Spielbesprechung von Györög Kurt
Saba – Palast der Königin
14.01.2008

von Christian Fiore & Knut Happel
Goldsieber
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Saba - die Perle der Wüste, sagenumwobenes Reich im Orient. Eines Tages werden Sie an den Hof der geheimnisvollen Königin von Saba gerufen. Als einer ihrer Berater sollen Sie ihr einen Palast von einzigartiger Pracht erschaffen. Sorgen Sie klug für Nachschub an Baustoffen, lassen Sie aus Alabaster und Ebenholz den vollkommenen Palast entstehen und setzen Sie sich geschickt gegen Ihre Konkurrenten durch. Denn nur den Besten ihrer Berater wird die Königin als neuen Großwesir an ihre Seite berufen …“

Auf - lasst uns einen Palast von einzigartiger Pracht erschaffen …

Spielmaterial:
1 Spielplan (mit 8 Gartenfeldern, 6 Stadtvierteln: Steinmetz-, Zimmermanns-, Maurer-, Goldschmied-, Wechselstuben- und Basarviertel, einem Hafen, den Baufeldern und dem Aktionskartenfeld), 1 (mehrteiliger und dreidimensionaler) Palast, 32 Spielfiguren (je 8 in 4 Farben), 20 Serailmarker (je 4 in 4 Farben), 60 Rohstoffe (je 15 Spielsteine in weiß: Alabaster, braun: Sandstein, schwarz: Ebenholz und gelb: Gold), 24 Palastteile (je 8 Torbögen, 8 Brunnen und 8 Säulen mit Standfüßen), 24 Palastbaukarten, 2 Schatzkammerkarten und 1 Spielendekarte, 8 Hafenkarten (je 2 in 4 Farben), 41 Aktionskarten (20 ohne und 21 mit Symbol), 1 Wesir und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten eigenen Spielfiguren am Dach des Palastes stehen zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte - in der Mitte davon wird der Palast aufgestellt.

Jeder Spieler erhält die 8 Spielfiguren, 5 Serailmarker und die beiden Hafenkarten einer Farbe und legt diese vor sich auf den Tisch. Die Hafenkarten haben insgesamt 4 verschiedene Seiten, mit 4 verschiedenen Aktionsmöglichkeiten. Diese werden zu Beginn des Spieles so auf den Tisch gelegt, das einmal 2 Rohstofffelder und Wesir und einmal 3 Rohstofffelder und Aktionskarte sichtbar ist.

Der Startspieler nimmt von jeder Rohstoffsorte einen Rohstoff und teilt jedem Spieler – außer sich selbst – einen zufällig gewählten Rohstoff zu. Übrig gebliebene Rohstoffe kommen zu den anderen zurück. Ein im Uhrzeigersinn 3. und 4. Spieler erhält noch einen zusätzlichen Rohstoff der gleichen Sorte. Die Rohstoffe werden offen vor den Spielern abgelegt.

Dann nimmt der Startspieler wieder je einen Rohstoff jeder Sorte und legt wieder zufällig je einen davon auf jedes der 4 Hafenfelder. Da jedes Hafenfeld aus 2 bis 4 Feldern besteht, werden die restlichen Felder jedes Hafenfeldes mit gleichartigen Rohstoffen aufgefüllt. Die restlichen Rohstoffe bilden nun den allgemeinen Vorrat, der neben dem Spielplan bereitgelegt wird – so wie auch die Palastteile.

Die Palastbaukarten werden nach den Ausbauten („1“, „2“ und „3“) in Stapeln sortiert und verdeckt gemischt. In 3 Palastbaukarten „3“ wird die Spielendekarte eingemischt – und die Karten abgelegt. Darauf kommen die 5 restlichen Palastbaukarten „3“. Auf diesen Stapel wird die 2. Schatzkammerkarte gelegt, darauf kommen die Palastbaukarten „2“. Darauf nochmals die 1. Schatzkammerkarte und zuletzt die Palastbaukarten „1“. Diese bilden nun einen Nachziehstapel, der gut erreichbar neben den Spielplan kommt.
Die obersten 3 Karten werden aufgedeckt und offen auf die 3 Baufelder am Spielplan gelegt.

Nun werden noch die 20 Aktionskarten ohne Symbol gut gemischt und als Nachziehstapel auf dem entsprechenden Feld am Spielplan platziert. Die restlichen 21 Aktionskarten mit Symbol werden nur für die Profivariante gebraucht – und kommen erstmal in die Schachtel zurück.

Nachdem nun noch der Wesir auf das Basarviertel der Stadtviertel gestellt wurde, kann das eigentliche Spiel beginnen.

Wer nun an der Reihe ist, führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Rohstoffe im Hafen nehmen:
Der Spieler wählt eine der beiden offen vor ihm ausliegenden Hafenkarten aus – und muss die dazugehörige Aktion ausführen. Folgende Möglichkeiten – von denen immer 2 offen ausliegen – gibt es:
  • 2 Rohstofffelder und Aktionskarte: der Spieler muss die Rohstoffe vom entsprechenden Hafenfeld zu seinem Vorrat und eine Aktionskarte auf die Hand nehmen.
  • 2 Rohstofffelder und Palastbaukarte: der Spieler muss die Rohstoffe vom entsprechenden Hafenfeld zu seinem Vorrat und eine der offen ausliegenden Palastbaukarten aus dem Spiel nehmen. Die Baufelder werden sofort wieder aufgefüllt.
  • 3 Rohstofffelder und Wesir: der Spieler muss die Rohstoffe vom entsprechenden Hafenfeld zu seinem Vorrat nehmen und den Wesir in ein anderes der 6 Stadtviertel versetzen. Die Aktion des Stadtviertels muss er sofort ausführen.
  • 4 Rohstofffelder: der Spieler muss die Rohstoffe vom entsprechenden Hafenfeld zu seinem Vorrat nehmen.

    Nach der Aktion wird die gewählt Hafenkarte umgedreht, so dass im nächsten Zug die Aktion der Rückseite gewählt werden kann.
    Außerdem werden die Rohstoffe im Hafen wieder aufgefüllt. Dazu werden zuerst die verbliebenen Rohstoffe soweit als möglich zum Hafenfeld mit 4 Rohstoffen hin aufgerückt. Fehlende Rohstoffe in einem Hafenfeld werden dabei vom allgemeinen Vorrat aufgefüllt. Das ganz links liegenden Hafenfeld wird nun mit der Rohstoffsorte – die der Spieler soeben erhalten hat und die im Hafen nun fehlt – aufgefüllt.

    2. Palastteil bauen:
    Die offen ausliegenden Palastbaukarten geben vor, welche Palastteile errichtet werden können. Auf ihnen ist angegeben, in welchem Gartenfeld welcher Palastteil gebaut werden kann – und wie viele und welche Rohstoffe dafür erforderlich sind.

    Der Spieler kann sich nun für eine der Palastbaukarten entscheiden und den entsprechenden Palastteil bauen. Dazu legt der die erforderlichen Rohstoffe in den allgemeinen Vorrat zurück, nimmt sich den entsprechenden Palastteil und stellt ihn in das entsprechende Gartenfeld. Dabei ist zu beachten, dass bei einem Baufeld 1 und bei einem Baufeld 2 Goldstücke zusätzlich zu entrichten sind, wenn man die entsprechende Palastbaukarte wählt.

    Torbögen werden dabei beim Palast eingehängt, Brunnen und Säulen werden ins Gartenfeld gestellt. Gleich anschließend darf der Spieler eine seiner Spielfiguren auf den – diesem Gartenfeld zugeordneten - Balkon am Palast.
    Ist der Balkon bereits besetzt, kommt die Figur an den Besitzer zurück und wird durch die Figur des Spielers ersetzt, der den Palastteil errichtet hat.
    Erhält ein Spieler eine Spielfigur vom Palast zurück, darf er einen seiner Serailmarker auf das 1. Feld im Serail am Palast legen. Schon im Serail liegende Marker werden zuvor ein Feld weitergerückt – und je nach Spieleranzahl kommen ganz hinten liegenden Serailmarker wieder zum entsprechenden Spieler zurück.

    Durch die Marker im Serail ist genau geregelt, wie Gleichstände im Spiel aufgelöst werden. Es ist dabei immer der Spieler im Vorteil, der die meisten Marker im Serail liegen hat bzw. bei Gleichstand, wer den letzten Marker ins Serail gelegt hat.

    Frei gewordene Baufelder werden zuerst mit noch ausliegenden Karten aufgefüllt, indem diese vom Feld mit 2 Goldstücken Richtung Feld ohne Goldstücke nachgerückt werden. Das freigewordene Feld mit 2 Goldstücken wird nun mit einer Karte vom Nachziehstapel offen belegt.

    Anstatt oder zusätzlich zu den ausliegenden Palastbaukarten kann ein Spieler auch eine ausliegende Schatzkammerkarte erfüllen, indem er die geforderten Rohstoffe abgibt. Dadurch wird dann eine Schatzkammerwertung ausgelöst, bei der der Spieler mit den meisten Figur am Palast eine seiner Figuren in die Schatzkammer am Palast stellen darf. Diese ist dort sicher – und bleibt bis zum Spielende dort stehen.

    3. Spielfigur in ein Stadtviertel stellen:
    Hat der Spieler in seinem Zug einen Palastteil gebaut, darf er eine seine Spielfiguren auf eines der beiden freien Felder eines Stadtviertels stellen. Dafür ist – wie auf dem entsprechenden Feld angegeben – 1 oder 2 Gold abzugeben. Ab seinem nächsten Zug kann dann der Spieler – einmal pro Zug – für jede Spielfigur in einer Stadt, die jeweilige Aktion nutzen.

    Steht jedoch der Wesir in diesem Stadtviertel, ist dieses Viertel blockiert – und es können keine Aktionen dieser Stadt ausgeführt werden.

    Folgende Stadtviertel und Nutzen gibt es:
  • Steinmetzviertel: der Spieler darf sich einen weißen Rohstoff (Alabaster) nehmen.
  • Zimmermannsviertel: der Spieler darf sich einen schwarzen Rohstoff (Ebenholz) nehmen.
  • Maurerviertel: der Spieler darf sich einen braunen Rohstoff (Sandstein) nehmen.
  • Goldschmiedviertel: der Spieler darf sich einen gelben Rohstoff (Gold) nehmen.
  • Wechselstubenviertel: der Spieler darf 1 Gold gegen 1 Alabaster, 1 Ebenholz oder 1 Sandstein – oder umgekehrt – tauschen.
  • Basarviertel: der Spieler darf 1 Rohstoff gegen einen anderen (nicht jedoch Gold) tauschen.

    4. Aktionskarte ziehen:
    Der Spieler darf eine Aktionskarte ziehen und auf die Hand nehmen. Der Spieler darf beliebig viele Aktionskarten ausspielen – darf aber am Ende seines Zuges nie mehr als 3 Aktionskarten auf der Hand haben.
    Ebenso ist die Anzahl der Rohstoffe, die ein Spieler am Ende seines Zuges vor sich liegen haben darf, auf 7 Stück begrenzt.

    Überzählige Karten oder Rohstoffe müssen abgelegt bzw. in den allgemeinen Vorrat zurückgelegt werden.

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

    Spielende:
    Das Spiel endet sofort, wenn entweder …
  • alle Palastbaukarten gebaut oder aus dem Spiel genommen wurden, oder …
  • die Spielendekarte erfüllt wurde.

    Der Spieler mit den meisten Figuren am Palast hat gewonnen. Ein Gleichstand wird durch das Serail entschieden.

    Profiregeln:
    In dieser Variante werden zum Spielen alle Aktionskarten (mit und ohne Symbol) verwendet.
    Ein Spieler darf dabei am Ende seines Zuges bis zu 4 Aktionskarten auf der Hand behalten.

    Außerdem stellt der Führende im Serail eine seiner Spielfiguren zusätzlich ins Serail, die – solange sie dort steht – zusätzlich für ihn zählt.

    Auch hat der Spieler in dieser Variante die Möglichkeit, beim Bau eines Palastteiles 1 beliebigen Rohstoff aus seinem Vorrat zusätzlich zum Palastteil in das entsprechende Gartenfeld zu legen. In diesem Gartenfeld darf nur gebaut werden, wenn zusätzlich zu den normalen Baukosten dieser Rohstoff mit abgegeben wird.

    Fazit:
    Saba – Palast der Königin ist ein nettes und schönes Sammel-, Bau- und auch Positionsspiel, das einfach und schnell zu erlernen ist. Es ist daher sicherlich auf für die ganze Familie geeignet – vor allem, weil ein schneller und unkomplizierter Einstieg möglich ist.

    Die Spielanleitung umfasst 6 Seiten, wobei davon aber für die eigentliche Spielerklärung nur 4 Seiten verwendet werden. Außerdem gibt es viele übersichtliche Bilder und Beispiele, aufgrund dessen keine Fragen und Unklarheiten offen bleiben sollten.
    Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Einleitung der Anleitung, bei der man die Aufzählung des Spielmaterials mit der Erklärung der Vorbereitungsarbeiten kombiniert hat.

    Das Spiel selbst ist nett und konzentriert sich auf den gezielte Sammeln und Verbauen von Rohstoffen. Dazu muss man geschickt seine Figuren in den Stadtvierteln einsetzen und ausnutzen. Der Wesir ist hier das sogenannte Ärgerelement im Spiel, mit dem man seine Mitspieler behindern kann. Ansonsten muss man nur sehen, dass man schnell genug ist – und recht günstig seine Figuren in den Stadtvierteln unterbringt.
    Zum Bauen stehen immer 3 offen ausliegende Palastbaukarten zur Verfügung, auf die man sich konzentriert. Wer nun schneller und besser sammelt hat die Möglichkeit den entsprechenden Palastteil zu bauen und einen - zum Gewinnen notwendige Spielfigur – auf den Palast zu stellen. Dabei sollte man tunlichst darauf achten, wenn möglich gezielt andere Spielfiguren auf den Balkonen abzulösen – um so die Mehrheit und damit den Sieg vor Augen zu haben.
    Nicht ganz unwesentlich ist dabei auch das Serail – vor allem mit der Profiregel, durch die eine zusätzliche Figur ins Spiel kommt.

    Als wesentliches Spielelement habe ich die Schatzkammerwertung empfunden – die es leider nur zweimal im Spiel gibt – und mit der man eine eigene Spielfigur in die Schatzkammer bekommen kann, die dort sicher ist – und bis zum Spielende verbleibt.
    Noch ein Vermerk zur Profiregel: da sich dadurch nicht unbedingt Wesentliches im Ablauf verändert, dass Spiel aber um einiges interessanter und facettenreicher wird, sollte man diese gleich vom Anfang an einsetzen und damit spielen. Es zahlt sich aus …

    Das Spielmaterial ist sehr schön und funktionell ausgefallen. Alles ist wunderschön und passend illustriert und passt sehr gut zum Thema. Vor allem der Palast – der durch seine Dreidimensionalität einen Blickfang darstellt, aber auch gleichzeitig etwas hinderlich ist, wenn darum geht, in das Gartenfeld hinter diesen zu sehen.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und dauert ca. 45 bis 70 Minuten. Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen gleich - verläuft aber nicht unbedingt sehr spannend. Da die Palastteile mehr oder weniger in vorgegebener Reihenfolge verbaut werden (müssen). Hier wurde doch einiges an Spannung aus dem Spiel genommen – wäre es doch interessant gewesen, durch gezieltes Verbauen von höherwertigen Palastteilen seine Mitspieler zu blockieren.

    Saba – Palast der Königin ist ein nettes und schön gemachtes Spiel, dem aber irgendwie die Würze fehlt. Es ist zwar kein Spiel, das ich nicht wieder spielen würde, aber unbedingt von selbst werde ich es wahrscheinlich nicht wieder so schnell auf den Tisch bringe, dafür gibt es einfach zu viele Spiele, die mir besser gefallen…

    Vielen Dank an GOLDSIEBER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars