Spielbesprechung von Györög Kurt
Die Goldene Stadt
20.09.2009

von Michael Schacht
Kosmos
für 2(3) – 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Von weit her kommen die Abenteurer auf die Insel, in deren Zentrum sich die sagenhafte Goldene Stadt befindet. Wer seine Handelshäuser zur rechten Zeit am richtigen Ort eröffnet, wird dort sein Glück machen. Es gewinnt, der durch den Bau von Handelshäusern, den Erwerb von Waren und durch die Bonus-Wertung am Spielende die meisten Handelsbriefe besitzt.“

Auf in die Goldene Stadt – lasst uns sehen, wer der Beste ist …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 72 Handelshäuser (je 18 in 4 Farben), 50 Landschaftskarten (je 10 in 5 Landschaftsarten: Küste, Wiese, Wald, Wüste und Gebirge), 16 Wertungs-, 8 Bonus-, 6 Schlüssel- und 8 Warenkarten, 35 Münzen, 1 Startspielerschlüssel, 4 Biethände (in 4 Farben), 100 Handelsbriefe (20x Wert 1, 40x Wert 2 und 40x Wert 5) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Handelsbriefe (=Siegpunkte) erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt eine Insel, die aus 4 Landschaftsarten besteht. Außen gibt es 16 Küstenorte, im Inneren 30 Vororte und im Zentrum die Goldene Stadt, die wiederum aus 4 Stadtvierteln besteht. Jedes Stadtviertel setzt sich aus einem inneren und einem äußeren Stadtteil zusammen.
Die Orte und Stadtteile sind durch Straßen miteinander verbunden.

Jeder Spieler erhält die Handelshäuser einer Farbe (bei 3 Spielern 18 und bei 4 Spielern 16 Häuser) und die entsprechende Biethand, sowie 3 Münzen. Die restlichen Münzen werden neben dem Spielplan bereitgelegt.
Außerdem erhält jeder Spieler eine Landschaftskarte „Küste“ – die restlichen Landschaftskarten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel neben dem Spielplan bereitgelegt. Von diesem Stapel nimmt noch jeder Spieler eine Karte auf die Hand.
Die 8 Warenkarten werden gemischt und ebenfalls als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt – die obersten 3 werden offen daneben aufgelegt.
Die 16 Wertungskarten werden nach der Rückseite getrennt gemischt und auch als ein verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt, wobei die Karten mit der „3“ auf der Rückseite zu unterst und die mit der „1“ oben auf liegen müssen.
Nun werden noch die 6 Schlüsselkarten, sowie die 8 Bonuskarten als verdeckter Stapel bereitgelegt – und der Startspieler erhält den Startspielerschlüssel.

Ein Spiel besteht aus mehreren Runden, die wiederum aus 6 Phasen bestehen:
1. Wertungskarte aufdecken:
Die oberste Wertungskarte wird aufgedeckt und neben den Stapel ausgelegt.

2. Landschaftskarten auslegen:
Es werden so viele Landschaftskarten als Paare ausgelegt, wie Spieler teilnehmen.

3. Biethand einsetzen:
Reihum, beginnend beim Startspieler, legen die Spieler ihre Biethände auf ein Kartenpaar, das sie haben möchten. Dabei ist folgendes zu beachten:
  • setzt der Spieler seine Hand auf ein leeres Kartenpaar, ist dies kostenlos.
  • setzt der Spieler seine Hand auf ein besetztes Kartenpaar, so muss der Spieler 1 Münze abgeben, um die bereits ausliegende Biethand zu „vertreiben“ und an den Besitzer zurückzugeben.
  • jeder weitere „Vertreibung“ in dieser Phase kostet 1 Münze mehr, als die vorhergehende.
Die Phase geht solange, bis jeder Spieler seine Biethand unterbringen konnte. Dann bekommt jeder Spieler seine Biethand zurück und nimmt die entsprechenden beiden Karten auf die Hand.
Ein Spieler darf am Ende seines Zuges nie mehr als 5 Landschaftskarten auf der Hand haben.

4. Handelshaus bauen:
Reihum, beginnend mit dem Startspieler, dürfen die Spieler 1 oder 2 Handelshäuser bauen. Folgende Bauregeln sind zu beachten:
  • der Bau eines Hauses auf einem Küstenort ist immer möglich, wenn der Spieler 1 Landschaftskarte „Küste“ abgibt.
  • der Bau eines Hauses auf anderen Plätzen ist nur dann möglich, wenn es eine durchgehende Straßenverbindung von einem eigenen Handelshaus zu diesem Ort gibt.
  • auf jedem Küstenort und auf jedem Vorort darf immer nur 1 Haus gebaut werden.
  • im Stadtzentrum darf jeder Spieler je 1 Haus bauen.
  • der Bau eines Handelshauses auf einem Vorort bzw. im Stadtzentrum kosten 2 Landschaftskarten der entsprechenden Landschaftsart, auf der man bauen möchte. Zusätzlich muss bei den inneren Stadtteilen 1 Schlüsselkarte abgegeben werden.
  • Jokerregel: 2 gleiche Landschaftskarten können als 1 beliebige Landschaftskarte eingesetzt werden.
  • jeder Bau eines Handelshauses bringt dem Spieler eine einmalige Belohnung, die auf dem jeweiligen Ort angegeben ist – und die der Spieler sofort nach dem Bau erhält. Folgende Belohnungen gibt es:
    • 1 bzw. 2 Münzen.
    • 1 Landschaftskarte.
    • 1 Schlüsselkarte.
    • der Spieler darf sich eine Bonuskarte aus dem verdeckten Stapel aussuchen und verdeckt vor sich ablegen. Folgende Bonuskarten gibt es:
      • der Spieler erhält für jede Warenkarte 3 Handelsbriefe.
      • der Spieler erhält für jede Münze 2 Handelsbriefe.
      • der Spieler erhält für jedes Handelshaus in der Goldenen Stadt 1 Handelsbrief.
      • der Spieler erhält für jedes Handelshaus an einem Fluss 2 Handelsbriefe.
      • der Spieler erhält für jedes Handelshaus auf einem Vorort oder in einem bestimmten Stadtteil 1 Handelsbrief.
    • der Spieler darf sich entweder eine der offen ausliegenden Warenkarten oder die oberste Warenkaten vom Stapel nehmen. Die Auslage wird, wenn von ihr gezogen wurde, wieder auf 3 offen ausliegende Karten ergänzt.
    • der Spieler der das 1. Haus in einem äußeren Stadtviertel baut, bekommt 5 – der 2. Spieler 3 Handelbriefe. In 4 dieser Stadtviertel erhält der 1. Spieler außerdem noch 1 Münze.
    • der Spieler der das 1. Haus in einem inneren Stadtviertel baut bekommt 10 Handelsbriefe und 1 Landschaftskarte – der 2. Spieler 6 Handelsbriefe.

5. Wertung:
In dieser Phase wird die offen ausliegende Wertungskarte ausgewertet. Es gibt immer 2 Wertungen, die auf der Karte angegeben sind: eine für Waren und eine für die Häuser am Fluss bzw. im Stadtzentrum:
  • Warenwertung: jeder Spieler, der die abgebildete Ware vor sich liegen hat, bekommt 2 Handelsbriefe.
  • Flusswertung: jeder Spieler, der direkt am abgebildeten Fluss ein Haus hat, bekommt 2 Handelsbriefe.
  • Stadtviertelwertung: jeder Spieler, der im abgebildeten Stadtviertel ein Haus hat, bekommt 2 Handelsbriefe.
  • Mehrheitenbonus: besitzt ein Spieler alleine die abgebildete Ware bzw. als Einziger Handelshäuser am angegebenen Fluss bzw. im angegebenen Stadtviertel bzw. hat die Mehrheit an Häusern dort, bekommt er zusätzlich 2 Handelsbriefe.

6. Startspielerwechsel:
Der Startspielerschlüssel wird an den nächsten Spieler weitergegeben – und eine neue Runde kann beginnen.

Spielende:
Das Spiel endet, wenn ein Spieler alle Handelshäuser verbaut hat (die Runde noch zu Ende gespielt) oder wenn die letzte Wertungskarte ausgewertet wurde. Nun werden noch die Bonuskarten aufgedeckt und ausgewertet.

Wer nun die meisten Handelsbriefe besitzt, hat das Spiel gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der die meisten Häuser in der Goldenen Stadt gebaut hat bzw. bei einem weiteren Gleichstand, wer noch die meisten Münzen besitzt.

Hinweis: Sollte es passieren, dass ein Spieler nicht mehr bauen kann, wird die Runde noch zu Ende gespielt und die Bonuskarten ausgewertet. Dieser Spieler hat auf alle Fälle verloren – ansonsten wird der Sieger wie gewohnt ermittelt.

Fazit:
Die Goldene Stadt ist ein interessantes, spannendes und durchaus taktisches Lauf-, Positions- und Sammelspiel für die ganze Familie. Es ist aber auch ein Spiel, das zwar recht schnell und einfach zu erlernen ist – dessen Feinheiten und Möglichkeiten aber erst so richtig nach ein paar Spielen eröffnen.

Beim Erlernen des Spieles hilft die schön und sehr übersichtlicht und gut strukturierte 4-seitige Spielanleitung. Der Spielablauf wird Schritt für Schritt einfach und einleuchtend erklärt und gleich mit vielen Beispielen und Bildern unterlegt. So sollte es eigentlich zu keinen Fragen oder Unklarheiten kommen.

Die Feinheiten im Spiel und die ganzen taktischen Möglichkeiten eröffnen sich aber erst nach und nach, was zu einem großen Wiederspielreiz führt. So merkt man dann recht schnell, dass man sogar 2 Vorteile hat, wenn man Bonuskarten recht früh sammelt: erstens kann man aus allen Bonuskarten jene wählen, die einem am meisten Punkte bringt – und zweitens kann man sich recht früh auf die Karte ein- und eventuell seine Taktik entsprechend umstellen, um viele Bonuspunkte zu erhalten.
Aber auch die Vorteile, wenn man einen schnellen Weg ins Stadtzentrum sucht, sollten beachtet werden, denn der Bonus für das 1. bzw. 2. Handelshaus in bestimmten Viertel – aber auch die Belohnungen für den Bau an anderen Orten – kann sehr hilfreich und ergiebig sein.
Gezieltes und vorausschauendes Spiel ist auf alle Fälle notwendig – und dass man seine Mitspieler im Auge behält. Wo kann man ihnen eventuell Wege abschneiden oder sie am Bau behindern? Welche Orte sollten bzw. müssen unbedingt bebaut werden, um seinen Ziele verfolgen zu können? Von welchen Küstenorten aus soll gestartet werden – und wann? Denn, wer zu lange wartet oder zögert, kann leicht das Nachsehen haben …

All diese Überlegungen muss man ins Spiel einfliesen lassen – und führt dazu, dass das Spiel bis zum Schluss spannend und interessant bleibt.

Das Spiel ist grundsätzlich für 3 bis 4 Spieler ausgelegt, mit einer angenehmen Spieldauer von ca. 1 Stunde. Es spielt sich in allen Besetzungen sehr gut – macht aber in voller Besetzung am meisten Spaß, da einfach mehr passiert und mehr los ist.
Auf der Homepage von Michael Schacht gibt es mittlerweile auch eine Variante für 2 Spieler: Die große Dürre zum Herunterladen, sowie eine Zusatzvariante für das Spiel zu zweit.

Das Spielmaterial besteht aus hölzernen Handelshäusern, handlichen und funktionellen Karten, die – wie auch der Spielplan – schön und passend illustriert sind. Die Biethände, die Münzen und der Startspielerschlüssel sind aus kompakten Karton. Alles ist in der für Kosmos schon üblichen Schachtel untergebracht.

Uns hat die Goldene Stadt sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht. Viele spannende und interessante Stunden haben wird bereits damit verbracht, und so wie das Spiel bei meinen Mitspielern angekommen ist, werden sicherlich noch viele Stunden folgen …

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars