Spielbesprechung von Györög Kurt
Kunststück
21.05.2009

von Sonja Klein
Gmeiner-Verlag
für 2 - 5 Spieler
ab 10 Jahren

Auf Beutezug …
Für einen wahren Meisterdieb ist kein Auftrag zu schwierig. Auch nicht, wenn es darum geht, in Kunstmuseen von internationalem Rang einzubrechen und deren wertvollste Gemälde „mitgehen“ zu lassen. Denn so klangvolle Namen wie da Vinci, Rembrandt oder van Gogh lassen die Herzen zwielichtiger Kunstsammler höher schlagen und versprechen satte Gewinne beim Verkauf.
Doch Vorsicht: Auch andere Diebe haben es auf die kostbaren Stücke abgesehen. Nur wer seine Beute gut versteckt, sich vor den Razzien der Polizei in Acht nimmt und die gestohlenen Gemälde clever an seine Auftraggeber verkauft, wird am Ende das beste Geschäft machen!“


Krimi-Kartenspiel für clevere Kunstdiebe

Spielmaterial:
119 Karten (72 Gemälde, die aus 6 Museen [Alte Nationalgalerie in Berlin, Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden, Kunsthalle in Hamburg, Pinakothek in München, Staatsgalerie in Stuttgart und Städel Museum in Frankfurt am Main] und 6 Kunstepochen [Barock, Biedermeier, Impressionismus, Realismus, Renaissance und Romantik] stammen und was auch auf den Karten vermerkt ist, sowie jeweils 2 Fälschungen je Museum und Epoche), 36 Aufträge (pro Museum und Epoche gibt es 3 gleiche Auftragskarten), 8 Verstecke (in 5 Spielerfarben und 3 weiße, allgemeine Verstecke), 1 Asservatenkammer, 1 Razzia, 1 Großrazzia und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Punkte in Form von (hochwertigen) Karten gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält 1 Versteck in seiner Farbe. Diese Verstecke und die 3 weißen, allgemeinen Verstecke werden in der Tischmitte in einer Reihe ausgelegt. An ein Ende kommt die Asservatenkammer, ans andere Ende die gut gemischten Auftragskarten, als verdeckter Nachziehstapel. Die oberste Auftragskarte kommt offen rechts neben die restlichen Auftragskarten, die Razzia-Karte links neben die Asservatenkammer.
Nun werden noch die Gemäldekarten gut gemischt uns als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt – ins untere Drittel wird die Großrazzia-Karte geschoben.

Jeder Spieler zieht eine Gemäldekarte und eine Auftragskarte, die er auf die Hand nimmt. Rechts neben jedes Versteck der Spieler kommt ebenfalls eine Gemäldekarte.

Wer nun an der Reihe ist, führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Neue Karte aufnehmen:
Der Spieler muss eine Karte (Gemälde oder Auftrag) vom entsprechenden Nachziehstapel ziehen und auf die Hand nehmen.
  • Besitzt der Spieler bereits 3 Karten auf der Hand, kommt eine Gemäldekarte offen rechts neben das eigene bzw. ein allgemeines Versteck. Befinden sich dort bereits Karten, wird eine neue Karte immer rechts außen angelegt.
    Im eigenen Versteck können maximal 3 Gemälde-, in den allgemeinen Verstecken maximal 5 Gemäldekarten liegen. Kann eine Gemäldekarte weder auf die Hand genommen, noch korrekt angelegt werden, darf diese nicht genommen werden.
  • Besitzt der Spieler bereits 3 Karten auf der Hand, kommt eine Auftragskarte offen rechts neben den Auftragskartenstapel. Befinden sich dort bereits 5 Auftragskarten, darf keine Auftragskarte gezogen werden.

    2. Eine Karte ausspielen, ein Gemälde aufnehmen oder verschieben bzw. eine Razzia auslösen:
    Eine Karte ausspielen: der Spieler darf entweder eine Gemälde- oder Auftragskarte aus der Hand ausspielen. Ein Gemälde kommt offen in das eigene oder ein allgemeines Versteck, ein Auftrag neben den Auftragskartenstapel.
    Ein Gemälde aufnehmen oder verschieben: der Spieler darf eine Gemäldekarte aus seinem eigenen Versteck, einem allgemeinem Versteck oder der Asservatenkammer auf die Hand nehmen oder in das eigene bzw. in ein anderes allgemeines Versteck legen.
    Eine Razzia auslösen: der Spieler darf die Razzia-Karte, wenn sie neben der Asservatenkammer, seinem eigenem bzw. einem allgemeinem Versteck liegt, nehmen und links neben ein anderes fremdes bzw. allgemeines Versteck legen.
    Handelt es sich um ein allgemeines Versteck, darf der Spieler selbst alle dort liegenden Gemäldekarten (einzeln von rechts nach links) aus dem Versteck nehmen und entweder auf die Hand nehmen, oder in ein anderes allgemeines bzw. in das eigene Versteck legen.
    Handelt es sich um ein fremdes Versteck, muss diese Aktion der Besitzer des Versteckes durchführen.
    Gemälde, die so nicht gültig angelegt bzw. aufgenommen werden können, kommen in die Asservatenkammer.

    3. Auftrag erfüllen:
    Der Spieler kann einen Vertrag, den er auf der Hand hält oder der offen neben dem Auftragskartenstapel liegt erfüllen. Dazu besitzt jede Gemäldekarte zwei aufgedruckte Werte: einen Verkäuflichkeitswert und einen Gemäldewert, die zusammen immer 7 ergeben.

    Um eine Auftragskarte zu erfüllen, legt der der Spieler die entsprechende Auftragskarte vor sich auf den Tisch und teilt den anderen Mitspielern seinen Verkäuflichkeitswert mit, der mindestens 7 betragen (und somit aus mindestens 2 Karten) bestehen muss. Dieser Verkäuflichkeitswert muss mit dem, auf der Auftragskarte angegebenen Kriterien (bestimmtes Museum bzw. bestimmte Kunstepoche), erzielt werden.
    Dazu können alle Gemäldekarten aus der Hand des Spielers, aber auch alle Gemäldekarten im eigenen bzw. in den allgemeinen Verstecken herangezogen werden, sofern diese von rechts nach links greifbar sind – und durch keine anderen Karten blockiert werden. Außerdem darf kein Gemälde zugleich mit seiner als „Fälschung“ gekennzeichneten Karte verwendet werden.
    Die Mitspieler können nun ihrerseits um diese Auftragskarte mitbieten, indem sie einen höheren Verkäuflichkeitswert für den ausliegenden Auftrag ansagen.

    Die Auftragskarte geht dann an den Spieler, der den höchsten Verkäuflichkeitswert geboten hat. Dieser nimmt die Auftrags- und die dazugehörigen Gemäldekarten und legt diese vor sich ab.

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

    Spielende:
    Zieht ein Spieler eine Gemäldekarte nach, und wird dadurch die Großrazzia-Karte sichtbar, geht das Spiel damit in die letzte Runde. Der Spieler legt die Großrazzia-Karte offen vor sich auf den Tisch und beendet ganz normal seinen Zug. Danach kommen die Mitspieler noch genau einmal an die Reihe.

    Jeder Spieler addiert nun die Gemäldewerte aller seiner gesammelten Gemälde. Der Spieler mit der höchsten Summe hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gibt es mehrere Sieger.

    Fazit:
    Kunststück ist ein nettes Kartenverschiebe-, Sammel- und Positionsspiel für die ganze Familie. Es hat einen sehr einfachen und leicht zu erlernenden Spielablauf, der sehr ausführlich in der 16-seitigen kleinen „Broschüre“ erklärt wird. Es gibt auch ein paar Bilder, die den Ablauf veranschaulichen und schnell näher bringen …

    Der Spielablauf selbst beschränkt sich auf das gezielte Sammeln, Verschieben bzw. Gruppieren von Gemäldekarten, um mit diesen dann durch geschicktes Nutzen bzw. Ausspielen von passenden Aufträgen zu erfüllen – und so an Punkte zu kommen.
    Das Ganze verläuft aber recht unspektakulär und ohne größere Aufregung oder Spannung. Auch der Einsatz der Razzia, um damit Spieler zum „Auflösen“ ihrer Sammlung im eigenen Versteck zu zwingen oder um gezielt ein allgemeines Versteck zu räumen und umzusortieren, bringt hier auch nicht allzu große Abwechslung oder Spannung ins Spiel, wenn dieser Spielzug auch effektiv uns sehr nützlich und sinnvoll ist. Es will trotzdem kein allzu großer Spielspaß bzw. Spannung aufkommen – vielleicht auch schon deshalb nicht, weil man, wenn einem das Glück nicht hold ist, nicht und nicht zum richtigen Auftrag bzw. zur richtigen Karte kommt bzw. dieser nicht ausliegt, oder dann von den Mitspielern weggeschnappt wird.

    Ein Grund dafür könnte sein, dass man aufgrund der Spielgeschichte – in der es um spektakuläre Gemäldediebstähle von Meisterdieben in stark bewachten Museen geht, und deren geschickte Verkauf – einen entsprechenden Spielverlauf bzw. Spielablauf erwartet, und weniger ein nettes Sammel-, Ablege- bzw. Positionsspiel. Denn, das Spiel selbst ist keinesfalls als schlecht oder uninteressant zu bezeichnen, aber eben ganz und gar das, was dem Spieler vermittelt und vorgegeben wird und was sich dieser aufgrund der Beschreibung erwartet. Man fühlt sich in keiner Weise in an eine Diebstahl und der Hehlerei von Diebesgut hineinversetzt …

    Das Spiel ist für 2 bis 5 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ca. 60 Minuten. Zu zweit hat uns Kunststück sehr wenig gereizt, mit 3 bzw. 4 Spielern war es dann schon besser und recht nett – und auf alle Fälle interessanter.

    Das Spielmaterial besteht aus 119 hochwertigen und schönen Karten, die sehr viele Informationen über die Gemälde selbst vermitteln und mitbringen. Aus diesem Grund ist das Spiel sicherlich für Kunstliebhaber und Kunstinteressierte interessant und auf alle Fälle einen Blick und ein Probespiel wert.

    Bei uns wird Kunststück sicherlich nicht mehr allzu oft auf den Tisch kommen, da es einfach viel zu viele Spiele gibt, die für uns spannender und interessanter sind – und mit denen wir uns lieber für 1 Stunde die Zeit vertreiben …

    Vielen Dank an den GMEINER-VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars