Spielbesprechung von Györög Kurt
Vineta – Atlantis des Nordens
23.10.2008

von Fabiano Onça, Mauricio Gibrin & Mauricio Miyaji
Winning Moves
für 2 - 6 Spieler
ab 10 Jahren

„Noch liegt sie friedlich da, die sagenumwobene Ostsee-Stadt Vineta, von Wasser umgeben. Doch ihr Schicksal ist besiegelt, denn die Götter haben sie zum Untergang bestimmt!
Jeder Spieler verkörpert einen der zornigen Götter des Nordens, die im Spielverlauf gemeinsam die Stadt untergehen lassen. Aber jeder Gott stellt insgeheim eines der ansässigen Völker und einen Stadtteil unter seinen Schutz. Es gilt, die Karten klug zu spielen, um die Fluten vom eigenen Stadtteil und den Häusern seines Volkes fernzuhalten und so am Spielende möglichst viele eigene Häuser und den eigenen Stadtteil vor dem Untergang gerettet zu haben.“


Vineta – Atlantis des Nordens …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 9 Stadtteile (3x Stadtmitte in rot, 3x Oberstadt in gelb und 3x Vorstadt in grün), 49 Häuser (je 7 in den 7 Farben der Völker), 180 Götter-Karten (je 6 Sätze á 30 Karten), 6 Götter-Chips, 7 Häuser-Kärtchen, 9 Stadtteil-Kärtchen, 1 Startspielerturm, 1 Rundenscheiben, 1 Übersichtsblatt und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Punkte zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Die 9 Stadtteile werden auf die entsprechenden Markierungen am Spielplan gelegt. Je nach Spieleranzahl wird eine bestimmte Anzahl an Häuserfarben verwendet, und zwar eine Farbe mehr als Spieler teilnehmen – von diesen werden alle Häuser bereitgelegt. Nicht benötigte Häuser verbleiben in der Schachtel.
Die Häuser-Kärtchen der teilnehmenden Farben und die Stadtteil-Kärtchen werden jeweils gut gemischt und als verdeckte Stapel bereitgelegt.

Jeder Spieler nimmt nun 1 verdecktes Häuser-Kärtchen und 1 Stadtteil-Kärtchen, sieht sich beide an, und legt diese für die anderen Spieler nicht sichtbar vor sich ab. Mit diesen Karten wird festgelegt, welcher Spieler welche Häuserfarbe retten will und für welchen Stadtteil punkten wird. Nicht benötigte Karten kommen unbesehen in die Schachtel zurück.
Außerdem erhält jeder Spieler einen Satz Götterkarten, die er mischt und als verdeckten Stapel vor sich ablegt. Denn dazugehörigen Götter-Chip legt er neben seinen Karten ab.

Der älteste Spieler wird zum Startspieler und legt die Rundenscheibe vor sich ab und stellt den Startspielerturm darauf.

Beginnend mit dem Startspieler setzen nun alle Spieler reihum einzeln je 1 Haus einer beliebigen Farbe auf einen beliebigen Stadtteil, bis alle Häuser verteilt wurden.
Nun nimmt noch jeder Spieler die obersten 7 Karten von seinem Kartenstapel auf die Hand.

Das Spiel verläuft über insgesamt 8 Runden, die wie folgt ablaufen:
Karten ausspielen:
Alle Spieler spielen zugleich eine ihrer Handkarten verdeckt auf den Tisch aus.
Der Startspieler deckt als Erster seine Karte auf und legt diese entsprechend – je nach Art der Karte – ab. Folgende Karten gibt es:
Eine Flutkarte bedroht immer einen bestimmten Stadtteil: entweder wählt der Spieler nun einen Stadtteil aus, der noch nicht von einem anderen Spieler bedroht wird und an den Ozean grenzt, markiert diesen mit seinen Götter-Chip und startet durch das Ausspielen der Karte vor sich auf dem Tisch eine Sturmflut-Reihe – oder der Spieler legt eine Flutkarte an eine bereits ausliegende Sturmflut-Reihe an.
Eine Aktionskarte wird entweder neben eine Reihe gelegt, bis zum Ende der Runde offen vor dem Spieler abgelegt oder kommt nach Durchführung der Aktion auf den eigenen Ablagestapel.

