Spielbesprechung von Györög Kurt
Finca
02.07.2009

von Ralf zur Linde & Wolfgang Sentker
Hans im Glück
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Mallorca. Insel unter dem Wind. Goldene Strände und tiefblaues Meer. Die Mandelernte steht vor der Tür. Aber auch saftige Orangen, Zitronen und Feigen warten darauf gepflückt und zum Markt getragen zu werden. Olivenhaine verzaubern das Land mit Ihren knorrigen Ästen und üppige Weinberge liegen der wärmenden Sonne zu Füßen. Inmitten dieser Landschaft steht dein jahrhundertealtes Bauernhaus, aus mächtigem Naturstein errichtet und mit großem Windrad versehen: deine FINCA.
Nun höre auf den Wind, der dein Windrad antreibt! Dann erhälst du im Laufe der Jahresernte die süßesten und wertvollsten Früchte des Südens. Und wenn du diese dann noch rasch mit deinem alten Eselskarren überall auf der Insel verkaufen kannst, dann wirst du bald der reichste Bauer der Insel sein.“


Die schlauesten Bauern haben die süßesten Früchte …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 12 Windmühlenblätter (mit aufgedruckten Früchten), 42 Früchteplättchen, 10 Fincaplättchen, 16 Aktionsplättchen (in 4 Farben), 4 Bonusplättchen, 8 Eselskarren, 6 Holzfincas, 108 Früchte (je 18x Feigen, Mandeln, Oliven, Orangen, Weintrauben und Zitronen), 20 Bauernfiguren (in 4 Farben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Die 12 Windmühlenblätter werden verdeckt gemischt und danach offen auf das Windradfeld am Spielplan aufgelegt.
Alle Früchteplättchen werden verdeckt gut gemischt – und dann daraus 10 Stapel mit je 4 Plättchen gebildet, die auf die Gemeinden am Spielplan platziert werden. Das oberste Plättchen jedes Stapels wird aufgedeckt – die beiden restlichen Früchteplättchen kommen unbesehen in die Schachtel zurück und werden nicht mehr benötigt.
Die 10 Finacplättchen werden beliebig auf die Häuserfelder in den Gemeinden verteilt.
Bei 2 Spielern werden nun 4 Fincas, bei 3 Spielern 5 Fincas bzw. bei 4 Spielern 6 Fincas neben dem Spielplan bereitgelegt, sowie auch die gesamten Früchte. Nachdem nun noch bei 2 Spielern 4 Eselskarren, bei 3 Spielern 6 Eselskarren bzw. bei 4 Spielern 8 Eselskarren in der Mitte des Windrades gestapelt wurden, kommen noch die 4 Bonusplättchen neben den Spielplan – absteigend sortiert nach den goldenen Zahlen (die 7 ganz oben und die 4 ganz unten).

Jeder Spieler erhält nun die 4 Aktionsplättchen, sowie bei 2 Spielern 5 Bauernfiguren, bei 3 Spielern 4 Bauernfiguren bzw. bei 4 Spielern 3 Bauernfiguren einer Farbe.

Der Startspieler beginnt nun das Spiel mit einer Einsetzphase:
Dazu stellt er eine seiner Bauernfiguren auf ein beliebiges Windmühlenblatt und nimmt sich die darauf abgebildete Frucht aus dem Vorrat. Danach kommen alle Mitspieler ebenfalls an die Reihe und das geht solange, bis alle Spieler ihre Bauernfiguren eingesetzt – und die entsprechenden Früchte – genommen haben.
Die Früchte werden vor den Spielern offen am Tisch gesammelt.

Danach beginnt nun wiederum der Startspieler das eigentliche Spiel. Wer nun an der Reihe ist, muss sich für eine der 3 folgenden Aktionen entscheiden:
1. Bauernfigur bewegen:
Der Spieler darf einer seiner Bauernfiguren auf dem Windmühlenblatt um so viele Felder vorwärts bewegen, wie sich Spielfiguren auf dem Blatt befinden.
Danach darf er sich so viele – auf dem Windmühlenblatt angegebenen – Früchte aus dem Vorrat nehmen, wie sich Spielfiguren auf dem Blatt befinden, auf dem die Figur zu stehen gekommen ist.
Gibt es nicht genügend Früchte im Vorrat, müssen alle Spieler alle Früchte dieser Sorte in den Vorrat zurücklegen – danach erst darf sich der Spieler die ihm zustehende Anzahl an Früchten nehmen.
Überschreitet ein Spieler mit seiner Figur eine oder sogar beide Trennlinien des Windrades, so erhält zusätzlich zu den Früchten auch noch einen bzw. zwei Eselskarren aus der Mitte des Windrades. Gibt es zuwenig Eselskarren in der Mitte des Windrades, müssen alle Spieler alle Eselskarren wieder zurücklegen – danach erst darf sich der Spieler die ihm zustehenden Eselskarren nehmen.

2. Früchte liefern:
Die offen ausliegenden Früchteplättchen in den Gemeinden am Spielplan geben vor, welche Gemeinde welche Früchte benötigt.
In seinem Zug kann nun ein Spieler eine oder mehrere Gemeinden mit maximal insgesamt 6 Früchten beliefern. Dazu muss er einen Eselskarren und die exakt entsprechende Anzahl an vorgegebenen Früchten abgeben. Als Belohnung nimmt sich der Spieler danach das entsprechende Früchteplättchen der Gemeinde und legt es vor sich offen auf den Tisch. Das nächste Früchteplättchen der betroffenen Gemeinde wird danach sofort aufgedeckt.

Wird von einer Gemeinde das letzte Früchteplättchen entfernt, so wird in dieser Gemeinde das Fincaplättchen vergeben. Es geht an denn Spieler, der die meisten – auf dem Fincaplättchen aufgedruckten Früchte – auf seinen gesammelten Früchteplättchen besitzt.
Bei einem Gleichstand wird das Plättchen nicht vergeben und kommt in die Schachtel zurück.

Als Zeichen dafür, dass in dieser Gemeinde das Fincaplättchen bereits vergeben wurde, wird eine Holzfinca in die Gemeinde gestellt.

3. Aktionsplättchen einsetzen:
Der Spieler darf eines seiner Aktionsplättchen einsetzen, welches danach in die Spielschachtel zurückgelegt werden muss.
Jeder Spieler besitzt folgende 4 Aktionsplättchen:
  • Doppelzug im Windrad: der Spieler darf sofort noch einen weiteren Zug – mit der gleichen oder auch einer anderen Figur – am Windrad machen.
  • Windstoß: der Spieler darf seine Figur auf ein beliebiges Blatt am Windrad versetzten, wobei es bei diesem Zug niemals zur Vergabe von Eselskarren kommen kann.
  • Großer Eselskarren: der Spieler darf einmalig bis zu 10 Früchte in einem Zug liefern und benötigt dafür keinen Eselskarren.
  • Eine Frucht weniger: der Spieler darf eine Frucht weniger als benötigt liefern. Dadurch darf er auch Plättchen im Wert von 7 nehmen, obwohl er eigentlich nur 6 Früchte liefern dürfte.

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

    Bonusplättchen:
    Gelingt es einem Spieler 6 Früchteplättchen mit dem Wert 1 bis 6 zu sammeln, erhält er sofort das oberste Bonusplättchen.

    Spielende:
    Das Spiel endet nachdem die letzte Holzfinca eingesetzt wurde. Sollte es bei Spielende in mehreren Gemeinden zur Vergabe von Fincaplättchen kommen, werden alle Fincaplättchen vergeben – erst danach zählen die Spieler ihre Siegpunkte zusammen:
  • die Werte der gesammelten Früchteplättchen.
  • 5 Siegpunkte für jedes Fincaplättchen.
  • 2 Siegpunkte für jedes nicht eingesetzte Aktionsplättchen.
  • die Werte der Bonusplättchen.

    Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der noch mehr Früchte besitzt – ansonsten gibt es mehrere Sieger.

    Fazit:
    Finca ist ein interessantes und spannendes Lauf-, Positions-, Sammel- und Mehrheitenspiel für die ganze Familie. Es hat einen einfachen und leicht zu erlernenden Ablauf, sodass ein einfacher und schneller Einstieg ins Spiel möglich ist.

    Das Spiel wird auf einer 8-seitigen Spielanleitung erklärt und den Spielern näher gebracht, wobei aber davon 1 Deckblatt und eine übersichtliche Doppelseite, die den Spielaufbau genauesten erklärt und zeigt, abzuziehen sind. Auf den restlichen 5 Seiten wird der Spielablauf aber sehr übersichtlich und gut strukturiert erklärt. Hier sollten eigentlich keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen, da auch alle Mechanismen noch durch viele und ausführliche Beispiele und Bilder veranschaulicht werden.

    Das Spiel selbst verlangt dann schon mehr vom Spieler, vor allem aber Übersicht und gutes Beobachten der Mitspieler. Da gilt es zu schauen, wer welche Früchte sammelt und bei welchen Sorten die Mehrheit hat, um hier nicht allzu sehr in Rückstand zu kommen. Den bei der Vergabe der Fincaplättchen sollte man schauen, dass man die Nase vor und die meisten Früchte, der geforderten Sorte(n) besitzt, um so an die begehrten Siegpunkte zu kommen. Aber auch die Siegpunkte, die man für die Bonusplättchen erhält, sollte man nicht außer Acht lassen – 7 Punkte wollen erst einmal erarbeitet werden. Auch hier kann man versuchen Mitspieler zu blockieren, indem man ihnen die zu einem Set – und somit zum Bonusplättchen – benötigen Früchteplättchen (wenn möglich) vor der Nase wegschnappt.

    Aber um überhaupt an die begehrten Früchte und Eselskarren zu kommen, muss man geschickt und auch vorausschauend mit seinen Figuren am Windrad vorgehen. Einerseits sollte man darauf achten, möglichst viele Früchte zu ergattern – andererseits sollten es aber auch die „richtigen“ sein. Ungeachtet dessen, dass man auch Eselskarren braucht und sammeln muss, um Früchte überhaupt erst abliefern zu können.
    Interessant ist hier vor allem auch, dass – wenn es zuwenig Früchte bzw. Eselskarren gibt- alle Spieler alle Früchte dieser Sorte bzw. alle Eselskarren zurückgeben müssen. Dies kann durchaus auch taktisch und wohlweislich im Spiel ein- und umgesetzt werden – ein gewisser Ärgerfaktor ist damit garantiert …

    Aber auch ein gezieltes und vor allem zur rechten Zeit eingesetztes Aktionsplättchen kann hilfreich sein. Obwohl dieser Einsatz wohl überlegt sein sollte, da ja ein nicht eingesetztes Plättchen am Ende des Spieles 2 Siegpunkte einbringt.

    Alle diese Abläufe und Mechanismen gilt es im Auge zu behalten – sowie sein Mitspieler auch – und sie geschickt und wohlüberlegt zu kombinieren. Wem dies am besten gelingt, wird dem Ziel, die meisten Siegpunkte zu sammeln, näher rücken und sicherlich ganz vorne dabei sein.

    Das Spielmaterial ist – wie bei Hans im Glück schon üblich – wiederum sehr schön und stimmig ausgefallen. Die Plättchen sind handlich und funktionell – und alles ist passend und sehr schön illustriert und trägt somit ebenfalls zum Spielspaß bei.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ca. 45 Minuten, die kurzweilig und schnell verlaufen. Weiterer Vorteil der angenehmen Spieldauer ist, dass man sofort eine Revanche oder weitere Partie anhängen kann – und auch gerne tun wird, denn Finca spielt sich in allen Besetzungen sehr gut und bleibt bis zum Schluss spannend. Wenn auch in voller Besetzung mehr Spaß und Spannung aufkommt, weil dann der Wettbewerb und die Konkurrenz größer ist …

    Uns hat Finca sehr gut gefallen und Spaß gemacht – und dies wird sicherlich noch länger der Fall sein. Es ist einfach interessant und spannend sich um seine „Finca“ zu kümmern ;-) …

    Vielen Dank an HANS IM GLÜCK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars