Spielbesprechung von Györög Kurt
Havanna
13.12.2009

von Reinhard Staupe
Eggertspiele
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Die Revolution in Cuba ist beendet. Nun soll die Hauptstadt Havanna in neuem Glanz erstrahlen und es werden viele prächtige Gebäude gebaut.
Jeder Spieler besitzt die gleichen 13 Aktionskarten, von denen er jede Runde genau 2 nutzen und deren Aktionen ausführen darf. Er kann sich Pesos oder Baustoffe holen, Arbeiter anheuern, seinen Architekten ins Spiel bringen, Steuern eintreiben, Diebe aussenden und Gebäudebau verhindern. Am Ende einer Runde legt jeder Spieler 1 Aktionskarte von seiner Hand verdeckt auf 1 der beiden offen ausliegenden – die neue Aktionskarte ersetzt die bisherige, die auf den persönlichen Ablagestapel gelegt wird. Auf diese Weise schrumpfen die schönen Möglichkeiten mehr und mehr zusammen…
Mit den angehäuften Ressourcen werden Gebäude gebaut und somit Siegpunkte erworben. Wer zuerst eine bestimmte Anzahl an Siegpunkten besitzt, gewinnt. Zu zweit wird bis 25 Siegpunkte gespielt, zu dritt bis 20 und zu viert bis 15 Siegpunkte.“


Auf nach Havanna – wer baut die wertvollsten Gebäude?

Spielmaterial:
80 Baustoffe (je 10x Backstein = rot, Sandstein = gelb, Lehm = braun und Glas = blau), 1 Stoffbeutel, 36 verschiedene Gebäude, 4x 13 Aktionskarten, 4x 2 Übersichtskarten, 60 Münzen (36x 1er und 24x 3er), 15 Arbeiter und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als Erster eine bestimmte Anzahl an Siegpunkten zu erzielen.

Spielablauf:
Die Baustoffe kommen in den Stoffbeutel und werden mit den Arbeiters und Münzen bereitgelegt. Die Gebäude werden gut gemischt und ebenfalls – als verdeckter Nachziehstapel – bereitgelegt. 12 davon werden aufgedeckt und offen – in 2 Reihen zu je 6 Gebäuden – in die Tischmitte gelegt. 3 Baustoffe – die blind aus dem Stoffbeutel gezogen werden – und 4 Münzen werden unter den beiden Gebäudereihen ausgelegt = allgemeiner Vorrat.

Jeder Spieler erhält 2 Übersichtskarten, die er vor sich auf den Tisch legt und einen Satz mit 13 Aktionskarten, die er auf die Hand nimmt. Außerdem erhält jeder Spieler 1 Münze und eine Baustoff, den er blind aus dem Stoffbeutel zieht und vor sich auf dem Tisch ablegt = persönlicher Vorrat.

Nun wählt jeder Spieler 2 beliebige seiner Aktionskarten und legt diese verdeckt vor sich auf den Tisch. Haben dies alle erledigt, werden die Karten aufgedeckt und nach den aufgedruckten Zahlen von links nach rechts aufsteigend sortiert angeordnet. Die beiden Karten ergeben dann eine zweistellige Zahl, die für das Spiel von Bedeutung sind.

In jeder Spielrunde werden nun die folgenden 3 Phasen nacheinander ausgeführt:
Phase 1: 2 Aktionen ausführen und Gebäude erwerben:
Der Spieler, dessen beiden ausliegenden Karten die niedrigste Zahl bilden, beginnt und führt seine beiden Aktionskarten – in beliebiger Reihenfolge – aus. Danach der Spieler mit der zweitniedrigsten Zahl, usw.
Bei einem Gleichstand spielt der Spieler zuerst, der weniger Siegpunkte besitzt, bzw. der weniger farbige Baustoffe besitzt bzw. der weniger Münzen besitzt bzw. der weniger Arbeiter besitzt bzw. der weniger graue Baustoffe besitzt bzw. der jüngere Spieler.

Wenn ein Spieler seine beiden Aktionen ausgeführt hat, darf er danach noch Gebäude erwerben:
Dabei können immer nur Gebäude erworben werden, die in den beiden Reihen ganz außen liegen – und dazu muss der Spieler die auf dem Gebäude angegebenen Baustoffe, Münzen und Arbeiter abgeben bzw. Vorgaben erfüllen.
  • Baustoffe kommen in die Schachtel zurück und sind somit aus dem Spiel.
  • Münzen und Arbeiter kommen in den allgemeinen Vorrat zurück.
  • Sollte der Architekt gefordert sein, muss man diesen nur besitzen und ausliegen haben – und braucht diesen auch nicht abgeben.
Die Gebäude werden vor den Spielern am Tisch aufgelegt, sodass immer ersichtlich ist, wie viele Siegpunkte jeder Spieler schon besitzt.

Weiters sind folgende Punkte zu beachten:
  • „5 zu 1“-Tausch beim Gebäudebau: ein Spieler kann anstatt 1 Arbeiters auch 5 Münzen bzw. anstatt 1 farbigen Baustoffes 5 graue Baustoffe abgeben.
  • Sollte eine Gebäudereihe nur mehr aus 2 Gebäuden bestehen, werden sofort zwischen 4 neue Gebäude gezogen und zwischen diese ausgelegt.

    Phase 2: Nachschub:
    Es werden 3 Baustoffe, die blind aus dem Stoffbeutel gezogen werden, und 3 Münzen unter die beiden Gebäudereihen ausgelegt. Münzen und Baustoffe aus vorhergehenden Runden bleiben einfach liegen.

    Phase 3: Neue Aktionskarte:
    Einzeln nacheinander – in Spielerreihenfolge – legt nun jeder Spieler genau 1 beliebige Aktionskarte aus seiner Hand verdeckt auf eine seiner vor sich ausliegenden Aktionskarten aus. Hat dies jeder gemacht, werden diese aufgedeckt. Diese Karte ersetzt nun die darunterliegende Aktionskarte, welche verdeckt auf einen persönlichen Ablagestapel gelegt wird. Danach werden die beiden ausliegenden Karten wieder nach den aufgedruckten Zahlen von links nach rechts aufsteigend sortiert angeordnet – und ergeben eine neue Zahl.

    Hat ein Spieler nun nur mehr 2 Aktionskarten auf der Hand, darf er alle Karten von seinem Ablagestapel wieder auf die Hand nehmen und nutzen.

    Danach beginnt eine neue Runde.

    Folgende Aktionskarten sind im Spiel:
    • 0 – Siesta: Diese Karte bewirkt keine Aktion.
    • 1 – Komm zurück: Nimm 1 Karte deiner Wahl von deinem Ablagestapel zurück auf die Hand (DARF).
    • 2 – Schutz: Du bist vor allen Steuereintreibern und Dieben geschützt.
    • 2 – Schutt: Nimmer allen Schutt (graue Baustoffe) aus der Tischmitte (MUSS).
    • 3 – Baustopp: Entferne sofort ein Gebäude deiner Wahl vom Rand einer Reihe. Nur 1x pro Runde möglich (DARF).
    • 3 – Steuereintreiber: Nimm 1 Peso vom Vorrat und entferne bei jedem noch folgenden Spieler 1 Arbeiter oder 1 Baustoff (MUSS).
    • 4 – Arbeiter: Nimm dir Arbeiter vom Vorrat. 1. Spieler, der diese Aktion ausführt: 2 Arbeiter. Weitere Spieler: 1 Arbeiter (MUSS).
    • 4 – Architekt: Nimm dir 1 Arbeiter vom Vorrat. Der Architekt wird zum Bau mancher Gebäude benötigt (MUSS).
    • 5 – Peso-Dieb: Klau einem noch folgenden Spieler die Hälfte seiner Pesos (abgerundet). Folgt kein Spieler mehr, klau bei einem beliebigen (MUSS).
    • 6 – Baustoff-Dieb: Klau einem noch folgenden Spieler 1 Baustoff (mehr als 3 farbige: 2 Baustoffe). Folgt kein Spieler mehr, klau bei einem beliebigen (MUSS).
    • 7 – Schwarzmarkt: Zieh zufällig Baustoffe aus dem Beutel. 1. Spieler, der diese Aktion ausführt: 2 Baustoffe. Weitere Spieler: 1 Baustoff (MUSS).
    • 8 – Pesos: Nimm die Hälfte der Pesos (aufgerundet) aus der Tischmitte (MUSS).
    • 9 – Mama: Nimm die Hälfte des Schutts und die Hälfte der anderen Baustoffe (beliebig, jeweils aufgerundet) aus der Tischmitte (MUSS).

    Spielende:
    Das Spiel endet sofort, nachdem ein Spieler die vorgegebene Anzahl an Siegpunkten erreicht oder überschritten hat. Die Runde wird nicht zu Ende gespielt.

    Ebenso endet das Spiel sofort, wenn alle Gebäude gebaut oder alle Baustoffe verbraucht wurden. Es gewinnt dann der Spieler, der zu diesem Zeitpunkt die meisten Siegpunkte vorweisen kann.

    Fazit:
    Havanna ist ein kurzweiliges und spannendes Sammel-, Bau- und (hauptsächlich) Kartenspiel für die ganze Familie, bei dem es vor allem darauf ankommt, zur richtigen Zeit die richtigen Karten und somit Aktionen ausliegen zu haben.
    Das Dilemma dabei liegt aber vor allem darin, dass die einzelnen Aktionen mit Ziffern (von 0 bis 9) versehen sind – und mit jeweils zwei ausgespielten Karten damit Zahlen gebildet werden, die über die Spielerreihenfolge entscheidet: hohe Ziffer = starke, mächtige Karte = hohe Zahl = ziemlich spät in der Spielerreihenfolge.

    Gleichzeitig sollte man aber auch beachten, welche Gebäude ausliegen und welche Voraussetzungen bzw. Ressourcen für deren Bau benötigt werden, sowie welche Absichten die Mitspieler verfolgen. Denn, dementsprechend (unabgesehen von den Ziffern auf den Karten) muss man natürlich auch seine Aktionskarten ausspielen und verwenden. Zurück erhält man seine Karten – und somit Möglichkeiten – erst, wenn bis auf 2 Karten alle ausgespielt wurden. Und auch dieser Umstand sollte immer im Auge behalten werden.

    Die geschickte und taktische Kombination der Karten macht damit auch den Reiz und Spaß des Spieles aus.
    Und dieser hält sich über die gesamte Laufzeit von ca. 30 bis 45 Minuten, die meist wie im Flug vergehen.
    Für die ersten Spiele sollte man aber etwas mehr Zeit einplanen, da diese dazu genützt werden müssen, sich mit den Karten und deren Möglichkeiten vertraut zu machen und diese kennen- und spielen zu lernen.

    Die Spielanleitung besteht zwar aus 4 großen Seiten, wobei eine davon nur als Deckblatt fungiert und die letzte Seite die Übersicht über die Aktionskarten darstellt, die dort auch noch näher – mit Beispielen – erklärt werden.
    Der Spielablauf selbst ist übersichtlich und einfach erklärt – und auch ganz schnell zu erlernen. Man kann eigentlich gleich drauf losspielen, denn die beiden Übersichtskarten enthalten eigentlich die gesamten Spielregeln …

    Das Spielmaterial besteht aus wunderschönen und stimmungsvollen Karten, sowie Gebäudeplättchen. Die Baustoffe und Arbeiter sind aus Holz und die Münzen aus kompakten Karton, sind handlich und es macht Spaß mit dem Spielmaterial zu spielen. Alles passt gut zusammen und bringt Stimmung und Atmosphäre ins Spiel.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und macht in allen Besetzungen viel Spaß. Die Spieldauer mit ca. 30 bis 45 Minuten angenehme und verleitet sofort zu einer weiteren Partie oder Revanche.

    Uns hat Havanna sehr gut gefallen und sofort – von der 1. Partie an – in seinen Bahn gezogen. Aufgrund seiner Spieldauer eignet es sich als Auftakt oder Ausklang eines Spieleabends, aber auch für zwischendurch. Es macht einfach Spaß auf die Jagd nach den punkteträchtigsten Gebäuden zu gehen …
    Wer Spiele dieser Art mag, sollte auf alle Fälle ein Probespiel in Betracht ziehen, denn – man könnte sonst ein tolles Spiel versäumen …

    Vielen Dank an EGGERTSPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars