Spielbesprechung von Györög Kurt
Bonnie and Clyde
09.08.2009

von Mike Fitzgerald
Abacus-Spiele
für 2 – 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Bonnie Parker und Clyde Barrow waren berüchtigte Gesetzesbrecher. Zwischen 1931 und 1935 raubten sie im Landesinneren der USA zahlreiche Banken aus. Ihre Beutezüge und ihr Charisma machten sie berühmt. Bald wurden über ihre Geschichte Bücher geschrieben und Filme gedreht. Der FBI-Agent, der mit ihrer Ergreifung beauftragt wurde, hieß Ted Hinton.“

Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines FBI-Agenten und versucht Bonnie und Clyde zu fassen.

Spielmaterial:
1 Fluchtauto, 1 Spielbrett, 60 Beweiskarten (6x 10 verschiedene Orte), 1 „Bonnie Parker“-Karte, 1 „Clyde Barrow“-Karte, 15 „Ted Hinton“-Karten und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Es gewinnt der Spieler, der als erster 100 Punkte oder mehr erreicht.

Spielablauf:
Das Spielbrett kommt in die Tischmitte – es zeigt 10 Orte, die entsprechend nummeriert sind. Das Fluchauto kommt auf den ersten Ort.
Die Beweis- und „Ted Hinton“-Karten werden gut gemischt und davon 8 Karten – verdeckt – genommen und mit den beiden Karten „Bonnie Parker“ und „Clyde Barrow“ erneut gut gemischt. Unter jeden Ort des Spielplans kommt dann verdeckt eine dieser Karten.

Von den restlichen Karten bekommt jeder Spieler – je nach Spieleranzahl – 10 bis 8 Karten auf die Hand. Die übrig gebliebenen Karten bilden einen verdeckten Nachziehstapel in der Tischmitte. Die oberste Karte davon wird aufgedeckt neben diesen Stapel ausgelegt und bildet einen Abwurfstapel.

Wer nun an der Reihe ist, führt in seinem Zug folgende Aktionen aus:
1. Ziehen (Pflicht):
Der Spieler muss 1 Karte vom Nachziehstapel – oder die oberste Karte des Abwurfstapels – auf die Hand nehmen.

2. Ausspielen (freiwillig):
Der Spieler darf 1 „Ted Hinton“-Karte und beliebig viele Beweiskarten – in beliebiger Reihenfolge – ausspielen.
  • „Ted Hinton“-Karte: ermöglicht dem Spieler eine der 3 folgenden Aktionen:
    • Der Spieler darf 2 Karten nachziehen.
    • Der Spieler darf sich eine Karte aus dem Abwurfstapel heraussuchen und auf die Hand nehmen.
    • Der Spieler darf sich eine Karte unter einem beliebigen Ort ansehen und entscheiden, ob er sie auf die Hand nimmt, oder nicht. Die Karten „Bonnie“ oder „Clyde“ muss er liegen lassen!
    Anschließend kommt die „Ted Hinton“-Karte auf den Abwurfstapel – zählt dabei aber nicht als „Abwerfen“ des Spielers, mit dem er seinen Zug beendet.
  • Beweiskarten: mit diesen kann der Spieler eine „Meldung“ machen oder diese einzeln vor sich auslegen, wenn mit diesen Karten bereits eine „Meldung“ gemacht wurde.
    • „Meldung“: der Spieler muss 3 oder mehr Beweiskarten des gleichen Ortes offen vor sich auslegen.
    • Einzelne Karten: legt der Spieler offen vor sich auf den Tisch, wenn bereits ein anderer Spieler mit diesem Ort eine „Meldung“ gemacht hat.
Abhängig vom Ort, an dem das Fluchtauto am Spielplan steht, passiert folgendes:
  • Einzelne Karte oder „Meldung“ machen, an dem das Fluchtauto steht:
    1. Der Spieler dreht die soeben ausgespielten Karten um 90° auf die Seite und darf sich die Karte, die unter diesem Ort liegt ansehen, wenn sich dort eine befindet. Zeigt die Karte „Bonnie“ oder „Clyde“, muss der Spieler die Karte nehmen und offen vor sich auslegen. Bei einer Beweiskarte darf der Spieler selbst entscheiden, ob er sie auf die Hand nehmen möchte oder liegen lässt.
    2. Wenn der Spieler eine „Meldung“ gemacht hat, muss er das Fluchtauto um einen Ort vorwärts bewegen – ansonsten kann er selbst entscheiden, ob er das Auto einen Ort vor- oder rückwärts bewegt. Das Auto kann nie vom Spielplan heruntergezogen werden.
  • Einzelne Karte oder „Meldung“ machen, an dem das Fluchtauto nicht steht:
    1. Der Spieler spielt die Karte(n) normal vor sich auf den Tisch aus und darf sich die Karte, die unter diesem Ort liegt ansehen, wenn sich dort eine befindet. Zeigt die Karte „Bonnie“ oder „Clyde“, muss der Spieler die Karte verdeckt wieder zurücklegen - bei einer Beweiskarte darf der Spieler selbst entscheiden, ob er sie auf die Hand nehmen möchte oder liegen lässt.
    2. Wenn der Spieler eine „Meldung“ gemacht hat, muss er das Fluchtauto um einen Ort vorwärts bewegen – ansonsten kann er selbst entscheiden, ob er das Auto einen Ort vor- oder rückwärts bewegt. Das Auto kann nie vom Spielplan heruntergezogen werden.

3. Abwerfen (Pflicht):
Als Abschluss seines Zuges muss der Spieler eine Karte auf den Ablagestapel ausspielen und damit seinen Zug beenden.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Das Spiel endet, wenn ein Spieler seine letzte Karte abwirft – oder ein Spieler die letzte Karte vom Nachziehstapel zieht. Der Zug wird noch ganz normal zu Ende gespielt – danach endet das Spiel mit einer Wertung:
  • Jede, um 90° gedreht Beweiskarte, zählt 4 Punkte – jede andere Beweiskarte 2 Punkte.
  • Die Karten „Bonnie“ und „Clyde“ zählen jeweils 10 Punkte.
  • Bonus: der Spieler, der das Spiel durch das Abwerfen seiner letzten Karte beendet, bekommt so viele Bonuspunkte, wie die Zahl des Ortes mit dem Fluchtauto angibt.
  • Alleingang: der Spieler, der das Spiel durch das Abwerfen seiner letzten Karte beendet und im Besitz der beiden Karten „Bonnie“ und „Clyde“ ist, bekommt ganz normal seine Punkte gutgeschrieben, die restlichen Spieler bekommen jedoch in dieser Runde keine Punkte.

Spielende:
Das Spiel endet, wenn ein Spieler 100 Punkte oder mehr erzielen konnte. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Variante:
Wenn die Spieler ein längeres Spiel wünschen, können auch 200 Punkte als Spielziel vereinbart werden.

Fazit:
Bonnie and Clyde ist ein nettes Kartensammel- und auch Positionsspiel für die ganze Familie, dass recht einfach und schnell zu erlernen ist – jedoch doch auch einiges an Übersicht und vorausschauendes Spiel verlangt. Vor allem das Auto am Spielplan sollte immer im Auge behalten werden, um damit gezielt auf die Karten „Bonnie“ und „Clyde“ spielen zu können. Denn diese können nur „gefangen“ werden, wenn man eine „Meldung“ macht und sich das Fluchtauto auch auf dem Ort befindet, bei dem die entsprechende Karte ausliegt.
Und ein „Alleingang“ kann einem zum Spielsieg um einiges näher bringen, da ja alle anderen Mitspieler leer ausgehen.

Das Spiel selbst ist eigentlich recht einfach und schnell zu erlernen – etwas verwirrend ist dabei, dass in der Spielanleitung „gezwungen“ Bezeichnungen eingeführt und verwendet werden, die mehr zu Unklarheiten führen als helfen, wie z.B. Fall-Akte = Nachziehstapel und FBI-Archiv = Abwurfstapel. Hier hat man leider zu viel auf die „Spielgeschichte“ geachtet, als das man eine einleuchtende und einfache Spielanleitung erstellt hat.
Hat man diese „Hürde“ erst einmal überwunden, steht einem ein angenehmes und interessantes Spiel bevor, das Spaß macht und auch Spannung aufkommen lässt. Gezielte „Bewegungen“ mit dem Auto bringen daneben auch noch eine Portion „Ärgerfaktor“ ins Spiel, wenn man seine Mitspieler im Auge behält und die Informationen, die man während des Spieles erhält richtig deutet und auswertet.

Bonnie and Clyde ist aber auch ein Spiel, das seinen Reiz und seine Möglichkeiten erst nach mehreren Spielen richtig offenbart – und somit auch mit jeder Partie spannender und interessanter wird. Immer wieder kommt man auf Möglichkeiten, die man noch ausprobieren und testen möchte – der Wiederspielreiz ist somit recht hoch.

Die Spieldauer von ca. 30 bis 45 Minuten ist recht angenehme und verleitet auch immer wieder dazu, gleich eine Revanche oder weitere Partie folgen zu lassen.

Das Spielmaterial besteht aus kompakten, schön und passend illustrierten Karten und einem hübschen Spielplan. Das Fluchtauto ist auch Holz und funktionell und hübsch ausgefallen. Es kommt sogar etwas Atmosphäre auf …
Alles ist in einer mittelgroßen Schachtel untergebracht und kann leicht und einfach überall hin mitgenommen werden. Auch der Platzbedarf zum Spielen hält sich in Grenzen – Bonnie and Clyde eignet sich hervorragend als Urlaubsspiel.

Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen recht gut. Mit 3 bis 4 Spielern hat es uns am besten gefallen – und wird sicherlich immer wieder Mal auf den Spieltisch finden …

Vielen Dank an ABACUS-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars