Spielbesprechung von Györög Kurt
Shanghaien
19.05.2008

von Roman Pelek & Michael Schacht
Abacus-Spiele
für 2 Spieler
ab 8 Jahren

„So mancher Matrose betrat in Shanghai eine Hafenkneipe und wachte in der Kajüte eines Seelenverkäufers wieder auf: So bekam diese Anwerbemethode skrupelloser Kapitäne den Namen „shanghaien“!
Zwei Kapitäne würfeln um die bessere Mannschaft und machen dabei selbst vor schmutzigen Tricks nicht halt!“


Wer ist der listigere Kapitän …

Spielmaterial:
48 Kneipenkarten (40 Matrosen in 8 Farben [je 5 Karten mit den Werten 1, 2, 3, 4 und 5] und 8 Karten „Schmutzige Tricks“), 12 Würfel (je 6 in rot und blau), 2 Kapitän-Figuren (in rot und blau) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Punkte zu haben.

Spielablauf:
Alle Karten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. Die 6 obersten Karten werden aufgedeckt und in einer Reihe – als Auslage – in die Tischmitte ausgelegt.
Jeder Spieler erhält den Kapitän und die 6 Würfel einer Farbe.

Wer an der Reihe ist, muss eine der folgenden Aktionen ausführen:
Würfeln und anlegen:
Besitzt der Spieler noch mindestens 2 Würfel, darf er diese Aktion wählen und mit 2 Würfeln würfeln. Er sucht sich dann einen Würfel davon aus und legt diesen an die entsprechende Karte in der Auslage an.
Den 6 Karten in der Auslage werden die Würfelwerte von 1 bis 6 zugeordnet – die Richtung (von rechts nach links oder umgekehrt) wird durch das Legen des ersten Würfels (durch den Startspieler der Runde) bestimmt.
Der Würfel wird an der dem Spieler zugewandten Seite angelegt – der andere Würfel kommt in seinen Vorrat zurück.

Danach ist der andere Spieler an der Reihe.

Shanghaien:
Diese Aktion darf ein Spieler nur dann wählen, wenn er bereits mindestens 2 seiner Würfel in der Auslage liegen hat – er muss diese Aktion jedoch wählen, wenn er nur mehr 1 Würfel in seinem Vorrat hat.
Wird die Aktion gewählt, werden die Karten der Auslage verteilt, und zwar nach folgendem Prinzip:
  • liegen an einer Karte keine Würfel an, kommt diese aus dem Spiel.
  • liegen an einer Karte nur Würfel eines Spielers, bekommt dieser Spieler diese Karte.
  • liegen an einer Karte Würfel beider Spieler, bekommt die Karte der Spieler, der mehr Würfel anliegen hat.
  • liegen an einer Karte gleich viele Würfel beider Spieler, bekommt die Karte der Spieler, dessen Würfeln an den Nachbarkarten die höhere Augensumme ergeben. Gibt es hier einen Gleichstand, kommt die Karte aus dem Spiel.

Matrosenkarten:
Diese Karten werden nach Farben sortiert und offen vor dem Spieler abgelegt.

„Schmutzige Tricks“-Karten:
Diese Karten werden getrennt von den anderen Karten offen vor dem Spieler abgelegt.
Pro Runde darf der Spieler eine seiner „Schmutzigen Tricks“-Karten einsetzen – und stellt als Erinnerung seine Kapitänsfigur in die Auslage (und erhält diese dann am Ende der Runde zurück). Der Spieler muss sich für eine der beiden Möglichkeiten, die auf der Karte vorgegeben sind, entscheiden. Folgende Möglichkeiten gibt es:
  • 2 Matrosen: diese Karte muss zu einer beliebigen Matrosenkarte gelegt werden und zählt wie 2 Matrosen dieser Farbe. Sie kann niemals alleine ausgelegt werden.
  • Würfel +/-1: der Spieler darf einen der beiden soeben gewürfelten Würfel um 1 Augenzahl nach oben bzw. unten ändern. Die Karte kommt danach aus dem Spiel.
  • Beide Würfel anlegen: der Spieler darf beide soeben gewürfelten Würfel in die Auslage legen. Die Karte kommt danach aus dem Spiel.
  • Nochmals würfeln: der Spieler darf beide soeben gewürfelten Würfel nochmals würfeln – muss das neue Ergebnis dann aber auch akzeptieren. Die Karte kommt danach aus dem Spiel.

Nach dem Verteilen der Karten ist die laufende Runde beendet. Die Spieler erhalten ihre Würfel wieder zurück - und der Spieler, der die Aktion „Shanghaien“ gewählt hat, startet eine neue Runde durch das Auslegen von 6 neuen Karten. Sein Mitspieler wird zum neuen Startspieler.

Spielende:
Das Spiel endet nach der 8. Runde, nachdem alle Karten aufgebraucht und verteilt wurden. Nun kommt es zu einer Wertung, in der die Spieler ihre Kartenwerte in jeder Farbe vergleichen:
  • haben beide Spieler Karten einer Farbe, nimmt der Spieler mit der höheren Summe seine Karten aus dem Spiel und erhält die Karten seines Mitspielers dieser Farbe. Herrscht Gleichstand kommen alle Karten aus dem Spiel.
  • hat nur ein Spieler Karten einer Farbe, behält er seine Karten.
Danach addiert jeder Spieler die Werte seiner Karten – für nicht eingesetzte „Schmutzige Tricks“-Karten erhält der Spieler einen zusätzlichen Siegpunkt.

Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Fazit:
Shanghaien ist ein lustiges und interessantes Würfelspiel, an dem die ganze Familie ihren Spaß haben kann. Dabei ist man dann aber nicht – wie man vielleicht vermuten möchten – komplett dem Würfelglück ausgeliefert, sondern es können durchaus auch taktische Überlegungen eingebracht werden. Vor allem durch den Einsatz der „Schmutzigen Tricks“-Karten, kann man seinem Würfelglück durchaus auf die Sprünge helfen. Aber auch so hat man immer die Wahl einen von zwei Würfeln nehmen und nutzen zu können.
Und nicht ungeachtet sollte man dabei immer die Möglichkeit lassen, dass man auch die Runde beenden und die Karten verteilen kann.

Aber auch die Übersicht, wer gerade mit wie vielen Punkten einer Farbe in Führung ist, sollte man behalten. So kann es durchaus sinnvoll sein, eine Karte einer Farbe mit niedrigem Wert zu erobern, um damit die Siegpunkte des Mitspielers zu drücken. Was helfen ihm viele Siegpunkte in einer Farbe, wenn er dann doch die wenigen vom Mitspieler nehmen muss – und nur diese für die Wertung zählen. Aber auch für sich selbst sollte man diesen Umstand beachten, und womöglich versuchen ein „Monopol“ unbedingt bis zum Schluss zu behalten …

Das Spiel besteht hauptsächlich aus schön und passend illustrierten Karten und 2 Holzfiguren, sowie 12 Würfeln, die in einer schon fast zu groß wirkenden Schachtel daherkommen. Alles ist stimmig und funktionell – und dadurch man nur wenig Platz zum Spielen braucht, kann man das Spiel auch fast überall spielen. So kann man sich damit leicht zwischendurch und schnell mal die Zeit vertreiben, oder eine Wartezeit verkürzen …

Die Spielanleitung besteht aus einem kleinen Heftchen, in dem das Spiel in Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch erklärt wird. Dabei reichen 4 kleine Seiten für die deutschen Erklärungen, die übersichtlich und ausführlich ausfallen und keine Fragen oder Unklarheiten offen lassen. Beispiele und Bilder runden das Bild der Anleitung ab …

Beim Spiel handelt es sich um ein 2-Personen-Spiel mit einer angenehmen Spieldauer von 20 Minuten pro Spiel. So bleibt immer genügend Zeit für eine schnelle Revanche, ohne die man selten vom Tisch kommen wird.

Uns hat Shanghaien recht gut gefallen und wird auch immer wieder mal auf den Tisch finden, sei es als Auftakt oder Ausklang eines Spieleabends, oder aber auch gerne mal nur für zwischendurch – es ist einfach lustig und macht Spaß …

Vielen Dank an ABACUS-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars