Spielbesprechung von Györög Kurt
Islas Canarias
13.07.2009

Clementoni
für 2 - 5 Spieler
ab 10 Jahren

„Die Kanarischen Inseln waren vor langer Zeit schon Anziehungspunkt für Abenteurer und Siedler, die vom spanischen Festland kamen und eine neue Heimat suchten. Sie kamen auf Schiffen in die Region und mussten sich für eine der Inseln entscheiden. Jeder Siedler hatte andere Prioritäten, wie die Insel seiner Träume beschaffen und ausgestattet sein musste. So ließen sich die Siedler genau auf der Insel nieder, die ihnen am attraktivsten schien.
Im Spiel hat jeder Spieler eine Insel und muss Häuser und Paläste möglichst so bauen, dass viele Siedler auf seine Insel kommen. Denn Siedler bauen neue Häuser und die bringen zusammen mit den Palästen und Städten den Sieg!“


Wer holt die meisten Siedler auf seine Insel?

Spielmaterial:
6 Inseln, 66 Karten (54 Siedler, 6 Piraten und 6 Privilegien), 48 Häuser (in 6 Farben), 36 Paläste (in 6 Farben), 12 Stadt-Plättchen (in 6 Farben), 1 Startspielerschiff und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Punkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler wählt eine der 6 Inseln und legt diese vor sich auf den Tisch.
Die 6 Privilegien werden aussortiert und aufgelegt. Die restlichen Karten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt – die oberste Karte wird neben den Stapel gelegt und ist somit die 1. Karte des Schiffes, das nach der 1. Runde ankommt.

Nun werden noch die Häuser, Paläste und Städte bereitgelegt – und der jüngste Spieler erhält das Startspielerschiff und wird somit zum Startspieler bestimmt.

Das Spiel läuft über mehrere Runden, in denen jeder Spieler – beginnend mit dem Startspieler – einmal am Zug ist und die folgenden beiden Aktionen ausführt:
1. Bauen oder Karten nachziehen:
Der Spieler darf wählen, ob er 1 Haus baut oder die 3 obersten Karten vom Nachziehstapel auf die Hand nimmt.

Will der Spieler ein Haus bauen, muss er eine seiner Handkarten ablegen und ein farblich, dem auf der ausgespielten Karte entsprechendes Haus auf seine Insel stellen. Dabei sind die ebenfalls auf der Karte angegebenen Prioritäten des abgebildeten Siedlers zu beachten:
Die wichtigste Priorität steht ganz links, daneben dann die zweitwichtigste usw.
Prioritäten können Hauserfarben, oder aber ein bestimmter Standort sein, wie an der Küste, neben dem Dorf, am Fluss, neben einem Acker oder Weg bzw. bei den Bergen.
Der Spieler muss nun versuchen, dass Haus auf ein Feld zu bauen, dass der 1. Priorität entspricht. Ist dies nicht möglich, wird die 2. Priorität beachtet, usw. Kann keine der 4 Prioritäten beachtet werden, kann das Haus auf jedes beliebige freie (dunkelbraune) Feld verbaut werden.

2. Einen Siedler zum Schiff legen:
Der Spieler muss eine Handkarte verdeckt zur bereits ausliegenden Karte für das am Ende der Runde ankommende Schiff ablegen.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Ein Schiff kommt:
Am Ende jeder Runde kommt ein Schiff an. Dazu werden alle Karten des Schiffes verdeckt gemischt und eine davon wieder als 1. Karte des nächsten Schiffes verdeckt abgelegt. Die restlichen Karten werden nun der Reihe nach aufgedeckt und für jede davon ein Haus gebaut – und zwar auf jener Insel, die der 1. Priorität des Siedlers am besten entspricht. Gibt es hier keine Entscheidung, werden die anderen Prioritäten herangezogen. Gibt es auch bei der 4. Priorität keine Entscheidung, wird kein Haus gebaut.

Wurden alle Karten abgehandelt, wird der nächste Spieler zum neuen Startspieler und beginnt eine neue Runde.

Paläste und Städte:
Ein Spieler kann jederzeit in seinem Zug 2 gleichfarbige Häuser in einen gleichfarbigen Palast bzw. 3 gleichfarbige Häuser gegen eine gleichfarbige Stadt umtauschen. Das jeweilige Gebäude muss auf ein zuvor genutztes Feld gebaut werden.
Gibt es in einer benötigten Farbe kein Haus oder keine Stadt mehr, kann ein beliebiges Haus bzw. eine beliebige Stadt genommen werden.

Privilegien:
Ein Haus zählt 1 Punkt und ein Palast 3 Punkte. Wer als erster Spieler 3 Punkte einer Farbe besitzt, bekommt die entsprechende Privilegienkarte und kann ab sofort das darauf angegebenen Privileg nutzen. Sollte ein Spieler mehr Punkte in einer Farbe besitzen, als der derzeitige Besitzer eines Privilegs, dann geht das Privileg an diesen Spieler.

Folgende Privilegien sind im Spiel:
  • „Du gewinnst alle Unentschieden“: landet ein Siedler mit dem Schiff und mehrere Spieler haben zusammen am meisten Felder bei der 1. Priorität frei, gewinnt man das Unentschieden und der Siedler kommt auf die Insel des Spielers mit diesem Privileg. Es werden keine weiteren Prioritäten betrachtet.
  • „Ziehe 4 Karten (Statt 3), wenn du nicht baust“: man darf 4 Karten vom Stapel ziehen (nicht nur 3), wenn man nicht baut.
  • „Du darfst für den Palastbau Häuser unterschiedlicher Farbe verwenden“: man hat das Recht, für den Palastbau 2 Häuser unterschiedlicher Farbe zu nehmen. Die Farbe des Palastes muss der Farbe eines der beiden Häuser entsprechen. Der Palast muss auf das Feld gestellt werden, auf dem vorher das Haus in dieser Farbe stand.
  • „Baue, wo du willst“: man braucht beim Bauen von Häusern, Palästen und Städten die Bauregeln nicht zu beachten, die bestimmen, wo man diese auf der Insel bauen muss.
  • „Nimm 1 Karte zusätzlich pro Zug“: unabhängig davon, ob man baut oder nicht, darf man pro Zug eine zusätzliche Karte vom Stapel ziehen.
  • „Du bist geschützt gegen Piraten und lenkst den Angriff jeweils auf einen Mitspieler“: bei einem Piratenangriff (siehe „Piraten“) wird man nicht berücksichtigt. Greift ein Pirat an, dessen Privileg man besitzt, darf man entscheiden, welcher andere Spieler ein beliebiges Haus zum Vorrat legen muss.

Piraten:
Piraten bauen keine Häuser. Wenn ein Pirat mit einem Schiff ankommt, muss der Spieler, der in der Farbe des Piraten das Privileg besitzt, ein beliebiges Haus von der Insel nehmen. Besitzt kein Spieler das entsprechende Privileg, muss der Spieler ein Haus von seiner Insel nehmen, der die meisten Punkte in dieser Farbe besitzt. Bei einem Gleichstand sind alle beteiligten Spieler betroffen.

Spielende:
Sobald – nachdem alle Siedler eines Schiffes gelandet sind – ein Spieler über mindestens 19 Punkte verfügt, geht das Spiel in die Endrunde. Es wird genau noch eine Runde fertig gespielt, danach gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

Für jedes Haus gibt es 1 Punkt.
Für den 1. Palast einer Farbe gibt es 3 Punkte.
Für jeden weiteren Palast einer Farbe gibt es 2 Punke.
Für jede Stadt gibt es 5 Punkte.

Fazit:
Islas Canarias ist ein interessantes und spannendes Positions-, Aufbau- aber auch Mehrheitenspiel für die ganze Familie. Es ist recht einfach und schnell zu erlernen, bietet dann aber lang anhaltenden Spielspaß, da man immer wieder auf neue Möglichkeiten kommt, die man unbedingt ausprobieren möchte.

Das Spiel lebt vor allem vom vorausschauenden und gezielten Aufbau seiner Insel. Hier gilt es darauf zu achten, möglichst flexibel zu bleiben, um beim Landen der Siedler öfters zum Zug zu kommen, um so kostenlos an Gebäude und somit Punkte zu kommen.
Hier gilt es seine Mitspieler im Auge zu behalten und eventuell zu erahnen, in welche Richtung diese bauen und vorgehen. Denn nach dieser Taktik bzw. Strategie wird sich sicherlich die Karte richten, die von jedem Spieler pro Runde zum Schiff gelegt werden muss.
Hier kennt man dann zwar genau und exakt eine Karte der (eventuell) anzulandenden Siedler, nämlich die, die man selbst gelegt hat – Garantie, dass diese aber auch aufgedeckt wird gibt es keine, da eine der Karten immer wieder zur Seite gelegt wird.

In diesem Zusammenhang ist es auch sehr wichtig rechtzeitig und möglichst viele Paläste und Städte zu bauen, da man damit die Siegpunktanzahl erhöht, gleichzeitig aber flexibel bleibt und Bauplatz auf der Insel spart. Und nur so kann man dem Ziel, das Spiel zu gewinnen, näher kommen.
Aber auch der Nutzen der Privilegien sollte beachtet werden. Wenn man in den Genuss dieser kommt, kann man sich über Einschränkungen hinwegsetzen oder sogar gezielt gegen Mitspieler vorgehen und diese schädigen.

Alle diese Zusammenhänge gilt es nun zu erkennen und geschickt auszunutzen, um eben immer eine Nasenlänge vorne zu sein und um schlussendlich den Sieg nach Hause tragen zu können. Und dazu sind sicherlich einige Partien und Runden von Nöten und werden auch gerne in Anspruch genommen werden, da das Spiel einfach Spaß macht und es interessant ist, die Möglichkeiten des Spieles auszuprobieren.

Das Spiel selbst wird auf 4 großformatigen Seiten erklärt, die – an und für sich – gut strukturiert und aufgebaut sind. Es gibt viele Bilder und Beispiele, sodass es eigentlich zu keinen Fragen oder Unklarheiten kommen sollte – bei uns hat es jedenfalls keine gegeben. Der Spielablauf und die Mechanismen sind aber auch leicht zu verstehen und ein- bzw. umzusetzen.
Da es aber anscheinend doch ein paar Verbesserungsmöglichkeiten gegeben hat, gibt es auf der Homepage von Clementoni eine verbesserte Regel zum herunterladen und ausdrucken …

Das Spiel ist für 2 bis 5 Spieler ausgelegt und spielt sich auch in allen Besetzungen gleich gut. Uns hat das Spiel mit mehreren Spielern jedoch mehr Spaß gemacht und besser gefallen, da hier der Wettbewerb um die Siedler größer ist und das Spiel insgesamt interessanter macht.
Die Spieldauer beträgt 45 bis 60 Minuten, die kurzweilig und spannend verlaufen.

Das Spielmaterial besteht aus Holzgebäuden, die handlich und funktionell ausgefallen sind. Die Karten sind handlich und nett illustriert, obwohl die Illustrationen doch irgendwie gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem passend sind. Das Startspielerschiff fällt hier ganz aus der Reihe, da es „übergroß“ ist – dies hat aber auf das Spiel selbst natürlich keinen Einfluss.

Uns hat Islas Canarias sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht. Die Idee Häuser nach vorgegebenen Prioritäten auf Inseln zu verbauen, auf die die Spieler selbst Einfluss nehmen können – und wo die Spieler die entsprechenden Karrten (=Siedler) auch noch selbst gezielt zum Einsatz (=aufs Schiff) bringen können, macht Spaß und übt doch seinen eigenen Reiz aus, der einem nicht so schnell wieder loslässt.
Einige interessante Stunden haben wir nun schon mit Islas Canarias verbracht, und es werden ganz sicher noch einige spannende Stunden folgen …

Vielen Dank an CLEMENTONI für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars