Spielbesprechung von Györög Kurt
Diamonds Club
26.01.2009

von Rüdiger Dorn
Ravensburger
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„England im ausklingenden 19. Jahrhundert:
Von London aus beherrscht das Britische Imperium ein Viertel der gesamten Landfläche der Welt.
Am Silvesterabend des Jahres 1899 treffen im Londoner Diamonds Club nahe der St. James Street drei Lords und eine Lady zusammen, die ihren Reichtum dem Edelsteinhandel verdanken.
Im Salon entbrennt ein heftiger Disput darüber, wer von ihnen der Erfolgreichste ist im weltweiten Geschäft um Rubine, Smaragde & Co. und damit das Recht hat, dem Diamonds Club vorzustehen.
Als um Mitternacht die Glocken des Big Ben zu Neujahr läuten, schließen die Kontrahenten eine historische Wette, um den neuen Vorsitzenden zu küren:
Wer im nächsten Jahr die gewinnbringendsten Geschäfte tätigt und damit den prächtigsten Park Englands gestaltet, der soll fortan der „Lord (oder die Lady) of Diamonds“ sein!“


Lasst uns sehen, wer als „Lord oder Lady of Diamonds“ das Spiel beenden wird …

Spielmaterial:
1 Spielplan (aus 4 Teilen), 12 doppelseitig bedruckte Marktstreifen (6 dunkel- und 6 hellbraune), 2 Streifen „geschlossener Markt“, 4 Spielertableaus, 56 Münzen, 100 Edelsteine (je 2x blau, gelb, grün, rot und transparent), 40 Spielsteine (je 10 in rot, weiß, bronze und blau), 84 Landschafts-Plättchen (auf der Vorderseite je 21x mit den Bauwerken Brunnen, Orangerie, Pavillon und Rosengarten / auf der Rückseite mit Wald), 21 Tier-Plättchen(je 7x mit Teich, Wildpark und Voliere), 56 Ausrüstungsgegenstände (16x Mine in blau, gelb, grün und rot, 20x Schürfrecht mit den Werten 2 bis 5 und 20x Schiff mit den Werten 2 bis 5), 8 Bonuskarten (für den ersten Spieler mit 3 Brunnen, 3 Orangerien, 3 Pavillons bzw. 3 Rosengärten, bzw. den ersten Spieler, der alle 4 Bauwerke bzw. 5 gleiche Bauwerke gebaut hat), 4 Kurzspielregeln, 1 Übersichtsblatt für den Spielaufbau und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der 4-teilige Spielplan wird in der Tischmitte ausgelegt. Die Bonuskarten, Marktstreifen, „geschlossener Markt“-Streifen, Edelsteine, Landschafts- und Tierplättchen, sowie die Ausrüstungsgegenstände werden sortiert bereitgelegt.
Der Spielplan bildet einen Rahmen für die Auslage der Marktstreifen, die dann den „Markt“ ergeben. Am unteren Rand gibt es die Startspielerleiste und am oberen Rand die Preistafeln, die die Kosten für die einzelnen Bauwerke vorgeben.

Jeder Spieler erhält ein Spielertableau, die passenden Spielsteine, 10 Münzen, je einem blauen, gelben, roten und grünen Edelstein und eine Kurzspielanleitung, die er vor sich auf dem Tisch ablegt.
Das Spielertableau zeigt den Park mit 14 hellgrünen und 5 dunkelgrünen Feldern, wobei 3 Pflichtfelder mit bestimmten Bauwerken vorgegeben sind, die vom Spieler gebaut und eben dort abgelegt werden müssen. Ohne den Bau dieser Bauwerke kann ein Spieler nicht gewinnen.
Außerdem gibt es 3 Entwicklungsleisten, deren obersten Wert jeweils mit einem Spielerstein markiert wird. Die Entwicklungsleiste „Wald“ gibt den Wert jedes gebauten Waldes des Spielers vor, die Entwicklungsleiste „Geld“ zeigt an, wie viele Münzen ein Spieler einsetzen darf und die Entwicklungsleiste „Technik“ gibt vor, wie viele zusätzliche Edelsteine bzw. Diamanten ein Spieler in der 4. Phase erhält.

Ein Startspieler wird ermittelt. Er setzt einen seiner Spielsteine auf das 1. Feld der Startspielerleiste. Alle anderen Spieler stellen reihum je einen ihrer Spielsteine auf die jeweils nächsten freien Felder.

Eine Spielrunde besteht aus folgenden 5 Phasen:
1. Marktstreifen auslegen:
Die Marktstreifen werden nach ihrer Farbe gemischt und für jeden Spieler je ein Streifen jeder Farbe – beginnend mit den dunkelbraunen – in den Spielplan gelegt. Verbleibende Lücken werden mit „geschlossener Markt“-Streifen aufgefüllt.

2. Kaufen:
Beginnend beim Startspieler dürfen nun die Spieler reihum ihre Münzen einsetzen, um so an Ausrüstungsgegenstände, Tierplättchen bzw. Entwicklungen zu kommen. Dazu wird eine Münze auf ein freies Feld der Streifen gelegt – und der Spieler darf sich dann den entsprechenden Ausrüstungsgegenstand mit dem am Feld angegebenen Wert bzw. Farbe bzw. ein beliebiges Tier-Plättchen nehmen - oder eine Weiterentwicklung vornehmen.
Wenn sich angrenzend an das gewählt Feld bereits Münzen befinden, muss für jede dieser Münzen eine zusätzliche eigene Münze auf das neue Feld gelegt werden, um dieses Nutzen zu können.

Ausrüstungsgegenstände legt der Spieler vor sich ab und Tier-Plättchen kommen auf ein freies Feld des Spielertableaus. Je nach Weiterentwicklung wird der Wert der Wälder des Spielers erhöht (=Entwicklungsleiste „Wald“ anpassen), darf sich der Spieler eine zusätzliche Münze nehmen (=Entwicklungsleiste „Geld“ anpassen), oder erhält der Spieler zusätzliche Edelsteine bzw. Diamanten in der 4. Phase (Entwicklungsleiste „Technik“ anpassen). Für ein „?“ darf eine beliebige Weiterentwicklung vorgenommen werden, die durch die Spielsteine am Spielertableau angezeigt werden.
Sind auf dem ausgewählten Feld nur bzw. zusätzlich Zylinderhüte abgebildet, bewegt der Spieler seinen Spielstein auf der Startspielerleiste entsprechend der Anzahl abgebildeter Zylinderhüte vorwärts.

Diese Phase wird solange durchgeführt, bis alle Spieler gepasst haben.

3. Diamanten vergeben:
Der Spieler, der noch die meisten Münzen vor sich liegen hat, bekommt einen Edelstein (= transparenter Edelstein = Joker). Ebenso erhält der führende Spieler auf der Startspielerleiste einen Edelstein.
Bei Gleichstand erhalten alle beteiligten Spieler einen Diamanten.

Außerdem wird die Spielerreihenfolge für die 4. und 5. Phase durch die Platzierungen der Spielsteine auf der Startspielerleiste bestimmt. Startspieler ist der Spieler, dessen Spielstein am weitesten rechts platziert ist.

4. Edelsteine erwerben:
Beginnend mit dem Startspieler erwerben die Spieler nun Edelsteine. Dazu benötigt man je ein Minen-, ein Schürfrecht- und ein Schiffs-Plättchen. Die kleinste der beiden Zahlen auf den Plättchen gibt vor, wie viele Edelsteine der – von der Mine vorgegebenen – Farbe der Spieler erhält.
Je nach Entwicklungsstand gibt es noch zusätzliche Edelsteine bzw. Diamanten für den Spieler.

Am Ende der Runde darf ein Spieler nur genau einen unvollständigen Satz an Ausrüstungsgegenständen mit in die nächste Runde nehmen. Überzählige Plättchen werden in den Vorrat zurückgelegt.

5. Bauen:
Beginnend mit dem Startspieler können nun die Spieler Landschafts-Plättchen (Brunnen, Orangerien, Pavillons, Rosengärten und/oder Wälder) erwerben und in ihren Park (=Spielertableau) verbauen.
Die Anzahl und Farben an Edelsteine, die für das jeweilige Plättchen abzugeben sind, sind auf der Preistafel ersichtlich. Wenn ein Spieler ein Plättchen erwirbt, gibt er die entsprechenden Edelsteine in den Vorrat zurück und kennzeichnet das Gebäude auf der Preistafel mit einem seiner Spielsteine.
Dies hat zwei Gründe: einerseits darf jeder Spieler in jeder Runde jede Preistafel nur einmal nutzen, andererseits wird damit der Preis dieser Tafel um je einen beliebigen Edelstein (für jeden Spielstein, der auf der Tafel steht) erhöht.
Diamanten gelten als Joker und können jeden beliebigen Edelstein ersetzen.

Dies geht reihum solange, bis alle Spieler gepasst haben und nichts mehr bauen wollen.

Erfüllt ein Spieler durch den Bau eines Plättchen die Bedingungen eines (oder mehrerer) Bonuskarten, darf er sich diese nehmen. Sie zählt bei Spielende die aufgedruckte Anzahl an Siegpunkten.

Am Ende einer Runde nehmen alle Spieler ihre eingesetzten Münzen und ihre Spielsteine von den Preistafeln wieder zurück in ihren Vorrat. Der neue Startspieler setzt seinen Spielstein der Startspielerleiste auf das erste Feld, die Mitspieler folgen mit ihren Spielsteinen in Sitzreihenfolge auf den anderen Feldern.

Danach beginnt eine neue Runde wieder mit der 1. Phase „Marktstreifen auslegen“.

Spielende:
Das Spiel endet nach der Runde, in der zumindest ein Spieler alle seine 14 hellen Felder in seinem Park verbaut hat. Spieler, die nicht alle Pflichtfelder verbaut haben, kommen überhaupt nicht in die Wertung, sondern sind sofort aus dem Spiel.

Nun werden noch die Siegpunkte – wie folgt – zusammengezählt:
  • Brunnen, Orangerie, Pavillons und Rosengärten zählen je 4 Siegpunkte.
  • jeder Wald zählt – die auf der Entwicklungsleiste „Wald“ – erreichten Siegpunkte.
  • jeweils 3 verschiede Tier-Plättchen zählen in Kombination 10 Siegpunkte.
  • einzelne Tier-Plättchen zählen je 1 Siegpunkt.
  • Bonuskarten zählen den aufgedruckten Wert an Siegpunkten.
  • je nach erreichter Stufe der Entwicklungsleiste „Technik“ bzw. „Geld“ gibt es noch zusätzlich Siegpunkte.

    Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat das Spiel gewonnen. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten Edelsteinen – ansonsten gibt es mehrere Sieger.

    Fazit:
    Diamonds Club ist ein familientaugliches, äußerst interessantes und spannendes Sammel-, Positions- und auch Aufbau- und Entwicklungsspiel für – eigentlich – jedermann. Es ist zwar einfach und schnell zu erlernen, wenn man jemanden hat, der einem das Spiel erklärt, ansonsten sollte man schon etwas Zeit mitbringen. Und zwar einerseits, weil die Spielanleitung aus übersichtlichen und gut strukturierten 8 Seiten besteht, und die erst durchgelesen werden sein wollen, andererseits aber auch, weil man das Spiel erst kennen- und spielen lernen muss. Es gibt einfach sehr viele Möglichkeiten und Spielelemente, die ineinander greifen – und deren Auswirkungen und Funktionen sich nicht beim ersten Spiel erschließen.

    So gibt es da den genialen und sorgfältig durchdachten Mechanismus mit den Münzen. Anfänglich ist (fast) alles für eine Münze zu haben, aber je mehr man sich am Markt holt, desto teurer wird es – und man muss sich sehr gut überlegen, ob der Einsatz der Münzen noch gerechtfertigt ist. Außerdem sollte man hier nicht außer Acht lassen, dass es für den Spieler mit den meisten Münzen im Vorrat einen Diamanten als Bonus gibt.

    Andererseits sollte man unbedingt darauf achten, an die entsprechenden Ausrüstungsgegenstände zu kommen, um in der 4. Phase an die – zum Kaufen notwendigen – Edelsteine für die 5. Phase zu kommen. Aber auch rechtzeitige Weiterentwicklung in „Geld“ und „Technik“ ist von Nöten, um im Rennen zu bleiben. Jede Münze mehr – und jeder zusätzliche Edelstein (oder sogar Diamant) – ist hilfreich und sollte genutzt werden.
    Sollte man jedoch auf den Bau von Wäldern gesetzt haben, muss man – wenn man damit gewinnen will – unbedingt der Wert des Waldes in der Entwicklungsleiste „Wald“ regelmäßig aufwerten und Beachtung beimessen.

    Aber auch der Erwerb von Bonuskarten und die geschickte Kombination und der Einsatz der verschiedenen Tier-Plättchen können den notwendigen Vorsprung an Siegpunkten für einen Spieler bedeuten.

    Viele – ja wirklich sehr vieles – Elemente und Möglichkeiten gilt es zu beachten und vor allem auch geschickt zu Kombinieren. Es gibt einfach sehr viele Wege um an Siegpunkte zu kommen und viele Möglichkeiten, die man ausprobieren und testen will und soll.

    So ist der Wiederspielreiz für das Spiel sehr groß – und schon das Entdecken und Erforschen der Möglichkeiten spannend und interessant. Man kann – und wird – so auch lange und vor allem anhaltenden Spielspaß haben.

    Die Spielanleitung ist auf 8 Seiten untergebracht, die sich wirklich dem Spielablauf widmen. Der Aufbau und die Vorbereitungen zum Spiel werden auf einem separaten Blatt beschrieben.
    Alles ist aber sehr gut strukturiert und aufgebaut, sehr ausführlich beschrieben und mit vielen Bildern und Beispielen unterlegt. Wenn man sich die Zeit für die Anleitung nimmt, ist das Spiel damit recht einfach und gut zu erlernen. Sehr hilfreich in diesem Zusammenhang ist dann im Spiel die Kurzspielregel, die jedem Spieler zur Verfügung steht.

    Das Spielmaterial ist wunderschön, passend und funktionell – und umfangreich – vorhanden. Ungewohnt ist nur, dass es diesmal in der Schachtel keinen Tiefenziehteil gibt, sondern alles in der „leeren“ Schachtel untergebracht ist und wird.
    Die Grafiken sind wunderschön und stimmig ausgefallen, und bringen auch die entsprechende Atmosphäre ist Spiel.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler gedacht und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Durch die Lösung mit den „geschlossener Markt“-Streifen ist auch in kleineren Besetzungen für einen entsprechend „kleinen“ Markt gesorgt und der Kampf um die Ausrüstungsgegenstände immer gleich spannend und interessant.

    Die Spieldauer ist mit ca. 1 bis 1½ Stunden gerade richtig und verleitet leicht zu einer anschließenden weiteren Partie bzw. zu einer Revanche. Die Zeit vergeht ohne Wartezeiten oder Längen – und man wird bis zum Schluss ins Spiel miteingebunden, die Spannung endet erst mit der Schlussabrechnung.

    Uns hat Diamonds Club sehr gut gefallen und schon für sehr viele angenehme und unterhaltsame Stunden gesorgt. Und wir sind überzeugt, dass sich dies so schnell nicht ändern wird, denn das Spiel wird immer und immer wieder gewünscht – und kommt dementsprechend an jedem Spieleabend auf den Tisch …

    Vielen Dank an RAVENSBURGER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars