Schmalspurbahnen & Erie Railroad Company 30.03.2009 von Harry Wu Queen-Games für 2 - 6 Spieler ab 12 Jahren |
“Der industrielle Aufschwung Amerikas ist ohne die Eisenbahn nicht denkbar. Das riesige Land konnte nur erschlossen werden, weil benötigtes Material mit der Eisenbahn über lange Strecken transportiert wurde. So geht die Erschließung Nordamerikas einher mit der Ausbreitung der Eisenbahnnetze einzelner Firmen. Viele Eisenbahngesellschaften wurden damals gegründet und Investoren gesucht, die diese Gesellschaften mit dem notwendigen Kapital ausstatteten. Namen wie Cornelius Vanderbilt oder Charles Morgan geben Zeugnis von dieser Zeit. Doch diese Investoren hatten nicht nur die Finanzierung der Eisenbahn im Sinn, vielmehr ging es ihnen um möglichst hohe Dividenden.” Chicago Express – ein strategisches Spiel mit schnellem Einstieg und kurzer Spieldauer … Spielmaterial: 1 Spielplan (inklusive 3 Pappzeiger und Nieten, zur Montage am Spielplan), 23 Häuschen, 5 Spielmarken „+50“ (für jede Gesellschaft), 20 Aktien (3 rote für Pennsylvania Railroad Company [PRR], 4 blaue für Baltimore & Ohio [B&O], 5 grüne für New York Central [NYC], 6 gelbe für Chesapeake & Ohio [C&O] und 2 schwarze für Wabash), 140 Spielscheine (in den Werten 1$, 5$ und 25$), 103 Loks (20 rote für PRR, 24 grüne für NYC, 22 blaue für B&O, 26 gelbe für C&O und 11 schwarze für Wabash), 5 Zählsteine (in den 5 Farben der Gesellschaften), 4 Tableaus (für 4 Eisenbahngesellschaften: PRR, NYC, B&O und C&O) und 1 Spielanleitung. Spielziel: Am Ende des Spieles das meisten Bargeld zu besitzen. Spielablauf: Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt eine Landkarte mit sechseckigen Spielfeldern, eine Skala für das Einkommen der 5 Eisenbahngesellschaften, drei Anzeigen (mit den Pappzeigern) für die Aktionen im Spiel und eine Industrieskala, die die Entwicklung der 3 Industriestädte Detroit, Wheeling und Pittsburg anzeigt. Außerdem gibt es einen Ablageplatz für die Häuschen und ein Tableau für die Wabash Eisenbahngesellschaft. Die Landkarte zeigt verschiedene Arten von Spielfeldern: Startfelder, Stadtfelder, Industriestadtfelder, Bergfelder, Waldfelder und Ebenefelder. Die Tableaus der 4 restlichen Eisenbahngesellschaften werden neben dem Spielplan bereitgelegt. Die Zeiger der Aktionsfelder werden auf „grün“ gestellt und eine Lok jeder Gesellschaft kommt auf das entsprechende Startfeld am Spielplan. Das Startfeld von Wabash bleibt noch leer. Die restlichen Loks, sowie die Aktien kommen auf die Ablagefelder der entsprechenden Eisenbahngesellschaften. Die Zählsteine der einzelnen Gesellschaften kommen auf die entsprechend gekennzeichneten Felder der Einkommensleiste. Der Zählstein für Wabash wird vorerst zur Seite gelegt, sowie auch die „+50“-Marker. Nachdem die Häuschen auf das entsprechende Ablagefeld am Spielplan gelegt wurden, werden 3 davon verwendet, um den Stand der Industriestädte anzuzeigen – sie kommen dazu auf das jeweils niedrigste Feld der Skala. Das Geld wird als „Bank“ bereitgelegt – 120$ werden danach gleichmäßig auf die Spieler als Startkapital aufgeteilt. Bevor nun das eigentliche Spiel beginnt, wird von allen Gesellschaften (außer Wabash) jeweils 1 Aktie versteigert, und zwar in folgender Reihenfolge: PRR – B&O – C&O – NYC. Das Startgebot einer Aktie ist jeweils der Wert der durch den Einkommenszeiger der jeweiligen Gesellschaft vorgegeben wird. Es wird solange geboten, bis alle Spieler bis auf einen gepasst haben – dieser Spieler bezahlt den gebotenen Betrag an die entsprechende Eisenbahngesellschaft (das Geld kommt auf das Tableau der Gesellschaft) und bekommt die Aktie. Wer passt, scheidet aus der laufenden Versteigerung aus und kann nicht wieder einsteigen. Gleichzeitig ist der Gewinner einer Versteigerung der Startbieter für die nächste Aktie. Wird für eine Aktion nicht geboten, geht sie kostenlos an den Startbieter. Der Gewinner der PRR-Aktie wird außerdem zum Startspieler ernannt. Wer nun an der Reihe ist, muss eine der 3 folgenden Aktionen auswählen, kann die Aktion jedoch verfallen lassen. Dazu wird der entsprechende Zeiger am Spielplan um ein Feld nach rechts gedreht. Steht der Zeiger bereits auf „rot“, darf diese Aktion nicht gewählt werden. Stehen zwei Zeiger auf „rot“, wird eine Dividenden-Phase eingeschoben und danach alle Zeiger wieder auf „grün“ gestellt. Erst nach der Dividenden-Phase führt der Spieler am Zug seine Aktion aus. Folgende Aktionen stehen zur Verfügung: 1. Versteigerung einer Aktie: Der Spieler darf eine Aktie einer beliebigen Gesellschaft anbieten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Wabash-Aktien erst zur Verfügung stehen, wenn eine der anderen Gesellschaften mit ihrem Streckennetz Chicago erreicht hat. Der Spieler selbst gibt mindestens das Startgebot ab oder passt. Das Startgebot ergibt sich aus dem Einkommenswert der Gesellschaft, welches durch die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien (inklusive der aktuell zu versteigernden) geteilt wird, wobei Teilbeträge aufgerundet werden. Reihum wird solange geboten, bis nur ein Spieler übrig bleibt. Wer passt scheidet aus der Versteigerung aus und kann nicht wieder einsteigen. Der Gewinner der Versteigerung zahlt sein Geld an die Eisenbahngesellschaft (das Geld kommt auf das entsprechende Tableau). Haben alle Spieler gepasst, bleibt die Aktie am Tableau liegen. Geld wird dann keines bezahlt. 2. Streckenausbau einer Eisenbahngesellschaft: Der Spieler darf das Streckennetz einer Eisenbahngesellschaft erweitern, von der er aber mindestens 1 Aktie besitzen muss. Der Spieler darf dabei das Streckennetz um bis zu 3 Felder gleichzeitig erweitern. Dazu markiert er diese Felder mit Loks der entsprechenden Gesellschaft. Dabei ist folgendes zu beachten: Erreicht eine der Gesellschaften mit einer ihrer Loks Chicago, wird das Spiel für eine Chicago-Phase unterbrochen. Der Ausbau jedes Feldes verursacht der Gesellschaft Kosten, die sie mit ihrem Geld (vom Tableau) bezahlen muss. Die Kosten ergeben sich aus dem roten Wert, der am jeweiligen Feld in der kleinen Lok abgebildet ist, multipliziert mit der Anzahl an Loks auf dem Feld (die eben gebaute Lok mitgerechnet). Durch die Erweiterung des Streckennetzes kann es zur Erhöhung des Einkommens einer Eisenbahngesellschaft kommen: Die Erhöhung wird sofort auf der Einkommensleiste entsprechend markiert. 3. Entwicklung eines Spielfeldes: Der Spieler darf eines der folgenden Felder entwickeln, wenn sich dort bereits eine Lok befindet: Ausnahme: Detroit kann nicht von den Spielern entwickelt werden – die Entwicklung erfolgt mit der Dividenden-Phase. Wurde ein Spielfeld entwickelt, hat dies folgende Auswirkung: Die Erhöhung wird sofort auf der Einkommensleiste entsprechend markiert. Nachdem ein Spieler seinen Zug beendet hat, ist der nächste Spieler an der Reihe. Dividenden-Phase: In dieser Phase werden der Reihe nach folgende 3 Aktionen ausgeführt: Die Dividende wird aus der Bank bezahlt. Das Spiel geht danach beim Spieler am Zug weiter. Chicago-Phase: Jedes Mal, wenn eine Gesellschaft ihr Streckennetz nach Chicago erweitert, wird das Spiel – nachdem das Einkommen der Gesellschaft angepasst wurde – unterbrochen. Folgende Aktionen werden durchgeführt: Der schwarze Zählstein kommt auf das Feld „1“ der Einkommensskala – ist Fort Wayne jedoch bereits entwickelt, kommt der Zählstein auf das Feld „3“ der Skala. Ab sofort können dann bei den Aktionen auch Wabash-Aktionen ausgewählt und versteigert werden. Nach der Versteigerung ist der – im Uhrzeigersinn – nächste Spieler an der Reihe. Spielende: Das Spiel endet mit der nächsten „Allgemeinen Dividende“, wenn einer der 4 folgenden Bedingungen zutrifft: Der Spieler mit dem meisten Bargeld hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gibt es mehrere Sieger. Fazit: Chicago Express ist ein interessant gestaltetes und spannendes Versteigerungs-, aber auch Aufbau- und Wirtschaftsspiel, indem es einzig und allein darum geht das meiste Geld zu verdienen. Dazu wurden einige Komponenten zusammengefügt: einerseits werden Eisenbahnlinien gebaut und erweitert, um mit ihnen den Wert der mitspielenden Gesellschaften zu erhöhen, andererseits muss man über Versteigerungen an die Aktien der Gesellschaften kommen, ohne die man das Spiel dann schlussendlich nicht gewinnen kann. Hier gilt es klar die Übersicht zu bewahren. Welcher Spieler setzt auf welche Gesellschaft, wer versucht gezielt die meisten Aktien einer und welcher Gesellschaft zu erwerben und wie kann man das aufhalten oder zumindest beeinflussen. Das ganze Spiel über ist man gefordert und sollte die Übersicht bewahren. Und nebenbei natürlich auch noch sein Spiel – vor allem das Spielziel – im Auge haben. Taktisches und vorausschauendes Planen ist unbedingt notwendig, um rechtzeitig ins Geschehen eingreifen zu können. Aber immer wieder ab- und einschätzen, wie viel welche Aktie wert ist – und vor allem zu welchen Preis man sie (noch) kaufen kann oder soll, wird den Spieler beschäftigen. Wie weit kann ich beim Ersteigern gehen, wie weit kann und soll ich den Preis hinauf treiben? Hier darf man auch nie vergessen, dass das Geld ja direkt in die Gesellschaft fließt und für deren Auf- und Ausbau benötigt wird. Was nützt mir die billigste Aktie, wenn die Gesellschaft vor dem Ruin steht und sich nicht weiterentwickeln kann – die Kasse soll auf alle Fälle gefüllt werden – und nicht nur die eigene. Aber nicht nur über das Geld sollte man sich Gedanken machen. Nein, sondern auch darüber, über welche Felder die Eisenbahnlinie der bevorzugten Gesellschaft gebaut und erweitert werden soll. Kann ich vielleicht nebenbei noch eine konkurrierende Gesellschaft schädigen und sperren (oder zumindest behindern), indem ich rechtzeitig und gezielt Felder bebaue, auf denen nur eine Lok stehen darf. Und wo muss ich aufpassen, dass nicht ich das nachsehen habe – und einen Umweg in Kauf nehmen muss, der zudem auch noch teuer werden kann. Vieles gibt es zu beachten und in seine Überlegungen und in sein Handeln mit einzubeziehen. Ein spannendes und interessantes Spiel ist garantiert – das zudem kurzweilig und schnell abläuft. Der Spielablauf selbst ist sehr einfach und schnell zu erlernen. Grundsätzlich gibt es nur 3 Aktionen, die man durchführen kann – und die sind schnell erklärt und verstanden. Das Zusammenspiel der einzelnen Aktionen und das aufeinander Wirken, will aber erst erlernt und verstanden werden. Und dazu wird man sicherlich einige Partie brauchen. Mit jeder Partie wird man mehr und mehr verstehen, wie man gezielt und am besten gegen seine Mitspieler vorgeht und selbst den größten Nutzen daraus zieht. Langanhaltender Spielspaß und viele spannende Abende sind damit garantiert. Die – bei Queen-Games mittlerweile übliche – übersichtliche und gut strukturierte Spielanleitung ist dabei sehr behilflich. Auf zwar 8 ausführlichen und mit vielen Bildern und Beispielen versehenen Seiten, wird einem das Spiel schnell und einfach erklärt, und lässt keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen. Ein schnelles Losspielen ist damit garantiert … Das Spiel ist für 2 bis 6 Spieler geeignet und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Aber – desto mehr Spieler, desto mehr Aktion und Konkurrenzkampf. Die Spieldauer ist mit 1 Stunde angenehm und passend, und verleitet nach einem Spiel zu einer weiteren Partie bzw. Revanche. Das Spielmaterial besteht aus handlichen Holzfiguren, kompakten Markern und Tableaus – und einem wunderschön gestalteten und illustrierten Spielplan. Alles ist funktionell und passend, einzig die Aktien und das Spielgeld hätte meiner Meinung nach etwas dicker ausfallen können. Durch die passenden und toll gezeichneten Illustrationen am Spielplan, auf den Tableaus und den schön ausgearbeiteten Spielfiguren kommt auch Entdecker- und Pionierstimmung auf. Der Spielablauf und die Spielmechanismen passen zum Thema und bringen Atmosphäre ins Spiel – es macht einfach Spaß Strecken zu bauen und Aktien zu ersteigern … Uns hat Chicago Express sehr gut gefallen. Es passt einfach alles zusammen und macht Spaß. Aber auch der Spannungsbogen passt und das Spiel bleibt bis zur letzten Dividendenauszahlung interessant und spannend. Man fiebert bis zum Schluss mit und versucht sein bestens zu geben. Was kann man sich von einem Spiel noch mehr wünschen … Ob das Spiel nun auch für jedermann geeignet ist, sollte jeder für sich in einem Probespiel herausfinden. Aber aufpassen: man könnte vom Spiel gefangen genommen und in den Bann gezogen werden … Vielen Dank an QUEEN-GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars
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