Dann deckt der nächste Spieler seine Karte auf und spielt diese. Wenn alle Spieler ihre Karten gespielt haben, ziehen sie die oberste Karrte ihres Nachziehstapels nach. Ist der Stapel aufgebraucht, muss der Spieler zuerst alle Handkarten ausspielen, bevor der Ablagestapel neu gemischt werden darf und als neuer Kartenstapel genutzt werden kann.

Dann wird der Startspielerturm an den linken Nachbarn weitergegeben – die Rundenscheibe bleibt jedoch liegen – und ein neuer Durchgang kann beginnen.

Ein Satz Götter-Karten enthält folgende Karten:
  • Flutkarten (insgesamt 16 Karten): 5x 1 Welle, 6x 2 Wellen, 4x 3 Wellen und 1x 4 Wellen. Mit ihnen versuchen die Spieler Stadtteile untergehen zu lassen.
  • Machtwort (1 Karte): diese Karte wird neben eine Flutkarten-Reihe gespielt und hat 2 Möglichkeiten, für die sich der Spiele beim Aufdecken entscheiden muss: entweder erhöht die Karten die Anzahl der Wellen der Flutreihe um 7, oder verringert deren Anzahl.
  • Wechselnder Wind (3 Karten): der Spieler darf eine beliebige Flutkarte aus einer Reihe nehmen und an das Ende einer anderen Reihe legen.
  • Ruhige See (1 Karte): der Spieler darf eine beliebige Flutkarte aus einer Reihe nehmen und auf den entsprechenden Ablagestapel legen.
  • Falsche Hoffnung (3 Karten): der Spieler darf 1 Haus aus einem beliebigen Stadtteil in einen gefährdeten Stadtteil (Stadtteil mit Götter-Chip) versetzen.
  • Eine Karte mehr / Eine Karte weniger (je 1 Karte): die aktuelle Runde verlängert / verkürzt sich um 1 Karte. Mehrere Karten dieser Art werden gegeneinander aufgerechnet.
  • Rettung (1 Karte): der Spieler darf 2 Häuser aus einem gefährdeten Stadtteil (Stadtteil mit einem Götter-Chip) in einen beliebigen anderen Stadtteil versetzen.
  • Umzug (1 Karte): der Spieler darf alle Häuser eines Stadtteiles mit allen Häusern eines anderen Stadtteiles vertauschen.
  • Panik (1 Karte): der Spieler darf 3 Häuser aus einem Stadtteil auf 3 beliebige andere Statteile verteilen.
  • Quarantäne (1 Karte): der Spieler darf einen Stadtteil bestimmen, aus dem bis zum Ende der Runde kein Haus mehr entfernt werden darf. Zur Kennzeichnung werden die betroffenen Häuser auf die Seite gelegt und erst am Ende der Runde wieder aufgestellt.

    Rundenwertung:
    Eine Runde endet meist nach 3 Durchgängen, nachdem jeder Spieler 3-mal eine Karte ausgespielt hat. Dies ist nur dann nicht der Fall, wenn sich durch Aktionen oder durch Gleichstände etwas anderes ergibt.

    Nun wird die Sturmflut-Reihe mit den meisten Wellen ermittelt – diese gibt an, welcher Stadtteil untergeht und vom Spielplan genommen wird. Bei einem Gleichstand spielt jeder Spieler nochmals eine Karte aus, um den Stadtteil zu ermitteln – dies muss danach nicht zwangsläufig ein Stadtteil sein, der am Gleichstand beteiligt war.
    Die Häuser dieses Stadtteils werden unter den – an der Sturmflut beteiligten – Spieler aufgeteilt. Die Reihenfolge richtet sich nach der Reihenfolge, in der die Karten ausgespielt wurden und geht solange, bis alle Häuser verteilt wurden.

    Danach wird der Startspielerturm an den linken Nachbarn weitergegeben, welcher nun auch die Rundenscheibe darunter legt. Bei 3 Spielern bleibt der Startspielerturm jedoch beim jeweiligen Spieler, es wird nur die Rundenscheibe darunter gelegt.
    Die Götter-Chips, sowie Flut- und Aktionskarten gehen an ihre Besitzer zurück, die die Karten auf ihre Ablagestapel legen.

    Danach kann eine neue Runde beginnen.

    Spielende:
    Das Spiel endet nach der 8. Runde, wenn also nur noch 1 Stadtteil – mit eventuell einem oder mehreren Häusern – ausliegt.
    Nun decken die Spieler ihre Häuser- und Stadtteil-Karten auf und bekommen wie folgt Punkte gutgeschrieben:
    • Für jedes Haus der eigenen Farbe auf dem letzten Stadtteil: 3 Punkte.
    • Für jedes während des Spiels gewonnene Haus: 1 Punkt.
    • Der letzte Stadtteil bringt seinem Besitzer …
      • bei einem Stadtteil in der Stadtmitte (rot): 2 Punkte.
      • bei einem Stadtteil in der Oberstadt (gelb): 4 Punkte.
      • bei einem Stadtteil in der Vorstadt (grün): 7 Punkte.
    Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der die meisten Häuser seiner Farbe auf den letzten Stadtteil retten konnte. Besteht weiterhin Gleichstand, gibt es mehrere Sieger.

    Fazit:
    Vineta – Atlantis des Nordens ist ein interessantes und spannendes Lauf- und Positionsspiel für Groß und Klein. Übersichtliches und vorausschauendes Spielen ist unerlässlich, wenn man nicht schon anfängliche sein Felle bzw. Häuser bzw. seinen Stadtteil „davonschwimmen“ sehen möchte. Um hier aber sinnvoll und geschickt eingreifen zu können, gilt es taktisch seine Karten einzusetzen.

    Außerdem kann es auch von Vorteil sein, wenn man seine Mitspieler beobachtet und im Auge behält, um eventuell herauszubekommen, welche Häuserfarbe bzw. welcher Stadtteil beschützt wird. Angriffe auf diese Stadtteile bzw. Häuser bringen dann die Würze – und auch den Ärgerfaktor – ins Spiel. Hier kann es dann schon mal etwas frustrierend für einen Spieler sein, wenn alle seine bevorzugten Häuser und auch der Stadtteil aus dem Spiel sind. Destruktives Spiel könnte unter Umständen dann die Folge sein …

    An und für sich bleibt das Spiel aber über die gesamte Dauer von ca. 45 Minuten spannend und interessant, und verläuft kurzweilig und schnell. Zwar sollte man für ein gutes Spiel auch ein wenig Kartenglück haben, um entsprechend agieren zu können – ansonsten gilt es eben, aus seinen Karten das Beste zu machen. Aber auch geschicktes und vorausschauendes Haushalten mit den hilfreichen und wertvollen Karten kann hier sehr hilfreich sein …

    Um mit allen Karten aber geschickt bzw. taktisch hantieren zu können, bedarf es aber einiger Partien, in denen man die Karten eben kennen- und taktisch gut zu spielen lernt. So gibt es nach den ersten Runden fast immer ein – oder auch mehrere Aha-Erlebnisse – und man bemerkt was man besser oder vor allem geschickter hätte machen können. Dadurch ich auch der Wiederspielreiz im Spiel gegeben – und einer weitern Runde wird sicherlich niemand im Wege stehen .

    Die Spielanleitung umfasst 4 Seiten, die sich ausschließlich dem Spiel widmen. Umfassend und übersichtlich – inklusive Beispielen und Bildern – wird einem der Spielablauf näher gebracht und gut erklärt. Bei uns blieben keine Unklarheiten oder Fragen offen.
    Das separate Übersichtsblatt benötigt man für den Spielaufbau und für die genauen Kartenbeschreibungen.

    Das Spiel ist für 2 bis 6 Spieler ausgelegt – und spielt sich an und für sich in allen Besetzungen sehr gut. Natürlich ist es bei dieser Art von Spiel so, dass mit jedem weiteren Spieler das Spiel auch gleichzeitig interessanter und spannender wird.
    Je mehr desto lustiger war bei uns jedenfalls stark zu merken …

    Das Spielmaterial besteht aus kompakten Karton, sowie Holzhäuser und handlichen Karten, alles passt gut zusammen und zum Thema wie auch Spielablauf. Untergebracht ist alles in der für Winning Moves üblichen Schachtelgröße – und kann so auch leicht überall hin mitgenommen werden.

    Uns hat Vineta – Atlantis des Nordens sehr gut gefallen und schon viele spannende und interessante Stunden bereitet. Und wir sind uns sicher, dass uns das Spiel noch einige Zeit über beschäftigen wird - es macht einfach Spaß …

    Vielen Dank an WINNING MOVES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars