem Zug an der Reihe.

    Spielende:
    Das Spiel endet, wenn entweder …
  • ein Spieler seinen letzten Farmer eingesetzt hat, oder …
  • 2 beliebige Sorten von Gebäude-Plättchen (bei 2 Spielern) bzw. 3 beliebige Sorten von Gebäude-Plättchen (bei 3 Spielern) bzw. 4 beliebige Sorten von Gebäude-Plättchen (bei 4 Spielern) aufgebraucht wurden.
    Die letzte Runde wird noch zu Ende gespielt.

    Nun decken die Spieler noch ihre Kohle- und Gold-Plättchen auf und ziehen um die entsprechende Anzahl an Punkten auf der Siegpunktleiste vorwärts. Der Spieler, der danach die meisten Punkte besitzt, hat das Spiel gewonnen.
    Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten Farmern am Spielplan - ansonsten gibt es mehrere Sieger.

    Fazit:
    Oregon ist ein interessantes und lustiges Familiespiel. Es ist einfach und schnell zu erlernen, und mit jedem Mal wird es lustiger und spannender, und macht mehr Spaß. Man lernt immer mehr die Mechanismen und Möglichkeiten kennen und - vor allem - zu seinem Nutzen einzusetzen. Mit jeder Partie weiß man auch immer genauer, auf was zu achten und aufzupassen ist - und wie man den Spielmechanismus am besten anwendet.

    Natürlich gehört etwas Kartenglück auch mit zum Spiel - da man aber immer mindestens 6 Felder zum Besetzen bzw. Bauen zur Verfügung hat, hat man damit auch immer eine genügend große Auswahl, aus diesen Gegebenheiten das Beste zu machen. Das Optimum aus jedem Zug - mit den zur Verfügung stehenden Karten - herauszuholen ist also das erklärte und oberste Ziel.
    Hier ist es von Vorteil, wenn keine allzu großen Grübler und Denker am Tisch sitzen hat, sonst kann sich ein Spielzug schon auch mal in die Länge ziehen, bis man wieder an der Reihe ist.
    Man kann man diese Zeit aber durchaus dazu nutzen, für sich schon mal auszurechnen und zu ergründen, wo man seinen nächsten Farmer oder sein nächstes Gebäude platzieren will.

    Ein Zusammenarbeiten und ein Beteiligen der Mitspieler wird sich im fortgeschrittenen Verlauf des Spieles dann nicht vermeiden lassen, und dann gilt es seine Züge so zu optimieren, dass man davon auf alle Fälle den größten Nutzen daraus zieht - und somit den größten Vorteil bzw. die meisten Punkte abbekommt. Geschicktes und taktisches Einsetzen der Joker und Extrazüge kann sehr von Vorteil sein.
    Aber den anderen Spielern geht es genau so - und dass ist ja das schöne daran …

    Damit das Ganze dann auch so richtig bis zum Schluss spannend und interessant bleibt, weiß man bis zum Schluss aufgrund der Kohle- und Gold-Plättchen nie ganz genau, wer eigentlich wie viele Punkte gesammelt hat - und so noch verdeckt vor sich ausliegen hat. Grobes Schätzen hilft zwar ein bisschen, aber „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt“ …

    Das Spiel ist schnell und einfach zu erklären, die übersichtliche und gut strukturierte Anleitung hilft dabei. 6 Seiten mit vielen Bildern und Beispielen lassen keine Fragen offen bzw. Unklarheiten aufkommen. Der Spielablauf ist aber auch sehr einfach und schnell zu merken - und nach der 1. Runde auch irgendwie logisch. Auch Neulinge kommen hier ganz schnell ins Spiel und können sofort dabei sein.

    Das Spielmaterial ist wunderschön und funktionell ausgefallen. Die Farmer sind aus Holz, die Karten und Plättchen kompakt und passend. Alles ist sehr schön illustriert und es macht Spaß mit dem Material zu spielen. Spielmechanismus und -ablauf passen ebenfalls - und es kommt sogar etwas Atmosphäre auf, wenn der Spielplan mit den Farmern und Gebäuden bebaut wird.

    Das Spielmaterial ist in der - für Hans im Glück schon üblichen großen Schachtel- untergebracht. Ungewohnt ist diesmal, dass es keinen Schachteleinsatz wie sonst gibt, sondern nur 4 Abteilungen, in denen das Spielmaterial verstaut werden kann. Ein paar Zipptütchen - vor allem für die Kohle- und Gold-Plättchen - können hier ein Chaos gezielt verhindern und dabei helfen, dass man schneller beim Aufbau des Spieles ist.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Uns hat es aber 3 Spielern etwas mehr Spaß gemacht, da sich einfach mehr tut und mehr los ist. Es ist interessanter und spannender, wenn man sich öfters - und mit mehr Spielern - ins Gehege kommt. Die Spieldauer ist mit guten 45 Minuten auch sehr angenehm - und so kann es durchaus auch mal zu einer sofortigen Revanche kommen.

    Uns hat Oregon sehr gut gefallen und viele angenehme, interessante und spannende Stunden bereitet. Ein Blick auf dieses Spiel lohnt sich auf alle Fälle …

    Vielen Dank an HANS IM GLÜCK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars