Spielbesprechung von Györög Kurt
Eine Frage der Ähre
04.10.2009

von Jeffrey D. Allers
Pegasus Spiele
für 2 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„Frische Landluft, romantische Sonnenuntergänge, Picknick auf der Weide – das Leben auf dem Lande fasziniert viele Menschen. Ein Gefühl von Heimat schwebt im Raum. Doch das Leben als Landwirt besteht nicht nur aus geselligem Landleben, sondern auch aus vielen Stunden harter Arbeit, um eine reichhaltige Ernte einfahren zu können.
In Eine Frage der Ähre übernehmen Sie die Rolle eines Landwirts, entwickeln Ihr Land und errichten Farmen. Jedes bebaute Feld bringt Punkte, aber Sie müssen immer wieder neu entscheiden, ob Sie sofort Siegpunkte kassieren oder lieber auf eine Farm sparen wollen. Denn eine Farm bringt Runde für Runde weitere Siegpunkte. Deshalb achten Sie darauf, dass die Ländereien Ihrer Mitspieler nicht zu groß werden und sich jemand auf Ihre Kosten ausbreitet.“


Eine Frage der Ähre – ein Legespiel für 2 – 5 Farmer ab 8 Jahren …

Spielmaterial:
1 Spielplan (mit einem Lagerhaus [5 Leisten mit den Anbaukarten], einem Anbaubereich [der bereits mit Anbaufeldern bedruckt ist] und einer Siegpunktleiste), 25 kleinen (je 1 Anbaufeld) und 60 großen (je 2 Anbaufelder) Ackerplättchen, 15 Viehplättchen (je 5 Kühe, Schweine und Hühner), 1 „6+1“-Plättchen, 1 Spielendeplättchen, 5 Spielerplättchen, 11 Farmen (1x schwarz und je 2x rot, weiß, grün, gelb und blau), 5 Siegpunktmarker (in rot, weiß, grün, gelb und blau), 25 Farmpunktwürfel (je 5x rot, weiß, grün, gelb und blau) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Jeder Spieler erhält sein Spielerplättchen, das er so vor sich ablegt, dass die „100“ verdeckt ist. Außerdem erhält jeder Spieler seinen Siegpunktmarker, der auf das Feld „0“ der Siegpunktleiste kommt, 5 Farmpunktwürfel, die auf die untersten Felder der 5 Leisten des Lagerhauses kommen und 2 Farmen, welche auf die entsprechenden Felder neben dem Lagerhaus aufgestellt werden.

Nun werden hintereinander jeweils die 5 Hühnerplättchen, die 5 Schweineplättchen und die 5 Kuhplättchen gemischt und jeweils eines verdeckt auf das entsprechende Feld der 5 Leisten im Lagerhaus abgelegt. Bei 2 Spielern werden die Hühnerplättchen nicht benötigt.

Die 60 großen Ackerplättchen werden verdeckt gut gemischt und als mehrere Stapel neben dem Spielplan bereitgelegt. Bei 2 Spielern werden 10, bei 3 Spielern 10 beliebige Plättchen aus dem Spiel genommen und ungesehen in die Schachtel zurückgelegt.
Von den großen Ackerplättchen werden 6 Plättchen genommen und mit dem Spielendeplättchen gut vermischt und als separater Stapel bereitgelegt. Zur Kennzeichnung wird dieser Stapel mit dem „6+1“-Plättchen abgedeckt – dieser Stapel kommt erst bei Spielende zum Einsatz.

Nun bekommt noch jeder Spieler 5 kleine Ackerplättchen (von jeder der 5 Anbauarten Weizen, Rüben, Raps, Mais und Kartoffel eines), die er vor sich ablegt – und 3 große Ackerplättchen, die er auf die Hand nimmt. Die großen Ackerplättchen zeigen jeweils 2 Anbaufelder mit den 5 Anbauarten.

Der Startspieler erhält nun noch die schwarze Startspielerfarm und legt diese vor sich ab. Sie bleibt bis zum Spielende beim Spieler und wandert nicht weiter.

Beginnend beim Startspieler sind die Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe und führen in ihrem Zug folgende Aktionen aus:
1. Ackerplättchen legen:
Der Spieler muss ein großes Ackerplättchen aus seiner Hand oder ein kleines Ackerplättchen aus seinem Vorrat offen in den Anbaubereich am Spielplan legen. Dabei sind folgende Regeln zu beachten:
  • keine Anbauart darf mit derselben Anbauart überdeckt werden.
  • bereits gelegt Plättchen dürfen überdeckt werden, wobei beide Anbaufelder eines großen Ackerplättchens auf derselben Ebene zu liegen kommen müssen.
  • ein kleines Ackerplättchen darf auch dazu benutzt werden, einen Höhenunterschied so auszugleichen, sodass ein großes Ackerplättchen gelegt werden kann. Dazu muss das kleine Ackerplättchen verdeckt auf den Spielplan gelegt und sofort einem großen Ackerplättchen abgedeckt werden.
  • pro Zug darf maximal 1 kleines Ackerplättchen verwendet werden.

2. Punkte erhalten:
Nachdem legen eines Ackerplättchens kann der Spieler für jedes dieser soeben gelegten Anbaufelder entscheiden, ob er für dieses eine Siegpunktewertung oder eine Farmpunktewertung durchführen möchte:
Siegpunktewertung:
Der Spieler erhält so viele Siegpunkte, wie gleiche Anbaufelder an das gelegte Anbaufeld waagerecht oder senkrecht angrenzen (= Region), wobei das soeben gelegt Anbaufeld mit eingerechnet wird.
Der Siegpunktmarker des Spielers wird entsprechend auf der Siegpunktleiste vorwärts bewegt. Sollte dabei die „99“ überschritten werden, so wird bei „0“ weitergezählt und der Spieler dreht sein Spielerplättchen auf die Seiten, die „100“ anzeigt.
Farmpunktewertung:
Der Spieler erhält so viele Farmpunkte, wie Lagerhaussymbole (1 oder 2) auf dem soeben angelegten Ackerplättchen aufgedruckt sind.
Der Farmpunktewürfel derselben Anbauart wird auf der Leiste im Lagerhaus um entsprechend viele Felder nach oben verschoben.

Farm bauen:
Sobald alle 5 Farmpunktewürfel eine Reihe mit einer eigenen Farm daneben erreicht oder überschritten haben, darf der Spieler diese Farm nehmen und auf ein beliebiges Anbaufeld am Spielplan legen, in der sich noch keine Farm befindet. Damit wird diese Region vom Spieler in Besitz genommen – und es gelten folgende Sonderregeln:
  • es ist nicht mehr möglich, ein Ackerplättchen auf das Feld zu legen, auf dem die Farm steht.
  • kein Spieler erhält mehr Siegpunkte, wenn diese Region vergrößert wird – es können beim Anlegen an diese Region nur mehr Farmpunkte generiert werden.
  • es ist nicht erlaubt, 2 Regionen zu verbinden, in denen sich bereits Farmen besitzen.

Viehplättchen:
Sobald ein Farmpunktewürfel ein Feld mit einem Viehplättchen erreicht oder überschreitet, darf sich der Spieler das oberste Plättchen nehmen und verdeckt vor sich ablegen. Er erhält am Ende des Spieles die darauf angegebenen Siegpunkte gutgeschrieben – bei Kuhplättchen 11 – 15 Siegpunkte, bei Schweineplättchen 6 – 10 Siegpunkte und bei Hühnerplättchen 1 – 5 Siegpunkte.
Der Farmpunktewürfel wird aus dem Spiel genommen.

3. Farm werten:
Hat der Spieler bereits eine Farm gebaut, erhält er nun so viele Siegpunkte gutgeschrieben, wie die Region der Farm Felder umfasst.
Der Siegpunktmarker des Spielers wird entsprechend auf der Siegpunktleiste vorwärts bewegt.

4. Großes Ackerplättchen nachziehen:
Hat der Spieler eines seiner großen Ackerplättchen ausgespielt, zieht er nun ein großes Ackerplättchen von einem beliebigen Nachziehstapel nach.

Danach kann die nächste Runde beginnen.

Spielende:
Wenn ein Spieler das letzte große Ackerplättchen nachgezogen hat, kommen die Plättchen vom „6+1“-Plättchen-Stapel zum Einsatz. Das „6+1“-Plättchen wird entfernt und nun von diesem Stapel nachgezogen, bis ein Spieler das Spielendeplättchen nachzieht. Es wird noch solange weitergespielt, bis alle Spiele gleich oft an der Reihe waren (schwarze Startspielerfarm beachten) – dann endet das Spiel sofort.

Nun werden noch die Viehplättchen aufgedeckt und entsprechend viele Siegpunkte an die Spieler vergeben. Wer danach die meisten Punkte besitzt hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, dessen Farmregionen insgesamt am meisten Felder umfassen.

Fazit:
Eine Frage der Ähre ist ein spannendes und interessantes Lege-, Mehrheiten- und Positionsspiel, in das man auch einige taktische Überlegungen einfliesen lassen kann und sollte. Es ist somit auch ein Spiel, das sowohl Familien aber auch Vielspieler anspricht, sofern man Lege- und Mehrheitenspiele dieser Art mag.

Eine Frage der Ähre ist aber auch ein Spiel, für das man Zeit mitbringen sollte. Einerseits für die sehr umfangreiche 8-seitige Spielanleitung, die aber sehr übersichtlich und gut strukturiert ausgefallen ist. Von dieser umfangreichen Anleitung darf man sich auf keinen Fall abschrecken lassen, denn alles ist genauestens und gut verständlich erklärt und wird immer sofort durch viele großzügige Beispiele und Bilder untermauert. Andererseits muss man Eine Frage der Ähre aber auch mehrmals spielen, um in den vollen Genuss der Möglichkeiten und Feinheiten des Spieles zu kommen. Die ersten Spiele dienen hier zum Kennenlernen des Mechanismus und der einzelnen Möglichkeiten – wie diese aber am besten kombiniert werden, lernt man erst mit der Zeit.

So ist beim Legen der Plättchen darauf zu achten, seinen Mitspielern keine allzu großen bzw. reichhaltigen Vorlagen zu machen. Ein rechtzeitiges Teilen großer Regionen, vor allem wenn man Farmpunkte werten möchte, sollte immer in Betracht gezogen. Vorausschauendes und übersichtliches Spielen ist notwendig – und kann, wenn Tüftler und Planer am Werk sind, auch mal zu kleineren Wartezeiten kommen.
Aber auch bei den Wertungen will die Vorgehensweise gut überlegt sein: Soll man nun Siegpunkte oder Farmpunkte nehmen?
Mit den Farmpunkten kommen ich – wenn ich gezielt darauf hin arbeite – zu meinen Farmen, mit denen ich dann wiederum – Runde für Runde – zusätzliche Siegpunkte generieren kann. Wobei es keine Garantie gibt, das diese Punkte umfangreich bzw. zahlreich ausfallen müssen, wenn die entsprechende Region recht schnell wieder geteilt wird. Siegpunkte die genommen werden hat man – und können nicht mehr verloren gehen.
Ein Abschätzen und Abwägen, was am meisten Vorteile und vor allem Siegpunkte einbringt, sollte immer gemacht werden.
Aber auch das Erreichen der Viehplättchen – und die dazugehörigen Siegpunkte – sollte man dabei im Auge behalten und in die Überlegung mit einbeziehen, denn gerade bei den Kuhplättchen kann man bis zu 15 Punkte abräumen. Diese einfach seinen Mitspielern zu überlassen, kann einem – unter Umständen – durchaus den Sieg kosten.
Aber auch der Einsatz einer Farm will gut überlegt sein: wo kann ich damit eine große Region in Besitzt nehmen, die nicht sofort wieder geteilt wird? Wo kann ich mit einer Farm eine Region blockieren, sodass diese von den Mitspielern nicht mehr genutzt werden kann?
Zu guter letzt sollte man auch noch den gezielten und taktischen Einsatz der kleinen Ackerplättchen nicht vergessen, die einem so manches Mal helfen ein großes Ackerplättchen ertragreich unterzubringen.

All diese Überlegungen und Möglichkeiten machen Eine Frage der Ähre zu einem spannenden Spiel, das auch bis zum Schluss interessant bleibt. Der Wiederspielreiz ist groß – und man möchte immer wieder neue Möglichkeiten und Taktiken ausprobieren …

Das Spiel ist für 2 bis 5 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ca. 60 Minuten, die aber fast wie im Flug vergehen. Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen sehr gut, wobei es natürlich mit 2 Spieler taktischer und planbarer abläuft als in voller Besetzung. In voller Besetzung verändert die das Anbaufeld doch sehr, bis man wieder an der Reihe ist – und man muss eher auf die momentane Situation regieren als wirklich vorausschauend zu spielen. Spaß und Spannung ist jedoch immer gegeben …

Das Spielmaterial besteht aus kompakten und handlichen Plättchen, sowie hölzernen Farmen, Markern und Würfeln. Die Grafik auf der Spielschachtel ist zwar sehr gewöhnungsbedürftig und nicht unbedingt ansprechend – das Spielmaterial selbst jedoch ist schön, passend und funktionell ausgefallen und illustriert.

Uns hat Eine Frage der Ähre sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht – und kommt nun nach doch einiger Zeit noch immer regelmäßig und häufig auf den Spieltisch. Schade ist nur, dass man kein ansprechenderes Bild für die Spielschachtel gefunden hat – hier ist es durchaus möglich, dass aufgrund dessen einige Spieler nicht zur Schachtel greifen, weil andere Schachtel mehr ins Auge „stechen“ und interessanter aussehen.
Und so kann es dann sein, dass man ein interessantes und spannendes Spiel versäumt, mit dem man sehr viel Spaß und Freunde haben kann.
Also, nicht vom Cover abschrecken lassen – unbedingt ausprobieren und testen …

Vielen Dank an PEGASUS SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars